Zu:
"Kontinent des schlechten Gewissens"
von Ulrich Ladurner, Zeit Online, 15.12.17
(siehe auch unter "Neues", 15.12.)
Der "moralische Furor" macht es schwer, sachlich zu argumentieren und naheliegende Fragen zu stellen, z. B.:
Wo in Westafrika, von wo viele Flüchtlinge kommen, gibt es generell Verhältnisse, die Asyl rechtfertigen?
Wie rücksichtslos müssen Eltern sein, die ihre minderjährigen Kinder übers Meer flüchten lassen und das womöglich noch fördern?
Gehören tausende minderjährige Flüchtlinge in deutsche Heime - statt in ihre afrikanischen Familien?
Ermuntert Minister de Maizière nicht geradezu zur Flucht, wenn er Rückkehrwilligen so viel Geld zahlen will, wie er kürzlich gesagt hat?
Und wie wenig weiß er von Afrika, wenn er meint, dies zahlen zu müssen, damit die Rückkehrer anschließend in ihrer Heimat nicht auf der Straße stehen?
Eine Reihe von Beiträgen hier zeigen auf, daß wir es bei der offiziellen "Entwicklungspolitik" nicht damit zu tun haben, daß Lösungsmöglichkeiten für die Probleme dieses seit 1960 "unabhängigen" Kontinents erarbeitet wurden, sondern lediglich mit einer durch Interessenkreise gelenkten Ideologie, die propagandistische Muster anwendet. Es wird Zeit, daß der afrikanische Kontinents, um das mal so zu verallgemeinern, zu dem findet, was man 1960 beabsichtigt hatte. Inzwischen haben sich ein Reihe von Interessenten auf ihm breitgemacht, die jeder auf seine Art eine neue Ausbeutungsform entwickelt haben. Unter dem Oberbegriff "Entwicklung" wurde hier nichts ent-wickelt, sondern vielmehr eingewickelt in die Deutungsmuster fremdbestimmter Interessen, die es geschafft haben, mit der einheimischen afrikanischen Intelligenzija gemeinsame Sache zu machen. Aus dieser Fehlentwicklung heraus ist nicht nur die Massenvermehrung entstanden, die nun zur Massenaus- und einwanderung nach Europa führt, sondern auch die durch westliche (früher auch östliche sozialistische) Muster angewandten Methoden in der Landwirtschaft. Sowohl das andere Klima, die andere Geografie und auch die andere traditionelle Kultur verbieten es, dort eine Agrartechnik zu implantieren, die einerseits auf Arbeitskräfte verzichtet, andererseits aber Massenproduktion mit Hilfe aufwendiger Investitions- als auch Betriebskosten durchführen will. Die starrren und arroganten Denkmuster einer "wir-wissen-wie-es geht-Ideologie müssen aufgegeben werden, um zu regionalen und lokalen Kooperativen zu kommen. Afrika braucht auch nicht umbedingt alle westlichen Produkte zur Konsumbeglückung. Das Problem der Megastädte-Dörfer-Akkumulation ist ein ebensolcher Fehlweg, da er - wie auch in manchen Gegenden Südamerikas - Landreichtum zu Stadtarmut umdefiniert. Die Völker und Stämme Afrikas müssen dazu gebracht werden, ihre Traditionen zu bewahren und daraus mit Hilfe einer angepaßten Technologie das Optimale herauszuholen. Nicht, wer ein Smartfone besitzt oder eine Markenjeans, ist modern, sondern jemand, der seine Gemeinschaft schützt und die Solidarität lebt.
Dadurch würde auch der Jugend der Irrglaube genommen, in Europa läge das Glück auf der Straße. Afrika den Afrikanern - nicht Multikultur für Europa und ähnlichen Unsinn. Dieser dient nur der Billiglöhnerbeschaffung für die Großunternehmen aus US und EU sowie der Erzeugung eines neuen Proletariats, das den linken Parteien verlorengegangen ist.
In unserer unfriedlichen, von militärischen Konflikten, ökonomischer Krise, ökologischen Gefährdungen, Arbeitsplatzbedrohung, persönlicher Aggressivität und zunehmendem Populismus bedrohten Welt ist eine Zivilisierung der Weltordnung dringend zu wünschen. Zur Zivilisierung der Weltordnung tragen die Entwicklung einer transnationalen Öffentlichkeit und transnationaler Kommunikation durch transnationale Akteure und Netzwerke bei. Zivilgesellschaftliche Organisationen, die „epistemic community“ und Lobbygruppen greifen mehr denn je in die Ausgestaltung der Weltwirtschaft und Weltpolitik ein. Sie schaffen – zusammen mit Staaten und internationalen Organisationen – neue Normen, sie setzen Standards. Der Band versucht, solche Versuche einer Zivilisierung der Weltordnung plausibel zu machen.
Transnationale Akteure und Normbildungsnetzwerke
Herausgegeben von Prof. Dr. Cord Jakobeit, Prof. Dr. Robert Kappel und Prof. Dr. Ulrich Mückenberger
2018, 242 S., brosch., 49,– €, ISBN 978-3-8487-1548-0
Sehr geehrter Herr Seitz,
Sie kritisieren in diversen Diskussionsrunden, Ihren Veröffentlichungen und Internetforen die Zustände in Afrika. In vielen Punkten gebe ich Ihnen recht, finde allerdings Ihre einseitige, um nicht zu sagen einfältige Sichtweise sehr bedauerlich. Sie erwähnen kaum die größeren wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge, die eine große Mitschuld tragen an den Zuständen in Afrika. An welcher Stelle sprechen Sie von den billigen Rohstoffimporten aus Afrika auf Kosten der Lebensumstände der Bevölkerungen ? Wo erwähnen Sie jemals die Einflussnahme europäischer Konzerne und Regierungen auf die Politik der Länder, zum Beispiel im frankophonen Afrika, wie Gabun, Niger, Rep. Kongo, Togo, Kamerun ? Es gehört nicht viel dazu, den allgemeinen Afro-Pessimismus zu bedienen und Populisten in Deutschland Futter für Ihre Positionen zu liefern. Sie haben mehrere Jahre in Afrika gearbeitet. Berichten Sie doch einmal davon, wie gut Sie dort gelebt haben und wie freundlich man Sie dort aufgenommen hat ! Und erwähnen Sie doch bitte auch einmal, wie gut andere Europäer dort leben, die dort Geschäfte machen oder in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind.
Nachtrag zu meinem Artikel vom 02.03.2017 :"Unternehmer sind die besseren Entwicklungshelfer" (siehe unter NEUES):BMZ Minister Müller hat nach wie kein Interesse an einem Gespräch mit dem Unternehmer Junginger. Anders die DEG (Tochter der KfW): Herr Junginger wurde inzwischen als Vertreter der mittelständischen Wirtschaft in den Aufsichtsrat der DEG berufen.
Ich habe zwar keine Erfahrung in Entwicklungshilfe aber kenne wohl deren negative/behindernde Auswirkungen auf die Entwicklung, in erster Linie von Menschen, und als Folge, von den sogenannten "Entwicklungsländern". In der früheren Phase der Entwicklungshilfe hat mal ein Afrikaner gesagt: "Wer hilft eigentlich wem?" Auch nach Dekaden hat sich daran nichts geändert. Wenn es wirklich um eine selbstlose Hilfe ginge, wie würde man dann verstehen, dass 90% (geschätzt) der Hilfsmittel in die Tasche des Helfers zurückfließen und der zu Helfende nur die restlichen Krümel abkriegt!
Aber die größte Verantwortung und die Entscheidung, weiter in abhängiger, unwürdiger Vassallentreue zu leben, liegen, meiner Meinung nach, bei dem Empfänger. Vielleicht würde die Abschaffung der Entwicklungshilfe ihm einen Schubs geben und ihm zur Entwicklung verhelfen. Es würde sich lohnen, es auszuprobieren; denn ohne Probe kann man nicht wissen, ob etwas gut funktionieren kann oder nicht. Im schlimmsten Fall würden die Befürworter/Profiteure der Entwicklungshilfe diese wieder einführen.
1974 die „Grenzen des Wachstums“ gelesen. War im südlichen Afrika
Beitrag
Thesen: 1. Das Bevölkerungswachstum gefährdet alle Entwicklungserfolge. 2. Elektrizität ist ein wesentlicher Antreiber wirtschaftlicher Entwicklung. 3. In rohstoffarmen Binnenstaaten und generell bei <1 Dollar pro Tag fehlt die Grundlage für eine zügige Entwicklung. 4. Entwicklungshilfe soll nicht Eigenleistungen ersetzen oder bezahlen, kann aber bereitstellen, was die Menschen oder Länder selbst nicht können. 5. Viele Frauen wollen weniger Geburten, d.h. später Mutter werden und längere Abstände zwischen Kinder, doch die unzureichende Verfügbarkeit von modernen Verhütungsmitteln und die Einstellungen der Männer und Gesellschaften stehen entgegen.
Diese Thesen führen zu einem Konzept für die Entwicklungszusammenarbeit, das auf Gegenleistungen beruht: Weniger Geburten gegen zügige Elektrifizierung.
Hierzu werden in einer ländlichen Projektregion die Geburtenzahlen erfasst. Auf Dorfebene oder auf individueller Ebene gilt das Versprechen: Bleibt die Geburtenzahl für eine gewisse Zeit niedrig, werden Elektrifizierungssets für Haushalte ausgegeben. Zusätzlich gibt es Mittel für die moderne Familienplanung, entweder finanzielle Unterstützung für deren Erwerb oder als unmittelbar nutzbare Leistung.
Die Elektrifizierungssets bestehen v.a. aus einem Solarpanel in normalen Abmessungen (mind. 250 Watt) nebst Steuerung, einer kleinen Akkumulator-Batterie, LED-Beleuchtung, doppelwandigem Wasserkocher. Weitere Energienutzer wie Wasserpumpen, Luft-Trockner, Kühlgerät, Akku-Handwerkergeräte, Nähmaschine und TV können z.B. nach einem Gutscheinsystem dazukommen.
Bei einem individuellen Programm bekommen die Frauen ein Elektrifizierungsset, wenn sie eine gewisse Zeit nicht schwanger geworden sind. Mehrere Frauen können ihre Anwartschaften zusammenlegen. Dies würde zum einen die Motivation verstärken, ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden. Zum anderen kann es dazu führen, dass auch Frauen, die eigentlich einen Kinderwusch haben, diesen aufschieben. Wenn sie das nicht tun, stehen sie nicht schlechter da, als gäbe es das Projekt nicht, aber sie haben auch keinen direkten Vorteil.
Bei einem Projekt auf Dorfebene wird ein Referenzwert vereinbart, z.B. Minderung der Geburtenzahl um ein Drittel, oder: Minderung der Zahl der Frauen, die schwanger geworden sind. Die Minderungshürde sollte geringer sein als der Anteil der ungewollten Schwangerschaften. Wenn diese Minderung erreicht wird, erhalten gewählte Entscheidungsträger auf Dorfebene Elektrifizierungssets mit der Maßgabe, sie nach im Dorf selbstgewählten, aber objektiven Kriterien im Dorf zu verteilen.
Ein Verkauf ist ausgeschlossen, und auch der Einsatz von Zwangsmaßnahmen gegen Frauen, die (trotzdem) Kinder bekommen möchten, ist nicht zulässig. Die gesamte Dorfgemeinschaft erhält so einen Anreiz, eine positive Stimmung zu Gunsten von weniger Kindern zu erzeugen und junge Frauen bei dem Einsatz von Verhütungsmitteln zu unterstützen.
Beurteilungen erwünscht, Anfrage zu Details bitte über j[ät]j-fa.de
Wandel zwischen Kölner Memorandum von 2016 und Bonner Memorandum von 2018
Dieselben Autoren, die sich 2016 noch für einer geänderte Entwicklungszusammenarbeit (EZ) warben, kommen 2 Jahre später im Bonner Memorandum zu deren weitgehender Ablehnung.
2016 forderten sie noch eine Ausweitung von Teilen der EZ durch
• stärkere Förderung von Familienplanungsprogrammen,
• Mikro-Kredite an Frauengruppen,
• berufliche Aus– und Fortbildung sowie Lehre der MINT-Fächer, E-Learning und „sur place“-Stipendien nebst „Ausstattung von Universitäten durch nachhaltigen Institutionenaufbau“,
• die umfassende Förderung einheimischer und ausländischer Unternehmer, die Produktionsbetriebe in Afrika errichten.
Gemeinsam ist beiden Erklärungen die Kritik an Budgethilfen und die Forderung, dass „afrikanische Regierungen bestehende Ansätze für ein Unternehmertum in Handwerk, Handel und Industrie fördern und nicht weiter behindern, und deutsche Unternehmen sich als faire Partner anbieten [sollen] für eine zunehmend selbstbewusste afrikanische Wirtschaft“, und dass entsprechend eine „Förderung der deutschen mittelständischen Wirtschaft“ bei gewinnorientierten Aktivitäten in Afrika erfolgen soll.
Liegt hier ein deutlicher Bewusstseinswandel vor, oder dominierte der Wunsch, mit plakativen Thesen mehr Aufmerksamkeit zu erreichen?
Übrigens führt es im Wesentlichen zum gleichen Ergebnis, wenn die EZ Investitionen direkt unterstützt, oder wenn die EZ die Regierungen dazu veranlasst, investierende Unternehmen weniger mit Steuern und Zöllen zu belasten, und der Regierung dann die Einnahmenausfälle als Budgethilfe zu „erstatten“. Daher ist die pauschal gegensätzliche Beurteilung beider Vorgehensweisen wenig nachvollziehbar.
Bei Korruption betragen die gezahlten Bestechungsgelder meist nur einen Bruchteil der bewegten und z.T. fehlinvestierten Geldbeträge bzw. der Schäden. Es kann daher effizient sein, bestimmte Eliten mehr oder minder direkt zu alimentieren, wenn sie als Gegenleistung die Entwicklung ihrer Länder nicht durch korrupte Praktiken (z.B. unter Behinderung des Warenflusses) behindern. Natürlich sollten die Schwerpunkte anderswo liegen.
Müller holt zu einem neuen Entwicklungsschlag aus und will jetzt also Afrika digitalisieren: Verwaltung, Gesundheits-, Katasterwesen und so weiter– mit den dazu üblichen Zutaten von Start-Ups bis Drohnen.
Der Minister zeigt mit dieser Initiative, dass er immer noch nicht verstanden hat, dass das so nicht geht, dass er, dass wir Afrika nicht entwickeln können. Aber das kümmert ihn nicht.
Die Attitüde, die man dahinter erkennt, ist die einer Besatzungsmacht. Müller tritt auf, als regiere er Afrika. Neo-Kolonialismus ist das.
Es wäre schön, wenn mal ein afrikanischer Regierungschef aufträte, der ihm sagt: Moment mal, Herr Müller, Das ist hier nicht Deutschland. Wir sind hier zuständig, nicht Sie. Was Sie vorhaben, ist unsere Sache. Halten Sie sich da bitte raus!
Aber darauf wird man vergeblich warten. Das afrikanische Nehmer-Syndrom hat sich längst so tief in die Mentalität eingefressen, dass die Herrschenden alles nehmen, was kommt. Je mehr, desto besser. Von Selbstbewusstsein, von Stolz, keine Spur. Das ist alles zerstört durch unser jahrzehntelanges Alimentieren.
Und das Geld fließt ja in Strömen. Mal eben 140 Millionen für Müllers Digitalisierungsprogramm sind kein Problem. Und vor allem reiche das, wie er sagt, „bei weitem“ nicht aus. - Holdrio!
zum Artikel in Neues „Die Handyhacker von Bamako“ vom 17.11.
Momentan führt das Internet auf der Hitliste der Entwicklungsmotoren
für Afrika. Es bietet unbestritten viele Möglichkeiten für Handel, Dienstleistungen, Verwaltung und vieles mehr – für Leute mit entsprechendem Knowhow und nachhaltigen Konzepten. Dass dadurch, wie im Artikel beschrieben, einige Brikolagejobs entstehen, die weder fundiertes Wissen noch großen Aufwand an Infrastruktur benötigen, kann vorübergehend vielleicht einen trüben Lichtschein auf die Misere werfen: letztlich ist es eine weitere Art der Müllentsorgung in Drittweltländer, die zudem dazu führt, dass Urheberrechte und Gesetze unterlaufen werden. Das Gros der billig wieder hergestellten Smartophones (nur einfach telefonieren will kein Mensch mehr) landet in Händen der armen Bevölkerungsschichten mit wenig Knowhow und ohne neue Geschäfts-Konzepte und so dürften auch die Internetinhalte aussehen, die damit noch konsumiert werden können. Wenn mehr als zwei Drittel der Bevölkerung Analphabeten sind, wird es vielleicht zu mehr Kommunikation führen, aber schwerlich zu gewinnbringender Nutzung von Netzwerkvorteilen. Zudem ist Internet teuer: in Mali kosten 100MB 250CFA/40 Cent (bei einem durchschnittlichem Einkommen von 1,60€/Tag) und sind nur einen Tag lang abrufbar. Guthabenaufladung ab einer Höhe von 10MB für 6,6 Cent verleiten auch die Ärmsten dazu, sich ein solches Statussymbol anzuschaffen und die Anbieter bombardieren ihre Kundschaft mit Powermarketingstrategien, die regelmäßig das Netz lahmlegen. Gebiete, die keinen entsprechenden Absatz garantieren, werden nicht angeschlossen, wovon immer noch weite Teile der Bevölkerung betroffen sind. Statistik und Anbieterinfos verschleiern, dass viele Anschlüsse, wenn überhaupt, längst nicht die Leistung bringen, die sie versprechen.
Man sollte zudem nicht vergessen, dass auch weniger konstruktive Inhalte transportiert werden, wie es der IS beispielsweise seit vielen Jahren sehr erfolgreich tut. Junge Leute sind durch den Mangel an Bildung überaus anfällig für jede Art von Manipulation, wie sie im Internet nur so wimmelt. Sie können häufig nicht unterscheiden, was wahr oder falsch ist und glauben, was sie vorfinden. Die meiste Online- und immer mehr Tages- und Arbeitszeit geht auf soziale Netzwerke, Musik und Spiele… eine Entwicklung, deren Konsequenzen wir in Europa längst beobachten können.
Die von Minister Müller angefeuerte Internetkampagne sollte deshalb den Bildungsaspekt sehr ernst nehmen und überdenken, welche Maßnahmen diesbezüglich in das Konzept mit aufgenommen werden müssen.
Zum Artikel „Gier und Armut zerstören Afrikas Wälder“ 17.11.18
Die geschilderte Praxis ist auch in Mali Alltag: in Segou (für Bamako gilt das sicher auch weitgehend) werden alle Bäckereien und sogar Industriebetriebe mit Holz/Holzkohle befeuert, wie beispielsweise eine Huilerie , die lastzugweise Holz anliefern lässt und mit Altreifen und Altöl ihre Anlage startet. Eine Flasche Gas (12kg) kostet 9.000cfa und bleibt unerschwinglich für Privathaushalte. Es wird traditionell im Freien auf vermeintlich wirtschaftlichen "Foyer amelioré" mit Holz gekocht. Alternativen wie Pellets aus organischen Abfällen werden noch kaum genutzt. Trotz des Verbots werden rund um die Städte Bäume gefällt. Die Forstwirtschaft hat dem wenig entgegen zu setzen. Sie verfügt weder über ausreichend Mittel noch Personal (20 Angestellte für 30 Kommunen mit 564 Dörfern für einen von sieben Bezirken in der Region Segou), um die Schonungen zu schützen. Zudem ist der Job gefährlich, weil die illegalen Holzschläger auch schon einmal schnell zur Waffe greifen. Seit 2015 ist per Dekret die Ausfuhr von unverarbeitetem Holz verboten, dennoch wurden mit Unterstützung korrumpierter Beamter allein im Frühjahr 2018 in nur 2 Monaten 243t illegal nach China exportiert. Um solcher Praxis entgegenzuwirken erhielt eine malische Firma 2016 das Quasi-Monopol zur „umweltzertifizierten“ Verarbeitung des Holzes und dessen Export mit der Auflage zu Wiederaufforstung/Naturschutz. Für die lokalen holzverarbeitenden Betriebe bleibt nicht genug Holz. Sie müssen auf teures importiertes Holz aus Ghana zurückgreifen oder ihrerseits den illegalen Weg einschlagen. Eine irrwitzige Situation vor allem für einen Sahelstaat.
Inzwischen gehört Segou zu den heißesten Orten in Mali, weil auch der Strauchbewuchs immer weiter schwindet. Jahrzehntelange teure Sensibilisierungskampagnen zeigen keinerlei Wirkung. Offensichtlich will hier niemand Verantwortung übernehmen. Es fehlt, wie in so vielen Bereichen, auch hier an der nötigen Disziplin.
Zu dem Focus-Artikel über das grausame "Brustbügeln" in Kamerun vgl. am 23.11.2018 unter "NEUES":
Während meiner Zeit als deutscher Botschafter in Kamerun habe ich diese unfassbaren Praktiken immer wieder angesprochen. Die kamerunische Regierung, insbesondere die Ministerinnen waren an dem Thema nicht interessiert bzw.schauten weg. Wie immer bei solchen unangenehmen Themen wurde mir gesagt: "Cest les choses des blancs" (das sind mal wieder die Angelegenheiten der Weißen),und meinten damit :" Was wollen die schon wieder? Was geht die das an, was wir mit unseren Frauen machen?" Im Menschenrechtsrat der UN werden die Zustände heruntergespielt bzw. westliche Staaten wird ein Mangel an Respekt vor der "anderen Kultur" beklagt.
Übrigens im neuesten Heft von GEO wird das Thema erfreulicherweise ausführlich aufgegriffen.
zum Interview der Körber-Stiftung mit der ehem. ghanaischen Außenministerin Hanna Tetteh (unter dem 31.5. in "Neues")
Thema "Investieren in Infrastruktur":
Investitionen sind doch gar nicht das Hauptproblem - die Instandhaltung ist es!
Afrikanische Straßen und Versorgungsnetze für Strom und Wasser verkommen, bis sie nicht mehr funktionieren!
Beispiel "Straßen": Wer hindert die afrikanischen Staaten daran, ihre geringen Lohnkosten zu nutzen und Straßen arbeitsintensiv zu bauen, tausenden Arbeitslosen Einkommen zu verschaffen statt Caterpillar-Maschinen die Arbeit machen zu lassen!
Die wollen doch offensichtlich gar nicht, sondern lieber "modern" sein und sich Hilfe schenken lassen.
Und wir lassen uns von solchem Gerede beeindrucken!
Beispiel "Handel": Es ist doch völlig unglaubwürdig, darüber zu reden, ohne zugleich die Handelsprivilegien zu erwähnen, die Amerikaner und Europäer ihnen eingeräumt haben.
Wie soll sich denn Afrika jemals entwickeln, wenn sein Spitzenpersonal mit Ansichten und Taten so schief liegt?
zum Interview mit Prof. Achille Mbembe im Bonner General-Anzeiger vom 8.12.2018
Die Ausführungen des Interviewten sind in höchstem Maße diffus und konfus; ein klare Linie ist nicht zu erkennen. Aufschlussreich ist indes, was er nicht sagt bzw.meint umschiffen zu müssen.
Beispiel demographische Entwicklung Afrikas: Keine Aussage darüber, dass die herrschende Bevölkerungsexplosion den Kontinent in der näheren Zukunft in eine dramatische Armutskonstellation stürzen wird.Junge Menschen können nur dann eine positive Ressource sein, wenn sie adäquate Arbeitsplätze finden und ihre Familien ernähren können.
Beispiel Umwelt: Keine Aussage darüber, in welchem Umfang der äquatoriale Regenwald schon vandalisiert worden ist und wer in den jeweiligen Ländern sich dadurch bereichert hat.Afrika ist nun wahrlich kein positives Beispiel für eine verantwortungsvolle Umwelt- und Klimaplitik.
Beispiel "Transferzahlungen von Migranten": Damit werden enge Verwandte vor dem Verhungern bewahrt und gewisse Sozialinvestitionen gefördert, z.B. Hausbau, Autokauf etc. Aber diese Summen ersetzen doch keine nachhaltige und breitenwirksame Entwicklungsanstrengung in der Verantwortung eines (möglichst) demokratischen Staates.
Er geht nicht auf das Thema "hausgemachtes Elitenproblem" ein und benennt nicht die Interessen der herrschenden Machtcliquen sowie deren Methoden der extremen Selbstbereicherung. Dadurch werden Milliardenbeträge ins Ausland geschafft, und die soziale und materielle Infrastruktur eines Landes verrottet weiter vor sich hin.
Selbst die Aussagen über sein Ursprungsland Kamerun entbehren jeder empirischen Logik (der Verfasser dieser Zeilen hat einige Jahre in Kamerun gelebt und darüber seine politikwissenschaftliche Dissertation geschrieben).
Fazit: Wir Europäer sollten uns nicht von diesem "großen Denker" ins Bockshorn jagen und einreden lassen, dass die heutige grausame Misere Afrikas allein mit "Postkolonialismus" zu erklären ist. Das mag zwar auch einigen deutschen Kreisen gefallen, aber diese Attitüde ist nicht nur hochnäsig, sie ist auch geprägt von einem immer wieder durchscheinenden Minderwertigkeitskomplex auf afrikanischer Seite.
Unsere Art der Entwicklungshilfe - von Staat zu Staat mit Mittelvesickerung - hat über sechs Jahrzehnte nur sehr wenig gebracht; sie sollte umgehend eingestellt werden (meine einzige Übereinstimmung mit Mbembe !). Afrika muss sich selbst kraftvoll entwickeln wollen und dafür auch selbst die Mittel aufbringen ! Genügend Rohstoffe soll es ja geben...
Seit 50 Jahren in Theorie und Praxis mit der EZA verbunden
Beitrag
Beteiligen statt Spenden
Wir befinden uns hier – beim “Bonner Aufruf” auf einer Metaebene. Es wird diskutiert über Armutsbekämpfung, Hilfe zur Selbsthilfe, Marshallplan, natürlich auch über Korruption, und vieles vieles Andere – berechtigter Weise. Was aus meiner Sicht nicht thematisiert wird, sind praktikable Lösungsansätze – wenigstens als Diskussionen, wie es funktionieren kann, dies wäre die praktische Arbeit. Die praktische Arbeit ist natürlich nicht die Zielgruppe von Denkern, Politikern, Diplomaten und allen welche sich nur auf der Metaebene wohlfühlen, und nicht in Funktionalität bis in die untersten Ebenen (funktionierende Toiletten, Kompostierung u.v.a. mehr) nachprüfen wollen.
Was wir benötigen sind funktionierende Systeme, welche, leicht angepasst, so gut wie überall, funktionieren können. Einen zaghaften Ansatz versucht die Webseite www.eza-neu.eu / funktionierende Projekte, aufzuzeigen. Auch ich persönlich, unter g.karpi@aon.at zu erreichen, bemühe mich das Konzept “Beteiligen statt Spenden” bekannt zu machen.
Das Konzept scheint sehr einfach. In Europa wird eine GMBH gegründet und diese geht Joint Venture mit lokalen Firmen ein. Beteiligen stall Spenden. Gewinnorientiert aber nicht gewinnmaximierend. Ein Konzept das vereinzelt praktiziert wird, aber meist nie auf die “große Glocke” gehangen wird. Denke, dies wäre ein praktikabler Lösungsansatz wenn er eine positiv kritische Größe in der EZA-Arbeit erlangt.
Wie weit die werte Leserschaft an einer Diskussion interessiert ist und der “Bonner Aufruf” an einem solchen Lösungsmodell Interesse hat wird sich vielleicht zeigen.
Gerhard Karpiniec
Münchendorf/Österreich
zu: FAZ 16.03.2019
Müller hat Angst um Arbeitsfähigkeit seines Ministeriums (vgl. Neues)
Wer sagt es endlich Müller: "A period of silence from you would be welcome".
Bei diesem Zitat von Clement Attlee fiel sofort Müller ein, der fast jede Woche mit viel Lärm eine "Sau durchs Dorf treibt". Und warum rennen die Medien jeder Sau von Müller hinterher, die er gerade mal wieder durchs Dorf treibt?
Zu dem Artikel unter NEUES vom 10.4.2019 "Warum in Burkina Faso so viele Männer Hebammen sind".
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf meinen Text vom 15.6.17 "Afrika Mittelstand" hinweisen. Dort habe ich über eine männliche Hebamme folgendes geschrieben:
Entbindungspfleger (männliche Hebamme) in Burkina Faso: 249 Euro
Nach seiner 2012 beendeten Ausbildung arbeitet der Entbindungspfleger in einem staatlichen Krankenhaus in der Provinz Boulgou in der Region Centre-Est. Er bewohnt eine Dienstwohnung. Zuständig ist er für 17.000 Einwohner. Zusätzliche Einnahmen kann er durch einen auf Kredit gekauften Bauernhof erzielen, wo er Legehühner züchtet. Größte Ausgabenposten sind die Raten für die Rückzahlung des Kredits von monatlich 67 Euro, die Unterstützung seiner Brüder, und 45 Euro legt er auf sein Sparbuch.
Zwei Anmerkungen zum Artikel von Volker Seitz in "Neues" vom 2.9.19
1. Geburtenrate
Die Situation ist ja noch schlimmer als schlimm: Angesichts der geradezu selbstmörderisch hohen Rate in vielen afrikanischen Ländern fordert der mit viel Vorschusslorbeer bedachte tansanische Präsident Magufuli die Menschen auf, mehr Kinder in die Welt zu setzen! (taz, 12.7. in "Neues")
2. Investitionen von Unternehmern:
Höchst begrüßenswert und nötig.
Aber kein vernünftiger Unternehmer wird in Afrika investieren, weil ein deutscher Minister ihn dazu auffordert. Er wird es nur tun, wenn ihm ein Engagement nach gründlicher Prüfung der wirtschaftlichen, rechtlichen, politischen und weiteren Bedingungen profitabel erscheint.
Die Schaffung dieser Voraussetzungen ist Sache der Afrikaner, nicht unsere. Wir könnten das gar nicht, auch wenn wir es wollten.
Zur Buchbesprechung von Gerd Müllers Buch vgl. Neues 28.07.2020 (Mein Kommentar an die FAZ):
Professor Freytag bescheinigt Minister Müller "eine tiefe Kenntnis des Kontinents" weil er 42 Länder besucht hat. In der Tat hat er diese Reisen unternommen, aber immer als Staatsgast, dem eine falsche Realität vorgegaukelt wird. Auch von den dort präsenten deutschen Organisationen. Minister kommen nach meinen langjährigen Erfahrungen nie über Staatsessen und internationale Konferenzräume hinaus. Schon für einen einfachen MdB wird bei seinen Reisen der rote Teppich ausgerollt. Wie soll sich da bei ihm ein korrektes Bild über die Entwicklungen eines Landes ergeben. Minister Müller meint "wir " müßten die Dinge in Afrika in Ordnung bringen- eine abstruse Vorstellung, die, wie nicht nur ich aus Erfahrung weiß, Abhängigkeit von unserer Hilfe fördert und eigenständige Entwicklung verhindert.
Nun zur Überschrift "Streibar für die Schwächsten". Frau Veye Tatah (geboren in Kamerun) schreibt gerade in ihrem Editorial für ihr Magazin Africa Positive: "Ausgerechnet Kamerun ist eines der Länder, die das volle Vertrauen von Bundesminister Gerd Müller vom BMZ genießen. Ein Land, das seit Jahren den Korruptionsindex toppt und seit fast vier Jahren Massaker an der eigenen Bevölkerung verübt. Trotzdem fließt stetig unser Steuergeld im Namen der Entwicklungszusammenarbeit dorthin, der Menschenrechtssituation zum Hohn." Ich verstehe auch nicht warum andere hochkorrupte Länder wie die Demokratische Republik Kongo (Korruptionsindex von Transparency International 168 ), Kongo Brazzaville ( TI Index 165), Tschad ( 162 ) und Mosambik (146 ) weiter unterstützt werden. Wer Korruption duldet, der kämpft nicht für die Schwächsten.
Volker Seitz fordert in seinem Buch “Afrika wird armregiert”, dass das BMZ dem AA unterstellt werden soll. Er schreibt dort: Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit braucht eine starke und sachkundige Vertretung unter Leitung des Botschafters vor Ort. Angesichts der aktuellen Vorgänge in Uganda und dem politischen Standing des Deutschen Botschafters in Uganda sind Zweifel angebracht. Der Spiegel berichtet in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 7) über die Auseinandersetzungen rund um die Präsidentschaftswahlen Anfang Januar in Uganda. Das Auswärtige Amt warnt seine Ugandischen Expads via Deutsche Botschaft, dass es „zu robustem Einsatz der Sicherheitskräfte“ kommen könne. Was ein perfider Euphemismus angesichts des tatsächlichen gewaltsamen Einsatzes der Sicherheitskräfte mit tödlichem Ausgang für wenigstens 50 Ugander.
Bobi Wine setzt bei seinem Kampf für Demokratie nicht länger auf die Europäer, denen nach seiner Ansicht die eigenen Interessen wichtiger sind als Werte.
Diesen Eindruck kann ich angesichts der Mitteilungen des AA respektive des Deutschen Botschafters in Uganda nur teilen. Dort zählt das “Stabilitäts” Narrativ auch mehr als demokratische Werte.
Das AA sollte vielmehr dafür sorgen, dass Bobi Wine dieses Jahr den Deutschen Afrika Preis verliehen bekommt.
Der Vorschlag, Entwicklungshilfe zu streichen oder hinter wirtschaftliche Kooperation auf Gegenseitigkeit zurücktreten zu lassen, setzte einen neuen Ausgangspunkt für das Verhältnis Europas zu Afrika.
Zum ersten möchte ich Herrn Seitz fragen, was aus seinem Vorschlag von Berufsausbildungszentren in Afrika geworden ist (eine Antwort gern per E-Mail).
Zu zweiten gibt es die EU-Initiative Global Gateways. Wie sollte das Vorgehen sein, damit es zu Kooperation auf Gegenseitigkeit kommt? Die Antwort ist möglicherweise nicht so einfach - wegen der kolonialen Herrschaft sowie deren Gegenseite, des Verharrens Afrikas in der der Opferrolle.
Zum dritten: Längst ist es so, dass Europa Afrika als Partner benötigt.
Schon Brigitte Erler propagierte 1987 "Zerschlagt die Entwicklungshilfe". Geändert hat sich wenig. Die EH brauchen wir, um einen Fuß in der Türe zu haben. Es geht nicht um die Verbesserung der Lebensbedingungen afrikanischer Völker oder Dörfer. Es geht um die die Erhaltung unseres Lebensstandards durch die Erhaltung von Abhängigkeiten. Die Gelder für die EH werden gern versenkt, wenn man sich dadurch die Afrikaner vom Leibe halten kann. Dazu gehört natürlich auch, dass die Mauer um Europa höher gebaut wird! Taurig - aber wahr.
Guten Tag,
Ich frage mich: was wurde aus den zahlreichen, m.E. weitgehend richtigen Empfehlungen und Forderungen der Bonner Aufrufe 2008 und 2009, der Kölner Konferenz 2016 und des Bonner Memorandums 2018? Offenbar blieben diese in der BMZ-Politik weitgehend ungehört, trotz der guten Argumente und einer Vielzahl an prominenten Unterzeichnern.
Was wir seit einigen Jahren mit der aktuellen Arbeitsweise der GIZ im Allgemeinen und mit den Müller'schen SeWoHs im Besonderen erleben, ist das Gegenteil dessen, was die Bonner/Kölner Aufrufe erreichen wollten, denn: nur die GIZ selbst entwickelt sich prächig!
Ich habe meine langjährige, leidige Erfahrung mit der aktuellen deutschen, staatlichen Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere im Kontext der GIZ, in ein recht kritisches Papier gebündelt und mit Lösungsvorschlägen versehen.
Meine Frage: Wie kann ich das am besten in eine breite öffentliche Diskussion oder gar ins BMZ einbringen? Ich bitte um Rückmeldung dazu. Vielen Dank!
Es wird auch die Weizenkrise zu immer neuen Hilfsforderungen missbraucht.
Mit dem Anbau lokaler Getreide wie Hirse oder Sorghum kann man die Importabhängigkeit von Nahrungsmitteln aus dem Ausland reduzieren. In diesen Ländern schreibt Boniface Mabanza Bambu in Afrika Süd Mai/Juni 2022 -dazu gehören etwa Niger, Mali und Guinea-Bissau – spiele Brotkonsum eine so unbedeutende Rolle, abgesehen von ein paar Eliten in den Großstädten, kaum berührt sind, was Grundnahrungsmittel anbelangt.
Boniface Mabanza schreibt weiter, „dieser Krieg zeigt noch deutlicher die Notwendigkeit der Besinnung auf sich selbst, um sich durch den Aufbau von Autonomie Respekt zu verschaffen.“
Durch mehr Engagement und Investitionen könnten Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln und Süßkartoffeln, die schnell reif werden und erschwingliche Kalorien liefern, die Lücke der fehlenden Weizenkrise füllen.
Der ehemalige Prasident von Nigeria Obasanjo sagte in einer Art Selbstkritik: „People talk about poverty in Africa. God did not make Africa poor. The poverty in Africa is not God-created, it is human-made. We made Africa poor with our policies and how we execute them and how we deal with the market, the processing, and the storage of food.” Kurz übersetzt: Die Armut und der Hunger ist menschengemacht. (Quelle: New African August/September 2017)
Das ungebremste Bevölkerungswachstum bringt es mit sich, dass besonders in den großen Städten viele Menschen unter erbarmungswürdigen Umständen leben müssen.So werden sich kaum Wohlstandsfortschritte erreichen lassen. Wer soll diese Menschen ernähren? Die Wohltätigkeitsindustrie setzt sich nicht mit diesen Tatsachen auseinander und macht stattdessen für die fortgesetzte Notlage Afrikas den angeblich reichen Westen verantwortlich und sichert sich so eine glänzende Einkommensquelle.
Ich habe Herrn Kobilkes Frage vom 3.5. leider erst heute gesehen. Er fragt:" Ich habe meine langjährige, leidige Erfahrung mit der aktuellen deutschen, staatlichen Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere im Kontext der GIZ, in ein recht kritisches Papier gebündelt und mit Lösungsvorschlägen versehen.
Meine Frage: Wie kann ich das am besten in eine breite öffentliche Diskussion oder gar ins BMZ einbringen? Ich bitte um Rückmeldung dazu. Vielen Dank! "
Hier meine Antwort: Ich fürchte eine begrenzte öffentliche Diskussion könnten Sie ggfs. nur durch kurze möglichst konkrete Meinungsartikel in den einflußreichsten und viel gelesenen politischen Blogs z.B. Achse des Guten , Tichys Einblick oder beim linken FREITAG anregen. Das BMZ ist an Erfahrungen und Meinungen von Praktikern nicht interessiert.
Zum Artikel von K.-J. Gadamer am 12.05.23: Der Autor verwechselt in seinem Text über die "Benin-Bronzen" Nigeria und Dahomey (heute Republik Benin): Die Frauen Miliz, die so genannten Amazonen waren Bürger des Königreiches Dahomey. DIPO FALOYIN schreibt in seinem Buch "Afrika ist kein Land" Suhrkamp, 2023: "In ihrer Blütezeit waren es sechstausend Soldatinnen, alle darauf trainieret, furcht-und gnadenlos zu sein. Dahomey war extrem stolz auf seine Kriegerinnen. (Im Juli 2022 weihte Präsident Talon eine 30 Meter hohe Statue in Cotonou ein).
Die Mehrheit der Amazonen bestand aus Freiwilligen. Einige wurden jedoch zwangsweise rekrutiert, wenn ihre Väter oder Ehemänner sie beim König anzeigten, weil sie zu eigensinnig und unabhängig waren, um noch mit ihnen zu leben". S.252
German Watch weist jüngst auf Berechnungen der US-Umweltorganisation Global Footprint Network hin, wonach die Menschen, die eigentlich für das gesamte Jahr zur Verfügung stehenden Ressourcen der Erde am vergangenen Mittwoch aufgebraucht hätten.
Wenn auch nicht ausdrücklich erwähnt, gehe ich davon aus, dass damit maßgebend die auf Ressourcenverbrauch, im Fokus stehenden Industrienationen gemeint sind.
Kann also die Industrialisierung Afrikas die Antwort auf eine nachhaltige Zukunft afrikanischer Gesellschaften sein ? - Nein. Frage: Soll damit erneut der afrikanischen Bevölkerung geraten werden, ein Lebensmodell zu übernehmen, das den Industrieländern inzwischen schwer zu schaffen macht ? M. E. wird der Vorschlag der Industrialisierung genauso wirkungslos verpuffen, wie die gern von Afrikas Eliten angenommene, allerdings in weiten Bevölkerungskreisen kritisch gesehene Entwicklungshilfe für ein Wirtschafts- wie Lebensmodel, das afrikanischen Gesellschaften fremd ist. Davon abgesehen, war nicht ohnehin in der Vergangenheit der politische Fokus materiell reicher Geberländer auf Ressourcen, Märkte und militärische Interessen gerichtet ?
Enttäuscht bin ich, dass der Bonner Aufruf aus derartigen Erkentnissen keine innovativen Schlüsse zieht, um damit den Berliner Politikbetrieb ans Umdenken zu bringen. Unter den Begriff Zeitenwende verstehe ich übrigens auch eine zukunftsgerichtete, selbstkritische Zusammenarbeit mit afrikanischen Gesellschaften, die beispielweise signifikante Kulturunterschiede zwischen Nehmer- und Geberländern nicht mehr ignoriert. Die westliche Geberwelt sollte tunlichst - im Gegensatz zu Autokratien wie China und Russland - verlorenes Vertrauen zu afrikanischen Ländern aufbauen. Allein dieses Unterfangen bedeutet große Herausforderungen mit Blick auf korrupte Despoten, die russischen Oligarchen und der Diktatur China näher stehen als westlichen Demokratien. Ziel muss sein, eine auf Verständnis basierende Win-Win-Situation zu erreichen, wobei Offenheit und das Eingeständnis von Defiziten auf beiden Seiten unabdingbar sind.
Kommentar zum "Welt"-Artikel vom 24.5. unter "Neues"
Die Autoren verwechseln Entwicklungshilfe mit Humanitärer Hilfe. Ihre Angaben zu Hunger und Sterblichkeitsraten sind in der Tat erfreulich, sie gehören aber wesentlich in die Abteilung Humanitäre Hilfe, nicht zur Entwicklungshilfe. Entwicklung von Gesellschaften und Staaten hängt zentral von der Wirtschaft ab. Und zwar von wirtschaftlichem Fortschritt, der vor allem durch Eigenleistung zustande kommt, durch das, was Menschen mit eigener geistiger und körperlicher Leistung hervorbringen – nicht durch Geschenke der Natur (Bodenschätze) oder Geschenke anderer Staaten (Entwicklungshilfe).
Indikatoren für erfolgreiche wirtschaftliche Aktivität sind positive Wachstumszahlen, Exporte auf den Weltmarkt, Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen, bessere Bildung usw. Hierzu haben die Autoren nichts Überzeugendes zu berichten. In der Tat sind auf diesen entscheidenden Feldern die Zahlen durchweg enttäuschend. Ein Beispiel: Südafrika, lange Zeit ein Motor für die Entwicklung des Kontinents, befindet sich stetig auf einem absteigenden Ast. Angesichts dieser Realität wirken die Äußerungen der drei Autoren wie Hohn und Spott.
Von einer Erhöhung der Entwicklungshilfe ist eine Verbesserung der afrikanischen Lebensverhältnisse keineswegs zu erwarten - eher das Gegenteil. Sie wäre daher unverantwortlich. Nur durch eine Stärkung der Eigenleistung kann eine bessere Zukunft Afrikas entstehen. Diese Binsenweisheit haben die drei hochplatzierten und -dotierten Funktionäre offenbar noch nicht verstanden.
Erst Magufuli, nun Suluhu:
Warum gelingt es afrikanischen Gesellschaften kaum einmal, verantwortuntsvolle und leistungsfähige Personen an die Spitzen ihrer Staaten zu berufen?
Zu der Meldung im Standard über Überschwemmungen im Südsudan. Siehe Neues 9.11.2024:
Ein kenntnisreicher Bekannter kommt gerade aus dem Südsudan zurück. Er schreibt mir
Überschwemmungen gab es im großen Sud schon immer, mal mehr mal weniger. Die UN braucht wieder Geld und übertreibt maßlos. Ja, es sind viele Menschen betroffen, aber bei den Zahlen fängt ja der Schwindel an. Wie ich hörte will die UN für die Überschwemmung 250 Mio. Die UN ist ein riesen Krake, der muss gefüttert werden. Der große Sud ist ähnlich wie das Okavango-Delta, er pulsiert.
Die UN hat übrigens eines der größten Flüchtlingslager ("Bentiu"), mit ca. 130.000 Menschen in ein Gebiet gebaut von dem jeder Einheimische weiß, dass es alle 20 Jahre zur Überschwemmung kommt, jetzt benötigt die UN auch dafür Geld um es zu sichern.
Herr Seitz, wenn Sie mal sehen würden mit wieviel Personal und Material die UN im Südsudan aufgestellt ist, Sie würden ihren Augen nicht trauen. Ich war mal in einem dieser Camps - zig nagelneue Toyota Land Cruiser, riesiges Areal, neue Containerbehausungen, Sporteinrichtungen, Kantinen, alle möglichen Versorgungsmöglichkeiten etc. etc. Und am Flughafen stehen Hubschrauber, Flugzeuge aller Größen und Typen - es ist zum heulen was da für Geld rausgehauen wird.
Afrika ist leider noch immer ein Kontinent,auf dem "Eliten" das sagen haben und die Bevölkerung nichts zu sagen hat.
Auch im Jahre 2025 schließt man mit diesen Eliten Verträge über Rohstoffe ab und verfestigt dadurch den Status Quo autöritärer Regime.
Autoritär mag ein Schlüsselbegriff zum Verständnis afrikanischer sozio-ökonomischer Verhältnisse sein, vor allem anzutreffen in ethischen Strukturen und religiösen Kulten.
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Kommentar
Sa. 16 Dez 2017 - 21:42
Zu:
"Kontinent des schlechten Gewissens"
von Ulrich Ladurner, Zeit Online, 15.12.17
(siehe auch unter "Neues", 15.12.)
Der "moralische Furor" macht es schwer, sachlich zu argumentieren und naheliegende Fragen zu stellen, z. B.:
Wo in Westafrika, von wo viele Flüchtlinge kommen, gibt es generell Verhältnisse, die Asyl rechtfertigen?
Wie rücksichtslos müssen Eltern sein, die ihre minderjährigen Kinder übers Meer flüchten lassen und das womöglich noch fördern?
Gehören tausende minderjährige Flüchtlinge in deutsche Heime - statt in ihre afrikanischen Familien?
Ermuntert Minister de Maizière nicht geradezu zur Flucht, wenn er Rückkehrwilligen so viel Geld zahlen will, wie er kürzlich gesagt hat?
Und wie wenig weiß er von Afrika, wenn er meint, dies zahlen zu müssen, damit die Rückkehrer anschließend in ihrer Heimat nicht auf der Straße stehen?
Di. 26 Dez 2017 - 11:24
Eine Reihe von Beiträgen hier zeigen auf, daß wir es bei der offiziellen "Entwicklungspolitik" nicht damit zu tun haben, daß Lösungsmöglichkeiten für die Probleme dieses seit 1960 "unabhängigen" Kontinents erarbeitet wurden, sondern lediglich mit einer durch Interessenkreise gelenkten Ideologie, die propagandistische Muster anwendet. Es wird Zeit, daß der afrikanische Kontinents, um das mal so zu verallgemeinern, zu dem findet, was man 1960 beabsichtigt hatte. Inzwischen haben sich ein Reihe von Interessenten auf ihm breitgemacht, die jeder auf seine Art eine neue Ausbeutungsform entwickelt haben. Unter dem Oberbegriff "Entwicklung" wurde hier nichts ent-wickelt, sondern vielmehr eingewickelt in die Deutungsmuster fremdbestimmter Interessen, die es geschafft haben, mit der einheimischen afrikanischen Intelligenzija gemeinsame Sache zu machen. Aus dieser Fehlentwicklung heraus ist nicht nur die Massenvermehrung entstanden, die nun zur Massenaus- und einwanderung nach Europa führt, sondern auch die durch westliche (früher auch östliche sozialistische) Muster angewandten Methoden in der Landwirtschaft. Sowohl das andere Klima, die andere Geografie und auch die andere traditionelle Kultur verbieten es, dort eine Agrartechnik zu implantieren, die einerseits auf Arbeitskräfte verzichtet, andererseits aber Massenproduktion mit Hilfe aufwendiger Investitions- als auch Betriebskosten durchführen will. Die starrren und arroganten Denkmuster einer "wir-wissen-wie-es geht-Ideologie müssen aufgegeben werden, um zu regionalen und lokalen Kooperativen zu kommen. Afrika braucht auch nicht umbedingt alle westlichen Produkte zur Konsumbeglückung. Das Problem der Megastädte-Dörfer-Akkumulation ist ein ebensolcher Fehlweg, da er - wie auch in manchen Gegenden Südamerikas - Landreichtum zu Stadtarmut umdefiniert. Die Völker und Stämme Afrikas müssen dazu gebracht werden, ihre Traditionen zu bewahren und daraus mit Hilfe einer angepaßten Technologie das Optimale herauszuholen. Nicht, wer ein Smartfone besitzt oder eine Markenjeans, ist modern, sondern jemand, der seine Gemeinschaft schützt und die Solidarität lebt.
Dadurch würde auch der Jugend der Irrglaube genommen, in Europa läge das Glück auf der Straße. Afrika den Afrikanern - nicht Multikultur für Europa und ähnlichen Unsinn. Dieser dient nur der Billiglöhnerbeschaffung für die Großunternehmen aus US und EU sowie der Erzeugung eines neuen Proletariats, das den linken Parteien verlorengegangen ist.
Di. 5 Jun 2018 - 19:08
In unserer unfriedlichen, von militärischen Konflikten, ökonomischer Krise, ökologischen Gefährdungen, Arbeitsplatzbedrohung, persönlicher Aggressivität und zunehmendem Populismus bedrohten Welt ist eine Zivilisierung der Weltordnung dringend zu wünschen. Zur Zivilisierung der Weltordnung tragen die Entwicklung einer transnationalen Öffentlichkeit und transnationaler Kommunikation durch transnationale Akteure und Netzwerke bei. Zivilgesellschaftliche Organisationen, die „epistemic community“ und Lobbygruppen greifen mehr denn je in die Ausgestaltung der Weltwirtschaft und Weltpolitik ein. Sie schaffen – zusammen mit Staaten und internationalen Organisationen – neue Normen, sie setzen Standards. Der Band versucht, solche Versuche einer Zivilisierung der Weltordnung plausibel zu machen.
Transnationale Akteure und Normbildungsnetzwerke
Herausgegeben von Prof. Dr. Cord Jakobeit, Prof. Dr. Robert Kappel und Prof. Dr. Ulrich Mückenberger
2018, 242 S., brosch., 49,– €, ISBN 978-3-8487-1548-0
http://www.nomos-shop.de
So. 15 Jul 2018 - 05:57
Sehr geehrter Herr Seitz,
Sie kritisieren in diversen Diskussionsrunden, Ihren Veröffentlichungen und Internetforen die Zustände in Afrika. In vielen Punkten gebe ich Ihnen recht, finde allerdings Ihre einseitige, um nicht zu sagen einfältige Sichtweise sehr bedauerlich. Sie erwähnen kaum die größeren wirtschaftlichen und politischen Zusammenhänge, die eine große Mitschuld tragen an den Zuständen in Afrika. An welcher Stelle sprechen Sie von den billigen Rohstoffimporten aus Afrika auf Kosten der Lebensumstände der Bevölkerungen ? Wo erwähnen Sie jemals die Einflussnahme europäischer Konzerne und Regierungen auf die Politik der Länder, zum Beispiel im frankophonen Afrika, wie Gabun, Niger, Rep. Kongo, Togo, Kamerun ? Es gehört nicht viel dazu, den allgemeinen Afro-Pessimismus zu bedienen und Populisten in Deutschland Futter für Ihre Positionen zu liefern. Sie haben mehrere Jahre in Afrika gearbeitet. Berichten Sie doch einmal davon, wie gut Sie dort gelebt haben und wie freundlich man Sie dort aufgenommen hat ! Und erwähnen Sie doch bitte auch einmal, wie gut andere Europäer dort leben, die dort Geschäfte machen oder in der Entwicklungszusammenarbeit tätig sind.
Do. 4 Okt 2018 - 14:14
Nachtrag zu meinem Artikel vom 02.03.2017 :"Unternehmer sind die besseren Entwicklungshelfer" (siehe unter NEUES):BMZ Minister Müller hat nach wie kein Interesse an einem Gespräch mit dem Unternehmer Junginger. Anders die DEG (Tochter der KfW): Herr Junginger wurde inzwischen als Vertreter der mittelständischen Wirtschaft in den Aufsichtsrat der DEG berufen.
Di. 16 Okt 2018 - 15:47
zu: "Entwicklungshilfe beenden!"
Ich habe zwar keine Erfahrung in Entwicklungshilfe aber kenne wohl deren negative/behindernde Auswirkungen auf die Entwicklung, in erster Linie von Menschen, und als Folge, von den sogenannten "Entwicklungsländern". In der früheren Phase der Entwicklungshilfe hat mal ein Afrikaner gesagt: "Wer hilft eigentlich wem?" Auch nach Dekaden hat sich daran nichts geändert. Wenn es wirklich um eine selbstlose Hilfe ginge, wie würde man dann verstehen, dass 90% (geschätzt) der Hilfsmittel in die Tasche des Helfers zurückfließen und der zu Helfende nur die restlichen Krümel abkriegt!
Aber die größte Verantwortung und die Entscheidung, weiter in abhängiger, unwürdiger Vassallentreue zu leben, liegen, meiner Meinung nach, bei dem Empfänger. Vielleicht würde die Abschaffung der Entwicklungshilfe ihm einen Schubs geben und ihm zur Entwicklung verhelfen. Es würde sich lohnen, es auszuprobieren; denn ohne Probe kann man nicht wissen, ob etwas gut funktionieren kann oder nicht. Im schlimmsten Fall würden die Befürworter/Profiteure der Entwicklungshilfe diese wieder einführen.
Fr. 2 Nov 2018 - 02:18
Thesen: 1. Das Bevölkerungswachstum gefährdet alle Entwicklungserfolge. 2. Elektrizität ist ein wesentlicher Antreiber wirtschaftlicher Entwicklung. 3. In rohstoffarmen Binnenstaaten und generell bei <1 Dollar pro Tag fehlt die Grundlage für eine zügige Entwicklung. 4. Entwicklungshilfe soll nicht Eigenleistungen ersetzen oder bezahlen, kann aber bereitstellen, was die Menschen oder Länder selbst nicht können. 5. Viele Frauen wollen weniger Geburten, d.h. später Mutter werden und längere Abstände zwischen Kinder, doch die unzureichende Verfügbarkeit von modernen Verhütungsmitteln und die Einstellungen der Männer und Gesellschaften stehen entgegen.
Diese Thesen führen zu einem Konzept für die Entwicklungszusammenarbeit, das auf Gegenleistungen beruht: Weniger Geburten gegen zügige Elektrifizierung.
Hierzu werden in einer ländlichen Projektregion die Geburtenzahlen erfasst. Auf Dorfebene oder auf individueller Ebene gilt das Versprechen: Bleibt die Geburtenzahl für eine gewisse Zeit niedrig, werden Elektrifizierungssets für Haushalte ausgegeben. Zusätzlich gibt es Mittel für die moderne Familienplanung, entweder finanzielle Unterstützung für deren Erwerb oder als unmittelbar nutzbare Leistung.
Die Elektrifizierungssets bestehen v.a. aus einem Solarpanel in normalen Abmessungen (mind. 250 Watt) nebst Steuerung, einer kleinen Akkumulator-Batterie, LED-Beleuchtung, doppelwandigem Wasserkocher. Weitere Energienutzer wie Wasserpumpen, Luft-Trockner, Kühlgerät, Akku-Handwerkergeräte, Nähmaschine und TV können z.B. nach einem Gutscheinsystem dazukommen.
Bei einem individuellen Programm bekommen die Frauen ein Elektrifizierungsset, wenn sie eine gewisse Zeit nicht schwanger geworden sind. Mehrere Frauen können ihre Anwartschaften zusammenlegen. Dies würde zum einen die Motivation verstärken, ungewollte Schwangerschaften zu vermeiden. Zum anderen kann es dazu führen, dass auch Frauen, die eigentlich einen Kinderwusch haben, diesen aufschieben. Wenn sie das nicht tun, stehen sie nicht schlechter da, als gäbe es das Projekt nicht, aber sie haben auch keinen direkten Vorteil.
Bei einem Projekt auf Dorfebene wird ein Referenzwert vereinbart, z.B. Minderung der Geburtenzahl um ein Drittel, oder: Minderung der Zahl der Frauen, die schwanger geworden sind. Die Minderungshürde sollte geringer sein als der Anteil der ungewollten Schwangerschaften. Wenn diese Minderung erreicht wird, erhalten gewählte Entscheidungsträger auf Dorfebene Elektrifizierungssets mit der Maßgabe, sie nach im Dorf selbstgewählten, aber objektiven Kriterien im Dorf zu verteilen.
Ein Verkauf ist ausgeschlossen, und auch der Einsatz von Zwangsmaßnahmen gegen Frauen, die (trotzdem) Kinder bekommen möchten, ist nicht zulässig. Die gesamte Dorfgemeinschaft erhält so einen Anreiz, eine positive Stimmung zu Gunsten von weniger Kindern zu erzeugen und junge Frauen bei dem Einsatz von Verhütungsmitteln zu unterstützen.
Beurteilungen erwünscht, Anfrage zu Details bitte über j[ät]j-fa.de
Fr. 2 Nov 2018 - 08:46
Wandel zwischen Kölner Memorandum von 2016 und Bonner Memorandum von 2018
Dieselben Autoren, die sich 2016 noch für einer geänderte Entwicklungszusammenarbeit (EZ) warben, kommen 2 Jahre später im Bonner Memorandum zu deren weitgehender Ablehnung.
2016 forderten sie noch eine Ausweitung von Teilen der EZ durch
• stärkere Förderung von Familienplanungsprogrammen,
• Mikro-Kredite an Frauengruppen,
• berufliche Aus– und Fortbildung sowie Lehre der MINT-Fächer, E-Learning und „sur place“-Stipendien nebst „Ausstattung von Universitäten durch nachhaltigen Institutionenaufbau“,
• die umfassende Förderung einheimischer und ausländischer Unternehmer, die Produktionsbetriebe in Afrika errichten.
Gemeinsam ist beiden Erklärungen die Kritik an Budgethilfen und die Forderung, dass „afrikanische Regierungen bestehende Ansätze für ein Unternehmertum in Handwerk, Handel und Industrie fördern und nicht weiter behindern, und deutsche Unternehmen sich als faire Partner anbieten [sollen] für eine zunehmend selbstbewusste afrikanische Wirtschaft“, und dass entsprechend eine „Förderung der deutschen mittelständischen Wirtschaft“ bei gewinnorientierten Aktivitäten in Afrika erfolgen soll.
Liegt hier ein deutlicher Bewusstseinswandel vor, oder dominierte der Wunsch, mit plakativen Thesen mehr Aufmerksamkeit zu erreichen?
Übrigens führt es im Wesentlichen zum gleichen Ergebnis, wenn die EZ Investitionen direkt unterstützt, oder wenn die EZ die Regierungen dazu veranlasst, investierende Unternehmen weniger mit Steuern und Zöllen zu belasten, und der Regierung dann die Einnahmenausfälle als Budgethilfe zu „erstatten“. Daher ist die pauschal gegensätzliche Beurteilung beider Vorgehensweisen wenig nachvollziehbar.
Bei Korruption betragen die gezahlten Bestechungsgelder meist nur einen Bruchteil der bewegten und z.T. fehlinvestierten Geldbeträge bzw. der Schäden. Es kann daher effizient sein, bestimmte Eliten mehr oder minder direkt zu alimentieren, wenn sie als Gegenleistung die Entwicklung ihrer Länder nicht durch korrupte Praktiken (z.B. unter Behinderung des Warenflusses) behindern. Natürlich sollten die Schwerpunkte anderswo liegen.
Sa. 17 Nov 2018 - 12:52
zum FAZ-Artikel vom 15.11.
siehe unter Neues
Müller holt zu einem neuen Entwicklungsschlag aus und will jetzt also Afrika digitalisieren: Verwaltung, Gesundheits-, Katasterwesen und so weiter– mit den dazu üblichen Zutaten von Start-Ups bis Drohnen.
Der Minister zeigt mit dieser Initiative, dass er immer noch nicht verstanden hat, dass das so nicht geht, dass er, dass wir Afrika nicht entwickeln können. Aber das kümmert ihn nicht.
Die Attitüde, die man dahinter erkennt, ist die einer Besatzungsmacht. Müller tritt auf, als regiere er Afrika. Neo-Kolonialismus ist das.
Es wäre schön, wenn mal ein afrikanischer Regierungschef aufträte, der ihm sagt: Moment mal, Herr Müller, Das ist hier nicht Deutschland. Wir sind hier zuständig, nicht Sie. Was Sie vorhaben, ist unsere Sache. Halten Sie sich da bitte raus!
Aber darauf wird man vergeblich warten. Das afrikanische Nehmer-Syndrom hat sich längst so tief in die Mentalität eingefressen, dass die Herrschenden alles nehmen, was kommt. Je mehr, desto besser. Von Selbstbewusstsein, von Stolz, keine Spur. Das ist alles zerstört durch unser jahrzehntelanges Alimentieren.
Und das Geld fließt ja in Strömen. Mal eben 140 Millionen für Müllers Digitalisierungsprogramm sind kein Problem. Und vor allem reiche das, wie er sagt, „bei weitem“ nicht aus. - Holdrio!
Mo. 19 Nov 2018 - 23:42
zum Artikel in Neues „Die Handyhacker von Bamako“ vom 17.11.
Momentan führt das Internet auf der Hitliste der Entwicklungsmotoren
für Afrika. Es bietet unbestritten viele Möglichkeiten für Handel, Dienstleistungen, Verwaltung und vieles mehr – für Leute mit entsprechendem Knowhow und nachhaltigen Konzepten. Dass dadurch, wie im Artikel beschrieben, einige Brikolagejobs entstehen, die weder fundiertes Wissen noch großen Aufwand an Infrastruktur benötigen, kann vorübergehend vielleicht einen trüben Lichtschein auf die Misere werfen: letztlich ist es eine weitere Art der Müllentsorgung in Drittweltländer, die zudem dazu führt, dass Urheberrechte und Gesetze unterlaufen werden. Das Gros der billig wieder hergestellten Smartophones (nur einfach telefonieren will kein Mensch mehr) landet in Händen der armen Bevölkerungsschichten mit wenig Knowhow und ohne neue Geschäfts-Konzepte und so dürften auch die Internetinhalte aussehen, die damit noch konsumiert werden können. Wenn mehr als zwei Drittel der Bevölkerung Analphabeten sind, wird es vielleicht zu mehr Kommunikation führen, aber schwerlich zu gewinnbringender Nutzung von Netzwerkvorteilen. Zudem ist Internet teuer: in Mali kosten 100MB 250CFA/40 Cent (bei einem durchschnittlichem Einkommen von 1,60€/Tag) und sind nur einen Tag lang abrufbar. Guthabenaufladung ab einer Höhe von 10MB für 6,6 Cent verleiten auch die Ärmsten dazu, sich ein solches Statussymbol anzuschaffen und die Anbieter bombardieren ihre Kundschaft mit Powermarketingstrategien, die regelmäßig das Netz lahmlegen. Gebiete, die keinen entsprechenden Absatz garantieren, werden nicht angeschlossen, wovon immer noch weite Teile der Bevölkerung betroffen sind. Statistik und Anbieterinfos verschleiern, dass viele Anschlüsse, wenn überhaupt, längst nicht die Leistung bringen, die sie versprechen.
Man sollte zudem nicht vergessen, dass auch weniger konstruktive Inhalte transportiert werden, wie es der IS beispielsweise seit vielen Jahren sehr erfolgreich tut. Junge Leute sind durch den Mangel an Bildung überaus anfällig für jede Art von Manipulation, wie sie im Internet nur so wimmelt. Sie können häufig nicht unterscheiden, was wahr oder falsch ist und glauben, was sie vorfinden. Die meiste Online- und immer mehr Tages- und Arbeitszeit geht auf soziale Netzwerke, Musik und Spiele… eine Entwicklung, deren Konsequenzen wir in Europa längst beobachten können.
Die von Minister Müller angefeuerte Internetkampagne sollte deshalb den Bildungsaspekt sehr ernst nehmen und überdenken, welche Maßnahmen diesbezüglich in das Konzept mit aufgenommen werden müssen.
Mi. 21 Nov 2018 - 13:26
Zum Artikel „Gier und Armut zerstören Afrikas Wälder“ 17.11.18
Die geschilderte Praxis ist auch in Mali Alltag: in Segou (für Bamako gilt das sicher auch weitgehend) werden alle Bäckereien und sogar Industriebetriebe mit Holz/Holzkohle befeuert, wie beispielsweise eine Huilerie , die lastzugweise Holz anliefern lässt und mit Altreifen und Altöl ihre Anlage startet. Eine Flasche Gas (12kg) kostet 9.000cfa und bleibt unerschwinglich für Privathaushalte. Es wird traditionell im Freien auf vermeintlich wirtschaftlichen "Foyer amelioré" mit Holz gekocht. Alternativen wie Pellets aus organischen Abfällen werden noch kaum genutzt. Trotz des Verbots werden rund um die Städte Bäume gefällt. Die Forstwirtschaft hat dem wenig entgegen zu setzen. Sie verfügt weder über ausreichend Mittel noch Personal (20 Angestellte für 30 Kommunen mit 564 Dörfern für einen von sieben Bezirken in der Region Segou), um die Schonungen zu schützen. Zudem ist der Job gefährlich, weil die illegalen Holzschläger auch schon einmal schnell zur Waffe greifen. Seit 2015 ist per Dekret die Ausfuhr von unverarbeitetem Holz verboten, dennoch wurden mit Unterstützung korrumpierter Beamter allein im Frühjahr 2018 in nur 2 Monaten 243t illegal nach China exportiert. Um solcher Praxis entgegenzuwirken erhielt eine malische Firma 2016 das Quasi-Monopol zur „umweltzertifizierten“ Verarbeitung des Holzes und dessen Export mit der Auflage zu Wiederaufforstung/Naturschutz. Für die lokalen holzverarbeitenden Betriebe bleibt nicht genug Holz. Sie müssen auf teures importiertes Holz aus Ghana zurückgreifen oder ihrerseits den illegalen Weg einschlagen. Eine irrwitzige Situation vor allem für einen Sahelstaat.
Inzwischen gehört Segou zu den heißesten Orten in Mali, weil auch der Strauchbewuchs immer weiter schwindet. Jahrzehntelange teure Sensibilisierungskampagnen zeigen keinerlei Wirkung. Offensichtlich will hier niemand Verantwortung übernehmen. Es fehlt, wie in so vielen Bereichen, auch hier an der nötigen Disziplin.
Sa. 24 Nov 2018 - 14:32
Zu dem Focus-Artikel über das grausame "Brustbügeln" in Kamerun vgl. am 23.11.2018 unter "NEUES":
Während meiner Zeit als deutscher Botschafter in Kamerun habe ich diese unfassbaren Praktiken immer wieder angesprochen. Die kamerunische Regierung, insbesondere die Ministerinnen waren an dem Thema nicht interessiert bzw.schauten weg. Wie immer bei solchen unangenehmen Themen wurde mir gesagt: "Cest les choses des blancs" (das sind mal wieder die Angelegenheiten der Weißen),und meinten damit :" Was wollen die schon wieder? Was geht die das an, was wir mit unseren Frauen machen?" Im Menschenrechtsrat der UN werden die Zustände heruntergespielt bzw. westliche Staaten wird ein Mangel an Respekt vor der "anderen Kultur" beklagt.
Übrigens im neuesten Heft von GEO wird das Thema erfreulicherweise ausführlich aufgegriffen.
Do. 20 Dez 2018 - 18:51
zum Interview der Körber-Stiftung mit der ehem. ghanaischen Außenministerin Hanna Tetteh (unter dem 31.5. in "Neues")
Thema "Investieren in Infrastruktur":
Investitionen sind doch gar nicht das Hauptproblem - die Instandhaltung ist es!
Afrikanische Straßen und Versorgungsnetze für Strom und Wasser verkommen, bis sie nicht mehr funktionieren!
Beispiel "Straßen": Wer hindert die afrikanischen Staaten daran, ihre geringen Lohnkosten zu nutzen und Straßen arbeitsintensiv zu bauen, tausenden Arbeitslosen Einkommen zu verschaffen statt Caterpillar-Maschinen die Arbeit machen zu lassen!
Die wollen doch offensichtlich gar nicht, sondern lieber "modern" sein und sich Hilfe schenken lassen.
Und wir lassen uns von solchem Gerede beeindrucken!
Beispiel "Handel": Es ist doch völlig unglaubwürdig, darüber zu reden, ohne zugleich die Handelsprivilegien zu erwähnen, die Amerikaner und Europäer ihnen eingeräumt haben.
Wie soll sich denn Afrika jemals entwickeln, wenn sein Spitzenpersonal mit Ansichten und Taten so schief liegt?
Fr. 18 Jan 2019 - 17:59
zum Interview mit Prof. Achille Mbembe im Bonner General-Anzeiger vom 8.12.2018
Die Ausführungen des Interviewten sind in höchstem Maße diffus und konfus; ein klare Linie ist nicht zu erkennen. Aufschlussreich ist indes, was er nicht sagt bzw.meint umschiffen zu müssen.
Beispiel demographische Entwicklung Afrikas: Keine Aussage darüber, dass die herrschende Bevölkerungsexplosion den Kontinent in der näheren Zukunft in eine dramatische Armutskonstellation stürzen wird.Junge Menschen können nur dann eine positive Ressource sein, wenn sie adäquate Arbeitsplätze finden und ihre Familien ernähren können.
Beispiel Umwelt: Keine Aussage darüber, in welchem Umfang der äquatoriale Regenwald schon vandalisiert worden ist und wer in den jeweiligen Ländern sich dadurch bereichert hat.Afrika ist nun wahrlich kein positives Beispiel für eine verantwortungsvolle Umwelt- und Klimaplitik.
Beispiel "Transferzahlungen von Migranten": Damit werden enge Verwandte vor dem Verhungern bewahrt und gewisse Sozialinvestitionen gefördert, z.B. Hausbau, Autokauf etc. Aber diese Summen ersetzen doch keine nachhaltige und breitenwirksame Entwicklungsanstrengung in der Verantwortung eines (möglichst) demokratischen Staates.
Er geht nicht auf das Thema "hausgemachtes Elitenproblem" ein und benennt nicht die Interessen der herrschenden Machtcliquen sowie deren Methoden der extremen Selbstbereicherung. Dadurch werden Milliardenbeträge ins Ausland geschafft, und die soziale und materielle Infrastruktur eines Landes verrottet weiter vor sich hin.
Selbst die Aussagen über sein Ursprungsland Kamerun entbehren jeder empirischen Logik (der Verfasser dieser Zeilen hat einige Jahre in Kamerun gelebt und darüber seine politikwissenschaftliche Dissertation geschrieben).
Fazit: Wir Europäer sollten uns nicht von diesem "großen Denker" ins Bockshorn jagen und einreden lassen, dass die heutige grausame Misere Afrikas allein mit "Postkolonialismus" zu erklären ist. Das mag zwar auch einigen deutschen Kreisen gefallen, aber diese Attitüde ist nicht nur hochnäsig, sie ist auch geprägt von einem immer wieder durchscheinenden Minderwertigkeitskomplex auf afrikanischer Seite.
Unsere Art der Entwicklungshilfe - von Staat zu Staat mit Mittelvesickerung - hat über sechs Jahrzehnte nur sehr wenig gebracht; sie sollte umgehend eingestellt werden (meine einzige Übereinstimmung mit Mbembe !). Afrika muss sich selbst kraftvoll entwickeln wollen und dafür auch selbst die Mittel aufbringen ! Genügend Rohstoffe soll es ja geben...
Mi. 30 Jan 2019 - 11:50
Beteiligen statt Spenden
Wir befinden uns hier – beim “Bonner Aufruf” auf einer Metaebene. Es wird diskutiert über Armutsbekämpfung, Hilfe zur Selbsthilfe, Marshallplan, natürlich auch über Korruption, und vieles vieles Andere – berechtigter Weise. Was aus meiner Sicht nicht thematisiert wird, sind praktikable Lösungsansätze – wenigstens als Diskussionen, wie es funktionieren kann, dies wäre die praktische Arbeit. Die praktische Arbeit ist natürlich nicht die Zielgruppe von Denkern, Politikern, Diplomaten und allen welche sich nur auf der Metaebene wohlfühlen, und nicht in Funktionalität bis in die untersten Ebenen (funktionierende Toiletten, Kompostierung u.v.a. mehr) nachprüfen wollen.
Was wir benötigen sind funktionierende Systeme, welche, leicht angepasst, so gut wie überall, funktionieren können. Einen zaghaften Ansatz versucht die Webseite www.eza-neu.eu / funktionierende Projekte, aufzuzeigen. Auch ich persönlich, unter g.karpi@aon.at zu erreichen, bemühe mich das Konzept “Beteiligen statt Spenden” bekannt zu machen.
Das Konzept scheint sehr einfach. In Europa wird eine GMBH gegründet und diese geht Joint Venture mit lokalen Firmen ein. Beteiligen stall Spenden. Gewinnorientiert aber nicht gewinnmaximierend. Ein Konzept das vereinzelt praktiziert wird, aber meist nie auf die “große Glocke” gehangen wird. Denke, dies wäre ein praktikabler Lösungsansatz wenn er eine positiv kritische Größe in der EZA-Arbeit erlangt.
Wie weit die werte Leserschaft an einer Diskussion interessiert ist und der “Bonner Aufruf” an einem solchen Lösungsmodell Interesse hat wird sich vielleicht zeigen.
Gerhard Karpiniec
Münchendorf/Österreich
Di. 19 Mär 2019 - 21:51
zu: FAZ 16.03.2019
Müller hat Angst um Arbeitsfähigkeit seines Ministeriums (vgl. Neues)
Wer sagt es endlich Müller: "A period of silence from you would be welcome".
Bei diesem Zitat von Clement Attlee fiel sofort Müller ein, der fast jede Woche mit viel Lärm eine "Sau durchs Dorf treibt". Und warum rennen die Medien jeder Sau von Müller hinterher, die er gerade mal wieder durchs Dorf treibt?
Fr. 12 Apr 2019 - 20:06
Zu dem Artikel unter NEUES vom 10.4.2019 "Warum in Burkina Faso so viele Männer Hebammen sind".
Ich möchte in diesem Zusammenhang auf meinen Text vom 15.6.17 "Afrika Mittelstand" hinweisen. Dort habe ich über eine männliche Hebamme folgendes geschrieben:
Entbindungspfleger (männliche Hebamme) in Burkina Faso: 249 Euro
Nach seiner 2012 beendeten Ausbildung arbeitet der Entbindungspfleger in einem staatlichen Krankenhaus in der Provinz Boulgou in der Region Centre-Est. Er bewohnt eine Dienstwohnung. Zuständig ist er für 17.000 Einwohner. Zusätzliche Einnahmen kann er durch einen auf Kredit gekauften Bauernhof erzielen, wo er Legehühner züchtet. Größte Ausgabenposten sind die Raten für die Rückzahlung des Kredits von monatlich 67 Euro, die Unterstützung seiner Brüder, und 45 Euro legt er auf sein Sparbuch.
Mo. 2 Sep 2019 - 19:28
Zwei Anmerkungen zum Artikel von Volker Seitz in "Neues" vom 2.9.19
1. Geburtenrate
Die Situation ist ja noch schlimmer als schlimm: Angesichts der geradezu selbstmörderisch hohen Rate in vielen afrikanischen Ländern fordert der mit viel Vorschusslorbeer bedachte tansanische Präsident Magufuli die Menschen auf, mehr Kinder in die Welt zu setzen! (taz, 12.7. in "Neues")
2. Investitionen von Unternehmern:
Höchst begrüßenswert und nötig.
Aber kein vernünftiger Unternehmer wird in Afrika investieren, weil ein deutscher Minister ihn dazu auffordert. Er wird es nur tun, wenn ihm ein Engagement nach gründlicher Prüfung der wirtschaftlichen, rechtlichen, politischen und weiteren Bedingungen profitabel erscheint.
Die Schaffung dieser Voraussetzungen ist Sache der Afrikaner, nicht unsere. Wir könnten das gar nicht, auch wenn wir es wollten.
So. 23 Aug 2020 - 13:57
Zur Buchbesprechung von Gerd Müllers Buch vgl. Neues 28.07.2020 (Mein Kommentar an die FAZ):
Professor Freytag bescheinigt Minister Müller "eine tiefe Kenntnis des Kontinents" weil er 42 Länder besucht hat. In der Tat hat er diese Reisen unternommen, aber immer als Staatsgast, dem eine falsche Realität vorgegaukelt wird. Auch von den dort präsenten deutschen Organisationen. Minister kommen nach meinen langjährigen Erfahrungen nie über Staatsessen und internationale Konferenzräume hinaus. Schon für einen einfachen MdB wird bei seinen Reisen der rote Teppich ausgerollt. Wie soll sich da bei ihm ein korrektes Bild über die Entwicklungen eines Landes ergeben. Minister Müller meint "wir " müßten die Dinge in Afrika in Ordnung bringen- eine abstruse Vorstellung, die, wie nicht nur ich aus Erfahrung weiß, Abhängigkeit von unserer Hilfe fördert und eigenständige Entwicklung verhindert.
Nun zur Überschrift "Streibar für die Schwächsten". Frau Veye Tatah (geboren in Kamerun) schreibt gerade in ihrem Editorial für ihr Magazin Africa Positive: "Ausgerechnet Kamerun ist eines der Länder, die das volle Vertrauen von Bundesminister Gerd Müller vom BMZ genießen. Ein Land, das seit Jahren den Korruptionsindex toppt und seit fast vier Jahren Massaker an der eigenen Bevölkerung verübt. Trotzdem fließt stetig unser Steuergeld im Namen der Entwicklungszusammenarbeit dorthin, der Menschenrechtssituation zum Hohn." Ich verstehe auch nicht warum andere hochkorrupte Länder wie die Demokratische Republik Kongo (Korruptionsindex von Transparency International 168 ), Kongo Brazzaville ( TI Index 165), Tschad ( 162 ) und Mosambik (146 ) weiter unterstützt werden. Wer Korruption duldet, der kämpft nicht für die Schwächsten.
Sa. 13 Feb 2021 - 17:24
Volker Seitz fordert in seinem Buch “Afrika wird armregiert”, dass das BMZ dem AA unterstellt werden soll. Er schreibt dort: Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit braucht eine starke und sachkundige Vertretung unter Leitung des Botschafters vor Ort. Angesichts der aktuellen Vorgänge in Uganda und dem politischen Standing des Deutschen Botschafters in Uganda sind Zweifel angebracht. Der Spiegel berichtet in seiner aktuellen Ausgabe (Nr. 7) über die Auseinandersetzungen rund um die Präsidentschaftswahlen Anfang Januar in Uganda. Das Auswärtige Amt warnt seine Ugandischen Expads via Deutsche Botschaft, dass es „zu robustem Einsatz der Sicherheitskräfte“ kommen könne. Was ein perfider Euphemismus angesichts des tatsächlichen gewaltsamen Einsatzes der Sicherheitskräfte mit tödlichem Ausgang für wenigstens 50 Ugander.
Bobi Wine setzt bei seinem Kampf für Demokratie nicht länger auf die Europäer, denen nach seiner Ansicht die eigenen Interessen wichtiger sind als Werte.
Diesen Eindruck kann ich angesichts der Mitteilungen des AA respektive des Deutschen Botschafters in Uganda nur teilen. Dort zählt das “Stabilitäts” Narrativ auch mehr als demokratische Werte.
Das AA sollte vielmehr dafür sorgen, dass Bobi Wine dieses Jahr den Deutschen Afrika Preis verliehen bekommt.
Do. 2 Dez 2021 - 09:59
Der Vorschlag, Entwicklungshilfe zu streichen oder hinter wirtschaftliche Kooperation auf Gegenseitigkeit zurücktreten zu lassen, setzte einen neuen Ausgangspunkt für das Verhältnis Europas zu Afrika.
Zum ersten möchte ich Herrn Seitz fragen, was aus seinem Vorschlag von Berufsausbildungszentren in Afrika geworden ist (eine Antwort gern per E-Mail).
Zu zweiten gibt es die EU-Initiative Global Gateways. Wie sollte das Vorgehen sein, damit es zu Kooperation auf Gegenseitigkeit kommt? Die Antwort ist möglicherweise nicht so einfach - wegen der kolonialen Herrschaft sowie deren Gegenseite, des Verharrens Afrikas in der der Opferrolle.
Zum dritten: Längst ist es so, dass Europa Afrika als Partner benötigt.
Di. 1 Feb 2022 - 23:09
Schon Brigitte Erler propagierte 1987 "Zerschlagt die Entwicklungshilfe". Geändert hat sich wenig. Die EH brauchen wir, um einen Fuß in der Türe zu haben. Es geht nicht um die Verbesserung der Lebensbedingungen afrikanischer Völker oder Dörfer. Es geht um die die Erhaltung unseres Lebensstandards durch die Erhaltung von Abhängigkeiten. Die Gelder für die EH werden gern versenkt, wenn man sich dadurch die Afrikaner vom Leibe halten kann. Dazu gehört natürlich auch, dass die Mauer um Europa höher gebaut wird! Taurig - aber wahr.
Di. 3 Mai 2022 - 11:27
Guten Tag,
Ich frage mich: was wurde aus den zahlreichen, m.E. weitgehend richtigen Empfehlungen und Forderungen der Bonner Aufrufe 2008 und 2009, der Kölner Konferenz 2016 und des Bonner Memorandums 2018? Offenbar blieben diese in der BMZ-Politik weitgehend ungehört, trotz der guten Argumente und einer Vielzahl an prominenten Unterzeichnern.
Was wir seit einigen Jahren mit der aktuellen Arbeitsweise der GIZ im Allgemeinen und mit den Müller'schen SeWoHs im Besonderen erleben, ist das Gegenteil dessen, was die Bonner/Kölner Aufrufe erreichen wollten, denn: nur die GIZ selbst entwickelt sich prächig!
Ich habe meine langjährige, leidige Erfahrung mit der aktuellen deutschen, staatlichen Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere im Kontext der GIZ, in ein recht kritisches Papier gebündelt und mit Lösungsvorschlägen versehen.
Meine Frage: Wie kann ich das am besten in eine breite öffentliche Diskussion oder gar ins BMZ einbringen? Ich bitte um Rückmeldung dazu. Vielen Dank!
Di. 23 Aug 2022 - 17:19
Es wird auch die Weizenkrise zu immer neuen Hilfsforderungen missbraucht.
Mit dem Anbau lokaler Getreide wie Hirse oder Sorghum kann man die Importabhängigkeit von Nahrungsmitteln aus dem Ausland reduzieren. In diesen Ländern schreibt Boniface Mabanza Bambu in Afrika Süd Mai/Juni 2022 -dazu gehören etwa Niger, Mali und Guinea-Bissau – spiele Brotkonsum eine so unbedeutende Rolle, abgesehen von ein paar Eliten in den Großstädten, kaum berührt sind, was Grundnahrungsmittel anbelangt.
Boniface Mabanza schreibt weiter, „dieser Krieg zeigt noch deutlicher die Notwendigkeit der Besinnung auf sich selbst, um sich durch den Aufbau von Autonomie Respekt zu verschaffen.“
Durch mehr Engagement und Investitionen könnten Grundnahrungsmittel wie Kartoffeln und Süßkartoffeln, die schnell reif werden und erschwingliche Kalorien liefern, die Lücke der fehlenden Weizenkrise füllen.
Der ehemalige Prasident von Nigeria Obasanjo sagte in einer Art Selbstkritik: „People talk about poverty in Africa. God did not make Africa poor. The poverty in Africa is not God-created, it is human-made. We made Africa poor with our policies and how we execute them and how we deal with the market, the processing, and the storage of food.” Kurz übersetzt: Die Armut und der Hunger ist menschengemacht. (Quelle: New African August/September 2017)
Das ungebremste Bevölkerungswachstum bringt es mit sich, dass besonders in den großen Städten viele Menschen unter erbarmungswürdigen Umständen leben müssen.So werden sich kaum Wohlstandsfortschritte erreichen lassen. Wer soll diese Menschen ernähren? Die Wohltätigkeitsindustrie setzt sich nicht mit diesen Tatsachen auseinander und macht stattdessen für die fortgesetzte Notlage Afrikas den angeblich reichen Westen verantwortlich und sichert sich so eine glänzende Einkommensquelle.
Di. 23 Aug 2022 - 17:33
Ich habe Herrn Kobilkes Frage vom 3.5. leider erst heute gesehen. Er fragt:" Ich habe meine langjährige, leidige Erfahrung mit der aktuellen deutschen, staatlichen Entwicklungszusammenarbeit, insbesondere im Kontext der GIZ, in ein recht kritisches Papier gebündelt und mit Lösungsvorschlägen versehen.
Meine Frage: Wie kann ich das am besten in eine breite öffentliche Diskussion oder gar ins BMZ einbringen? Ich bitte um Rückmeldung dazu. Vielen Dank! "
Hier meine Antwort: Ich fürchte eine begrenzte öffentliche Diskussion könnten Sie ggfs. nur durch kurze möglichst konkrete Meinungsartikel in den einflußreichsten und viel gelesenen politischen Blogs z.B. Achse des Guten , Tichys Einblick oder beim linken FREITAG anregen. Das BMZ ist an Erfahrungen und Meinungen von Praktikern nicht interessiert.
Fr. 19 Mai 2023 - 18:33
Zum Artikel von K.-J. Gadamer am 12.05.23: Der Autor verwechselt in seinem Text über die "Benin-Bronzen" Nigeria und Dahomey (heute Republik Benin): Die Frauen Miliz, die so genannten Amazonen waren Bürger des Königreiches Dahomey. DIPO FALOYIN schreibt in seinem Buch "Afrika ist kein Land" Suhrkamp, 2023: "In ihrer Blütezeit waren es sechstausend Soldatinnen, alle darauf trainieret, furcht-und gnadenlos zu sein. Dahomey war extrem stolz auf seine Kriegerinnen. (Im Juli 2022 weihte Präsident Talon eine 30 Meter hohe Statue in Cotonou ein).
Die Mehrheit der Amazonen bestand aus Freiwilligen. Einige wurden jedoch zwangsweise rekrutiert, wenn ihre Väter oder Ehemänner sie beim König anzeigten, weil sie zu eigensinnig und unabhängig waren, um noch mit ihnen zu leben". S.252
Mi. 9 Aug 2023 - 11:41
Entwicklungshilfe, ein Fehler. Beitrag von Kurt Gerhardt in "Der Pragmaticus" vom 4. August 2023 https://www.derpragmaticus.com/r/entwicklungshilfe/
German Watch weist jüngst auf Berechnungen der US-Umweltorganisation Global Footprint Network hin, wonach die Menschen, die eigentlich für das gesamte Jahr zur Verfügung stehenden Ressourcen der Erde am vergangenen Mittwoch aufgebraucht hätten.
Wenn auch nicht ausdrücklich erwähnt, gehe ich davon aus, dass damit maßgebend die auf Ressourcenverbrauch, im Fokus stehenden Industrienationen gemeint sind.
Kann also die Industrialisierung Afrikas die Antwort auf eine nachhaltige Zukunft afrikanischer Gesellschaften sein ? - Nein. Frage: Soll damit erneut der afrikanischen Bevölkerung geraten werden, ein Lebensmodell zu übernehmen, das den Industrieländern inzwischen schwer zu schaffen macht ? M. E. wird der Vorschlag der Industrialisierung genauso wirkungslos verpuffen, wie die gern von Afrikas Eliten angenommene, allerdings in weiten Bevölkerungskreisen kritisch gesehene Entwicklungshilfe für ein Wirtschafts- wie Lebensmodel, das afrikanischen Gesellschaften fremd ist. Davon abgesehen, war nicht ohnehin in der Vergangenheit der politische Fokus materiell reicher Geberländer auf Ressourcen, Märkte und militärische Interessen gerichtet ?
Enttäuscht bin ich, dass der Bonner Aufruf aus derartigen Erkentnissen keine innovativen Schlüsse zieht, um damit den Berliner Politikbetrieb ans Umdenken zu bringen. Unter den Begriff Zeitenwende verstehe ich übrigens auch eine zukunftsgerichtete, selbstkritische Zusammenarbeit mit afrikanischen Gesellschaften, die beispielweise signifikante Kulturunterschiede zwischen Nehmer- und Geberländern nicht mehr ignoriert. Die westliche Geberwelt sollte tunlichst - im Gegensatz zu Autokratien wie China und Russland - verlorenes Vertrauen zu afrikanischen Ländern aufbauen. Allein dieses Unterfangen bedeutet große Herausforderungen mit Blick auf korrupte Despoten, die russischen Oligarchen und der Diktatur China näher stehen als westlichen Demokratien. Ziel muss sein, eine auf Verständnis basierende Win-Win-Situation zu erreichen, wobei Offenheit und das Eingeständnis von Defiziten auf beiden Seiten unabdingbar sind.
Jürgen Haushalter
Sa. 25 Mai 2024 - 19:59
Kommentar zum "Welt"-Artikel vom 24.5. unter "Neues"
Die Autoren verwechseln Entwicklungshilfe mit Humanitärer Hilfe. Ihre Angaben zu Hunger und Sterblichkeitsraten sind in der Tat erfreulich, sie gehören aber wesentlich in die Abteilung Humanitäre Hilfe, nicht zur Entwicklungshilfe. Entwicklung von Gesellschaften und Staaten hängt zentral von der Wirtschaft ab. Und zwar von wirtschaftlichem Fortschritt, der vor allem durch Eigenleistung zustande kommt, durch das, was Menschen mit eigener geistiger und körperlicher Leistung hervorbringen – nicht durch Geschenke der Natur (Bodenschätze) oder Geschenke anderer Staaten (Entwicklungshilfe).
Indikatoren für erfolgreiche wirtschaftliche Aktivität sind positive Wachstumszahlen, Exporte auf den Weltmarkt, Schaffung von Arbeitsplätzen für junge Menschen, bessere Bildung usw. Hierzu haben die Autoren nichts Überzeugendes zu berichten. In der Tat sind auf diesen entscheidenden Feldern die Zahlen durchweg enttäuschend. Ein Beispiel: Südafrika, lange Zeit ein Motor für die Entwicklung des Kontinents, befindet sich stetig auf einem absteigenden Ast. Angesichts dieser Realität wirken die Äußerungen der drei Autoren wie Hohn und Spott.
Von einer Erhöhung der Entwicklungshilfe ist eine Verbesserung der afrikanischen Lebensverhältnisse keineswegs zu erwarten - eher das Gegenteil. Sie wäre daher unverantwortlich. Nur durch eine Stärkung der Eigenleistung kann eine bessere Zukunft Afrikas entstehen. Diese Binsenweisheit haben die drei hochplatzierten und -dotierten Funktionäre offenbar noch nicht verstanden.
Mo. 4 Nov 2024 - 11:29
siehe NZZ vom 4.11. (in "Neues") zu Tansania
Erst Magufuli, nun Suluhu:
Warum gelingt es afrikanischen Gesellschaften kaum einmal, verantwortuntsvolle und leistungsfähige Personen an die Spitzen ihrer Staaten zu berufen?
Mo. 11 Nov 2024 - 12:40
Zu der Meldung im Standard über Überschwemmungen im Südsudan. Siehe Neues 9.11.2024:
Ein kenntnisreicher Bekannter kommt gerade aus dem Südsudan zurück. Er schreibt mir
Überschwemmungen gab es im großen Sud schon immer, mal mehr mal weniger. Die UN braucht wieder Geld und übertreibt maßlos. Ja, es sind viele Menschen betroffen, aber bei den Zahlen fängt ja der Schwindel an. Wie ich hörte will die UN für die Überschwemmung 250 Mio. Die UN ist ein riesen Krake, der muss gefüttert werden. Der große Sud ist ähnlich wie das Okavango-Delta, er pulsiert.
Die UN hat übrigens eines der größten Flüchtlingslager ("Bentiu"), mit ca. 130.000 Menschen in ein Gebiet gebaut von dem jeder Einheimische weiß, dass es alle 20 Jahre zur Überschwemmung kommt, jetzt benötigt die UN auch dafür Geld um es zu sichern.
Herr Seitz, wenn Sie mal sehen würden mit wieviel Personal und Material die UN im Südsudan aufgestellt ist, Sie würden ihren Augen nicht trauen. Ich war mal in einem dieser Camps - zig nagelneue Toyota Land Cruiser, riesiges Areal, neue Containerbehausungen, Sporteinrichtungen, Kantinen, alle möglichen Versorgungsmöglichkeiten etc. etc. Und am Flughafen stehen Hubschrauber, Flugzeuge aller Größen und Typen - es ist zum heulen was da für Geld rausgehauen wird.
Sa. 21 Jun 2025 - 12:53
Afrika ist leider noch immer ein Kontinent,auf dem "Eliten" das sagen haben und die Bevölkerung nichts zu sagen hat.
Auch im Jahre 2025 schließt man mit diesen Eliten Verträge über Rohstoffe ab und verfestigt dadurch den Status Quo autöritärer Regime.
Autoritär mag ein Schlüsselbegriff zum Verständnis afrikanischer sozio-ökonomischer Verhältnisse sein, vor allem anzutreffen in ethischen Strukturen und religiösen Kulten.
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