Insgesamt habe ich nun acht Jahre als EH(Entwicklungshelfer)
mit dem DED in PNG, Ghana und Äthiopien als technischer Berater im Agrarbereich gearbeitet.
Es ist beschämend wie sich die EZ auf dem Makro-Level tummelt(international).
Eine Umsetzung von Strategien ist fast nicht mehr möglich.
Lasst uns doch wieder mit den Menschen zusammen arbeiten, die wirklich Hilfe benötigen.
Ich nehme den vorzüglichen Beitrag über den "schwarzen Kolonialismus" von Albrecht Heise zum Anlaß, um auf sein Buch "Der alltägliche Ausnahmezustand. Kongo im Chaos" erschienen im Picus Verlag hinzuweisen. Heise war lange Jahre Auslandskorrespondent des ZdF und ist ein ausgewiesener Kenner des Kontinents. Ich empfehle das Buch zu lesen.
Volker Seitz
Leserstimme zu : Volker Seitz, "Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann".
Statt einer Einleitung : Zur Kritik von Volker Seitz' Buch, Afrika wird armregiert oder wie man Afrika wirklich helfen kann:
Sehr seltsam: Da wird der interessanteste Vorteil des Buches, seine Ausrichtung an und Untermauerung durch die "Fronterfahungen" eines kompetenten, an entwicklungspolitisch und
- praktisch massgebender Stelle teilnehmenden Beobachters, von mancher Kritik just ins Negative-Naive gedreht: Ein Beispiel : "Seitz' Buch bietet lediglich eine Sammlung von Gedankensplittern, die er offenbar in den vergangenen Jahren zu Papier gebracht hat", meint z.B. Tillmann Eliesen in "Welt-Sichten", 8-2009. Nanu, hat gerade das bisher nicht gefehlt? Nämlich der jahrelange, vor Ort aus praktischer Anschauung schöpfende "Aufschrieb" von Entwicklungsleistungen, und deren der Politik und Praxis in den Empfänger- und den Geberländern zuzurechnenden, begrenzten oder ausbleibenden Wirkungen?
Ist nicht, bis heute, der mit Entwicklungsfragen und Nord-Süd-Beziehungen beschäftigte Praktiker, aber auch Politiker, angewiesen auf Myriaden von Entwicklungstheorien, -moden, -studien, endlos gefolgt vom dazu passenden Workshop, Symposium, Konferenzenzirkus? Da wird studiert, analysiert, konkludiert, oft brillant und wissenschaftlich kompetent, doch praktisch-entwicklungstechnisch an der afrikanischen Realität vorbei ; und ohne den ernsthaften, tabufreien und von dieser Realität ausgehenden Versuch, auf Fragen einzugehen, die nach mehr als vier Jahrzehnten Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mit Afrika noch offen sind, etwa : (1) Warum haben die gesamten Entwicklungsleistungen des Nordens an Afrika bisher keinen wirklichen und dauerhaften Effekt gehabt? (2) Warum geht in Afrika die Gleichung "Geld = Entwicklung", auf deren unreflektierter, besser : verdrängter Gültigkeitsannahme die gesamte Zahlungspolitik des Westens basiert, nicht auf?
Antworten auf Frage zu (2) sind zugleich die Kernbotschaft des Buches von Volker Seitz, bestehend in der Erinnerung an eine simple Erfahrungstatsache, die jedem mit der praktischen EZ in Afrika Befassten längst vertraut ist, die aber, wenn denn einmal angesprochen, von Ez-Politik- und, -Durchführungsebenen sowie von Theorie und versammeltem Gutmenschentum "mit kollektivem Aufschrei" (Seitz) quittiert wird. Dieses Risiko ist Volker Seitz eingegangen (und gerade dabei, die Aufschreie einzusammeln) mit einer Beschreibung der Szenarien und der aus der EZ-Praxis zwingend hervorgehenden Begründung der irreführenden Natur der Gleichungen : "Geld = Entwicklung" oder gar "mehr Geld = mehr Entwicklung".
Die vorliegende Leserstimme befasst sich mit den Antworten, die Volker Seitz auf die
Frage zu (1) gibt und die auf die Gründe der Nicht- oder Schlechtentwicklung eingeht, die für afrikanische Länder fortbestehen und beispielsweise für asiatische wenn nicht überwunden, so doch zumindest beherrschbar sind. Diese Gründe sind seriösen, praxiserfahrenen Betrachtern der Lage bekannt, sie anzusprechen oder gar zu erörtern, bleibt ein Tabu. Ausnahme davon, weil inzwischen in ihrem entwicklungshindernden Effekt allzu offensichtlich und damit unmöglich zu übergehen oder zu verharmlosen : die Korruption. Entsprechend scheint dieses Phänomen bei Volker Seitz in einem eigenen, notwendig summarischen Kapitel auf, aber im ganzen Buch immer wieder durch. Dabei wird auch das Verhalten des Westens und der Geber, die bisweilen, ungewollt, Phänomene wie Korruption und ihre strafrechtlich relevanten Schwestern befördern, angesprochen. Doch da sind wir schon in der Abteilung "Tabus und Denkverbote", für deren Aufhebung Volker Seitz, vorerst vermutlich vergebens, plädiert.
"Fast 50 Jahre Entwicklungshilfe und ihre mageren Ergebnisse", konstatiert Volker Seitz
und spricht vom Versagen der Entwicklungshilfe, ganz im Tenor des von ihm mitinitiierten Bonner Aufrufs vom September 2008. Wohl wahr, die Ergebnisse sind allerhöchstens mager, "unsere Unterstützung einer selbsttragenden und dauerhaften politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas hat nicht zu den erhofften Ergebnissen geführt" (Bonner Aufruf). Zutreffend diese Wertungen, aber doch ein wenig pauschal. Man spricht von der Entwicklungshilfe oder -zusammenarbeit wie von einer grossen Eintopfmasse, die halt danebengeraten und ungeniessbar ist. Man differenziert nicht nach den verschiedenen Ansätzen und Instrumenten, mit welchen die Geber ihre Leistungen erbringen.
Der wichtigste davon und jedes "Entwicklungsverhältnis" prägende ist der Ansatz der Technischen Zusammenarbeit (TZ). Deren nach wie vor gültige Aufgabendefinition ist : "Fähigkeiten von Menschen, Organisationen und Gesellschaften in den Partnerländern auszubilden, um sie in die Lage zu versetzen, durch effektiven, effizienten und nachhaltigen Einsatz von Ressourcen ihre Lebensbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern. Im Rahmen der TZ werden technische, wirtschaftliche und organisatorische Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt" (BMZ, Medienhandbuch Entwicklungspolitik, 2008/09, S.68). Nun, letztere Aktivitäten sind keineswegs en bloc und über die gesamte bisherige Zeit ihrer Durchführung hinweg als wirkungslos versandete Liebesmüh zu sehen.
Denn Ergebnisse gibt es. Staat und Verwaltung der meisten afrikanischen Partnerländer verfügen inzwischen über einen, quantitativ sicher noch zu verstärkenden, technisch-qualitativ bisweilen aber schon über dem Niveau entsandter "Experten" liegenden Personalstock, zumindest auf Führungsetagen. Gemeinsam wurden angepasste Strukturen, Organisationen, Verfahren entwickelt und versucht, mit dem Partner zu praktizieren. Erfahrungen des Nordens wurden im Hinblick auf ihre Übertragungs- und Anpassungsmöglichkeiten an den jeweiligen lokalen Kontext aufgearbeitet und den afrikanischen Kollegen vermittelt. Insoweit also eine Teilerfolgsstory. Trotzdem, und jetzt geht leider kaum ein Weg mehr am Miss- oder Magererfolgsurteil über die EZ von Volker Seitz und Bonner Aufruf vorbei : Es funktioniert nicht.
Einer der Hauptgründe : Die bestentwickelten personellen Kompetenzen gehen ins Leere, wenn sie nicht in einem zu ihrer Entfaltung notwendigen organisatorisch und institutionell funktionierenden Rahmen ausgeübt werden können. Zwar existieren diese Rahmen inzwischen weitgehend, doch sie sind untauglich und nicht "in der Lage, durch effektiven, effizienten und nachhaltigen Einsatz von Ressourcen (ihre) Lebensbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern", im Sinne obiger TZ-Definition. Entweder sie existieren nur in der Theorie der Texte oder werden in ihrer korrekten Funktion aus politischen oder/und korruptionsgetriebenen Gründen behindert oder blockiert.
Diese Erscheinungen in der Praxis der Entwicklungszusammenarbeit waren recht bald vorauszusehen. Wohl wurde und wird auch versucht, in Abkommen, Durchführungsvereinbarungen und ähnlichen Instrumenten Sicherungen einzuziehen, die konkrete und nicht nur verbale Umsetzungen des Vereinbarten garantieren sollten. Wichtigstes dieser Instrumente, weil von Bedeutung für Folgekosten und Nachhaltigkeit, ist die Konditionierung, z.B. bei Abkommen zur Strassenbaufinanzierung. Das Nehmerland verpflichtet sich, zur Sicherung der Strassenunterhaltung entsprechende Strukturen einzurichten, sie zu betreiben und so die Finanzierung von Unterhaltsmassnahmen zu erwirtschaften. Wohl sind allerorten diese Strukturen entstanden. Funktionieren tun sie nicht. Das enorme Potenzial , etwa aus einer Strassenmaut, wird nicht genutzt, besser : einer nichtöffentlichen Nutzung zugeführt. Fast immer ist eine solche Konditionalität in den entsprechenden Abkommen enthalten, ebenso regelmässig wird sie von Geberseite nicht geltend gemacht. Diese wagt es nicht, den Partnern - in politisch-psychologisch falsch gesehenem Kooperationsverständnis - Wahrheiten zu sagen. Die Empfängerseite würde das verstehen, wenn auch ein wenig "maulend" ("vous avec vos pressions amicales", verlautbarte einmal der Parlamentspräsident eines Partnerlandes - und erfüllte die angemahnte Kondition, die Verabschiedung lange angemahnter Dezentralisierungsgesetze). Die Geber ziehen keine Konsequenzen aus sachlich gebotenen und begründeten Konditionalitäten oder verwässern deren Druckeffekt ad infinitum. Schlimmer noch : In gleicher Regelmässigkeit finanzieren sie anstandslos die Reparatur der alsbald heruntergekommenen Strassen oder gar deren komplette Neukonstruktion. Was ist solches Geberverhalten anderes als, sagen wir fahrlässiges, Verleiten der Nehmer zu vertragswidrigem Verhalten und Passivität?
Zugegeben, schon die Formulierung von Konditionen ist nicht immer so einfach wie im obigen Beispiel, technisch gesehen. Auch die Wegmarken zur Verfolgung ihrer Einhaltung sind oft schwieriger zu setzen und zu evaluieren, besonders in den Fällen, wo die Erreichung vereinbarter Ziele und die Umsetzung von Ergebnissen eindeutigen politischen Willen voraussetzen, etwa bei grundlegenden Reformvorhaben wie Dezentralisierung und Gemeindeförderung. Fehlender Wille lähmt oft auch die banal-technischen Durchführungsebenen einer politisch beschlossenen und in Form von Gesetzen und Regelungstexten "durchgeführten" Reform. Es fehlt auch der Wille, den Reformunterbau (Strukturen, Personal, Verfahren) zu realisieren. Die dazu notwendigen Mittel, Kompetenzen, Hilfen sind in der Regel verfügbar. Dies ist dem Partner klar zu sagen, nicht als Akt der Moralpädagogie, sondern als Vermittlung von im Norden gemachten einschlägigen Erfahrungen mit der objektiven Darstellung dessen, was passiert, wenn nichts geschieht. Solches indessen hört man von Geberseite fast nie.
Es geht um den klaren Umgang, um eine klare Sprache miteinander. So etwas ist möglich, auch unter dem Regime diplomatischer Formelsprache. Gleichberechtigte Vertragsverhältnisse, in welchem Sektor auch immer, dem der Entwicklungskooperation inklusive, schliessen sehr wohl die Möglichkeit der Konditionierung von Leistungen mit ein. Nur : Deren Geltendmachung verlangt oft Druckausübung der Geberseite. Das ist üblich, menschlich und partnerschaftlich vertragskonform, keine neokoloniale Attitüde. Dennoch findet das meist nicht statt. Volker Seitz bringt es auf den Punkt : "Das Samariterverhalten des Nordens schwächt oder zerstört die Anreize der Empfänger zu eigenen Anstrengungen (z.B. eben zur Erfüllung von Konditionen oder vereinbarten Partnerschaftsleistungen, Anmerkung des Unterzeichners)". Oder : "Mit unserem Dauermitleid verstärken wir nur eine Sozialhilfementalität, die in manchen afrikanischen Staaten schon chronisch ist." Hinzukommt, dass sich die Geber für ihre Kooperationsaktivitäten ein System der Zielerreichungs- und Wirkungsnachweiszwänge verordnet haben, das weit über das Sinnvolle und Notwendige hinausgeht, ja mittlerweile fast zu l'art pour l'art geworden ist. Bestehen auf Konditionalität und Vertragserfüllung wäre hier sehr inopportun, da deren Nichtrespektierung es erschwert, den geplanten Programm- oder Projekterfolg zu konstatieren.
Obige Beobachtungen führen zurück zu einem das ganze Buch von Volker Seitz durchziehenden Leitthema : "Afrika ernstnehmen", hat er als eine Kapitelüberschrift formuliert. Und wie hat das zu geschehen? Fast scheut man sich, es zu sagen, die Banalität zu benennen, um die es geht und die im vorstehenden Absatz angedeutet ist : durch klaren Umgang und klare Sprache zwischen den Kooperationspartnern. Oder wie es der Autor in Maximen fasst :
"Wahre Freundschaft gegenüber Afrika muss in Zukunft kritische Zusammenarbeit bedeuten."
"Nach meiner Erfahrung kann auch deutsche Politik in Afrika auf lange Sicht nur dann erfolgreich sein, wenn wir ehrlich und standhaft auftreten."
"To speak clearly is not being colonial" (Gladwell Otieno, Bürgerrechtlerin aus Kenia, eines der von Seitz seinem Buch vorangestellten besonders treffenden Zitate).
Solche Maximen sind noch weit entfernt, in der Realität zu effektiv beachteten Leitsätzen und Verhaltensregeln der Entwicklungskooperation und Kommunikation des Westens mit Afrika zu werden. Zwar wird man hier zunächst einwenden, dass das westlich-afrikanische Kooperationsverhältnis sich sehr wohl, zunächst vorwiegend terminologisch, zu einem "emanzipierten" und auf einer gleichberechtigten partnerschaftlichen Ebene betriebenen entwickelt und die Entwicklungshilfe zur Entwicklungszusammenarbeit oder -partnerschaft mutiert hat. Dies trifft zu und sollte nicht bagatellisiert werden. Der entsprechende ernsthafte Willen der Geber scheint vorhanden. Gerade im Umgang mit afrikanischen Partnern ist bei der Wahl der Worte Sensibilität gefordert und das noch immer vorhandene Gewicht zu berücksichtigen, welche das Wort besitzt vor dem Hintergrund afrikanischer "tradition orale" . Diese Tradition scheint immer noch ein wenig zu wirken, auch in einem auf Schriftkultur basierenden "modernen" Kommunikationsumfeld. Nur, bei allem guten Willen bleibt ein "Missverhältnis zwischen Partnerschaftsrethorik und empirischem Befund" unverkennbar. Wie sonst lässt sich erklären, dass die Geberseite fortfährt, die Nichterfüllung von Eigenleistungen und Bedingungen zu tolerieren, ja diese letztlich unter den Tisch fallen zu lassen. Dabei würde sie nichts daran hindern, die Mittelvergabe "an nachprüfbaren Kriterien der entschlossenen Eigenanstrengung und des 'guten Regierens' auszurichten" (Seitz). Dies und das vorerwähnte Erfordernis der Sensibilität stünden einem solchen "straight talk" keineswegs entgegen.
Doch wie gesagt : Eigentlich Banalitäten, das alles. Schon hört man wieder die eingangs zitierte Kritiker-Fraktion raunen, da habe sich jemand nicht nur mit einer "Sammlung von Gedankensplittern" amüsiert, sondern auch ein Poesie-Album naiver Entwicklungskooperations-sprüche geführt. Sei's drum. Noch ist die Welt der Entwicklungspolitik, -praxis und -literatur nicht dabei (letztere aber zunehmend und zwar gerade auf afrikanischer Seite), in der Diskussion über Entwicklung und Kooperation von und mit Afrika auch Grundtatsachen und -erkenntnisse zu
berücksichtigen, die praktischer Lebens- und Kooperationserfahrung entspringen, aber weniger Stoff geben für gescheite Theorien, aktuelle Moden und ähnliche, grossartige Millenium-Development-Politiken.
Volker Seitz hat, mit noch wenigen anderen, mit seinem Buch den Anfang gemacht.
Es ist ein grundlegender Unterschied, ob man nach einem Kurzaufenthalt über Entwicklungspolitik schreibt oder nach langjährigem Arbeitsaufenthalt mit ländlichen Zielgruppen und Entscheidungsträgern.
Damit sei festgestellt, dass die Afrikaner vor Ort sich ihrer unbefriedigenden Situation durchaus bewusst sind, dass aber traditionelle Muster und Autoritätskennzeichen sowie konkurrierende Ethnien häufig einen großflächigen systemischen Entwicklungsansatz verhindern.
Die Korruption ist sicher einer der Faktoren, der bei der kleptokratischen Elite ins Auge springt, sei sie in Form von geldlichen Zuwendungen oder den (sinnlosen) Infrastrukturverbesserungen in einem bestimmten Dorf (z. B. Geburtsort des Ministers).
Schlimmer ist, dass die Eliten nichts, weder ideell noch finanziell, zur Entwicklung ihres Staates beitragen, sondern sich dessen bedienen und die öffentlichen Gelder (deniers publics) mit ihnen auf Grund des Amtes zustehenden Geldern verwechseln.
Die meisten der in Deutschland ausgebildeten Eliten sind demokratisch aufgeschlossen, erstreben nach ihrer Rückkehr aber auch nur Posten in der Hauptstadt. Nach Jahren europäischen Modellverhaltens erliegen sie den sozialen Zwängen und verhalten sich wie die kritisierten Eliten.
Viele kehren nach dem Studium nicht zurück, sondern suchen sich einen Arbeitsplatz in den westlichen Ländern wegen der Chancenlosigkeit, im eigenen Land adäquat eingesetzt zu werden. Dieses Potenzial sollte (durch materielle Unterstützung) dazu bewogen werden zurückzukehren.
Es ist unverständlich, dass über Regierungsverhandlungen ein Prioritätenkatalog besprochen wird mit denen, die als Eliten nur an ihrer persönlichen Bereicherung interessiert sind.
Die Kirchen und andere NGOs haben es leichter, da sie vor Verhandlungen konkret nachhaltige Projekte identifizieren können, manchmal an der Gier der Eliten vorbei.
Es wäre wünschenswert, dass über die nicht existierende Koordination der EU über den FED hinaus auch die UNDP und andere UNO-Projektplanungen koordiniert werden, vielleicht in Form von Pilot-Regionen oder -Ländern.
Dafür müsste auf nationaler und internationaler Ebene eine Datenbank mit Expertenjahresberichten und deren Auswertung errichtet werden analog zu den Berichten der jeweiligen Botschaften.
Die 10 Vorschläge für eine bessere Entwicklungspolitik basieren auf der Bilanz der bisherigen Entwicklungspolitik und sind zum Teil in dieser Form nicht durchsetzbar (Maximalforderungen).
Punkt 4 ist sicher der wichtigste, denn die Alphabetisierung, die Grundbildung und die Ausbildung sind die Säulen jeder Entwicklungschance für die unterprivilegierten Populationen (auf dem Land). Hier wäre auch in Betracht zu ziehen, materielle Hindernisse wie den Kauf von Schuluniformen, Schulgeld, Lehrlingsgeld aus dem Weg zu räumen und Arbeitsstellen im Öffentlichen Dienst (als größtem Arbeitgeber), im Privatsektor und im Landwirtschaftssektor bereitzustellen.
Punkt 5 ist problematisch, da viele Großprojekte der GTZ zur Instandhaltung ein Budget erfordern, das größer ist als das Gesamtbudget des jeweiligen Ministeriums.
Punkt 8 Vielleicht kann über die Exporte und Luftaufnahmen den unwilligen Ländern nachgewiesen werden, wie groß ihre Bodenschätze sind. Welche Institution könnte Sanktionen verhängen, falls die Daten nicht offen gelegt werden?
Punkt 9 ist utopisch, da die meisten afrikanischen Länder diese Voraussetzungen nicht erfüllen. Das Gemeinwohl, wenn vorhanden, hört hinter dem Dorf bzw. der Ethnie auf.
Das afrikanische Verständnis von Demokratie muss nicht unserem entsprechen, es muss aber die Präsidialherrschaft in Frage stellen (s.Zimbabwe, D.R.Kongo,Togo).
Um auf den Anfang meiner Ausführungen zurückzukommen:
Berater mit einer langjährigen beruflichen Tätigkeit im Land und Kontakt zur Bevölkerung mit ihren sozioökonomischen und soziopolitischen Problemen, mit Einsicht in den religiösen Kontext können Teile der Vorschläge partnerschaftlich im Dialog langfristig auf eine Praktikabilität hin überprüfen und zur Anwendung bringen. GTZ Experten, UNO- Personal und Botschaftspersonal scheinen für diese Aufgabenstellung weniger in Frage zu kommen.
Die Medien werden unaufgefordert einen (noch) größeren Beitrag leisten.
Je pense que l'aide doit être organiser de tel sorte qu'elle vise le receveur à se passer de cette aide. Elle doit s'orienter le plus possible sur l'éducation pour que le peuple soit capable lui même de participer réellement dans le développement.
Zusätzlich zu diversen politischen oder wissenschaftlichen Theorien und Ansätzen über die Entwicklungspolitik habe ich mich mit einer soziologischen Analyse des Gesamtkomplexes beschäftigt. Einige der hierdurch gewonnenen Thesen will ich an dieser Stelle zur Diskussion stellen und hoffe auf zahlreiche Kommentare:
1. Die Entwicklungshilfe hat die an sie gestellten Erwartungen in Bezug auf Afrika nicht erfüllt, Afrika ist das Armenhaus der Welt.
2. Private und staatliche Hilfe ist hingegen zu einem lukrativen Milliarden Euro schweren Dienstleistungssektor mit zehntausenden Beschäftigten angewachsen.
3. Gemeinnütziges Handeln, Spenden und Hilfsbereitschaft haben eine wesentliche soziale Funktion in unserer Gesellschaft, welche durch ein Engagement in Afrika offenbar sehr bequem erfüllt wird.
4. Eine wirtschaftliche Entwicklung Afrikas, vergleichbar mit vielen asiatischen Staaten, würde den Kontinent als Spendenziel unattraktiv machen und diese soziale Funktion gefährden.
5. Durch unseren Drang, "Gutes" zu tun, festigen wir gegenwärtige Missstände und sichern in erster Linie auch zukünftig unsere Position als "Retter Afrikas". Dass dies in der Regel unbewusst geschieht, ist für das Ergebnis sogar förderlich.
6. Als Sündenböcke für die Nicht-Entwicklung dienen MNCs, Despoten, Machteliten und Korruption, die jedoch maßgeblich durch unsere "Hilfe" finanziert werden.
7. Letztendlich liegt es zuerst an den Industriestaaten und deren Bevölkerung, ihr moralisches Bedürfnis anderen zu helfen auf ehrlichere Weise zu stillen als einen ganzen Kontinent aus selbstherrlicher Bequemlichkeit heraus in Elend zu halten und die Möglichkeiten eines wirtschaftlich starken Afrikas zu verschwenden.
A la deuxième question, je crois, un peuple consciemment elevé pourrait faire un developpement immense et accéleré avec beaucoup d'argent.Mais s'il est inconscient et se montre incapable il va de soit qi'il reçoive peu d'argent.Dans ces conditions la proposition est bien justifiée.
Quand à la troisième question c'est l 'idéale ! Mais comment contourner les gouvernements Vampires Africains . Ils s'arrangeront par tous les moyens pour faire échouer ce plan de developpement tant que leurs profits seront ménacés!
Il ne faut jamais arrêter l'aide au developpement dans les pays les plus corrompus selon l'index de transparency International.En agissant ainsi nous permettons aux Vampires qui gouvernent de renforcer leur pouvoir sur le peuple.
Venons-en au pourquoi de toutes ces propositions.
Aux premières republiques les Africains ont voté candidement et naivement,souvent aussi forcés, pensant ainsi que c'était la fin de leur souffrance grâce au président ELU. Mais hélas! Lorsque le président voulut pour la deuxieme fois se presenter ce fut difficile à cause des adversaires ! Alors grâce à l'argent des matieres premeres auquel il ne rendait d'ailleurs compte à personne à l'époque, il lui fut possible de donner de l'argent à d'autres en guise de cadeau pour le soutenir.
Avant les indépendances les Africains ignoraient ce qu'était la CORRUPTION ! La graine sémée hier a germé,de petite plante elle est devenue aujourdhui un grand baobab géant aux racines fortement implantées dans le sol.Ce rythme a perduré cinquante ans en Afrique.Dans cet rythme beaucoup se sont fait l'argent facilement.Tous ceux qui ont travaillé peniblement ont fini leur vie dans la misere.! Ainsi donc ce sont les chefs d'états Africains eux-mêmes au profit de s'éterniser au pouvoir ,ont créé la corruption,les guerres civiles, la misére que vous voyez aujourd'hui en Afrique ! Maintenant il faut tuer ce baobab sans l'arracher,car en l 'arrachant nous risquons d'emporter en même temps le peuple !
Il y a la corruption partout en Afrique.Seulement il ya des pays qui savent masquer les choses !
Der Appell an die zukünftige Bundesregierung richtet sich an die breite deutsche Öffentlichkeit. Er muss daher mit der didaktischen Elle gemessen werden, die an die Vermittlung entwicklungspolitischer Sachverhalte anzulegen ist.
Entwicklungspolitische Zusammenhänge sind von extremer Komplexität. Außer dem Ressort Verteidigung sind alle Bereiche zu berücksichtigen, für die es auf der staatlichen Ebene Ministerien gibt. Zusätzlich sind unter regionalen Gesichtspunkten alle Staaten in den Blick zu nehmen.
Dieser hohe Komplexitätsgrad hat zur Folge, dass selbst ein enormes Detailwissen auf einzelnen Gebieten - etwa einem einzelnen Land - nicht immer vor Fehlurteilen bewahrt. Die Autoren des "Bonner Aufrufs" vom September 2008 und der "10 Vorschläge für eine bessere Entwicklungspolitik - Appell an die zukünftige Bundesregierung" stellen - bei einer Reihe richtiger Einzelaussagen - eine falsche Gleichung in den Raum.
Die falsche Gleichung lässt sich bereits mit Hilfe der beiden ersten Sätze des 2009er Appells darstellen. Zunächst deren kurzer Text wörtlich: "1. Wir rufen dazu auf, angesichts der enttäuschenden Bilanz der bisherigen Entwicklungspolitik deren Kurs grundlegend zu ändern. 2. Geben Sie die Vorstellung auf, mehr Geld bedeute mehr Entwicklung. Lassen Sie ab vom 0,7 Prozent-Geberziel, weil es auf dieser irrigen Vorstellung beruht."
Der Fehler liegt in der unzureichenden Füllung einer der beiden Seiten der Gleichung. Mit den Worten "enttäuschende Bilanz" sprechen die Autoren die Gesamtsituation der Entwicklungsländer an. Dieser Lagebeurteilung hätten sie auf der anderen Seite die wichtigsten Elemente der Überwindung von Not und Armut oder der Ursachen von Stagnation gegenüberstellen müssen. Stattdessen beschränken sie sich im zweiten Teil des ersten Satzes allein auf die "bisherige Entwicklungspolitik", und zwar in einer Form, die dem unbefangenen Leser eine Kausalbeziehung suggeriert. Dem Empfänger der Nachricht wird hierdurch der Eindruck vermittelt, eine grundlegend andere Entwicklungspolitik - die Autoren meinen offensichtlich die Entwicklungszusammenarbeit bzw. Entwicklungshilfe - hätte die enttäuschende Bilanz abwenden oder mindestens stark abschwächen können.
Damit lassen die Verfasser des Appells ein Problem außer Acht, das schon vor geraumer Zeit mit dem Begriff "Omnipotenzfalle" belegt wurde. Hiermit ist die unzulässige monokausale Verknüpfung zwischen der beklagenswerten Situation vieler Entwicklungsländer und der EZ gemeint. Analog gilt dies für den Fall, der EZ eine dominante Rolle im Entwicklungsprozess einzuräumen.
In keiner substanziellen wissenschaftlichen Studie findet sich eine solche Kausalbeziehung. Entscheidend für die Frage, ob sich ein Land entwickelt oder nicht, sind die internen Rahmenbedingungen ("Good Governance" oder "Good Economic Governance") sowie die ökonomischen Austauschbeziehungen global und regional. Zumindest die bisherige EZ kann nur Pilotvorhaben beisteuern oder einer regional oder sektoral eng begrenzten Personengruppe im Entwicklungsland einen statistisch messbaren Fortschritt eröffnen.
Der zweite Satz des Appells an die zukünftige Bundesregierung erhebt vollmundige Ausrutscher von staatlichen oder nichtstaatlichen EZ-Vertretern/-innen zum vermeintlich offiziell erklärten Programm. Ernsthafte Aussagen staatlicher oder nichtstaatlicher EZ-Vertreter/-innen haben nie zum Ausdruck gebracht, die Erfüllung des 0,7 Prozent-Ziels könne monokausal oder in erster Linie die Überwindung von Not und Armut im Süden bewirken. Wäre dies jemals ernsthaft behauptet worden, würde es sich ohne Frage um eine "irrige Vorstellung" handeln.
Die Autoren der o.g. Aufrufe der Jahre 2008 und 2009 wären gut beraten gewesen, auf das didaktische Material zurückzugreifen, das im staatlichen und nichtstaatlichen Bereich für die Entwicklungspolitische Bildung erarbeitet wurde. Ein primär graphisch gestaltetes Beispiel ist die Folienmappe des BMZ, die erstmals 1982/83 vorgelegt wurde. In ihr wird der EZ auch graphisch der Stellenwert eingeräumt, den sie bis heute verdient. (Die Internet-Fundstelle für die jüngste Version der Schaubildmappe aus dem Jahr 2002 lautet: "www.bmz.de/Service/Publikationen/Bildungsmaterialien/Unterrichtsmateria…
Entwicklungspolitik - Folien für Tageslichtschreiber")
Die BMZ-Schaubilder sollen der Notwendigkeit Rechnung tragen, zunächst aus der Vogelschauperspektive den Gesamtzusammenhang aufzuzeigen und sich einzelnen Fragen immer nur unter Wahrung einer ganzheitlichen Sichtweise zu nähern. Auf der obersten Abstraktionsstufe leisten dies insbesondere das BMZ-Schaubild Nr. 16 und auf der Abstraktionsstufe darunter die BMZ-Schaubilder 17, 18 und 19. Sie können als Raster dienen, Einzelinformationen in einen Gesamtzusammenhang einzubetten. Dabei weist das Schaubild Nr. 16 mit dem grünen Bereich des Tortendiagramms der Gesamtpolitik des jeweiligen Entwicklungslandes den Hauptbeitrag für die Frage zu, ob Entwicklung stattfindet oder nicht. Zweitwichtigster Faktor ist der blaue Schaubildbereich, d.h. die Politik der Industrieländer außerhalb des Segments EZ. Den bescheidensten Beitrag erbringt die EZ. Bereits im Lichte dieses Schaubilds, dessen Gestaltung eine intensive wissenschaftliche Beratung vorausging, ist die im ersten Satz des Appells angelegte Gleichung höchst unvollkommen und insofern fehlerhaft.
war sehr aufschlußreich und informativ.
Ihre Meinung kann ich nur unterstützen, dreißig Jahre war ich dienstlich in diesem schwarzen Kontinent tätig.
Weiter so!
on "Why Africa Is Losing its Dignity" (Apr. 21, 2009)
Although I agree with the central theme of the article, which is that only Africans can develop Africa, I would like to make the following points:
A. The West does not seem to want the real development of Africa.
- Development Aid is used by the donor nations sometimes to achieve foreign policy objectives which in most cases are not favourable to the development of the recipient nations.
For example, linking free trade to aid has been very destructive to local industrial and agricultural capacities in Africa.
Another example, is the EU agreement on fishing rights with nations like Senegal which allows European vessels to fish off the coast of the country. That agreement has been very detrimental to the livelihood of fishing communities on the coast of Senegal and is partly responsible for the very many young people in that country seeking to migrate to Europe illegally.
- Efforts at regional economic and political integration in Africa, which are very important for development, are being sabotaged by the ex-colonial powers. For example, France has been very hostile to ECOWAS.
B. China and Africa
- I reject your comparison of China with Africa. China is a nation while Africa is a continent of diverse nations with very negative historic experiences of slavery and colonialism. Africa can, of course, learn from China, but it's unfair to compare the two. In fact, many countries in Africa because of the diversity of ethnicity are polarised nations. Hence, we talk of nation-building as an important step in the process of development.
C. The Aid Establishment
- You seems to be oblivious of the interest of the Aid Establishment to keep the present system going. I think many in the Establishment see their own survival in the continuation of the status quo.
D. The Good Aid.
I believe that assistance that goes into the fight against diseases, the improvement of primary health care and research into drugs such as those against malaria are very helpful. I also support assistance that goes into education, solar energy and transport infrastrucutre because they help Africans help themselves.
Why Africa Is Losing its Dignity
Although I agree with the central theme of the article, which is that only Africans can develop Africa, I would like to make the following points:
A. The West does not seem to want the real development of Africa.
- Development Aid is used by the donor nations sometimes to achieve foreign policy objectives which in most cases are not favourable to the development of the recipient nations.
For example, linking free trade to aid has been very destructive to local industrial and agricultural capacities in Africa.
Another example, is the EU agreement on fishing rights with nations like Senegal which allows European vessels to fish off the coast of the country. That agreement has been very detrimental to the livelihood of fishing communities on the coast of Senegal and is partly responsible for the very many young people in that country seeking to migrate to Europe illegally.
- Efforts at regional economic and political integration in Africa, which are very important for development, are being sabotaged by the ex-colonial powers. For example, France has been very hostile to ECOWAS.
B. China and Africa
- I reject your comparison of China with Africa. China is a nation while Africa is a continent of diverse nations with very negative historic experiences of slavery and colonialism. Africa can, of course, learn from China, but it's unfair to compare the two. In fact, many countries in Africa because of the diversity of ethnicity are polarised nations. Hence, we talk of nation-building as an important step in the process of development.
C. The Aid Establishment
- You seems to be oblivious of the interest of the Aid Establishment to keep the present system going. I think many in the Establishment see their own survival in the continuation of the status quo.
D. The Good Aid.
I believe that assistance that goes into the fight against diseases, the improvement of primary health care and research into drugs such as those against malaria are very helpful. I also support assistance that goes into education, solar energy and transport infrastrucutre because they help Africans help themselves.
A short respone to Femi Awoniyi:
There is no doubt: western governments have had a plethora of interests in giving aid. And it is correct that there are those, who are keen on keeping Africa dependent on help from outside. But the most ambivalent argument for aid has been altruism. It has been the cause of perverse incentives and has led to the illusion that charity leads to autonomous development (compare the excellent article by Jagdish Bhagwati, which can be found on this website under "Neuesâ€). Therefore it is of primary importance to clarify responsibilities. Fighting diseases, research into drugs (e.g. malaria) and improving transport infrastructure need to be differentiated in allocating them to the least centralized competent authority. This is the simple but challenging principle of subsidiarity. Most importantly this implies: "Africa must own its development agenda …Only the people themselves can develop their own land!†(Kwame Appiah in The African Courier, September 2007)
Since there is no clear relation between aid and development there is every reason in the world to reform the way we give aid. Let us take the poblem of moral hazard seriously and stop giving aid to corrupt governments but focus on the private sector. I have published a book in Dutch on this matter: De Prijs van een Slecht Geweten (The price of a bad conscience), Aspekt, Soesterberg, 2009. This book, already fifth print in two months, has fuelled an intensive political debate in The Netherlands. From 2006 until 2009 I was Development Aid spokesman for the Dutch LIberal Party VVD.
Minister Niebel spricht in seinen Interviews von einer Neuausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit. Eine wirkliche Reform würde bedeuten, dass es keine "eingeschränkten Prüfungsaufträge" mehr gibt, deren Einschränkung darin besteht, dass ausgerechnet die Mittelverwendung z.B. in Afrika nicht geprüft wird. Die SPD hatte dies bereits 1997, als sie noch in der Opposition war, gefordert, 1998 nach der Regierungsübernahme allerdings wieder vergessen. Zuletzt kam die Forderung von der FDP (25.1.2006: "Wir brauchen eine Evaluierung und Wirksamskeitskontrolle der Entwicklungshilfe, um sicherzustellen, dass sie auch bewirkt, was man sich langfristig von ihr wünschen kann. Nämlich die Entstehung von demokratischen, freien Staaten, in denen jeder Einzelne sich und die Seinen mit seiner Hände Arbeit ernähren kann." Es scheint so, dass die FDP ihre eigenen Ansprüche - nach der Wahl - nicht mehr ernst nimmt. Wir sollten sie jedenfalls immer wieder daran erinnern. Tiefe Reformen sind notwendig, die freilich unpopulärer sind als das immer neue Aufdrehen des Geldhahns. Im Koalitionsvertrag steht nicht, dass Entwicklungshilfe - trotz Spardrucks - weiterhin ohne eine unabhängige( unabhängige) Kontrolle immer weiter wachsen muß. Das 0,7-Prinzip ist nirgendwo verbindlich festgeschrieben, trotzdem wird es immer wieder als Vorschlaghammer benutzt. Es geht nicht darum, dass "wir" für afrikanische Entwicklungsprobleme europäische Lösungen anbieten. Afrika besteht aus 53 Staaten, jeder mit seiner individuellen Konstellation und Struktur. Jedes Land muß eigene Lösungswege für seine Probleme finden, die zu seiner Kultur passen. Es darf nicht immer zuerst nach den Gebern gerufen werden.
Es ist die Aufgabe der Afrikaner, die Entwicklung voranzutreiben, aber es ist unsere Aufgabe, dort wo Eigenverantwortung im Vordergrund steht, daran teilzuhaben.
Andrew Mwenda sagt: "Eine Erhöhung der Entwicklungshilfe könnte sich als eine Medizin entpuppen, die den Patienten noch kränker macht. Indem sie die Korruption und Inkompetenz von Regierungen subventioniert, hat die Entwicklungshilfe negative Auswirkungen auf eine Reform der Finanzpolitik."
Warum nehmen wir solche Kritik nicht ernst? Ich kann Herrn Niebel nur empfehlen, mit Afrikanern wie Shikwati, Mwenda, Ayittey, Mbeki, Moyo zu diskutieren. Geldof und Bono hingegen bestärken die Vorstellung vom afrikanischen Kontinent als einem Ort nie endender Sorgen. Sie tragen auch unbeabsichtigt zur negativen Wahrnehmung Afrikas bei.
Geldof und Bono können aber nicht für die Afrikaner sprechen.
Die Chefredakteurin Veye Tatah von "Africa Positive" beklagt in ihrem neuesten Editorial die Politisierung des Fußballs in einigen Ländern Afrikas. Sie schreibt "Genau dieser Zustand reflektiert sich in dem politischen Alltag dieser Länder. Erfolge, sei es in der Politik, Wirtschaft oder Sport, können nur durch gute Leistungen erbracht werden. Das erklärt, warum einige Länder Afrikas so ineffizient arbeiten und nicht in der Lage sind, Entwicklungsfortschritte zu machen, solange die Regierungen nicht begreifen, dass die Lösung von Problemen darin liegt, dass die Potentiale an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Um diese Tatsache zu begreifen, braucht man keine Berater aus dem Norden."
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Im Blick auf die Gründe für Gelingen oder Nichtgelingen von Entwicklungshilfe herrschen sicher eine Menge Missverständnisse vor. Allen voran die Erwartung der Geberländer, die afrikanischen Gesellschaften würden auf Dauer zwangsläufig ein demokratisches System ihrem traditionellen Gesellschaftswesen mit seinen eignen (Europäern unverständlichen) Machtstrukturen vorziehen.
Unter dem dünnen Deckmantel der Demokratie existiert in der Regel ein Konglomerat an überaus anpassungsfähigen Lösungsstrategien, deren höchstes Ziel die schnellstmögliche Gewinnmaximierung ist. Die Philosophie des Deckmantels ist dabei ebenso variabel wie die Menschen, die sie vertreten. Wer in Glaubensfragen öffentlich die großen Religionen lobpreist und in ernsten Fragen des Lebens am Abend den Marabou konsultiert, wird auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht Flexibilität an den Tag legen. Demokratie ist eine Errungenschaft der aufgeklärten Gesellschaften und keine afrikanische Überzeugung. Axelle Kabou wies schon in den 90er Jahren in ihrer Streitschrift "Weder arm noch ohnmächtig…" auf den dringenden Umstand hin, die afrikanischen Gesellschaften müssten ihr Klansdenken überwinden, um grundlegende Veränderungen in Richtung Moderne und Demokratie hervorbringen zu können. Dies ist bis heute nicht der Fall. Das große Ganze wird immer noch dem Kleinen geopfert. Wer "ein paar Schulen hat", ist ein gemachter Mann - so werden selbst grundlegende Strukturen vermarktet und der jungen Generation jede Möglichkeit des Fortkommens genommen. Private Unternehmen überleben nur aufgrund unausgesetzter Kontrolle, die nicht delegiert werden kann, weil dies augenblicklich zur Bildung einer weiteren Macht- bzw. Profitstufe führt. Loyalität beschränkt sich auf den afrikanischen Gesellschaftskodex und lässt übergeordnete multinationale Strukturen außen vor.
Entwicklungshilfe mit der Bereitstellung von Finanzierungen ist daher meist nichts anderes als kampagnegebundene Weitergabe von Geldern - egal mit welchem Ansatz, egal unter welcher Flagge. Die Unkoordiniertheit der Vergabe erleichtert den Griff in den großen Topf erheblich, die Zusammenarbeit mit unerfahrenen, immer wechselnden ausländischen Partnern, in einer gut entwickelten artifiziellen Subkultur für eben jenen Zweck, ist für die immergleichen afrikanischen Partner allzeit ein Heimspiel. Wie gut man von Entwicklungshilfe leben kann, machen die Helfer selbst vor. Alle leben in Afrika besser als in ihren Ursprungsländern und kaum eines ihrer Kinder besucht eine lokale Regelschule - man teilt sich die guten Plätze mit der lokalen Elite, von der man gleichzeitig Verständnis und Lösungsansätze für die grundlegenden Probleme ihrer Mitmenschen erwartet.
Für ihr eigenes Verständnis machen die afrikanischen Gesellschaften das Beste aus der Entwicklungshilfe - sie profitieren und verteilen nach eigenen Regeln nach "unten". Langfristige Projekte wie Bildungs-, Gesundheits- oder Rentensystem können auf Dauer nicht gedeihen, weil der permanente Verteilungsdruck "anonyme" Rücklagen geradezu verbietet und Korruption und Misswirtschaft, wie viele andere Delikte, nicht entsprechend geahndet werden.
Es ist aus dieser Sicht sicher naiv zu glauben, durch mehr Geld werde mehr Entwicklung entstehen. Um festzustellen, ob die afrikanischen Gesellschaften nachhaltige Entwicklung betrieben haben, müsste man erst einmal alle "Krücken" entfernen (und wer entfernte die erste?). Das Ergebnis wäre auch nach 50 Jahren sicher desolat.
Einzig die Schul- und Beraufsausbildung aller Gesellschaftsschichten kann langfristig zu neuen Einsichten/Überzeugungen und zu autonomen, souveränen Kompetenzen und einem ihnen angemessenen Gesellschaftssystem führen. Hierauf sollten sich alle Anstrengungen, sowohl auf afrikanischer (sofern dies echtes Anliegen der aktuellen Regierungen ist) wie Geberländerseite konzentrieren. Für welchen Weg sich die afrikanischen Länder im Fall entscheiden, ist dann - sofern nicht andere Interessen zu weiteren Interventionen verleiten … und hier müssten auch jene die Karten auf den Tisch legen - nicht mehr Sache der Förderer.
"Afrika wird arm regiert oder wie man Afrika helfen kann" heißt das Buch von einem mutigen ehemaligen Botschafter der Deutschen Bundesrepublik, Herrn Volker Seitz. Man sagt auf English "do not judge a book from its cover" Beurteile nicht ein Buch nach seinem Äußeren". Man darf ein Buch nicht allein nach Äußerlichkeiten beurteilen".
Doch manchmal kann ein guter Titel Neugier wecken, ein Buch zu lesen. Der Titel dieses Buches hat mich so stark angesprochen, dass ich in einer Missionsbuchhandelung saß und ohne Pause eine Stunde lang darin las. Danach kaufte ich es sofort und las es mit großem Interesse durch. Ich war begeistert, dass endlich einmal jemand gewagt hat, nieder zu schreiben, was er gesehen, erlebt und über die Probleme Afrikas verstanden hat.
Dieses Buch ist ein wahrer Spiegel, der die Ursachen des afrikanischen Problems zeigt. Ich komme aus einem der ärmsten Länder der Welt, das seit Jahrzehnten große Summen an Hilfe aus reichen Ländern der Welt bekommen hat und noch bekommt. Ich komme aus einer armen Familie, die solche Hilfe schätzen sollte. Aber ich weiß auch, dass die Armen kurzfristige Hilfe brauchen, jedoch nicht andauernde. Hilfe soll nicht abhängig machen, sondern unabhängig. Hilfe, die Menschen abhängig macht, ist eine Droge, die sie krank macht.
Während und nach meinem Studium habe ich mir viele Gedanken über die afrikanische Entwicklung gemacht. Ich habe den lieben Gott gefragt, warum immer nur Hunger die Identität Äthiopiens geworden ist. Warum hat sich ein wunderschönes Land in Afrika nach 80 Jahren Hilfe nicht entwickelt?
In der Generalsynode der Vereinten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, die 2005 in Klink, Mecklenburg, stattfand habe ich ein Grußwort aus Äthiopien gesprochen. In diesem Grußwort habe ich gefragt: "Warum haben die Geldgeber nicht danach gefragt, warum die viele materielle Hilfe Äthiopien nicht geholfen hat?" Aber keiner hat meine Frage beantwortet.
Das Buch von Volker Seitz hat erstmals einige meiner Fragen, warum Äthiopien ihre Hungersnöte nicht selbst bewältigt hat, beantwortet. Dieses Buch spricht über sonst nicht ausgesprochene Themen.
Viele Menschen reden von "Hilfe zur Selbsthilfe" in Afrika, aber sie reden nicht mit den Betroffenen. Das Buch erwähnt genau dieses. Es spricht ebenfalls an, dass in Wahrheit die Helfer Geld entweder aus Schuldgefühl geben oder vom Gedanken der "Hilfsindustrie" her.
Aber diese Hilfe entwickelt in Afrika ein Abhängigkeitssyndrom. Sie hat die Diktatoren mächtig gemacht und ihnen somit unter anderem ermöglicht, sogar eigene afrikanische Völker zu unterdrücken. Materielle Hilfe ist auch eine schnell wachsende Industrie in Afrika geworden, sagt Volker Seitz. Ja, sie ist ein wachsendes Geschäft für die Eliten geworden. Es gab zum Beispiel vor zwei Jahren mehr als 3000 Hilfsorganisationen in Äthiopien. Die Zahl wächst immer noch in Äthiopien beziehungsweise in afrikanischen Ländern. Das ist die Wahrheit, die Herr Seitz in seinem Buch beschrieben hat. Er ist nicht nur Kritiker, sondern er hat auch Ideen wie Hilfe in Afrika wirklich funktionieren kann.
In der Reihenfolge der Hilfe in Afrika sollte zu allererst Hilfe für den Aufbau von Freiheit, Bildung und Demokratie genannt und gewährt werden. Wenn jeder arme Afrikaner und jede Afrikanerin Freiheit haben, über ihr Schicksal selbst zu entscheiden, haben sie die Kapazität sich zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen.
Von allen Büchern, die ich bisher gelesen habe, ist dieses Buch einzigartig. Es nennt die wirklichen Probleme Afrikas beim Namen. "Problem discovered ist half solution" sagt man in Englisch. Ursachen eines Problems zu entdecken ist die halbe Lösung. Dies Buch hat die Ursachen des afrikanischen Problems deutlich gemacht. Deswegen möchte ich im Namen der leidenden armen Menschen in Afrika die Gelegenheit nutzen, Herrn Volker Seitz für seine wunderbare Arbeit zu danken und ihn gleichzeitig ermutigen, weiterhin den stimmlosen Menschen in der so genannten dritten Welt eine Stimme zu sein.
Pastor Benti, Ujulu-Tesso aus Äthiopien 11. Mai 2010 Hannover, Deutschland.
Zum sehr lesenswerten Beitrag von Kurt Gerhardt in SPIEGEL ONLINE von heute:
Die Helfer scheinen am Erfolg nicht wirklich interessiert, denn damit würden sie sich doch den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Diese Hilfe ist ein zu schönes Geschäft - solange sie nicht hilft. Deshalb glaube ich nicht (mehr) an die Reformierbarkeit der Entwicklungshilfe und schlage vor, an der Wurzel des Problems anzusetzen:
Afrika wird, wie ich meine, keineswegs allein von seinen eigenen Eliten armregiert. Dabei helfen vielmehr auch die Regierungen des Westens. Beide handeln nach den mit viel Geld unterfütterten Vorgaben von TRANSNATIONAL CORPORATIONS (TNCs). So sichern sich diese ihre glänzenden Geschäftsbedingungen in Afrika. Grundlagen des hochprofitablen Afrika-Geschäfts sind die bestehenden kolonialen Strukturen und ethisch höchst zweifelhafte Geschäftsmethoden.
Wie also könnten wir den Afrikanern besser helfen, als sie aus dem Griff der TNCs und damit ihrer Kleptokraten zu befreien? Sie selber können das nicht. Wir aber könnten durch öffentlichen Druck unsere Regierungen dazu bringen, das Heft des Handelns endlich wieder in die Hand zu nehmen, statt weiter zu deregulieren, und den TNCs ihr unethisches Handeln nicht mehr zu gestatten. Die Verfolgung der weltweiten Korruption durch die USA ist da ein ermutigender Anfang.
Jetzt drohen sogar wir zu Opfern der grenzenlosen Gier des weltweit operierenden Kapitals zu werden. Sieht denn niemand die Parallelen? Höchste Zeit für unsere Politik, den Kapitalismus zu zähmen und zu zivilisieren, statt sich weiter von ihm treiben (und bezahlen) zu lassen.
Über Entwicklungshilfe sollten wir erst wieder reden, wenn die Afrikaner ihre Heuschrecken los sind und selber bestimmen können, wer sie regiert.
Zu "Warum die Helfer in Afrika versagen":
Zu Ihrem Artikel: Eigentlich kann man nur dazu sagen: Ja so ist es und doch steht zu fürchten das "Business" geht weiter "as usual", zumindest solange hierzulande noch die Kassen derlei Ablasshandel leisten können.
Gleichzeitig aber ist auch die Zeit reif für Wandel, weniger aus Einsicht auf Ihre und anderer Kritik, denn mehr aus Einsicht, dass NGOs und offizielle EZ nicht mehr die einzigen nennenswerte Global Player in Afrika sind - Stichwort China, Indien, aber auch Afrikas Ressourcen allgemein ... vor deren Umsatz EZ-Gelder zT nur noch als "Peanuts" erscheinen. Die klassische EZ mag also nicht abgeschafft werden, weil sie sich nicht als nachhaltig erwieß, sondern weil sie schlichtweg lächerlich gering und effektiv erscheint angesichts ganz anderer Summen und Interessen, die vor Ort bewegt werden ...
Die Suche nach größtmöglichen Gemeinsamkeiten ist oftmals leider nur möglich auf Kosten klarer kritischer Aussagen. Nur so scheint verständlich, dass die 10 Vorschläge die Förderung von Grund- und Berufsbildung nicht erwähnen, die Finanzdienstleistungen auf Kleinkredite reduzieren und bei den privatwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht ausdrücklich auf die Verbesserung der Marktzugänge verweisen.
Im "Bonner Aufruf Plus" wird der Bereich Grund- und Berufsbildung besonders herausgestellt. Man hätte diesen wichtigen Aspekt in die Vorschläge aufnehmen sollen.
Die richtige und wichtige Forderung nach dem Zugang zu Krediten wertet die deutsche Erfahrung aus der Gründerzeit der Sparkassen und der Spar- und Kreditgenossenschaften (die ja nicht zufällig beide die Aufforderung zum Sparen in ihrem Namen enthalten) nicht zutreffend. Es sollte im EZ-Bereich keine Kreditförderung ohne vorherige oder zumindest gleichzeitige Förderung des Spargedankens erfolgen. Auf diesen wichtigen Zusammenhang hat Stuart Rutherford in seiner Untersuchung "The Poor and their money" hingewiesen. Rutherford kommt zu dem richtigen Schluss, dass "The poor have no choice but to save. They are not too poor to save but too poor not to save.†Die Sparförderung darf für diese Zielgruppe nicht länger der vergessene Teil der Finanzdienstleistungen bleiben.
Der Hinweis in Vorschlag Nr. 4, die Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Tätigkeiten zu verbessern sollte um die Forderung nach erleichtertem Marktzugang ergänzt werden. Was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, ist es für die deutsche EZ aber noch lange nich, da diese sich immer stärker auf die Mezo- und Makroebene emporschwingt und dabei zunehmend aus den Augen verliert, dass sich das reale Leben auf der Mikroebene abspielt.
Die EZ ist zu theoretisch geworden. Aus meiner 5 Jaehrigen Erfahrung heraus kann ich als Handwerksmeister sagen, dass man vielzuviel mit Papierkram, Programmen und finanzieller Foerderung von Projekten beschaeftigt ist. Ich habe diese Sachen in meiner Projektzeit hinten angestellt, um mich voll und ganz auf die Beduerfnisse der Zielgruppe konzentrieren zu koennen.
Wenn man sich die Zeit nimmt Land, Leute und das Projekt ersteinmal kennen zu lernen und nicht gleich Vollgas gibt, gewinnt man das Vertrauen der Partner und somit Respekt. Mit Geld schafft man nur Begehrlichkeiten und wird als Experte nicht wirklich anerkannt. Frustration seitens des EHs und oftmals fruehzeitiger Ausstieg aus dem Projekt sind die Folgen.
Zusammen Loesungen Entwickeln und nicht das Rad neu erfinden, denn das Potenzial liegt vor Ort, man muss es nur erkennen und das kann lange dauern. In einen Rahmen gezwenkte Monitoring-, Berichterstattungs- und Evaluierungsmassnahmen die kein normaler Mensch versteht sollten verstaendlicher und flexibler gestaltet werden.
In dem sehr komplexen Projekt in dem ich gearbeitet habe, habe ich sehr viel Zuspruch fuer meinen pragmatischen Arbeitsstil erhalten, von der Entsendeorganisation leider nicht. Wer schreibt der bleibt und der Erfolg wird an den finanzierten Projekten gemessen. Wenn kein Geld fliesst ist der Erfolg = 0.
Es sollte, wie in den Anfangsjahren der EZ wieder mehr Pragmatisch/ Praktisch gearbeitet werden und nicht wie es heute ueblich ist Akademiker (meist ohne Berufserfahrung) in die Ministerien der Partnerlaender zu setzen, wo der Erfolg wegen Korruption ausbleibt. Weniger ist mehr.
Den Aufruf hätte ich gerne unterzeichnet, weil er richtig und wichtig für die EZ allgemein ist. Ein Kriterium für die Unterzeichnung scheint aber EZ-Erfahrung in Afrika zu sein.Ich war für die EZ aber nur 10 Jahre in Lateinamerika tätig.
Zu: "Entwicklungshilfe
Warum die Helfer in Afrika versagen" Von Kurt Gerhardt
Warum ziehen Sie nicht selbst den Schluss?
Warum muss die Entwicklungspolitik in Afrika vom politischen Umgang mit dem und im Kontinent immer getrennt gesehen werden, behandelt, beurteilt und darüber entschieden werden?
Zum Spiegel Online-Beitrag von Kurt Gerhardt
"Warum die Helfer versagenâ€
oder
Der positive Aspekt gescheiterter Entwicklungshilfe
Der Kritik von Kurt Gerhardt im Spiegel-Online vom 23.5.2010 zum Versagen der Entwicklungshilfe in Afrika ist zuzustimmen. Die aufgeführten Gründe überzeugen und sind stimmig, führt doch eine Hilfe ohne Gegenleistung zu Passivität bei den Nehmerländern und blockiert damit Anstrengungen, einen eigenen Weg aus der Armut zu finden. Die Thesen müssen aber m. E. um einen wesentlichen Scheiterungsgrund erweitert werden, der in den Debatten leider keine Aufmerksamkeit erhält.
In der Auseinandersetzung zur Entwicklungspolitik vermisse ich eine tiefgehende Diskussion zum Begriff "Entwicklungâ€. Ein derartiger Diskurs ist aber die Grundvoraussetzung - im Norden wie im Süden -, um gemeinsam Wege aus der Armut zu finden. Jegliche Entwicklung einer Gesellschaft basiert auf historisch gewachsenen Leitbildern, also nicht auf externen, fremdartigen Gesellschaftsmodellen. Uns allen ist inzwischen bewusst, dass das Industriemodell in vielfacher Hinsicht an deutliche Grenzen stößt, ja unsere Lebensgrundlagen gefährdet. Schon aus Selbsterhaltungsgründen dürfte es nicht weiterempfohlen werden, es ist weder glaubwürdig noch zukunftsträchtig.
Aber genau das geschieht seit Jahrzehnten im Zuge einer von Respektlosigkeit getragenen Entwicklungspolitik, die weiterhin von unterentwickelten Gesellschaften ausgeht. Eurozentrische Entwicklungsvorstellungen - häufig wirtschaftsorientiert - sind einfach nicht aus den Köpfen zu bringen. Armut wird auf ein technisches Problem reduziert, somit entpolitisiert, und sozio-kulturelle Gegensätze bleiben außen vor.
Mit Recht wird auch von Gerhardt behauptet, dass die Entwicklung einer Gesellschaft von außen nicht funktioniert. Es stellt sich die Frage, ob sich z. B. eine technologisch orientierte Gesellschaft wie die unsrige die afrikanische Lebensphilosophie "Ubuntu" überstülpen lassen würde. Diese für uns exotische, auf Tribalismus, Spiritualität, Subsistenzwirtschaft, Gemeinsinn und Humanismus basierende Lebensphilosophie beinhaltet, dass der "Mensch erst Mensch durch den Mitmenschen wirdâ€. Lebensgrundlage und -qualität beruhen nicht auf Leitbildern wie Selbstverwirklichung, Individualismus, Wachstum und Profitstreben. Sie sind afrikanischen Menschen nicht zu vermitteln, ja sie werden intuitiv abgelehnt. Der Beweis wird durch unzählige Landesprogramme und Projekte erbracht, die immer dann im Sand verlaufen, nachdem die Helfer das Land verlassen haben. Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht. Gäbe es echt unabhängige Institutionen, die objektiv Projektevaluierungen erstellen würden, käme man schnell zu einer ernüchternden Erkenntnis. Aber derartige Erfolgskontrollen und Analysen meidet die Entwicklungshilfelobby wie der Teufel das Weihwasser.
Es sind die unüberbrückbaren, sozio-kulturellen Diskrepanzen, die die Implementierung unseres Gesellschaftsmodells scheitern lassen. Tatsächlich impliziert die Verweigerungshaltung afrikanischer Menschen - nicht der Dauerpräsidenten und Eliten - eine kluge, weitsichtige Daseinsvorsorge. Sie spüren, dass das ihnen zutiefst fremde Industriemodell in keiner Weise kompatibel ist mit den uralten Elementen der eigenen Lebensphilosophie. Dass das westliche Modell darüber hinaus aus ökologischen und ressourcenraubenden Gründen höchst problematisch ist und keinen Vorbildcharakter hat, ist vielen Menschen vielleicht nicht einmal bewusst. In dieser intuitiven Ablehnung liegt die eigentliche Kraft, ja Zukunft Afrikas! Was das Engagement Chinas auf dem schwarzen Kontinent betrifft, setzt es von vornherein nicht auf barmherzige, fragwürdige Entwicklungshilfe, sondern macht klar, dass "geschenkte†Infrastrukturmaßnahmen mit Ressourcen zu bezahlen sind.
Die im Bonner Aufruf erarbeiteten "10 Vorschläge für eine bessere Entwicklungspolitik†sind wichtig und wegweisend. Sie können in meinen Augen allerdings nur Zwischenschritte zu einer radikalen Neuorientierung bzw. Neubesinnung sein und müssten um die Begriffsbestimmung "Entwicklung†erweitert werden, dies zusammen mit kritischen, afrikanischen Experten.
Zum Schluss erlaube ich mir die provokante These anzuführen, dass die intuitive Blockadehaltung afrikanischer Gesellschaften gegenüber dem Industriemodell positiv zu sehen ist. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass wir langfristig gezwungen sein werden, zukunftsträchtige Elemente ihres Lebensmodells zu übernehmen.
Betr.: Kurt Gerhardt auf Spiegel-online
zu Horst Köhlers Nigeria-Bemerkung
Das eint Afrikas Präsidenten und Deutsche Bundespräsidenten: beide müssen sich Respekt erwerben - er wird nicht qua Amt verliehen.
Vielleicht kann der Privatier Horst Köhler bei seinen zukünftigen Afrika-Besuchen als Gastgeschenk den sog. 'Führungseliten' ja ein Konzept aus seiner ehemaligen Wahlheimat Washington überreichen.
Herausgegeben hat das
"Concept to Organize Learning in Governments" die Independent Evalution Group der Weltbank.
Titel des lerntheoretischen Ansatzes :
"The Black Box of Governmental Learning".
Die Autoren Raoul Blindenbacher & Bidjan Nashat gehen von der kühnen und hoffnungsvollen These aus, daß es in Afrikas Regierungsapparaten tatsächlich eine nennenswerte Zahl von Lernwilligen gibt, deren Erkenntnisinteresse nicht ausschließlich auf neue Strategien der Selbstbereicherung zielt.
Mein Hintergrund liegt nicht in einer bisherigen beruflichen Erfahrung in Afrika oder anderer direkter Erfahrung mit Entwicklungshilfe. Statt dessen bin ich mit Frau und Kind über neun Monate lang im Uhrzeigersinn um Afrika gefahren. Dabei haben wir erlebt, wie NGOs und andere Entwicklungshelfer agieren. Wir haben gesehen und vor Ort gehört, was mit den Geldern passiert und wie Projekte einfach verrotten oder sprichwörtlich aufgegessen werden. Häufig finden Projekte nicht die Unterstützung der Bevölkerung, der Clans und der Ältesten, da sie von EZ-Funktionären und NGOs an Bedürfnissen der Menschen vorbei durchgedrückt wurden und somit keine nachhaltige Wirksamkeit entfalten können. Daneben fahren vor allem die Regierenden und die NGOs und die Entwicklungshelfer mit ihren klimatisierten SUVs durch die Lande. Es ist eine Schande, was passiert!
Lange haben meine Frau und ich unterwegs philosophiert und über Lösungen nachgedacht und kamen im Wesentlichen zu denselben Schlussfolgerungen, die hier in dem Aufruf veröffentlicht werden. Auch haben wir unterwegs keinen Reisenden aus dem Norden getroffen, der zu anderen Lösungsansätzen gekommen ist! Wirklich niemanden, d.h. wir sind nur Menschen begegnet, die aufgrund des Erlebten zu sehr ähnlichen Schlüssen gekommen sind! Und lange haben wir geglaubt, wir stehen mit unseren Erfahrungen und unserer Meinung hier in Deutschland (fast) allein da.
Vielen Dank für den Aufruf, der hoffentlich immer größer werdendes Gehör findet!
Der Diskussion zum Spiegel-Online Artikel von Kurt Gerhardt "Warum die Helfer versagen" möchte ich noch einen weiteren Aspekt hinzufügen:
Die Schwierigkeit des Umdenkens.
Zu Recht zieht Kurt Gerhardt das Fazit, dass Afrikaner sich nur aus eigener Kraft aus den fatalen Folgen bisheriger Entwicklungshilfe und dem weltweiten Netz von Hilfeagenturen befreien können.
Bevor wir also wieder neue, fragwürdige Konzepte entwickeln, fragen und hören wir doch Afrikaner zu ihrer eigenen Meinung. Dort gibt es durchaus erste richtungweisende Ansätze, die sog. "New Voices", einige herausfordernde, innovativ argumentierende Afrikaner wie James Shikwati, Andrew Mwenda, Dambisa Moyo u.a.
Unabhängig voneinander plädieren sie dafür, die Entwicklungshilfe zu stoppen, da sie zum großen Teil nur die amtierenden korrupten, kleptokratischen Regierungen unterstützt, die bedürftige Bevölkerung aber nicht erreicht - und sie so zu der fatalen Situation geführt hat, dass viele afrikanische Länder nach 50 Jahren Entwicklungshilfe wirtschaftlich schlechter dastehen als direkt nach der Unabhängigkeit.
In Interviews gefragt, was denn die Menschen in den westlichen Ländern ihrer Ansicht nach stattdessen tun sollten, gaben sie folgende Ratschläge:
D. Moyo, ehemalige Mitarbeiterin der Weltbank, Sambia:
Geldspenden an eine bestimmte NGO, die damit Mikrokredite in Entwicklungsländern vergibt. Mikrokredite, die die "kleinen Leute" und Bedürftige in die Lage versetzen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen bzw. zu verbessern.
A. Mwenda, Journalist und Verleger der Zeitung ‚The Independent', Uganda:
Seine schlichte und ergreifende Antwort: Nichts.
J. Shikwati, Ökonom und Begründer von IREN, Kenia:
Antwortete etwas moderater. Er plädiert für einen zügigen, schrittweisen Ausstieg aus der Entwicklungshilfe und Fokussierung auf Unterstützung des privatwirtschaftlichen Sektors.
Entwicklungshilfe stoppen? Kommt da nicht Empörung in uns auf? Werden nicht Arme und Kinder sterben, wenn die Hilfe nicht fortgesetzt und sogar intensiviert wird?
In einem Interview (Weltwoche 2006) hält A. Mwenda folgende Argumentation dagegen:
"Die 45 Prozent des Staatsbudgets, die zum Beispiel in Uganda durch die internationale Hilfe subventioniert werden, wären problemlos mit Steuern zu finanzieren. Die Regierung kassiert aber - und ich zitiere hier offizielle Zahlen - nur etwas mehr als die Hälfte der potenziellen Steuern ein. Was ist mit der anderen Hälfte? Die Regierung sagt, die Steuerverwaltung verfüge über eine schlechte Infrastruktur. Das mag sogar stimmen, entscheidender aber ist, dass die Reichen und politisch Mächtigen in Afrika dank Korruption keine Steuern bezahlen. So schaffen die Regierungen Abhängigkeiten und schonen ihre Günstlinge."
Offensichtlich nehmen wir uns also wichtiger, als wir sind?
Es gilt, die Herausforderung anzunehmen, dass sich auch die Menschen der westlichen Nationen ‚entwickeln' müssen - willens und innovativ zu sein im Überdenken der Sichtweise von ‚Entwicklungshilfe' .
Zum Schluss möchte ich noch kurz Ralph Sinas Kommentar vom 6.6.2010 aufgreifen.
Horst Köhler könnte auf seiner nächsten Afrikareise auch bei Patrick Awuah in Cape Coast, Ghana, vorbeischauen. Der Ghanaer hat 2002 dort das Asheshi University College gegründet und bildet seitdem Führungskräfte aus, die auch in westlichen Ländern begehrt sind. Also eine weitere, rein afrikanische Initiative.
Wie sich die Absolventen dieser Universität später im Wirtschafts- und Politikleben dann jedoch bewähren, ob sie "anders agieren", bleibt dahingestellt.
Aber sind denn die Politiker und Führungskräfte in der westlichen Welt wirklich ‚so anders'? Sind deren Entscheidungen nicht auch eher von kurzfristigem Machterhalt geleitet als von langfristigen, auf das Wohl der Bevölkerung ausgerichteten Aktionen?
Spätestens die weltweite Finanzkrise lässt daran zweifeln.
Unbestreitbar haben viele afrikanische Gesellschaften Lebensweisen, von denen wir im Norden viel lernen können, z.B. die Solidarität innerhalb der Großfamilie, besonders die Sorge für alte Menschen. Aber fest steht auch, dass wirtschaftliche Fortschritte durch Einstellungen wie die "Ubuntu"-Philosophie in den vergangenen Jahrhunderten kaum gefördert worden sind. An jenen wiederum wird man aus zwei Gründen nicht vorbeikommen.
Beispiel "Gesundheit": Viele in Afrika weit verbreitete Krankheiten sind heilbar und vermeidbar, aber nicht mit den einheimischen Heilungsmethoden und der traditionellen Lebensweise, sondern mit moderner medizinischer Wissenschaft und mit einer höheren Wirtschaftsleistung, aus der die medizinische Forschung und die Ausbreitung gesundheitlicher Versorgungsnetze finanziert werden können.
Aber auch abgesehen von dieser Notwendigkeit ist offensichtlich, dass die große Mehrheit der Afrikaner viele Annehmlichkeiten nördlichen Lebensstils will: Kühlschränke, Autos, Flugzeuge, Fernsehapparate usw. Auch dieses Ziel lässt sich nur mit erheblich gesteigertem Wirtschaften erreichen.
Die Lösung kann meines Erachtens nur sein, dass Afrika die Werte bewahrt, die wirtschaftlichen Fortschritten nicht entgegenstehen, wie Solidarität innerhalb des Clans; dass es aber die Werte über Bord wirft, die wirtschaftliche Entwicklung verhindern, wie den Zugriff des Clans auf ökonomische Gewinne eines seiner Mitglieder.
Eine ganz andere Frage ist, ob wir unsere menschenfressende nördliche Wirtschaftsweise nicht mit "Ubuntu"-Tugenden wie Spiritualität und Gemeinsinn humaner machen sollten. Die Antwort ist: ja.
In der FAZ vom 11. Juni 2010 leistet sich die Kfw -mit Steuergeldern- eine ganze Seite Werbung für ihre Entwicklungshilfe Der Vorstand Dr. Kloppenburg lässt dort ein Interview mit sich selbst veröffentlichen. Seine Antwort auf die selbst gestellte Frage :"Gibt es sichtbare Erfolge?" muß mann/frau sich auf der Zunge zergehen lassen.
"Ja. nehmen Sie das Thema der öffentlichen Haushalte. In vielen Ländern sind Staatsfinanzen inzwischen transparent, die Regierungen akzeptieren, dass sie dem Parlament gegenüber rechenschaftspflichtig sind und dass die Verwendung der Einnahmen von einem Rechnungshof geprüft wird. Das sind wichtige Schritte im Hinblick auf eine effiziente Verwendung unserer Entwicklungsgelder"
Natürlich sagt Herr Dr. Kloppenburg nicht wo dieses Idealbild verwirklicht ist. Meine noch in Afrika tätigen ehemaligen Kollegen und ich hätten schon gerne gewußt,
wo eine Regierung gegenüber dem Parlament rechenschaftspflichtig ist und wo die Verwendung der Einnahmen von einem Rechnungshof geprüft werden d a r f .
Es gibt natürlich die üblichen Verdächtigen wie Botswana, Mauritius, Ruanda und vielleicht Ghana. Aber diese Länder entwickeln sich weil eine Regierung verantwortlich handelt und nicht wegen der Entwicklungshilfe.
Herr Dr. Kloppenburg benutzt die vertraute Rhetorik und preist die verantwortliche Regierungsführung. Doch die schönsten Prinzipien und Instrumente taugen nicht, wenn sie nicht konsequent angewandt werden. Vielleicht sollten die Verantwortlichen der Kfw öfter AfrikanerInnen zu Rate ziehen.
Die Senegalesin Marie-Angélique Savané sagt z.B. über NEPAD:" Das Ganze wird zu einer Art Spiel. Man muß den Geberländern gefallen, ohne selbst allzu sehr daran zu glauben."
"Denkansätze
für
eine notwendig neu zu formulierende deutsche Afrikapolitik
Nachrichten melden es immer wieder. Fast jeden Tag. Auch in Deutschland wird darüber geredet und diskutiert sowohl in privater Runde wie in politischen Zirkeln bis zum heutigen Tag, auch wenn das Thema von Zeit zu Zeit von der Aktualität für kürzere oder längere Zeitphasen abgelöst wird. Dann fallen bei diesen Gesprächsrunden und Debatten in der Ferne Afrikas formuliert mit unterschiedlicher Emphase in abwechselnder Reihenfolge Worte der Hilfsbereitschaft, des Bedauerns, des Mitleids und eigentlich auch gewisser offensichtlicher Ratlosigkeit. Man beklagt wohl die politische Lage in einigen afrikanischen Staaten und wohl auch auf dem Kontinent insgesamt sowie die des afrikanischen Menschen, dabei nicht selten mit Distanz und ohne merkbare, umsetzungsfähige Lösungsvorschläge zur politischen und wirtschaftlichen Situation des Kontinents und seiner Bewohner. Wie vielen anderen meiner Zeitgenossen in Europa war auch mir recht wohl bekannt, dass an zahlreichen Orten in Schwarzafrika seit Jahren gewütet, getötet, gekämpft, gestritten, gelitten und Boden- und andere Naturschätze legal und illegal, auf jeden Fall häufig sinnlos, abgebaut, dann verkauft, oft in brutaler Weise Menschenrechte verletzt werden und Afrikaner im unendlichen Fluss ihr Land verlassen.
Mir erscheint recht unklar, warum dies bisher so war, dies immer noch so ist und wohl nach allen gegenwärtigen Anzeichen auch so bleiben könnte, warum sowohl die internationale Politik wie auch afrikanische Ansätze diese in jeder Beziehung aus afrikanischer und internationaler Sicht zutiefst unbefriedigende Lage bislang nicht hatten lösen können. Der Schluss lag dann nicht fern, dass die Lage bewusst oder vielleicht auch resignierend akzeptiert wurde und dass manche Staaten die weltpolitisch unbefriedigende Lage möglicherweise sogar am Leben erhielten und aus Eigeninteresse auch am Leben erhalten wollten. Trotz allem zeigen sich von Zeit zu Zeit in den Medien Hoffnungsschimmer, die über Mut machende Anzeichen einer Besserung in gewissen politischen und menschlichen Lebensbereichen dieses für Europa wichtigen Kontinents, obwohl oft nur von ephemerer Bedeutung, berichten.
Wo lagen und liegen heute immer noch die Motive, die bisher zur politischen Abstinenz Europas führten und eigentlich immer noch führen? In dem Gefühl einer allgemeiner Hoffnungslosigkeit über afrikanische Gegebenheiten? Möglich. In Europa selbst nur schwer zu widerlegende Zweifel an der Effizienz afrikanischer Vorstellungen? Wohl gegeben. In der postkolonialen Haltung gewisser Staaten? Noch heute nicht auszuschließen. In dem persönlichem Machtstreben afrikanischer Politiker? Sicherlich. In dem Streben ausländischer Staaten nach afrikanischen Bodenschätzen und nach den wirtschaftlich interessanten Energievorräten? Unbestritten. In einem traditionellen national-afrikanischen, regional sich unterschiedlich auswirkenden kulturell-politischen Clandenken? Zweifellos. In der eigen formulierten, sozial-politischen Struktur mancher afrikanischer Staaten, Demokratie hin, Demokratie her, die zusätzlich einer eignen, nicht immer förderlichen Nord-Süd Problematik ausgesetzt sind? Wird in Europa nicht als solche wahr genommen.
Seit meiner Zeit als Botschafter in Mali, meinen ihr vorausgehenden Arbeitsaufenthalten im deutschen auswärtigen Dienst, in Indonesien während einer politischen Umbruchzeit, in Vietnam während der Kriegsjahre und im China Mao Tse-tungs, und nach Ende meiner Tätigkeit in der wohlhabenden, bis 2000 immer noch postkolonial wirkenden und auch international so auftretenden Elfenbeinküste - Côte d'Ivoire, sah ich mich mit diesen Fragen verstärkt konfrontiert. Schon in den ersten Tagen meines Aufenthaltes in der Elfenbeinküste hatte sich bei mir ein ungut-unsicheres Gefühl installiert und sich dann auch schnell weiter entwickelt, was ich anfangs auch intuitiv nicht so recht zu begründen wusste. Es waren eigentlich vorerst nur Gefühlsregungen, aber es waren in Wirklichkeit schon die genannten Schlüsselfragen, die verstärkt sich bemerkbar machten, von deren Existenz jedwede politische Initiative und Suche nach politischen und sozial verankerten Lösungen im afrikanischen Raum mit international wirkenden Ergebnissen ausgehen sollten. Trotz meiner Beobachtungen, die Entscheidendes für eine mögliche Ausgangsbasis für eine deutsche (europäische) Politik aufwarfen, zu der mich zusätzlich früher gelesene wissenschaftlich - politische Analysen und Diskussionen über den Zustand Afrikas hingeführt hatten, halte ich doch hier und jetzt als eine erstaunliche Beobachtung fest: Munter und unverdrossen wird weiter staatliche und private Entwicklungshilfe von hohem materiellem und ideellem Wert vereinbart und geleistet, mit bewundernswertem Einsatz einiger Staaten, auch der afrikanischen Empfängerländer, und engagierter Menschen.
Zu diesem bis heute oft - trotz objektiv gegebener Bedürfnisse - unverständigen oder manchmal auch unverständlichen Hilfseinsatz aus allen Himmelsrichtungen unseres Globus auf diesem großen Kontinent in der nahen Nachbarschaft Europas gesellen sich begründete Hilfsmotive aus sich regelmäßig wiederholenden Naturkatastrophen und anderen Ereignissen, denen national wie international großzügig begegnet wird und zu begegnen ist: Dürren, Regenfluten, Erdbeben und rapides Vordringen der Wüste. Hinzu kommen klimaschädliches, räuberisches Abholzen ganzer Wälder auf der Suche nach Edelhölzern und zur unkontrollierten Gewinnung von Ackerland, zusätzlich aber auch als ein nicht zu unterschätzender Faktor auf afrikanischer Volksebene das tägliche Bedürfnis nach qualitätvollem Brennholz für die eigene Küche.
Vielfältig aktiv, wenn auch mit variierendem Erfolg, sind in den Weiten des afrikanischen Kontinents die Akteure der Macht. Sie bestimmen über nationale Lagen und Gegebenheiten, die sich nicht selten auf Nachbarländer auswirken, manchmal weitergehend auf die eigene Region und die Gremien der beschlossenen und eingerichteten regionalen und kontinentalen Zusammenarbeit. Ambitionen dieser Akteure und der Einsatz ihrer Mittel scheinen nach den bisher gemachten Erfahrungen nicht unbedingt der politischen und wirtschaftlichen Beruhigung und Entwicklung des Kontinents und dem lokalen Respekt der Menschenrechte zu dienen.
So präsentieren sich heute ungebrochen und unvermindert frisch dem deutschen Bürger im afrikanischen Raum südlich der Sahara nach wie vor wechselnde Einflüsse aus unterschiedlichen Interessen und Interessen-lagen. Sie wirken sich folgenreich auf unseren eigenen Umgang mit dem wichtigen rund 30 Millionen Quadratkilometer großen afrikanischen Kontinent mit über einer Milliarde Menschen aus, der sich in politischer, wirtschaftlicher, sozialer und geographischer Sichtnähe Europas befindet.
Oft sind es diese Einflüsse und Lebensumstände wie der zusätzlich - zumindest in Westafrika - vorherrschende Glauben, dass das Leben in Europa das Paradies auf Erden sei. Sie drängen den afrikanischen Menschen zur wirtschaftlichen und politischen Emigration über den Atlantik und das Mittelmeer in Richtung Europa, intakte Familien zerreißend, den tödlichen Stürmen und anderen Meeresgefahren in brüchigen, von Menschenschleppern zu hohem Preis angebotenen Booten mit auswegsloser Verzweiflung trotzend. Es sind Emigranten mit Selbstaufgabe. Was unterscheidet sie denn eigentlich, der Gedanke kam mir eines Tages, von den Zugvögeln, die vor dem europäischen Winter nach Afrika emigrieren, um zum Frühjahr zum Brüten nach Europa zurückzukehren? Was für ein Zielunterschied zwischen Mensch und Tier! Und doch sind beide Gruppen jede auf ihre Art Emigranten - Migranten, die über eine eigene Lebenskraft vorgeschriebenen oder aus Not geborenen Zielen folgen.
Akteure im afrikanischen Geschehen sind vorrangig die afrikanischen Regierungen. Manchmal wurden und werden sie demokratisch gewählt, manchmal sind sie durch Staatsstreiche und massenpopuläre Demon-strationen an die Macht gekommen. Dennoch zeigt sich afrikaweit ungebrochen, wenn sich auch laufend modifizierend, der Einfluss ausländischer Regierungen, der Weltmächte, der früheren Kolonialmächte in nicht immer eindeutigen politischen Rollen und mit ihren nicht immer eindeutigen politischen Zielen, die unterschiedlichen Motiven und Ansätzen unterworfen sind. Hierzu könnten auch die puren Geberstaaten gerechnet werden, die über keine politisch motivierte Zugangspolitik zu Afrika verfügen.
Auch hier sollte aber die Frage erlaubt sein, ob die dem mehrheitlichen Willen der Mitgliedstaaten unterworfenen Vereinten Nationen mit dem Sicherheitsrat, ihren Organen, zahllosen Gremien und ihren einflussreichen Sonderorganisationen, ob die afrikanischen (regional, kontinental) wie sonstige internationale Organisationen in Afrika stets eine konstruktive, wegweisende Rolle gespielt und einen mitwirkenden Platz auf dem Kontinent gewonnen haben. Einflussreich sind sicherlich mächtige internationale Kapitalgesellschaften und die zunehmenden Einflüsse religiöser Tendenzen und Kulte jeglicher Art, letztere als Hoffnungsträger auf ein besseres Leben. Aber zu allem politischen Ungemach bilden im afrikanischen Kontext in bestimmten Regionen dieses gewaltigen Kontinents noch immer mächtige Kriegsherren, die sogenannten Warlords afrikanischer Definition und Couleur, Macht- und Einflusszentren, die sich auf die Weltpolitik im Zeitalter der Globalisierung auswirken und sich durch Resolutionen der Vereinten Nationen dokumentiertem internationalem Willen entziehen.
In Afrika sind unzählige, auch mächtige Kräfte am Werk, mit denen umzugehen ist. Dies empfiehlt das Eigeninteresse afrikanischer Staaten wie auch das Eigeninteresse Europas. Jeder bisher verstrichene Tag hat die Botschaft Afrikas, in eine konstruktive, internationale Entwicklung einbezogen zu sein, weltweit getragen. Jeder Tag ist ein Träger. Seit langem hat die Botschaft das so nahe liegende Europa erreicht. Sie erreicht unseren Kontinent sogar täglich. Aber sind wir darauf eingegangen? Haben wir zugehört, obwohl wir unter den Auswirkungen der weltweiten Globalisierungswellen mit Wechselwirkung die Auswirkungen eines mit sich hadernden afrikanischen Kontinents verspüren?
Jeder afrikanische Flüchtling, der in Europa an Land geht und dem es gelingt, sich legal oder illegal in die europäische Entwicklung einzugliedern, ist ein gewichtiger Träger dieser Botschaft. Er ist sogar ihr Sprachrohr. Wir sollten nur hinhören und alles tun, damit sie auch vernommen wird, auf sie aus unserem eigenen Interesse eingegangen und in unsere Interessenpolitik aufgenommen wird. Dies könnte zugleich für den afrikanischen Kontinent von konstruktivem Nutzen sein.
zum Artikel "Eigene Eliten plündern Afrika" (siehe "Neues" vom 26.7.)
Die Kritik an den afrikanischen Herrschern ist richtig, die Bemerkungen zum Handel sind es nicht. Schwarzafrika - also die Kernzone der Entwicklungshilfe - ist von den in den letzten zehn Jahren ohnehin drastisch reduzierten europäischen Exportsubventionen so gut wie nicht betroffen.
Und wenn, nachdem europäische Staaten ganze Industrien (z.B. Textil, Leder) auch an Entwicklungsländer abgegeben haben, sie nun ihre Bauern durch interne Subventionen vor dem Aussterben bewahren - ist das verwerflich?
Was hindert im übrigen die Afrikaner, andere als agrarische Güter zu exportieren, etwa Industrieprodukte, so wie die erfolgreichen Entwicklungsländer Ostasiens es gemacht haben?
Die "Least Developed Countries" können alles - außer Waffen - völlig zollfrei in die EU exportieren. Warum machen sie davon kaum Gebrauch?
Die Welthandelsorganisation WTO drängt die EU seit Jahren, endlich ihre Handelsprivilegien (!) gegenüber der großen Gruppe der AKP-Staaten abzubauen.
Das Argument der Handelsbehinderung beruht größtenteils auf Märchen.
zur Kritik an Mikrokrediten (siehe "Neues", 20.7. und 3.8.):
Auch wenn sich eine Bank an Mittellose, Hilflose und leider oft auch Ahnungslose wendet, gilt leider auch dann immer noch Brecht: Was ist das Ausrauben einer Bank gegen das Gründen einer Bank. Die von der Inter American Development Bank (IADB) als beste Finanzintermediäre ausgezeichneten Vorzeigeinstitute wie Compartamos in Mexico oder Banco Sol in Bolivien sind stolz auf ihre Eigenkapitalrendite von 45% und 35%. Ein sehr lohnendes Thema könnte es sein, die vielen Selbstgerechten auf den harten Boden der Realität zu holen.
on "Why Development Aid for Africa Has Failed" SPIEGEL ONLINE
Mr. Kurt Gerhardt has clearly indicated "Why the Development Aid Has Failed in Africa.
I come from Ethiopia and live in Germany since 2002. I am ordained Pastor of the Ethiopian Evangelical Church Mekane Yesus, a protestant church that has been receiving development aid for almost 80 years. The development money rather could not develop the country, it did not develop the church after these long years. It rather created dependency syndrom in the minds of Ethiopian people. I remember the discussion about building a kinder garten in one town church. The elders and the members this church were not so poor. Some of them had shops and lived good life. Some had the capacity even to build school alone. However as a group they said "we are unable to build a kinder garten, we will write an application to the Mekane Yesus Church so that she asks donors from abroad to support."
The governments of Emperor Haile Selasse, President Mengistu and Prime Minister Melles Zenawi have "a begging institution" Relief and Rehabilitation Commission (Desaster prevention and Prepardness as they call it to day).
This begging institution calls the donars together to beg Money to stop hunger. All the three governments have gave reasons of hunger to be "no rain, or drought". They could sell their projects to the west donors showing the starving children. The international communities give the money looking at these pictures of starving children. Non of these Ethiopian governemts could manage to feed the Ethiopian people.
None of the donor agencies ask why the green part of Ethiopia (South and West part) that has enough water and even up to 8 monthes of rain per year starve. They just give the money because "the development help is international industry that should exist for ever. If the Ethiopian people could feed themselves the offices of Begging in Addis Ababa and the international organizations who help Ethiopia will be closed. I do agree when Mr. Kurt Gerhardt says about 100,000 people in Germany live from Development help. The question is are these people ready to close this development industry? The answer is clear no they do not want. Why did the three governments of Ethiopia did not stop this help? The answer is simple why should they close the industry that directly or indirectly support the wars they make.
Mr. Gerhardt argues in his article that the idea of developing some body from out side is wrong. I do agree with him too. I believe any person has the capacity to develop herself or himself if she or he is free from dictatorship. The development help that ignores human rights violations, that does not support democracy is the instrument that supress human development. The development that Ethiopia so far got paid no or littel attention to democracy and human rights.
Thank you Mr. Kurt Gerhardt for your clear message.
Commentaire sur "Why Development Aid for Africa Has Failed" in Spiegel Online
J'ai travaillé durant 17 années en Afrique (Tunisie, Sénégal, Niger) en tant que médecin pédiatre et spécialiste en Santé Publique.
L'article de K. Gerhardt est très pertinent. Dans le domaine de la Santé, l'aide internationale a augmenté ces dernières années, mais elle est incohérente: les priorités sont fixées au Nord et de manière indiscriminée, sans tenir compte des besoins spécifiques de chaque pays (beaucoup d'argent pour le Sida même dans les pays à faible prévalence, mais la santé maternelle a été délaissée et les femmes continuent de mourir en accouchant); pas de coordination entre bailleurs; aide aléatoire dans le temps. Les engagements comme la Déclaration de Paris restent théoriques jusqu'à présent.
Récemment, dans plusieurs pays comme au Niger, plusieurs grands bailleurs comme la Banque Mondiale ont instauré la gratuité des soins pour les femmes enceintes et les enfants: l'utilisation des services de santé a augmenté de façon importante, mais cette initiative reste très dépendante du financement extérieur, soumis aux turbulences liées à la crise économique mondiale. Cette initiative, visant le court terme, porte un coup aux efforts laborieux de plusieurs pays pour mettre en place un système d'assurance maladie ou mutuelles de santé, et ne va pas dans le sens de la restauration de la dignité des malades: celui-ci reste un assité, qui n'a droit à aucun égard de la part du personnel de santé puisqu'il ne paye pas, au lieu d'être un client qu'il faut satisfaire, car c'est lui qui paye grâce à son assurance.
I commend you for attempting to introduce the subsidiarity principle into the debate on development aid. This common sensical principle requires that, first, providers of aid should not do for recipients what they can do for themselves and, second, an end or exit point should be envisaged for cessation of aid. But pushing through this principle will be a challenge because development aid has become a huge industry -- employing 100,000 people -- replete with its own lobbyists and activists. Rooted in the desire "to achieve something,†many are imbued with smothering paternalism or a mothering mentality that has transformed a once-noble idea into "crocodile compassion.â€
George B.N. Ayittey, a native of Ghana and president of the Free Africa Foundation in Washington, D.C., USA.
These proposals go to the heart of what development aid was intended to accomplish and what has been forgotten in the rush to build up, and spend, huge aid budgets. Misdirected "aid" not only destroys as much as it builds but also discourages brave men and women who are trying to change their countries for the better, from within. In leadership courses around the world, business school students are being urged to "speak truth to power"; those of us who have seen the perverse effects of aid in the wrong hands must also "speak truth to kindness."
Robert Calderisi, author of "The Trouble with Africa: Why Foreign Aid Isn't Working,"
Der Bericht beschreibt sehr deutlich eine Entwicklung, die seit geraumer Zeit zu beobachten ist.
Da ist zum Einen die "Entwicklungshilfe-Industrie". Und darum herum hat sich nun zusätzlich noch eine "Psycho-Industrie" etabliert.
Offenbar ist es einer starken Psychotherapie-Lobby gelungen, in den Büros der Entwicklungshilfeorganisationen die Ansicht fest zu verankern, dass Entwicklungshelfer nahezu zwingend psychologische Begleitung/-unterstützung brauchen, um ihre Arbeit verrichten zu können.
Dies mag für Helfer, die zu Katastrophen-Einsätzen hinausgehen, nach Entführungen und in Einzelfällen ganz sicher seine Berechtigung haben.
Aber die Gesamtentwicklung geht dahin, dass heute (zumindest bei den großen Organisationen) kaum noch ein "Entwicklungshelfer" hinausgeht, ohne dass er schon vor der Ausreise einen Coach an die Hand bekommt, der ihn die ganze Zeit im Gastland kontinuierlich betreut (per skype-Telephone, mail etc).
Und wenn ein Helfer zurückkommt - besonders wenn der Einsatz nicht unproblematisch war -, dann wird man nahezu genötigt, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. So ist es zumindest mir selber ergangen nach meinem letzten Einsatz. Und ich musste wirklich sehr deutlich werden, bis akzeptiert wurde, dass ich solche Hilfe weder wünsche noch benötige.
Weiterhin gibt es viele Menschen, die mit einer adäquaten psychischen Alltagsstabilität und auch einer Prise gesunden Menschenverstandes gesegnet sind. Aber gerade das hat die "PsytherapieLobby" offensichtlich erfolgreich aus den Köpfen der Organisationen verdrängt und so einen vermeintlichen, allumfassenden Hilfsbedarf neu geschaffen.
Der Begriff/Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung wird mehr und mehr inflationär gebraucht.
Aber mit diesem Begriff lässt sich seitens der Lobby natürlich gut Druck auf die Organisationen ausüben. Das instrumentalisierend eingesetzte Argument : Organisationen, die selbst Hilfe leisten, können doch ihren Helfern nicht Hilfe verweigern......
So entsteht eine ganz neue, Geld verschlingende Industrie, die sich auf der bereits fragwürdigen Entwicklungshilfe-Industrie aufbaut und daraus auch noch ihre Exstenzberechtigung zieht.
Entwicklungshilfe gibt es seit ca. 50 Jahren.
Ganze Generationen früherer Entwicklungshelfer in der Vor-Internet-Ära haben ihren Dienst in fernen Gastländern geleistet und waren auf Luftpostbriefe, die oft wochenlang unterwegs waren, als Kommunikation angewiesen.
Es wird kaum jemand behaupten, dass diese Helfer ohne Coach & Co schlechtere Arbeit geleistet haben. Und es ist auch nicht bekannt, dass von diesen früheren Helfern reihenweise morbide "Re-Integrations-Wracks" zurückgeblieben sind.
Wir erleben hier offensichtlich die erfolgreiche Umsetzung einer alten Wirtschaftsweisheit :
Märkte müssen kreiert werden !
Und diese kreierten Märkte werden finanziert durch Spendengelder und Steuern z.B. aus dem BMZ Budget, das eigentlich einer sinnvollen Entwicklungshilfe (was immer das sein mag) zugedacht sind.
Wir als kleine Organisation hier in Leipzig haben lange zusammen mit VENRO
und der Politik um so ein Programm mit der Politik gerungen und haben schon
mehrere Durchgänge in die Ukraine begleitet und wissen um die Stärken
dieses Dienstes im Ausland.
Wenn jetzt Stimmen laut werden, die eine Abschaffung verlangen ist das sehr
gefährlich, da es im Ministerium genügend Leute gibt, die dies aus Kosten-
gründen genauso wollen.
Aber in der Diskussion mit Politikern waren sich doch die NGO´s einig, dass
wir Änderungen und Verbesserungen wollen, aber keine Abschaffung.
Damit wird uns, den Freiwilligen und diesem Dienst überhaupt willkürlich
an den Karren gefahren.
Unsere Forderungen waren ganz anderer Art:
1. Überlegungen, dieses Programm einem anderen Ministerium anzugliedern.
2. Es personell und finanziell auszubauen.
3. Ein Reversprogramm einzubinden.
Eine Abschaffung ist unserer Meinung idiotisch, gerade jetzt in der aktuellen
Diskussion über die Zukunft des Zivildienstes.
Wir fordern ein einheitliches Vorgehen der NGOs und keine Einzelaktionen
in dieser Frage.
MfG
Sebastian Hundt
Osteuropareferent
Eine Welt e.V.
Bornaische Straße 18
04277 Leipzig
0341/3010143
0341/3919106 www.einewelt-leipzig.de
Entwicklungshilfe ist nicht nur eine Aufgabe der großen Politik, sondern immer mehr auch der individuellen Initiativen. Jede Förderung, die junge Menschen mit den Nöten bedürftiger Länder bekannt macht ist somit eine langfristige Ressourcenanlage für die Entwicklungshilfe.
Bei Freiwilligendiensten wie dem Programm "weltwärts" lernen junge Menschen eine Organisation der Entwicklungshilfe im Ausland persönlich kennen. Oft entstehen dadurch Förderkreise für eine solche Organisation.
Aus den Erfahrungen eines Freiwilligendienstes im Ausland entsteht aber oft auch der Wunsch nach Folgeprojekten oder sogar einer beruflichen Orientierung in der Entwicklungshilfe, wie die Bestrebungen der "undjetzt???-Konferenzen" zeigen (www.undjetzt-konferenz.de).
Dass Afrika "weltwärts"-Freiwillige braucht ist eine Erfindung von Frau Wieczorek-Zeul und von Hilfsorganisationen
"Ich möchte etwas Sinnvolles mit meinem Leben anfangen und deshalb in Afrika helfen." Diesen Satz habe ich schon oft gehört. Allerdings stellen viele junge Menschen rasch fest, dass Entwicklungshelfer zu sein kein so direkter Weg ist, wie sie sich dies erhofft haben. Grotesk wirken die vielen kulturellen und politischen Mißverständnisse. Sprösslinge unserer demokratischen Gesellschaft suchen sich autoritär geprägte Länder in Afrika (offenbar auch in der Ukraine, wie Herr Hundt schreibt), die sie zu Kulissen ihrer Selbstverwirklichung machen. Selbst wenn ihre Egotrips ins Elend nicht viel Schaden anrichten, sie dienen aber nicht den Menschen, denen sie doch helfen wollen. Jugendlichen mit dem "weltwärts"-Programm mit Steuergeldern einen Abenteuerurlaub zu finanzieren mag innenpolitisch gewünscht sein, aber es hat mit Entwicklungshilfe nichts zu tun. Zumal die meisten Entwicklungsländer - wie ich es erlebt habe - nicht gefragt wurden, ob sie diese Art "Hilfe" überhaupt wünschen.
Herr Werthmann wünscht sich, dass durch das Programm die Jugendlichen
eine berufliche Orientierung erhalten. Sollten wir uns nicht endlich fragen, ob Entwicklungshelfer ein Beruf sein sollte? Aus meiner Sicht kann Entwicklungshilfe k e i n e lebenslange Aufgabe sein, wenn noch irgendetwas dran sein sollte, dass die Hilfe sich in wenigen Jahren überflüsssig machen muß.
Das sagen wir aber schon seit 50 Jahren. Also machen wir etwas falsch.
Mit den Millionen, die jetzt für "weltwärts" eingesetzt werden, könnten wir in diesen Ländern tausende von einheimischen Lehrern finanzieren ...
Das wäre in Ländern, in denen es verlässliche staatliche Strukturen gibt, eine sinnvolle Hilfe. Jugendliche als "Lehrer" braucht Afrika jedenfalls nicht. Ich war lange genug in Afrika, um zu wissen, dass "weltwärts" in Afrika wieder als eine "Sache der Weissen" empfunden wird. Das Problem ist, dass wir Afrika (ich spreche nur von Afrika, weil ich es am besten kenne) entwickeln wollen und alles in die Hand nehmen. Wir sollten nur dort unterstützen, wo afrikanischen Führer die Entwicklungs ihres Landes klar als eigene Verpflichtung erkennen und dann die Verantwortung dafür übernehmen. Dann aber mit Fachleuten und nicht mit Jugendlichen, die noch keine Beruferfahrung haben.
Der eigentliche Sinn des Programmes "weltwärts" besteht meiner Meinung nach nicht in eigentlicher Entwicklungshilfe in den Entwicklungsländern. Die Hilfe, die vor Ort geleistet wird, ist in vielen Fällen ein Nebeneffekt, der je nach Engagement und Persönlichkeit des Freiwilligen mehr oder weniger stark ausfällt.
Viel wertvoller, und damit Kerninhalt des Programmes "weltwärts", sind die Erkenntnisse und Eindrücke, die die jungen Menschen wieder mit nach Deutschland nehmen. Ob der Freiwillige seinen Aufenthalt als "Egotrip" (wie es einige gerne hier bezeichnen) oder in anderer Form verstanden hat, in jedem Fall haben die Bilder und Erfahrungen ihre Spuren hinterlassen. Von den gut 100 Freiwilligen, die ich kenne, engagagieren sich gut 70% in Deutschland weiter in entwicklungspolitischen Vereinen.
Aufgrund ihrer offensichtlichen "erlebten" Erfahrungen und ihrer persönlichen Nähe zu anderen Menschen, sind sie in der Lage, das Thema Entwicklungspolitik/Entwicklungshilfe auch in Bereiche zu tragen, in denen sonst kaum Berührungspunkte zu finden sind. So erschließt sich auch jenen Menschen, die sich eben nicht durch Nachrichten wie "Verein xy unterstützt Bildungsarbeit in Afrika" ansprechen lassen.
Auch ich sehe viele Kritik- und Verbesserungspunkte am Programm "weltwärts" für gerechtfertigt, jedoch sind diese meiner Ansicht nach nicht ausreichend, um das Programm an sich in Frage zu stellen.
Insbesondere Argumente wie "mit dem Geld könnte man vor Ort xy bezahlen/unterstützen" gehen völlig an dem Kern des Programmes und seiner Absicht vorbei.
Hier geht es darum, einen Weg zu suchen, wie man das persönliche Bewusstsein der Menschen in den sogenannten Industrieländern für die Entwicklungshilfe stärken kann, wie man dieses Thema ein Stück weit, durch kleine Initiativen, in Ihren Alltag einführen kann.
Meiner Meinung nach trägt das Programm "weltwärts" einen (wenn auch kleinen) Teil dazu bei und ist somit seine Investitionen wert.
Die Kritik von Rupert Neudeck an "Weltwärts" trifft einen wunden Punkt des Programms: Es werden junge Menschen verschickt, die gerade in Deutschland die Schule beendet und noch keinerlei Berufserfahrung haben. Diese Freiwilligen sollen durch nützliche Arbeit helfen und dabei eigene Erfahrungen machen: Die entsprechenden Arbeitsfelder bieten sich fast nur im Sozialbereich an, bei der Arbeit mit und für Menschen. Die allermeisten Jugendlichen werden aber leider dort eingesetzt, wo sie nichts oder nur sehr wenig einbringen können. Sie langweilen sich schnell, weil sie keine sinnvolle Aufgabe haben und werden dann zu den von Neudeck beschriebenen Touristen.
Ich möchte Herrn Geruls Kommentar ergänzen. In vielen Ländern, z.B. in Tansania und Kamerun, sind sie - wie ich aus dem BMZ erfahre - unerwünscht und bekommen keine Arbeitsgenehmigung. Die Weltwärtsler sind also rechtswidrig im Land, weil sie trotzdem auf Touristenvisum kommen. In Einzelfällen mögen sie hilfreich sein, vom systematischen Ansatz bringen sie aber kaum etwas.
Wenn überhaupt, profitiert nur eine Seite von "Weltwärtsâ€
Wenn Entwicklungsminister Dirk Niebel die Kritik Rupert Neudecks und Winfried Pingers an Weltwärts (Zitat: Ein durch Steuermittel finanziertes Tourismusprogramm) als "unverschämt†abtut, dann muss er an das ursprüngliche Personalentsendungskonzept des Mitte der 1960er Jahre gegründeten Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) erinnert werden.
Als vor 50 Jahren das von John F. Kennedy gegründete US-Peace Corps die Arbeit aufnahm, wollte der DED einige Jahre später der Personalphilosophie dieses Volunteerdienstes aus nachvollziehbaren Gründen nicht folgen, sondern entsandte lebens- wie auch berufserfahrene Helfer. Interessant wäre zu hören, welche Art von Erfahrungen nun den DED veranlasst haben, bei Weltwärts - neben vielen anderen Entsenderorganisationen - mitzumachen. Erwähnt werden muss leider, dass in den zurückliegenden Dekaden auch gestandene Entwicklungshelfer und -experten das Scheitern unzähliger Projekte und Landesprogramme nicht verhindern konnten.
Junge Freiwillige, oft Schulabgänger, die sich für Weltwärts - meistens für ein Jahr - bewerben, werden sicherlich bemüht sein, etwas Gutes für die Völkerverständigung zu tun, können aber naturgemäß keine nennenswerte Lebens- noch Berufserfahrung einbringen. Ähnlich verhält es sich mit der unabdingbaren Sensibilität für Menschen und Situationen in einem für sie völlig fremden Kulturumfeld. Da es darüber hinaus nicht selten an Selbständigkeit mangelt, ist insgesamt ein unverhältnismäßig hoher Betreuungsaufwand nötig, was insbesondere von lokalen Partnerorganisationen schwer zu leisten ist.
Der nachvollziehbare Wunsch junger Menschen - ohne zu pauschalisieren - auf die Verwirklichung eines bezahlten Auslandsaufenthalts, so wie es Neudeck und Pinger sehen, ist nicht von der Hand zu weisen, wird doch der Einsatz insgesamt solide abgesichert..
"Lernen durch tatkräftiges Helfenâ€, so lautet das Motto des vom Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzierten Programms. Frage: Auch für Jugendliche aus sogenannten Entwicklungsländern ? Sicherlich würden auch sie gerne Erfahrungen in unserer Arbeits- und Lebenswelt sammeln.
"Lerneffekte sollen in unsere Gesellschaft zurückgetragen werdenâ€, so Niebel. Wer profitiert also in weitesten Sinn von dem Programm ? Mit großer Wahrscheinlichkeit eine Seite, nämlich unsere. Abgesehen von den oben genannten Vorbehalten, spricht die vorgegebene, von Partnerschaft getragene Entwicklungszusammenarbeit Hohn, ja, beweist erneut die nicht endende Fortsetzung eurozentrischer Entwicklungsvorstellungen.
Mit Polemik, persönlichen Angriffen und politischer Hetze versucht nun Wilhelm in derselben Machart wie seine politischen Freunde im SPD-Vorstand politisch Andersdenkende zu diffamieren und dann auch noch mit Hilfe der Medien mundtot zu machen. Immerhin haben über 100 hervorragende Persönlichkeiten mit langjähriger beruflicher Erfahrung als Diplomaten, Entwicklungsexperten und Journalisten den "Bonner Aufruf" unterschrieben. In der miesen Art eines Wilhelm hat jedenfalls in den letzten Jahrzehnten niemand, schon gar nicht als hoher Funktionär einer bedeutenden staatlichen Entwicklungsorganisation eine entwicklungspolitische Diskussion geführt.
on Obama's speech at MDG summit (see "News", Sept. 22)
Is Obama right when he says "democracy and economic growth go hand in hand"?
Whether we like it or not - the developing countries, especially in East Asia, that made the biggest economic leaps were not exactly model democracies.
And how about Ruanda's President Kagame, apart from his dubious human rights record? I hear a lot of praise for what he does to develop his country. Democracy doesn't seem be his special concern.
"Cluster" and "Cross-Promotion" have become buzzwords of modern cooperation. Why not make cross-promotion of renewable energy and sustainable tourism the example of a strategic benchmark, bottom-up and top-down?
Cherished as a veritable lifestyle industry, Travel and Tourism has been more and more identified as a highly versatile cross-communication tool among cultures, often referred to as The Peace Industry. Why not take this job-producing Peace Industry and make it the leading industry in renewable energy conversions under the sign of The Sun? Sustainable/Responsible Tourism and Renewable Energy together could form the strategic cross-promotional linkage jointly promoting a new lifestyle.
This is the quintessence of an essay written by Max Haberstroh, an international tourism consultant, member of EUROSOLAR (www.eurosolar.org), who has been working for different government and non-government organizations on development projects in Eastern Europe, Central and Southeast Asia, Africa, Middle East and Latin America.
He is an ardent combatant for renewable energy, particularly solar energy: "Using and boosting renewable energy instead of fossil fuels would not demand ceding one slice from our usual comfortâ€, he says. "Tourism, professing sustainability, ecology and responsibility, actually should - and could - create new synergies and give inspiration to new lifestyle trends."
The Hotel Energy Solutions (HES) project recently launched by the UN-World Tourism Organization is an inspiring initiative. "But where are all the other tourism destination marketing organizations, including more than 25,000 worldwide, that claim to be ecological protagonists and who will promote sustainable/responsible tourism by making renewable energy the pivot of their social and ecological solidarity?" -- Where are the renewable energy promoting organizations who will address both energy entrepreneurs and the tourism sector, in a joint effort to making "renewable energy" an element of "sustainable tourism" -- inherent and self-evident on a global scale?
Afrika südlich der Sahara produziert so gut wie keine industriellen Güter, die auf dem Weltmarkt verkäuflich sind, nicht einmal einfachste technische Geräte - also Artikel, durch deren Export ostasiatische "Tiger" große Sprünge nach vorn gemacht haben. Oft heißt es dazu: Was sollen sie sich denn auch einfallen lassen? Der Markt ist so dicht besetzt, dass er kaum Lücken bietet, in die afrikanische Staaten hineinstoßen könnten.
Die FAZ vom 7.12.10 meldet unter der Überschrift "Kleidung wird deutlich teurer", der deutschen Modebranche machten chinesische Lohnerhöhungen von 20 bis 30 Prozent zu schaffen. "Hersteller von Unterhaltungselektronik werben mit deutlich höheren Löhnen Mitarbeiter aus den Nähereien ab."
Wenn in China die Löhne steigen, müssten die niedrigeren Löhne vor allem in Afrikas ärmsten Staaten für Produzenten und Exporteure noch interessanter werden, zumal die dort hergestellten Waren völlig zollfrei in die Europäische Union ausgeführt werden könnten ("Everything but arms").
Warum investieren europäische Unternehmer nicht in diesen Ländern - weil sie etwas gegen Afrika haben? Solcher Unsinn wird gelegentlich kolportiert. Dabei ist der wirkliche Grund, dass diese Staaten es in einem halben Jahrhundert nicht geschafft haben, eine zumindest minimal qualifizierte Arbeiterschaft heranzubilden, die ein europäischer Investor gern in seiner Fabrik beschäftigte. Außerdem fehlt es natürlich an Infrastruktur und rechtlichen Regelungen, die auswärtige Unternehmer anziehen. Wo ist erkennbar, dass sich daran Wesentliches ändert?
Der Weltmarkt ist nicht der große Verhinderer wirtschaftlichen Fortschritts in Afrika. Das sind die Afrikaner mit ihren verpassten Chancen selbst.
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Kommentar
Mi. 4 Nov 2009 - 11:29
Insgesamt habe ich nun acht Jahre als EH(Entwicklungshelfer)
mit dem DED in PNG, Ghana und Äthiopien als technischer Berater im Agrarbereich gearbeitet.
Es ist beschämend wie sich die EZ auf dem Makro-Level tummelt(international).
Eine Umsetzung von Strategien ist fast nicht mehr möglich.
Lasst uns doch wieder mit den Menschen zusammen arbeiten, die wirklich Hilfe benötigen.
Fr. 6 Nov 2009 - 13:02
Ich nehme den vorzüglichen Beitrag über den "schwarzen Kolonialismus" von Albrecht Heise zum Anlaß, um auf sein Buch "Der alltägliche Ausnahmezustand. Kongo im Chaos" erschienen im Picus Verlag hinzuweisen. Heise war lange Jahre Auslandskorrespondent des ZdF und ist ein ausgewiesener Kenner des Kontinents. Ich empfehle das Buch zu lesen.
Volker Seitz
Di. 17 Nov 2009 - 13:05
Leserstimme zu : Volker Seitz, "Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann".
Statt einer Einleitung : Zur Kritik von Volker Seitz' Buch, Afrika wird armregiert oder wie man Afrika wirklich helfen kann:
Sehr seltsam: Da wird der interessanteste Vorteil des Buches, seine Ausrichtung an und Untermauerung durch die "Fronterfahungen" eines kompetenten, an entwicklungspolitisch und
- praktisch massgebender Stelle teilnehmenden Beobachters, von mancher Kritik just ins Negative-Naive gedreht: Ein Beispiel : "Seitz' Buch bietet lediglich eine Sammlung von Gedankensplittern, die er offenbar in den vergangenen Jahren zu Papier gebracht hat", meint z.B. Tillmann Eliesen in "Welt-Sichten", 8-2009. Nanu, hat gerade das bisher nicht gefehlt? Nämlich der jahrelange, vor Ort aus praktischer Anschauung schöpfende "Aufschrieb" von Entwicklungsleistungen, und deren der Politik und Praxis in den Empfänger- und den Geberländern zuzurechnenden, begrenzten oder ausbleibenden Wirkungen?
Ist nicht, bis heute, der mit Entwicklungsfragen und Nord-Süd-Beziehungen beschäftigte Praktiker, aber auch Politiker, angewiesen auf Myriaden von Entwicklungstheorien, -moden, -studien, endlos gefolgt vom dazu passenden Workshop, Symposium, Konferenzenzirkus? Da wird studiert, analysiert, konkludiert, oft brillant und wissenschaftlich kompetent, doch praktisch-entwicklungstechnisch an der afrikanischen Realität vorbei ; und ohne den ernsthaften, tabufreien und von dieser Realität ausgehenden Versuch, auf Fragen einzugehen, die nach mehr als vier Jahrzehnten Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mit Afrika noch offen sind, etwa : (1) Warum haben die gesamten Entwicklungsleistungen des Nordens an Afrika bisher keinen wirklichen und dauerhaften Effekt gehabt? (2) Warum geht in Afrika die Gleichung "Geld = Entwicklung", auf deren unreflektierter, besser : verdrängter Gültigkeitsannahme die gesamte Zahlungspolitik des Westens basiert, nicht auf?
Antworten auf Frage zu (2) sind zugleich die Kernbotschaft des Buches von Volker Seitz, bestehend in der Erinnerung an eine simple Erfahrungstatsache, die jedem mit der praktischen EZ in Afrika Befassten längst vertraut ist, die aber, wenn denn einmal angesprochen, von Ez-Politik- und, -Durchführungsebenen sowie von Theorie und versammeltem Gutmenschentum "mit kollektivem Aufschrei" (Seitz) quittiert wird. Dieses Risiko ist Volker Seitz eingegangen (und gerade dabei, die Aufschreie einzusammeln) mit einer Beschreibung der Szenarien und der aus der EZ-Praxis zwingend hervorgehenden Begründung der irreführenden Natur der Gleichungen : "Geld = Entwicklung" oder gar "mehr Geld = mehr Entwicklung".
Die vorliegende Leserstimme befasst sich mit den Antworten, die Volker Seitz auf die
Frage zu (1) gibt und die auf die Gründe der Nicht- oder Schlechtentwicklung eingeht, die für afrikanische Länder fortbestehen und beispielsweise für asiatische wenn nicht überwunden, so doch zumindest beherrschbar sind. Diese Gründe sind seriösen, praxiserfahrenen Betrachtern der Lage bekannt, sie anzusprechen oder gar zu erörtern, bleibt ein Tabu. Ausnahme davon, weil inzwischen in ihrem entwicklungshindernden Effekt allzu offensichtlich und damit unmöglich zu übergehen oder zu verharmlosen : die Korruption. Entsprechend scheint dieses Phänomen bei Volker Seitz in einem eigenen, notwendig summarischen Kapitel auf, aber im ganzen Buch immer wieder durch. Dabei wird auch das Verhalten des Westens und der Geber, die bisweilen, ungewollt, Phänomene wie Korruption und ihre strafrechtlich relevanten Schwestern befördern, angesprochen. Doch da sind wir schon in der Abteilung "Tabus und Denkverbote", für deren Aufhebung Volker Seitz, vorerst vermutlich vergebens, plädiert.
"Fast 50 Jahre Entwicklungshilfe und ihre mageren Ergebnisse", konstatiert Volker Seitz
und spricht vom Versagen der Entwicklungshilfe, ganz im Tenor des von ihm mitinitiierten Bonner Aufrufs vom September 2008. Wohl wahr, die Ergebnisse sind allerhöchstens mager, "unsere Unterstützung einer selbsttragenden und dauerhaften politischen, sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas hat nicht zu den erhofften Ergebnissen geführt" (Bonner Aufruf). Zutreffend diese Wertungen, aber doch ein wenig pauschal. Man spricht von der Entwicklungshilfe oder -zusammenarbeit wie von einer grossen Eintopfmasse, die halt danebengeraten und ungeniessbar ist. Man differenziert nicht nach den verschiedenen Ansätzen und Instrumenten, mit welchen die Geber ihre Leistungen erbringen.
Der wichtigste davon und jedes "Entwicklungsverhältnis" prägende ist der Ansatz der Technischen Zusammenarbeit (TZ). Deren nach wie vor gültige Aufgabendefinition ist : "Fähigkeiten von Menschen, Organisationen und Gesellschaften in den Partnerländern auszubilden, um sie in die Lage zu versetzen, durch effektiven, effizienten und nachhaltigen Einsatz von Ressourcen ihre Lebensbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern. Im Rahmen der TZ werden technische, wirtschaftliche und organisatorische Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt" (BMZ, Medienhandbuch Entwicklungspolitik, 2008/09, S.68). Nun, letztere Aktivitäten sind keineswegs en bloc und über die gesamte bisherige Zeit ihrer Durchführung hinweg als wirkungslos versandete Liebesmüh zu sehen.
Denn Ergebnisse gibt es. Staat und Verwaltung der meisten afrikanischen Partnerländer verfügen inzwischen über einen, quantitativ sicher noch zu verstärkenden, technisch-qualitativ bisweilen aber schon über dem Niveau entsandter "Experten" liegenden Personalstock, zumindest auf Führungsetagen. Gemeinsam wurden angepasste Strukturen, Organisationen, Verfahren entwickelt und versucht, mit dem Partner zu praktizieren. Erfahrungen des Nordens wurden im Hinblick auf ihre Übertragungs- und Anpassungsmöglichkeiten an den jeweiligen lokalen Kontext aufgearbeitet und den afrikanischen Kollegen vermittelt. Insoweit also eine Teilerfolgsstory. Trotzdem, und jetzt geht leider kaum ein Weg mehr am Miss- oder Magererfolgsurteil über die EZ von Volker Seitz und Bonner Aufruf vorbei : Es funktioniert nicht.
Einer der Hauptgründe : Die bestentwickelten personellen Kompetenzen gehen ins Leere, wenn sie nicht in einem zu ihrer Entfaltung notwendigen organisatorisch und institutionell funktionierenden Rahmen ausgeübt werden können. Zwar existieren diese Rahmen inzwischen weitgehend, doch sie sind untauglich und nicht "in der Lage, durch effektiven, effizienten und nachhaltigen Einsatz von Ressourcen (ihre) Lebensbedingungen aus eigener Kraft zu verbessern", im Sinne obiger TZ-Definition. Entweder sie existieren nur in der Theorie der Texte oder werden in ihrer korrekten Funktion aus politischen oder/und korruptionsgetriebenen Gründen behindert oder blockiert.
Diese Erscheinungen in der Praxis der Entwicklungszusammenarbeit waren recht bald vorauszusehen. Wohl wurde und wird auch versucht, in Abkommen, Durchführungsvereinbarungen und ähnlichen Instrumenten Sicherungen einzuziehen, die konkrete und nicht nur verbale Umsetzungen des Vereinbarten garantieren sollten. Wichtigstes dieser Instrumente, weil von Bedeutung für Folgekosten und Nachhaltigkeit, ist die Konditionierung, z.B. bei Abkommen zur Strassenbaufinanzierung. Das Nehmerland verpflichtet sich, zur Sicherung der Strassenunterhaltung entsprechende Strukturen einzurichten, sie zu betreiben und so die Finanzierung von Unterhaltsmassnahmen zu erwirtschaften. Wohl sind allerorten diese Strukturen entstanden. Funktionieren tun sie nicht. Das enorme Potenzial , etwa aus einer Strassenmaut, wird nicht genutzt, besser : einer nichtöffentlichen Nutzung zugeführt. Fast immer ist eine solche Konditionalität in den entsprechenden Abkommen enthalten, ebenso regelmässig wird sie von Geberseite nicht geltend gemacht. Diese wagt es nicht, den Partnern - in politisch-psychologisch falsch gesehenem Kooperationsverständnis - Wahrheiten zu sagen. Die Empfängerseite würde das verstehen, wenn auch ein wenig "maulend" ("vous avec vos pressions amicales", verlautbarte einmal der Parlamentspräsident eines Partnerlandes - und erfüllte die angemahnte Kondition, die Verabschiedung lange angemahnter Dezentralisierungsgesetze). Die Geber ziehen keine Konsequenzen aus sachlich gebotenen und begründeten Konditionalitäten oder verwässern deren Druckeffekt ad infinitum. Schlimmer noch : In gleicher Regelmässigkeit finanzieren sie anstandslos die Reparatur der alsbald heruntergekommenen Strassen oder gar deren komplette Neukonstruktion. Was ist solches Geberverhalten anderes als, sagen wir fahrlässiges, Verleiten der Nehmer zu vertragswidrigem Verhalten und Passivität?
Zugegeben, schon die Formulierung von Konditionen ist nicht immer so einfach wie im obigen Beispiel, technisch gesehen. Auch die Wegmarken zur Verfolgung ihrer Einhaltung sind oft schwieriger zu setzen und zu evaluieren, besonders in den Fällen, wo die Erreichung vereinbarter Ziele und die Umsetzung von Ergebnissen eindeutigen politischen Willen voraussetzen, etwa bei grundlegenden Reformvorhaben wie Dezentralisierung und Gemeindeförderung. Fehlender Wille lähmt oft auch die banal-technischen Durchführungsebenen einer politisch beschlossenen und in Form von Gesetzen und Regelungstexten "durchgeführten" Reform. Es fehlt auch der Wille, den Reformunterbau (Strukturen, Personal, Verfahren) zu realisieren. Die dazu notwendigen Mittel, Kompetenzen, Hilfen sind in der Regel verfügbar. Dies ist dem Partner klar zu sagen, nicht als Akt der Moralpädagogie, sondern als Vermittlung von im Norden gemachten einschlägigen Erfahrungen mit der objektiven Darstellung dessen, was passiert, wenn nichts geschieht. Solches indessen hört man von Geberseite fast nie.
Es geht um den klaren Umgang, um eine klare Sprache miteinander. So etwas ist möglich, auch unter dem Regime diplomatischer Formelsprache. Gleichberechtigte Vertragsverhältnisse, in welchem Sektor auch immer, dem der Entwicklungskooperation inklusive, schliessen sehr wohl die Möglichkeit der Konditionierung von Leistungen mit ein. Nur : Deren Geltendmachung verlangt oft Druckausübung der Geberseite. Das ist üblich, menschlich und partnerschaftlich vertragskonform, keine neokoloniale Attitüde. Dennoch findet das meist nicht statt. Volker Seitz bringt es auf den Punkt : "Das Samariterverhalten des Nordens schwächt oder zerstört die Anreize der Empfänger zu eigenen Anstrengungen (z.B. eben zur Erfüllung von Konditionen oder vereinbarten Partnerschaftsleistungen, Anmerkung des Unterzeichners)". Oder : "Mit unserem Dauermitleid verstärken wir nur eine Sozialhilfementalität, die in manchen afrikanischen Staaten schon chronisch ist." Hinzukommt, dass sich die Geber für ihre Kooperationsaktivitäten ein System der Zielerreichungs- und Wirkungsnachweiszwänge verordnet haben, das weit über das Sinnvolle und Notwendige hinausgeht, ja mittlerweile fast zu l'art pour l'art geworden ist. Bestehen auf Konditionalität und Vertragserfüllung wäre hier sehr inopportun, da deren Nichtrespektierung es erschwert, den geplanten Programm- oder Projekterfolg zu konstatieren.
Obige Beobachtungen führen zurück zu einem das ganze Buch von Volker Seitz durchziehenden Leitthema : "Afrika ernstnehmen", hat er als eine Kapitelüberschrift formuliert. Und wie hat das zu geschehen? Fast scheut man sich, es zu sagen, die Banalität zu benennen, um die es geht und die im vorstehenden Absatz angedeutet ist : durch klaren Umgang und klare Sprache zwischen den Kooperationspartnern. Oder wie es der Autor in Maximen fasst :
"Wahre Freundschaft gegenüber Afrika muss in Zukunft kritische Zusammenarbeit bedeuten."
"Nach meiner Erfahrung kann auch deutsche Politik in Afrika auf lange Sicht nur dann erfolgreich sein, wenn wir ehrlich und standhaft auftreten."
"To speak clearly is not being colonial" (Gladwell Otieno, Bürgerrechtlerin aus Kenia, eines der von Seitz seinem Buch vorangestellten besonders treffenden Zitate).
Solche Maximen sind noch weit entfernt, in der Realität zu effektiv beachteten Leitsätzen und Verhaltensregeln der Entwicklungskooperation und Kommunikation des Westens mit Afrika zu werden. Zwar wird man hier zunächst einwenden, dass das westlich-afrikanische Kooperationsverhältnis sich sehr wohl, zunächst vorwiegend terminologisch, zu einem "emanzipierten" und auf einer gleichberechtigten partnerschaftlichen Ebene betriebenen entwickelt und die Entwicklungshilfe zur Entwicklungszusammenarbeit oder -partnerschaft mutiert hat. Dies trifft zu und sollte nicht bagatellisiert werden. Der entsprechende ernsthafte Willen der Geber scheint vorhanden. Gerade im Umgang mit afrikanischen Partnern ist bei der Wahl der Worte Sensibilität gefordert und das noch immer vorhandene Gewicht zu berücksichtigen, welche das Wort besitzt vor dem Hintergrund afrikanischer "tradition orale" . Diese Tradition scheint immer noch ein wenig zu wirken, auch in einem auf Schriftkultur basierenden "modernen" Kommunikationsumfeld. Nur, bei allem guten Willen bleibt ein "Missverhältnis zwischen Partnerschaftsrethorik und empirischem Befund" unverkennbar. Wie sonst lässt sich erklären, dass die Geberseite fortfährt, die Nichterfüllung von Eigenleistungen und Bedingungen zu tolerieren, ja diese letztlich unter den Tisch fallen zu lassen. Dabei würde sie nichts daran hindern, die Mittelvergabe "an nachprüfbaren Kriterien der entschlossenen Eigenanstrengung und des 'guten Regierens' auszurichten" (Seitz). Dies und das vorerwähnte Erfordernis der Sensibilität stünden einem solchen "straight talk" keineswegs entgegen.
Doch wie gesagt : Eigentlich Banalitäten, das alles. Schon hört man wieder die eingangs zitierte Kritiker-Fraktion raunen, da habe sich jemand nicht nur mit einer "Sammlung von Gedankensplittern" amüsiert, sondern auch ein Poesie-Album naiver Entwicklungskooperations-sprüche geführt. Sei's drum. Noch ist die Welt der Entwicklungspolitik, -praxis und -literatur nicht dabei (letztere aber zunehmend und zwar gerade auf afrikanischer Seite), in der Diskussion über Entwicklung und Kooperation von und mit Afrika auch Grundtatsachen und -erkenntnisse zu
berücksichtigen, die praktischer Lebens- und Kooperationserfahrung entspringen, aber weniger Stoff geben für gescheite Theorien, aktuelle Moden und ähnliche, grossartige Millenium-Development-Politiken.
Volker Seitz hat, mit noch wenigen anderen, mit seinem Buch den Anfang gemacht.
Di. 1 Dez 2009 - 12:08
Es ist ein grundlegender Unterschied, ob man nach einem Kurzaufenthalt über Entwicklungspolitik schreibt oder nach langjährigem Arbeitsaufenthalt mit ländlichen Zielgruppen und Entscheidungsträgern.
Damit sei festgestellt, dass die Afrikaner vor Ort sich ihrer unbefriedigenden Situation durchaus bewusst sind, dass aber traditionelle Muster und Autoritätskennzeichen sowie konkurrierende Ethnien häufig einen großflächigen systemischen Entwicklungsansatz verhindern.
Die Korruption ist sicher einer der Faktoren, der bei der kleptokratischen Elite ins Auge springt, sei sie in Form von geldlichen Zuwendungen oder den (sinnlosen) Infrastrukturverbesserungen in einem bestimmten Dorf (z. B. Geburtsort des Ministers).
Schlimmer ist, dass die Eliten nichts, weder ideell noch finanziell, zur Entwicklung ihres Staates beitragen, sondern sich dessen bedienen und die öffentlichen Gelder (deniers publics) mit ihnen auf Grund des Amtes zustehenden Geldern verwechseln.
Die meisten der in Deutschland ausgebildeten Eliten sind demokratisch aufgeschlossen, erstreben nach ihrer Rückkehr aber auch nur Posten in der Hauptstadt. Nach Jahren europäischen Modellverhaltens erliegen sie den sozialen Zwängen und verhalten sich wie die kritisierten Eliten.
Viele kehren nach dem Studium nicht zurück, sondern suchen sich einen Arbeitsplatz in den westlichen Ländern wegen der Chancenlosigkeit, im eigenen Land adäquat eingesetzt zu werden. Dieses Potenzial sollte (durch materielle Unterstützung) dazu bewogen werden zurückzukehren.
Es ist unverständlich, dass über Regierungsverhandlungen ein Prioritätenkatalog besprochen wird mit denen, die als Eliten nur an ihrer persönlichen Bereicherung interessiert sind.
Die Kirchen und andere NGOs haben es leichter, da sie vor Verhandlungen konkret nachhaltige Projekte identifizieren können, manchmal an der Gier der Eliten vorbei.
Es wäre wünschenswert, dass über die nicht existierende Koordination der EU über den FED hinaus auch die UNDP und andere UNO-Projektplanungen koordiniert werden, vielleicht in Form von Pilot-Regionen oder -Ländern.
Dafür müsste auf nationaler und internationaler Ebene eine Datenbank mit Expertenjahresberichten und deren Auswertung errichtet werden analog zu den Berichten der jeweiligen Botschaften.
Die 10 Vorschläge für eine bessere Entwicklungspolitik basieren auf der Bilanz der bisherigen Entwicklungspolitik und sind zum Teil in dieser Form nicht durchsetzbar (Maximalforderungen).
Punkt 4 ist sicher der wichtigste, denn die Alphabetisierung, die Grundbildung und die Ausbildung sind die Säulen jeder Entwicklungschance für die unterprivilegierten Populationen (auf dem Land). Hier wäre auch in Betracht zu ziehen, materielle Hindernisse wie den Kauf von Schuluniformen, Schulgeld, Lehrlingsgeld aus dem Weg zu räumen und Arbeitsstellen im Öffentlichen Dienst (als größtem Arbeitgeber), im Privatsektor und im Landwirtschaftssektor bereitzustellen.
Punkt 5 ist problematisch, da viele Großprojekte der GTZ zur Instandhaltung ein Budget erfordern, das größer ist als das Gesamtbudget des jeweiligen Ministeriums.
Punkt 8 Vielleicht kann über die Exporte und Luftaufnahmen den unwilligen Ländern nachgewiesen werden, wie groß ihre Bodenschätze sind. Welche Institution könnte Sanktionen verhängen, falls die Daten nicht offen gelegt werden?
Punkt 9 ist utopisch, da die meisten afrikanischen Länder diese Voraussetzungen nicht erfüllen. Das Gemeinwohl, wenn vorhanden, hört hinter dem Dorf bzw. der Ethnie auf.
Das afrikanische Verständnis von Demokratie muss nicht unserem entsprechen, es muss aber die Präsidialherrschaft in Frage stellen (s.Zimbabwe, D.R.Kongo,Togo).
Um auf den Anfang meiner Ausführungen zurückzukommen:
Berater mit einer langjährigen beruflichen Tätigkeit im Land und Kontakt zur Bevölkerung mit ihren sozioökonomischen und soziopolitischen Problemen, mit Einsicht in den religiösen Kontext können Teile der Vorschläge partnerschaftlich im Dialog langfristig auf eine Praktikabilität hin überprüfen und zur Anwendung bringen. GTZ Experten, UNO- Personal und Botschaftspersonal scheinen für diese Aufgabenstellung weniger in Frage zu kommen.
Die Medien werden unaufgefordert einen (noch) größeren Beitrag leisten.
Fr. 4 Dez 2009 - 13:58
Je pense que l'aide doit être organiser de tel sorte qu'elle vise le receveur à se passer de cette aide. Elle doit s'orienter le plus possible sur l'éducation pour que le peuple soit capable lui même de participer réellement dans le développement.
Sa. 5 Dez 2009 - 18:58
Zusätzlich zu diversen politischen oder wissenschaftlichen Theorien und Ansätzen über die Entwicklungspolitik habe ich mich mit einer soziologischen Analyse des Gesamtkomplexes beschäftigt. Einige der hierdurch gewonnenen Thesen will ich an dieser Stelle zur Diskussion stellen und hoffe auf zahlreiche Kommentare:
1. Die Entwicklungshilfe hat die an sie gestellten Erwartungen in Bezug auf Afrika nicht erfüllt, Afrika ist das Armenhaus der Welt.
2. Private und staatliche Hilfe ist hingegen zu einem lukrativen Milliarden Euro schweren Dienstleistungssektor mit zehntausenden Beschäftigten angewachsen.
3. Gemeinnütziges Handeln, Spenden und Hilfsbereitschaft haben eine wesentliche soziale Funktion in unserer Gesellschaft, welche durch ein Engagement in Afrika offenbar sehr bequem erfüllt wird.
4. Eine wirtschaftliche Entwicklung Afrikas, vergleichbar mit vielen asiatischen Staaten, würde den Kontinent als Spendenziel unattraktiv machen und diese soziale Funktion gefährden.
5. Durch unseren Drang, "Gutes" zu tun, festigen wir gegenwärtige Missstände und sichern in erster Linie auch zukünftig unsere Position als "Retter Afrikas". Dass dies in der Regel unbewusst geschieht, ist für das Ergebnis sogar förderlich.
6. Als Sündenböcke für die Nicht-Entwicklung dienen MNCs, Despoten, Machteliten und Korruption, die jedoch maßgeblich durch unsere "Hilfe" finanziert werden.
7. Letztendlich liegt es zuerst an den Industriestaaten und deren Bevölkerung, ihr moralisches Bedürfnis anderen zu helfen auf ehrlichere Weise zu stillen als einen ganzen Kontinent aus selbstherrlicher Bequemlichkeit heraus in Elend zu halten und die Möglichkeiten eines wirtschaftlich starken Afrikas zu verschwenden.
Sa. 19 Dez 2009 - 10:46
A la deuxième question, je crois, un peuple consciemment elevé pourrait faire un developpement immense et accéleré avec beaucoup d'argent.Mais s'il est inconscient et se montre incapable il va de soit qi'il reçoive peu d'argent.Dans ces conditions la proposition est bien justifiée.
Quand à la troisième question c'est l 'idéale ! Mais comment contourner les gouvernements Vampires Africains . Ils s'arrangeront par tous les moyens pour faire échouer ce plan de developpement tant que leurs profits seront ménacés!
Il ne faut jamais arrêter l'aide au developpement dans les pays les plus corrompus selon l'index de transparency International.En agissant ainsi nous permettons aux Vampires qui gouvernent de renforcer leur pouvoir sur le peuple.
Venons-en au pourquoi de toutes ces propositions.
Aux premières republiques les Africains ont voté candidement et naivement,souvent aussi forcés, pensant ainsi que c'était la fin de leur souffrance grâce au président ELU. Mais hélas! Lorsque le président voulut pour la deuxieme fois se presenter ce fut difficile à cause des adversaires ! Alors grâce à l'argent des matieres premeres auquel il ne rendait d'ailleurs compte à personne à l'époque, il lui fut possible de donner de l'argent à d'autres en guise de cadeau pour le soutenir.
Avant les indépendances les Africains ignoraient ce qu'était la CORRUPTION ! La graine sémée hier a germé,de petite plante elle est devenue aujourdhui un grand baobab géant aux racines fortement implantées dans le sol.Ce rythme a perduré cinquante ans en Afrique.Dans cet rythme beaucoup se sont fait l'argent facilement.Tous ceux qui ont travaillé peniblement ont fini leur vie dans la misere.! Ainsi donc ce sont les chefs d'états Africains eux-mêmes au profit de s'éterniser au pouvoir ,ont créé la corruption,les guerres civiles, la misére que vous voyez aujourd'hui en Afrique ! Maintenant il faut tuer ce baobab sans l'arracher,car en l 'arrachant nous risquons d'emporter en même temps le peuple !
Il y a la corruption partout en Afrique.Seulement il ya des pays qui savent masquer les choses !
Sa. 2 Jan 2010 - 00:00
Dem Omnipotenzproblem zum Opfer gefallen.
Der Appell an die zukünftige Bundesregierung richtet sich an die breite deutsche Öffentlichkeit. Er muss daher mit der didaktischen Elle gemessen werden, die an die Vermittlung entwicklungspolitischer Sachverhalte anzulegen ist.
Entwicklungspolitische Zusammenhänge sind von extremer Komplexität. Außer dem Ressort Verteidigung sind alle Bereiche zu berücksichtigen, für die es auf der staatlichen Ebene Ministerien gibt. Zusätzlich sind unter regionalen Gesichtspunkten alle Staaten in den Blick zu nehmen.
Dieser hohe Komplexitätsgrad hat zur Folge, dass selbst ein enormes Detailwissen auf einzelnen Gebieten - etwa einem einzelnen Land - nicht immer vor Fehlurteilen bewahrt. Die Autoren des "Bonner Aufrufs" vom September 2008 und der "10 Vorschläge für eine bessere Entwicklungspolitik - Appell an die zukünftige Bundesregierung" stellen - bei einer Reihe richtiger Einzelaussagen - eine falsche Gleichung in den Raum.
Die falsche Gleichung lässt sich bereits mit Hilfe der beiden ersten Sätze des 2009er Appells darstellen. Zunächst deren kurzer Text wörtlich: "1. Wir rufen dazu auf, angesichts der enttäuschenden Bilanz der bisherigen Entwicklungspolitik deren Kurs grundlegend zu ändern. 2. Geben Sie die Vorstellung auf, mehr Geld bedeute mehr Entwicklung. Lassen Sie ab vom 0,7 Prozent-Geberziel, weil es auf dieser irrigen Vorstellung beruht."
Der Fehler liegt in der unzureichenden Füllung einer der beiden Seiten der Gleichung. Mit den Worten "enttäuschende Bilanz" sprechen die Autoren die Gesamtsituation der Entwicklungsländer an. Dieser Lagebeurteilung hätten sie auf der anderen Seite die wichtigsten Elemente der Überwindung von Not und Armut oder der Ursachen von Stagnation gegenüberstellen müssen. Stattdessen beschränken sie sich im zweiten Teil des ersten Satzes allein auf die "bisherige Entwicklungspolitik", und zwar in einer Form, die dem unbefangenen Leser eine Kausalbeziehung suggeriert. Dem Empfänger der Nachricht wird hierdurch der Eindruck vermittelt, eine grundlegend andere Entwicklungspolitik - die Autoren meinen offensichtlich die Entwicklungszusammenarbeit bzw. Entwicklungshilfe - hätte die enttäuschende Bilanz abwenden oder mindestens stark abschwächen können.
Damit lassen die Verfasser des Appells ein Problem außer Acht, das schon vor geraumer Zeit mit dem Begriff "Omnipotenzfalle" belegt wurde. Hiermit ist die unzulässige monokausale Verknüpfung zwischen der beklagenswerten Situation vieler Entwicklungsländer und der EZ gemeint. Analog gilt dies für den Fall, der EZ eine dominante Rolle im Entwicklungsprozess einzuräumen.
In keiner substanziellen wissenschaftlichen Studie findet sich eine solche Kausalbeziehung. Entscheidend für die Frage, ob sich ein Land entwickelt oder nicht, sind die internen Rahmenbedingungen ("Good Governance" oder "Good Economic Governance") sowie die ökonomischen Austauschbeziehungen global und regional. Zumindest die bisherige EZ kann nur Pilotvorhaben beisteuern oder einer regional oder sektoral eng begrenzten Personengruppe im Entwicklungsland einen statistisch messbaren Fortschritt eröffnen.
Der zweite Satz des Appells an die zukünftige Bundesregierung erhebt vollmundige Ausrutscher von staatlichen oder nichtstaatlichen EZ-Vertretern/-innen zum vermeintlich offiziell erklärten Programm. Ernsthafte Aussagen staatlicher oder nichtstaatlicher EZ-Vertreter/-innen haben nie zum Ausdruck gebracht, die Erfüllung des 0,7 Prozent-Ziels könne monokausal oder in erster Linie die Überwindung von Not und Armut im Süden bewirken. Wäre dies jemals ernsthaft behauptet worden, würde es sich ohne Frage um eine "irrige Vorstellung" handeln.
Die Autoren der o.g. Aufrufe der Jahre 2008 und 2009 wären gut beraten gewesen, auf das didaktische Material zurückzugreifen, das im staatlichen und nichtstaatlichen Bereich für die Entwicklungspolitische Bildung erarbeitet wurde. Ein primär graphisch gestaltetes Beispiel ist die Folienmappe des BMZ, die erstmals 1982/83 vorgelegt wurde. In ihr wird der EZ auch graphisch der Stellenwert eingeräumt, den sie bis heute verdient. (Die Internet-Fundstelle für die jüngste Version der Schaubildmappe aus dem Jahr 2002 lautet: "www.bmz.de/Service/Publikationen/Bildungsmaterialien/Unterrichtsmateria…
Entwicklungspolitik - Folien für Tageslichtschreiber")
Die BMZ-Schaubilder sollen der Notwendigkeit Rechnung tragen, zunächst aus der Vogelschauperspektive den Gesamtzusammenhang aufzuzeigen und sich einzelnen Fragen immer nur unter Wahrung einer ganzheitlichen Sichtweise zu nähern. Auf der obersten Abstraktionsstufe leisten dies insbesondere das BMZ-Schaubild Nr. 16 und auf der Abstraktionsstufe darunter die BMZ-Schaubilder 17, 18 und 19. Sie können als Raster dienen, Einzelinformationen in einen Gesamtzusammenhang einzubetten. Dabei weist das Schaubild Nr. 16 mit dem grünen Bereich des Tortendiagramms der Gesamtpolitik des jeweiligen Entwicklungslandes den Hauptbeitrag für die Frage zu, ob Entwicklung stattfindet oder nicht. Zweitwichtigster Faktor ist der blaue Schaubildbereich, d.h. die Politik der Industrieländer außerhalb des Segments EZ. Den bescheidensten Beitrag erbringt die EZ. Bereits im Lichte dieses Schaubilds, dessen Gestaltung eine intensive wissenschaftliche Beratung vorausging, ist die im ersten Satz des Appells angelegte Gleichung höchst unvollkommen und insofern fehlerhaft.
Do. 7 Jan 2010 - 10:59
Herr Kurt Gerhardt,
Ihre Expertise in der Sendung des bayerischen Fernsehens, BR Alpha vom 5.1.010,
http://www.br-online.de/podcast/mp3-download/bayern2/mp3-download-podca…
war sehr aufschlußreich und informativ.
Ihre Meinung kann ich nur unterstützen, dreißig Jahre war ich dienstlich in diesem schwarzen Kontinent tätig.
Weiter so!
Gruß
J. Strohecker
Fr. 15 Jan 2010 - 17:07
on "Why Africa Is Losing its Dignity" (Apr. 21, 2009)
Although I agree with the central theme of the article, which is that only Africans can develop Africa, I would like to make the following points:
A. The West does not seem to want the real development of Africa.
- Development Aid is used by the donor nations sometimes to achieve foreign policy objectives which in most cases are not favourable to the development of the recipient nations.
For example, linking free trade to aid has been very destructive to local industrial and agricultural capacities in Africa.
Another example, is the EU agreement on fishing rights with nations like Senegal which allows European vessels to fish off the coast of the country. That agreement has been very detrimental to the livelihood of fishing communities on the coast of Senegal and is partly responsible for the very many young people in that country seeking to migrate to Europe illegally.
- Efforts at regional economic and political integration in Africa, which are very important for development, are being sabotaged by the ex-colonial powers. For example, France has been very hostile to ECOWAS.
B. China and Africa
- I reject your comparison of China with Africa. China is a nation while Africa is a continent of diverse nations with very negative historic experiences of slavery and colonialism. Africa can, of course, learn from China, but it's unfair to compare the two. In fact, many countries in Africa because of the diversity of ethnicity are polarised nations. Hence, we talk of nation-building as an important step in the process of development.
C. The Aid Establishment
- You seems to be oblivious of the interest of the Aid Establishment to keep the present system going. I think many in the Establishment see their own survival in the continuation of the status quo.
D. The Good Aid.
I believe that assistance that goes into the fight against diseases, the improvement of primary health care and research into drugs such as those against malaria are very helpful. I also support assistance that goes into education, solar energy and transport infrastrucutre because they help Africans help themselves.
Why Africa Is Losing its Dignity
Although I agree with the central theme of the article, which is that only Africans can develop Africa, I would like to make the following points:
A. The West does not seem to want the real development of Africa.
- Development Aid is used by the donor nations sometimes to achieve foreign policy objectives which in most cases are not favourable to the development of the recipient nations.
For example, linking free trade to aid has been very destructive to local industrial and agricultural capacities in Africa.
Another example, is the EU agreement on fishing rights with nations like Senegal which allows European vessels to fish off the coast of the country. That agreement has been very detrimental to the livelihood of fishing communities on the coast of Senegal and is partly responsible for the very many young people in that country seeking to migrate to Europe illegally.
- Efforts at regional economic and political integration in Africa, which are very important for development, are being sabotaged by the ex-colonial powers. For example, France has been very hostile to ECOWAS.
B. China and Africa
- I reject your comparison of China with Africa. China is a nation while Africa is a continent of diverse nations with very negative historic experiences of slavery and colonialism. Africa can, of course, learn from China, but it's unfair to compare the two. In fact, many countries in Africa because of the diversity of ethnicity are polarised nations. Hence, we talk of nation-building as an important step in the process of development.
C. The Aid Establishment
- You seems to be oblivious of the interest of the Aid Establishment to keep the present system going. I think many in the Establishment see their own survival in the continuation of the status quo.
D. The Good Aid.
I believe that assistance that goes into the fight against diseases, the improvement of primary health care and research into drugs such as those against malaria are very helpful. I also support assistance that goes into education, solar energy and transport infrastrucutre because they help Africans help themselves.
Femi Awoniyi
Editor-in-Chief
The African Courier
Mo. 18 Jan 2010 - 13:30
A short respone to Femi Awoniyi:
There is no doubt: western governments have had a plethora of interests in giving aid. And it is correct that there are those, who are keen on keeping Africa dependent on help from outside. But the most ambivalent argument for aid has been altruism. It has been the cause of perverse incentives and has led to the illusion that charity leads to autonomous development (compare the excellent article by Jagdish Bhagwati, which can be found on this website under "Neuesâ€). Therefore it is of primary importance to clarify responsibilities. Fighting diseases, research into drugs (e.g. malaria) and improving transport infrastructure need to be differentiated in allocating them to the least centralized competent authority. This is the simple but challenging principle of subsidiarity. Most importantly this implies: "Africa must own its development agenda …Only the people themselves can develop their own land!†(Kwame Appiah in The African Courier, September 2007)
So. 24 Jan 2010 - 15:17
Kann man in der deutschen Consultingwirtschaft nach Unterzeichnung dieses Aufrufes eigentlich noch einen Job bekommen?
Oder anders gefragt: wer von den Mitlesern verdient sein Geld mit der gegenwärtigen Form der EZ?
Do. 11 Feb 2010 - 16:33
Since there is no clear relation between aid and development there is every reason in the world to reform the way we give aid. Let us take the poblem of moral hazard seriously and stop giving aid to corrupt governments but focus on the private sector. I have published a book in Dutch on this matter: De Prijs van een Slecht Geweten (The price of a bad conscience), Aspekt, Soesterberg, 2009. This book, already fifth print in two months, has fuelled an intensive political debate in The Netherlands. From 2006 until 2009 I was Development Aid spokesman for the Dutch LIberal Party VVD.
Sa. 13 Feb 2010 - 12:01
Minister Niebel spricht in seinen Interviews von einer Neuausrichtung der Entwicklungszusammenarbeit. Eine wirkliche Reform würde bedeuten, dass es keine "eingeschränkten Prüfungsaufträge" mehr gibt, deren Einschränkung darin besteht, dass ausgerechnet die Mittelverwendung z.B. in Afrika nicht geprüft wird. Die SPD hatte dies bereits 1997, als sie noch in der Opposition war, gefordert, 1998 nach der Regierungsübernahme allerdings wieder vergessen. Zuletzt kam die Forderung von der FDP (25.1.2006: "Wir brauchen eine Evaluierung und Wirksamskeitskontrolle der Entwicklungshilfe, um sicherzustellen, dass sie auch bewirkt, was man sich langfristig von ihr wünschen kann. Nämlich die Entstehung von demokratischen, freien Staaten, in denen jeder Einzelne sich und die Seinen mit seiner Hände Arbeit ernähren kann." Es scheint so, dass die FDP ihre eigenen Ansprüche - nach der Wahl - nicht mehr ernst nimmt. Wir sollten sie jedenfalls immer wieder daran erinnern. Tiefe Reformen sind notwendig, die freilich unpopulärer sind als das immer neue Aufdrehen des Geldhahns. Im Koalitionsvertrag steht nicht, dass Entwicklungshilfe - trotz Spardrucks - weiterhin ohne eine unabhängige( unabhängige) Kontrolle immer weiter wachsen muß. Das 0,7-Prinzip ist nirgendwo verbindlich festgeschrieben, trotzdem wird es immer wieder als Vorschlaghammer benutzt. Es geht nicht darum, dass "wir" für afrikanische Entwicklungsprobleme europäische Lösungen anbieten. Afrika besteht aus 53 Staaten, jeder mit seiner individuellen Konstellation und Struktur. Jedes Land muß eigene Lösungswege für seine Probleme finden, die zu seiner Kultur passen. Es darf nicht immer zuerst nach den Gebern gerufen werden.
Es ist die Aufgabe der Afrikaner, die Entwicklung voranzutreiben, aber es ist unsere Aufgabe, dort wo Eigenverantwortung im Vordergrund steht, daran teilzuhaben.
Andrew Mwenda sagt: "Eine Erhöhung der Entwicklungshilfe könnte sich als eine Medizin entpuppen, die den Patienten noch kränker macht. Indem sie die Korruption und Inkompetenz von Regierungen subventioniert, hat die Entwicklungshilfe negative Auswirkungen auf eine Reform der Finanzpolitik."
Warum nehmen wir solche Kritik nicht ernst? Ich kann Herrn Niebel nur empfehlen, mit Afrikanern wie Shikwati, Mwenda, Ayittey, Mbeki, Moyo zu diskutieren. Geldof und Bono hingegen bestärken die Vorstellung vom afrikanischen Kontinent als einem Ort nie endender Sorgen. Sie tragen auch unbeabsichtigt zur negativen Wahrnehmung Afrikas bei.
Geldof und Bono können aber nicht für die Afrikaner sprechen.
Die Chefredakteurin Veye Tatah von "Africa Positive" beklagt in ihrem neuesten Editorial die Politisierung des Fußballs in einigen Ländern Afrikas. Sie schreibt "Genau dieser Zustand reflektiert sich in dem politischen Alltag dieser Länder. Erfolge, sei es in der Politik, Wirtschaft oder Sport, können nur durch gute Leistungen erbracht werden. Das erklärt, warum einige Länder Afrikas so ineffizient arbeiten und nicht in der Lage sind, Entwicklungsfortschritte zu machen, solange die Regierungen nicht begreifen, dass die Lösung von Problemen darin liegt, dass die Potentiale an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Um diese Tatsache zu begreifen, braucht man keine Berater aus dem Norden."
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Do. 25 Feb 2010 - 14:17
Im Blick auf die Gründe für Gelingen oder Nichtgelingen von Entwicklungshilfe herrschen sicher eine Menge Missverständnisse vor. Allen voran die Erwartung der Geberländer, die afrikanischen Gesellschaften würden auf Dauer zwangsläufig ein demokratisches System ihrem traditionellen Gesellschaftswesen mit seinen eignen (Europäern unverständlichen) Machtstrukturen vorziehen.
Unter dem dünnen Deckmantel der Demokratie existiert in der Regel ein Konglomerat an überaus anpassungsfähigen Lösungsstrategien, deren höchstes Ziel die schnellstmögliche Gewinnmaximierung ist. Die Philosophie des Deckmantels ist dabei ebenso variabel wie die Menschen, die sie vertreten. Wer in Glaubensfragen öffentlich die großen Religionen lobpreist und in ernsten Fragen des Lebens am Abend den Marabou konsultiert, wird auch in gesellschaftspolitischer Hinsicht Flexibilität an den Tag legen. Demokratie ist eine Errungenschaft der aufgeklärten Gesellschaften und keine afrikanische Überzeugung. Axelle Kabou wies schon in den 90er Jahren in ihrer Streitschrift "Weder arm noch ohnmächtig…" auf den dringenden Umstand hin, die afrikanischen Gesellschaften müssten ihr Klansdenken überwinden, um grundlegende Veränderungen in Richtung Moderne und Demokratie hervorbringen zu können. Dies ist bis heute nicht der Fall. Das große Ganze wird immer noch dem Kleinen geopfert. Wer "ein paar Schulen hat", ist ein gemachter Mann - so werden selbst grundlegende Strukturen vermarktet und der jungen Generation jede Möglichkeit des Fortkommens genommen. Private Unternehmen überleben nur aufgrund unausgesetzter Kontrolle, die nicht delegiert werden kann, weil dies augenblicklich zur Bildung einer weiteren Macht- bzw. Profitstufe führt. Loyalität beschränkt sich auf den afrikanischen Gesellschaftskodex und lässt übergeordnete multinationale Strukturen außen vor.
Entwicklungshilfe mit der Bereitstellung von Finanzierungen ist daher meist nichts anderes als kampagnegebundene Weitergabe von Geldern - egal mit welchem Ansatz, egal unter welcher Flagge. Die Unkoordiniertheit der Vergabe erleichtert den Griff in den großen Topf erheblich, die Zusammenarbeit mit unerfahrenen, immer wechselnden ausländischen Partnern, in einer gut entwickelten artifiziellen Subkultur für eben jenen Zweck, ist für die immergleichen afrikanischen Partner allzeit ein Heimspiel. Wie gut man von Entwicklungshilfe leben kann, machen die Helfer selbst vor. Alle leben in Afrika besser als in ihren Ursprungsländern und kaum eines ihrer Kinder besucht eine lokale Regelschule - man teilt sich die guten Plätze mit der lokalen Elite, von der man gleichzeitig Verständnis und Lösungsansätze für die grundlegenden Probleme ihrer Mitmenschen erwartet.
Für ihr eigenes Verständnis machen die afrikanischen Gesellschaften das Beste aus der Entwicklungshilfe - sie profitieren und verteilen nach eigenen Regeln nach "unten". Langfristige Projekte wie Bildungs-, Gesundheits- oder Rentensystem können auf Dauer nicht gedeihen, weil der permanente Verteilungsdruck "anonyme" Rücklagen geradezu verbietet und Korruption und Misswirtschaft, wie viele andere Delikte, nicht entsprechend geahndet werden.
Es ist aus dieser Sicht sicher naiv zu glauben, durch mehr Geld werde mehr Entwicklung entstehen. Um festzustellen, ob die afrikanischen Gesellschaften nachhaltige Entwicklung betrieben haben, müsste man erst einmal alle "Krücken" entfernen (und wer entfernte die erste?). Das Ergebnis wäre auch nach 50 Jahren sicher desolat.
Einzig die Schul- und Beraufsausbildung aller Gesellschaftsschichten kann langfristig zu neuen Einsichten/Überzeugungen und zu autonomen, souveränen Kompetenzen und einem ihnen angemessenen Gesellschaftssystem führen. Hierauf sollten sich alle Anstrengungen, sowohl auf afrikanischer (sofern dies echtes Anliegen der aktuellen Regierungen ist) wie Geberländerseite konzentrieren. Für welchen Weg sich die afrikanischen Länder im Fall entscheiden, ist dann - sofern nicht andere Interessen zu weiteren Interventionen verleiten … und hier müssten auch jene die Karten auf den Tisch legen - nicht mehr Sache der Förderer.
Di. 11 Mai 2010 - 20:55
"Afrika wird arm regiert oder wie man Afrika helfen kann" heißt das Buch von einem mutigen ehemaligen Botschafter der Deutschen Bundesrepublik, Herrn Volker Seitz. Man sagt auf English "do not judge a book from its cover" Beurteile nicht ein Buch nach seinem Äußeren". Man darf ein Buch nicht allein nach Äußerlichkeiten beurteilen".
Doch manchmal kann ein guter Titel Neugier wecken, ein Buch zu lesen. Der Titel dieses Buches hat mich so stark angesprochen, dass ich in einer Missionsbuchhandelung saß und ohne Pause eine Stunde lang darin las. Danach kaufte ich es sofort und las es mit großem Interesse durch. Ich war begeistert, dass endlich einmal jemand gewagt hat, nieder zu schreiben, was er gesehen, erlebt und über die Probleme Afrikas verstanden hat.
Dieses Buch ist ein wahrer Spiegel, der die Ursachen des afrikanischen Problems zeigt. Ich komme aus einem der ärmsten Länder der Welt, das seit Jahrzehnten große Summen an Hilfe aus reichen Ländern der Welt bekommen hat und noch bekommt. Ich komme aus einer armen Familie, die solche Hilfe schätzen sollte. Aber ich weiß auch, dass die Armen kurzfristige Hilfe brauchen, jedoch nicht andauernde. Hilfe soll nicht abhängig machen, sondern unabhängig. Hilfe, die Menschen abhängig macht, ist eine Droge, die sie krank macht.
Während und nach meinem Studium habe ich mir viele Gedanken über die afrikanische Entwicklung gemacht. Ich habe den lieben Gott gefragt, warum immer nur Hunger die Identität Äthiopiens geworden ist. Warum hat sich ein wunderschönes Land in Afrika nach 80 Jahren Hilfe nicht entwickelt?
In der Generalsynode der Vereinten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands, die 2005 in Klink, Mecklenburg, stattfand habe ich ein Grußwort aus Äthiopien gesprochen. In diesem Grußwort habe ich gefragt: "Warum haben die Geldgeber nicht danach gefragt, warum die viele materielle Hilfe Äthiopien nicht geholfen hat?" Aber keiner hat meine Frage beantwortet.
Das Buch von Volker Seitz hat erstmals einige meiner Fragen, warum Äthiopien ihre Hungersnöte nicht selbst bewältigt hat, beantwortet. Dieses Buch spricht über sonst nicht ausgesprochene Themen.
Viele Menschen reden von "Hilfe zur Selbsthilfe" in Afrika, aber sie reden nicht mit den Betroffenen. Das Buch erwähnt genau dieses. Es spricht ebenfalls an, dass in Wahrheit die Helfer Geld entweder aus Schuldgefühl geben oder vom Gedanken der "Hilfsindustrie" her.
Aber diese Hilfe entwickelt in Afrika ein Abhängigkeitssyndrom. Sie hat die Diktatoren mächtig gemacht und ihnen somit unter anderem ermöglicht, sogar eigene afrikanische Völker zu unterdrücken. Materielle Hilfe ist auch eine schnell wachsende Industrie in Afrika geworden, sagt Volker Seitz. Ja, sie ist ein wachsendes Geschäft für die Eliten geworden. Es gab zum Beispiel vor zwei Jahren mehr als 3000 Hilfsorganisationen in Äthiopien. Die Zahl wächst immer noch in Äthiopien beziehungsweise in afrikanischen Ländern. Das ist die Wahrheit, die Herr Seitz in seinem Buch beschrieben hat. Er ist nicht nur Kritiker, sondern er hat auch Ideen wie Hilfe in Afrika wirklich funktionieren kann.
In der Reihenfolge der Hilfe in Afrika sollte zu allererst Hilfe für den Aufbau von Freiheit, Bildung und Demokratie genannt und gewährt werden. Wenn jeder arme Afrikaner und jede Afrikanerin Freiheit haben, über ihr Schicksal selbst zu entscheiden, haben sie die Kapazität sich zu entwickeln und Verantwortung zu übernehmen.
Von allen Büchern, die ich bisher gelesen habe, ist dieses Buch einzigartig. Es nennt die wirklichen Probleme Afrikas beim Namen. "Problem discovered ist half solution" sagt man in Englisch. Ursachen eines Problems zu entdecken ist die halbe Lösung. Dies Buch hat die Ursachen des afrikanischen Problems deutlich gemacht. Deswegen möchte ich im Namen der leidenden armen Menschen in Afrika die Gelegenheit nutzen, Herrn Volker Seitz für seine wunderbare Arbeit zu danken und ihn gleichzeitig ermutigen, weiterhin den stimmlosen Menschen in der so genannten dritten Welt eine Stimme zu sein.
Pastor Benti, Ujulu-Tesso aus Äthiopien 11. Mai 2010 Hannover, Deutschland.
Mo. 24 Mai 2010 - 00:25
Zum sehr lesenswerten Beitrag von Kurt Gerhardt in SPIEGEL ONLINE von heute:
Die Helfer scheinen am Erfolg nicht wirklich interessiert, denn damit würden sie sich doch den Ast absägen, auf dem sie sitzen. Diese Hilfe ist ein zu schönes Geschäft - solange sie nicht hilft. Deshalb glaube ich nicht (mehr) an die Reformierbarkeit der Entwicklungshilfe und schlage vor, an der Wurzel des Problems anzusetzen:
Afrika wird, wie ich meine, keineswegs allein von seinen eigenen Eliten armregiert. Dabei helfen vielmehr auch die Regierungen des Westens. Beide handeln nach den mit viel Geld unterfütterten Vorgaben von TRANSNATIONAL CORPORATIONS (TNCs). So sichern sich diese ihre glänzenden Geschäftsbedingungen in Afrika. Grundlagen des hochprofitablen Afrika-Geschäfts sind die bestehenden kolonialen Strukturen und ethisch höchst zweifelhafte Geschäftsmethoden.
Wie also könnten wir den Afrikanern besser helfen, als sie aus dem Griff der TNCs und damit ihrer Kleptokraten zu befreien? Sie selber können das nicht. Wir aber könnten durch öffentlichen Druck unsere Regierungen dazu bringen, das Heft des Handelns endlich wieder in die Hand zu nehmen, statt weiter zu deregulieren, und den TNCs ihr unethisches Handeln nicht mehr zu gestatten. Die Verfolgung der weltweiten Korruption durch die USA ist da ein ermutigender Anfang.
Jetzt drohen sogar wir zu Opfern der grenzenlosen Gier des weltweit operierenden Kapitals zu werden. Sieht denn niemand die Parallelen? Höchste Zeit für unsere Politik, den Kapitalismus zu zähmen und zu zivilisieren, statt sich weiter von ihm treiben (und bezahlen) zu lassen.
Über Entwicklungshilfe sollten wir erst wieder reden, wenn die Afrikaner ihre Heuschrecken los sind und selber bestimmen können, wer sie regiert.
Di. 25 Mai 2010 - 11:56
Zu "Warum die Helfer in Afrika versagen":
Zu Ihrem Artikel: Eigentlich kann man nur dazu sagen: Ja so ist es und doch steht zu fürchten das "Business" geht weiter "as usual", zumindest solange hierzulande noch die Kassen derlei Ablasshandel leisten können.
Gleichzeitig aber ist auch die Zeit reif für Wandel, weniger aus Einsicht auf Ihre und anderer Kritik, denn mehr aus Einsicht, dass NGOs und offizielle EZ nicht mehr die einzigen nennenswerte Global Player in Afrika sind - Stichwort China, Indien, aber auch Afrikas Ressourcen allgemein ... vor deren Umsatz EZ-Gelder zT nur noch als "Peanuts" erscheinen. Die klassische EZ mag also nicht abgeschafft werden, weil sie sich nicht als nachhaltig erwieß, sondern weil sie schlichtweg lächerlich gering und effektiv erscheint angesichts ganz anderer Summen und Interessen, die vor Ort bewegt werden ...
Di. 25 Mai 2010 - 18:10
Die Suche nach größtmöglichen Gemeinsamkeiten ist oftmals leider nur möglich auf Kosten klarer kritischer Aussagen. Nur so scheint verständlich, dass die 10 Vorschläge die Förderung von Grund- und Berufsbildung nicht erwähnen, die Finanzdienstleistungen auf Kleinkredite reduzieren und bei den privatwirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht ausdrücklich auf die Verbesserung der Marktzugänge verweisen.
Im "Bonner Aufruf Plus" wird der Bereich Grund- und Berufsbildung besonders herausgestellt. Man hätte diesen wichtigen Aspekt in die Vorschläge aufnehmen sollen.
Die richtige und wichtige Forderung nach dem Zugang zu Krediten wertet die deutsche Erfahrung aus der Gründerzeit der Sparkassen und der Spar- und Kreditgenossenschaften (die ja nicht zufällig beide die Aufforderung zum Sparen in ihrem Namen enthalten) nicht zutreffend. Es sollte im EZ-Bereich keine Kreditförderung ohne vorherige oder zumindest gleichzeitige Förderung des Spargedankens erfolgen. Auf diesen wichtigen Zusammenhang hat Stuart Rutherford in seiner Untersuchung "The Poor and their money" hingewiesen. Rutherford kommt zu dem richtigen Schluss, dass "The poor have no choice but to save. They are not too poor to save but too poor not to save.†Die Sparförderung darf für diese Zielgruppe nicht länger der vergessene Teil der Finanzdienstleistungen bleiben.
Der Hinweis in Vorschlag Nr. 4, die Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Tätigkeiten zu verbessern sollte um die Forderung nach erleichtertem Marktzugang ergänzt werden. Was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, ist es für die deutsche EZ aber noch lange nich, da diese sich immer stärker auf die Mezo- und Makroebene emporschwingt und dabei zunehmend aus den Augen verliert, dass sich das reale Leben auf der Mikroebene abspielt.
Mi. 26 Mai 2010 - 09:46
Die EZ ist zu theoretisch geworden. Aus meiner 5 Jaehrigen Erfahrung heraus kann ich als Handwerksmeister sagen, dass man vielzuviel mit Papierkram, Programmen und finanzieller Foerderung von Projekten beschaeftigt ist. Ich habe diese Sachen in meiner Projektzeit hinten angestellt, um mich voll und ganz auf die Beduerfnisse der Zielgruppe konzentrieren zu koennen.
Wenn man sich die Zeit nimmt Land, Leute und das Projekt ersteinmal kennen zu lernen und nicht gleich Vollgas gibt, gewinnt man das Vertrauen der Partner und somit Respekt. Mit Geld schafft man nur Begehrlichkeiten und wird als Experte nicht wirklich anerkannt. Frustration seitens des EHs und oftmals fruehzeitiger Ausstieg aus dem Projekt sind die Folgen.
Zusammen Loesungen Entwickeln und nicht das Rad neu erfinden, denn das Potenzial liegt vor Ort, man muss es nur erkennen und das kann lange dauern. In einen Rahmen gezwenkte Monitoring-, Berichterstattungs- und Evaluierungsmassnahmen die kein normaler Mensch versteht sollten verstaendlicher und flexibler gestaltet werden.
In dem sehr komplexen Projekt in dem ich gearbeitet habe, habe ich sehr viel Zuspruch fuer meinen pragmatischen Arbeitsstil erhalten, von der Entsendeorganisation leider nicht. Wer schreibt der bleibt und der Erfolg wird an den finanzierten Projekten gemessen. Wenn kein Geld fliesst ist der Erfolg = 0.
Es sollte, wie in den Anfangsjahren der EZ wieder mehr Pragmatisch/ Praktisch gearbeitet werden und nicht wie es heute ueblich ist Akademiker (meist ohne Berufserfahrung) in die Ministerien der Partnerlaender zu setzen, wo der Erfolg wegen Korruption ausbleibt. Weniger ist mehr.
Do. 27 Mai 2010 - 00:07
Den Aufruf hätte ich gerne unterzeichnet, weil er richtig und wichtig für die EZ allgemein ist. Ein Kriterium für die Unterzeichnung scheint aber EZ-Erfahrung in Afrika zu sein.Ich war für die EZ aber nur 10 Jahre in Lateinamerika tätig.
Mo. 31 Mai 2010 - 20:35
Zu: "Entwicklungshilfe
Warum die Helfer in Afrika versagen" Von Kurt Gerhardt
Warum ziehen Sie nicht selbst den Schluss?
Warum muss die Entwicklungspolitik in Afrika vom politischen Umgang mit dem und im Kontinent immer getrennt gesehen werden, behandelt, beurteilt und darüber entschieden werden?
Unverständlich.
Hans-Albrecht Max Schraepler
Botschafter a. D.
Fr. 4 Jun 2010 - 10:24
Zum Spiegel Online-Beitrag von Kurt Gerhardt
"Warum die Helfer versagenâ€
oder
Der positive Aspekt gescheiterter Entwicklungshilfe
Der Kritik von Kurt Gerhardt im Spiegel-Online vom 23.5.2010 zum Versagen der Entwicklungshilfe in Afrika ist zuzustimmen. Die aufgeführten Gründe überzeugen und sind stimmig, führt doch eine Hilfe ohne Gegenleistung zu Passivität bei den Nehmerländern und blockiert damit Anstrengungen, einen eigenen Weg aus der Armut zu finden. Die Thesen müssen aber m. E. um einen wesentlichen Scheiterungsgrund erweitert werden, der in den Debatten leider keine Aufmerksamkeit erhält.
In der Auseinandersetzung zur Entwicklungspolitik vermisse ich eine tiefgehende Diskussion zum Begriff "Entwicklungâ€. Ein derartiger Diskurs ist aber die Grundvoraussetzung - im Norden wie im Süden -, um gemeinsam Wege aus der Armut zu finden. Jegliche Entwicklung einer Gesellschaft basiert auf historisch gewachsenen Leitbildern, also nicht auf externen, fremdartigen Gesellschaftsmodellen. Uns allen ist inzwischen bewusst, dass das Industriemodell in vielfacher Hinsicht an deutliche Grenzen stößt, ja unsere Lebensgrundlagen gefährdet. Schon aus Selbsterhaltungsgründen dürfte es nicht weiterempfohlen werden, es ist weder glaubwürdig noch zukunftsträchtig.
Aber genau das geschieht seit Jahrzehnten im Zuge einer von Respektlosigkeit getragenen Entwicklungspolitik, die weiterhin von unterentwickelten Gesellschaften ausgeht. Eurozentrische Entwicklungsvorstellungen - häufig wirtschaftsorientiert - sind einfach nicht aus den Köpfen zu bringen. Armut wird auf ein technisches Problem reduziert, somit entpolitisiert, und sozio-kulturelle Gegensätze bleiben außen vor.
Mit Recht wird auch von Gerhardt behauptet, dass die Entwicklung einer Gesellschaft von außen nicht funktioniert. Es stellt sich die Frage, ob sich z. B. eine technologisch orientierte Gesellschaft wie die unsrige die afrikanische Lebensphilosophie "Ubuntu" überstülpen lassen würde. Diese für uns exotische, auf Tribalismus, Spiritualität, Subsistenzwirtschaft, Gemeinsinn und Humanismus basierende Lebensphilosophie beinhaltet, dass der "Mensch erst Mensch durch den Mitmenschen wirdâ€. Lebensgrundlage und -qualität beruhen nicht auf Leitbildern wie Selbstverwirklichung, Individualismus, Wachstum und Profitstreben. Sie sind afrikanischen Menschen nicht zu vermitteln, ja sie werden intuitiv abgelehnt. Der Beweis wird durch unzählige Landesprogramme und Projekte erbracht, die immer dann im Sand verlaufen, nachdem die Helfer das Land verlassen haben. Ich habe diese Erfahrung selbst gemacht. Gäbe es echt unabhängige Institutionen, die objektiv Projektevaluierungen erstellen würden, käme man schnell zu einer ernüchternden Erkenntnis. Aber derartige Erfolgskontrollen und Analysen meidet die Entwicklungshilfelobby wie der Teufel das Weihwasser.
Es sind die unüberbrückbaren, sozio-kulturellen Diskrepanzen, die die Implementierung unseres Gesellschaftsmodells scheitern lassen. Tatsächlich impliziert die Verweigerungshaltung afrikanischer Menschen - nicht der Dauerpräsidenten und Eliten - eine kluge, weitsichtige Daseinsvorsorge. Sie spüren, dass das ihnen zutiefst fremde Industriemodell in keiner Weise kompatibel ist mit den uralten Elementen der eigenen Lebensphilosophie. Dass das westliche Modell darüber hinaus aus ökologischen und ressourcenraubenden Gründen höchst problematisch ist und keinen Vorbildcharakter hat, ist vielen Menschen vielleicht nicht einmal bewusst. In dieser intuitiven Ablehnung liegt die eigentliche Kraft, ja Zukunft Afrikas! Was das Engagement Chinas auf dem schwarzen Kontinent betrifft, setzt es von vornherein nicht auf barmherzige, fragwürdige Entwicklungshilfe, sondern macht klar, dass "geschenkte†Infrastrukturmaßnahmen mit Ressourcen zu bezahlen sind.
Die im Bonner Aufruf erarbeiteten "10 Vorschläge für eine bessere Entwicklungspolitik†sind wichtig und wegweisend. Sie können in meinen Augen allerdings nur Zwischenschritte zu einer radikalen Neuorientierung bzw. Neubesinnung sein und müssten um die Begriffsbestimmung "Entwicklung†erweitert werden, dies zusammen mit kritischen, afrikanischen Experten.
Zum Schluss erlaube ich mir die provokante These anzuführen, dass die intuitive Blockadehaltung afrikanischer Gesellschaften gegenüber dem Industriemodell positiv zu sehen ist. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass wir langfristig gezwungen sein werden, zukunftsträchtige Elemente ihres Lebensmodells zu übernehmen.
Sa. 5 Jun 2010 - 21:16
Betr.: Kurt Gerhardt auf Spiegel-online
zu Horst Köhlers Nigeria-Bemerkung
Das eint Afrikas Präsidenten und Deutsche Bundespräsidenten: beide müssen sich Respekt erwerben - er wird nicht qua Amt verliehen.
Vielleicht kann der Privatier Horst Köhler bei seinen zukünftigen Afrika-Besuchen als Gastgeschenk den sog. 'Führungseliten' ja ein Konzept aus seiner ehemaligen Wahlheimat Washington überreichen.
Herausgegeben hat das
"Concept to Organize Learning in Governments" die Independent Evalution Group der Weltbank.
Titel des lerntheoretischen Ansatzes :
"The Black Box of Governmental Learning".
Die Autoren Raoul Blindenbacher & Bidjan Nashat gehen von der kühnen und hoffnungsvollen These aus, daß es in Afrikas Regierungsapparaten tatsächlich eine nennenswerte Zahl von Lernwilligen gibt, deren Erkenntnisinteresse nicht ausschließlich auf neue Strategien der Selbstbereicherung zielt.
So. 6 Jun 2010 - 12:41
Mein Hintergrund liegt nicht in einer bisherigen beruflichen Erfahrung in Afrika oder anderer direkter Erfahrung mit Entwicklungshilfe. Statt dessen bin ich mit Frau und Kind über neun Monate lang im Uhrzeigersinn um Afrika gefahren. Dabei haben wir erlebt, wie NGOs und andere Entwicklungshelfer agieren. Wir haben gesehen und vor Ort gehört, was mit den Geldern passiert und wie Projekte einfach verrotten oder sprichwörtlich aufgegessen werden. Häufig finden Projekte nicht die Unterstützung der Bevölkerung, der Clans und der Ältesten, da sie von EZ-Funktionären und NGOs an Bedürfnissen der Menschen vorbei durchgedrückt wurden und somit keine nachhaltige Wirksamkeit entfalten können. Daneben fahren vor allem die Regierenden und die NGOs und die Entwicklungshelfer mit ihren klimatisierten SUVs durch die Lande. Es ist eine Schande, was passiert!
Lange haben meine Frau und ich unterwegs philosophiert und über Lösungen nachgedacht und kamen im Wesentlichen zu denselben Schlussfolgerungen, die hier in dem Aufruf veröffentlicht werden. Auch haben wir unterwegs keinen Reisenden aus dem Norden getroffen, der zu anderen Lösungsansätzen gekommen ist! Wirklich niemanden, d.h. wir sind nur Menschen begegnet, die aufgrund des Erlebten zu sehr ähnlichen Schlüssen gekommen sind! Und lange haben wir geglaubt, wir stehen mit unseren Erfahrungen und unserer Meinung hier in Deutschland (fast) allein da.
Vielen Dank für den Aufruf, der hoffentlich immer größer werdendes Gehör findet!
Mo. 7 Jun 2010 - 19:00
Der Diskussion zum Spiegel-Online Artikel von Kurt Gerhardt "Warum die Helfer versagen" möchte ich noch einen weiteren Aspekt hinzufügen:
Die Schwierigkeit des Umdenkens.
Zu Recht zieht Kurt Gerhardt das Fazit, dass Afrikaner sich nur aus eigener Kraft aus den fatalen Folgen bisheriger Entwicklungshilfe und dem weltweiten Netz von Hilfeagenturen befreien können.
Bevor wir also wieder neue, fragwürdige Konzepte entwickeln, fragen und hören wir doch Afrikaner zu ihrer eigenen Meinung. Dort gibt es durchaus erste richtungweisende Ansätze, die sog. "New Voices", einige herausfordernde, innovativ argumentierende Afrikaner wie James Shikwati, Andrew Mwenda, Dambisa Moyo u.a.
Unabhängig voneinander plädieren sie dafür, die Entwicklungshilfe zu stoppen, da sie zum großen Teil nur die amtierenden korrupten, kleptokratischen Regierungen unterstützt, die bedürftige Bevölkerung aber nicht erreicht - und sie so zu der fatalen Situation geführt hat, dass viele afrikanische Länder nach 50 Jahren Entwicklungshilfe wirtschaftlich schlechter dastehen als direkt nach der Unabhängigkeit.
In Interviews gefragt, was denn die Menschen in den westlichen Ländern ihrer Ansicht nach stattdessen tun sollten, gaben sie folgende Ratschläge:
D. Moyo, ehemalige Mitarbeiterin der Weltbank, Sambia:
Geldspenden an eine bestimmte NGO, die damit Mikrokredite in Entwicklungsländern vergibt. Mikrokredite, die die "kleinen Leute" und Bedürftige in die Lage versetzen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen bzw. zu verbessern.
A. Mwenda, Journalist und Verleger der Zeitung ‚The Independent', Uganda:
Seine schlichte und ergreifende Antwort: Nichts.
J. Shikwati, Ökonom und Begründer von IREN, Kenia:
Antwortete etwas moderater. Er plädiert für einen zügigen, schrittweisen Ausstieg aus der Entwicklungshilfe und Fokussierung auf Unterstützung des privatwirtschaftlichen Sektors.
Entwicklungshilfe stoppen? Kommt da nicht Empörung in uns auf? Werden nicht Arme und Kinder sterben, wenn die Hilfe nicht fortgesetzt und sogar intensiviert wird?
In einem Interview (Weltwoche 2006) hält A. Mwenda folgende Argumentation dagegen:
"Die 45 Prozent des Staatsbudgets, die zum Beispiel in Uganda durch die internationale Hilfe subventioniert werden, wären problemlos mit Steuern zu finanzieren. Die Regierung kassiert aber - und ich zitiere hier offizielle Zahlen - nur etwas mehr als die Hälfte der potenziellen Steuern ein. Was ist mit der anderen Hälfte? Die Regierung sagt, die Steuerverwaltung verfüge über eine schlechte Infrastruktur. Das mag sogar stimmen, entscheidender aber ist, dass die Reichen und politisch Mächtigen in Afrika dank Korruption keine Steuern bezahlen. So schaffen die Regierungen Abhängigkeiten und schonen ihre Günstlinge."
Offensichtlich nehmen wir uns also wichtiger, als wir sind?
Es gilt, die Herausforderung anzunehmen, dass sich auch die Menschen der westlichen Nationen ‚entwickeln' müssen - willens und innovativ zu sein im Überdenken der Sichtweise von ‚Entwicklungshilfe' .
Zum Schluss möchte ich noch kurz Ralph Sinas Kommentar vom 6.6.2010 aufgreifen.
Horst Köhler könnte auf seiner nächsten Afrikareise auch bei Patrick Awuah in Cape Coast, Ghana, vorbeischauen. Der Ghanaer hat 2002 dort das Asheshi University College gegründet und bildet seitdem Führungskräfte aus, die auch in westlichen Ländern begehrt sind. Also eine weitere, rein afrikanische Initiative.
Wie sich die Absolventen dieser Universität später im Wirtschafts- und Politikleben dann jedoch bewähren, ob sie "anders agieren", bleibt dahingestellt.
Aber sind denn die Politiker und Führungskräfte in der westlichen Welt wirklich ‚so anders'? Sind deren Entscheidungen nicht auch eher von kurzfristigem Machterhalt geleitet als von langfristigen, auf das Wohl der Bevölkerung ausgerichteten Aktionen?
Spätestens die weltweite Finanzkrise lässt daran zweifeln.
Mi. 9 Jun 2010 - 00:18
zu Jürgen Haushalter, siehe 4.6.10
Unbestreitbar haben viele afrikanische Gesellschaften Lebensweisen, von denen wir im Norden viel lernen können, z.B. die Solidarität innerhalb der Großfamilie, besonders die Sorge für alte Menschen. Aber fest steht auch, dass wirtschaftliche Fortschritte durch Einstellungen wie die "Ubuntu"-Philosophie in den vergangenen Jahrhunderten kaum gefördert worden sind. An jenen wiederum wird man aus zwei Gründen nicht vorbeikommen.
Beispiel "Gesundheit": Viele in Afrika weit verbreitete Krankheiten sind heilbar und vermeidbar, aber nicht mit den einheimischen Heilungsmethoden und der traditionellen Lebensweise, sondern mit moderner medizinischer Wissenschaft und mit einer höheren Wirtschaftsleistung, aus der die medizinische Forschung und die Ausbreitung gesundheitlicher Versorgungsnetze finanziert werden können.
Aber auch abgesehen von dieser Notwendigkeit ist offensichtlich, dass die große Mehrheit der Afrikaner viele Annehmlichkeiten nördlichen Lebensstils will: Kühlschränke, Autos, Flugzeuge, Fernsehapparate usw. Auch dieses Ziel lässt sich nur mit erheblich gesteigertem Wirtschaften erreichen.
Die Lösung kann meines Erachtens nur sein, dass Afrika die Werte bewahrt, die wirtschaftlichen Fortschritten nicht entgegenstehen, wie Solidarität innerhalb des Clans; dass es aber die Werte über Bord wirft, die wirtschaftliche Entwicklung verhindern, wie den Zugriff des Clans auf ökonomische Gewinne eines seiner Mitglieder.
Eine ganz andere Frage ist, ob wir unsere menschenfressende nördliche Wirtschaftsweise nicht mit "Ubuntu"-Tugenden wie Spiritualität und Gemeinsinn humaner machen sollten. Die Antwort ist: ja.
Fr. 11 Jun 2010 - 12:35
In der FAZ vom 11. Juni 2010 leistet sich die Kfw -mit Steuergeldern- eine ganze Seite Werbung für ihre Entwicklungshilfe Der Vorstand Dr. Kloppenburg lässt dort ein Interview mit sich selbst veröffentlichen. Seine Antwort auf die selbst gestellte Frage :"Gibt es sichtbare Erfolge?" muß mann/frau sich auf der Zunge zergehen lassen.
"Ja. nehmen Sie das Thema der öffentlichen Haushalte. In vielen Ländern sind Staatsfinanzen inzwischen transparent, die Regierungen akzeptieren, dass sie dem Parlament gegenüber rechenschaftspflichtig sind und dass die Verwendung der Einnahmen von einem Rechnungshof geprüft wird. Das sind wichtige Schritte im Hinblick auf eine effiziente Verwendung unserer Entwicklungsgelder"
Natürlich sagt Herr Dr. Kloppenburg nicht wo dieses Idealbild verwirklicht ist. Meine noch in Afrika tätigen ehemaligen Kollegen und ich hätten schon gerne gewußt,
wo eine Regierung gegenüber dem Parlament rechenschaftspflichtig ist und wo die Verwendung der Einnahmen von einem Rechnungshof geprüft werden d a r f .
Es gibt natürlich die üblichen Verdächtigen wie Botswana, Mauritius, Ruanda und vielleicht Ghana. Aber diese Länder entwickeln sich weil eine Regierung verantwortlich handelt und nicht wegen der Entwicklungshilfe.
Herr Dr. Kloppenburg benutzt die vertraute Rhetorik und preist die verantwortliche Regierungsführung. Doch die schönsten Prinzipien und Instrumente taugen nicht, wenn sie nicht konsequent angewandt werden. Vielleicht sollten die Verantwortlichen der Kfw öfter AfrikanerInnen zu Rate ziehen.
Die Senegalesin Marie-Angélique Savané sagt z.B. über NEPAD:" Das Ganze wird zu einer Art Spiel. Man muß den Geberländern gefallen, ohne selbst allzu sehr daran zu glauben."
Sa. 24 Jul 2010 - 14:43
Mein in "Africa Positive" erschienener Artikel
(12. Jahrgang, No. 38, 2010):
"Denkansätze
für
eine notwendig neu zu formulierende deutsche Afrikapolitik
Nachrichten melden es immer wieder. Fast jeden Tag. Auch in Deutschland wird darüber geredet und diskutiert sowohl in privater Runde wie in politischen Zirkeln bis zum heutigen Tag, auch wenn das Thema von Zeit zu Zeit von der Aktualität für kürzere oder längere Zeitphasen abgelöst wird. Dann fallen bei diesen Gesprächsrunden und Debatten in der Ferne Afrikas formuliert mit unterschiedlicher Emphase in abwechselnder Reihenfolge Worte der Hilfsbereitschaft, des Bedauerns, des Mitleids und eigentlich auch gewisser offensichtlicher Ratlosigkeit. Man beklagt wohl die politische Lage in einigen afrikanischen Staaten und wohl auch auf dem Kontinent insgesamt sowie die des afrikanischen Menschen, dabei nicht selten mit Distanz und ohne merkbare, umsetzungsfähige Lösungsvorschläge zur politischen und wirtschaftlichen Situation des Kontinents und seiner Bewohner. Wie vielen anderen meiner Zeitgenossen in Europa war auch mir recht wohl bekannt, dass an zahlreichen Orten in Schwarzafrika seit Jahren gewütet, getötet, gekämpft, gestritten, gelitten und Boden- und andere Naturschätze legal und illegal, auf jeden Fall häufig sinnlos, abgebaut, dann verkauft, oft in brutaler Weise Menschenrechte verletzt werden und Afrikaner im unendlichen Fluss ihr Land verlassen.
Mir erscheint recht unklar, warum dies bisher so war, dies immer noch so ist und wohl nach allen gegenwärtigen Anzeichen auch so bleiben könnte, warum sowohl die internationale Politik wie auch afrikanische Ansätze diese in jeder Beziehung aus afrikanischer und internationaler Sicht zutiefst unbefriedigende Lage bislang nicht hatten lösen können. Der Schluss lag dann nicht fern, dass die Lage bewusst oder vielleicht auch resignierend akzeptiert wurde und dass manche Staaten die weltpolitisch unbefriedigende Lage möglicherweise sogar am Leben erhielten und aus Eigeninteresse auch am Leben erhalten wollten. Trotz allem zeigen sich von Zeit zu Zeit in den Medien Hoffnungsschimmer, die über Mut machende Anzeichen einer Besserung in gewissen politischen und menschlichen Lebensbereichen dieses für Europa wichtigen Kontinents, obwohl oft nur von ephemerer Bedeutung, berichten.
Wo lagen und liegen heute immer noch die Motive, die bisher zur politischen Abstinenz Europas führten und eigentlich immer noch führen? In dem Gefühl einer allgemeiner Hoffnungslosigkeit über afrikanische Gegebenheiten? Möglich. In Europa selbst nur schwer zu widerlegende Zweifel an der Effizienz afrikanischer Vorstellungen? Wohl gegeben. In der postkolonialen Haltung gewisser Staaten? Noch heute nicht auszuschließen. In dem persönlichem Machtstreben afrikanischer Politiker? Sicherlich. In dem Streben ausländischer Staaten nach afrikanischen Bodenschätzen und nach den wirtschaftlich interessanten Energievorräten? Unbestritten. In einem traditionellen national-afrikanischen, regional sich unterschiedlich auswirkenden kulturell-politischen Clandenken? Zweifellos. In der eigen formulierten, sozial-politischen Struktur mancher afrikanischer Staaten, Demokratie hin, Demokratie her, die zusätzlich einer eignen, nicht immer förderlichen Nord-Süd Problematik ausgesetzt sind? Wird in Europa nicht als solche wahr genommen.
Seit meiner Zeit als Botschafter in Mali, meinen ihr vorausgehenden Arbeitsaufenthalten im deutschen auswärtigen Dienst, in Indonesien während einer politischen Umbruchzeit, in Vietnam während der Kriegsjahre und im China Mao Tse-tungs, und nach Ende meiner Tätigkeit in der wohlhabenden, bis 2000 immer noch postkolonial wirkenden und auch international so auftretenden Elfenbeinküste - Côte d'Ivoire, sah ich mich mit diesen Fragen verstärkt konfrontiert. Schon in den ersten Tagen meines Aufenthaltes in der Elfenbeinküste hatte sich bei mir ein ungut-unsicheres Gefühl installiert und sich dann auch schnell weiter entwickelt, was ich anfangs auch intuitiv nicht so recht zu begründen wusste. Es waren eigentlich vorerst nur Gefühlsregungen, aber es waren in Wirklichkeit schon die genannten Schlüsselfragen, die verstärkt sich bemerkbar machten, von deren Existenz jedwede politische Initiative und Suche nach politischen und sozial verankerten Lösungen im afrikanischen Raum mit international wirkenden Ergebnissen ausgehen sollten. Trotz meiner Beobachtungen, die Entscheidendes für eine mögliche Ausgangsbasis für eine deutsche (europäische) Politik aufwarfen, zu der mich zusätzlich früher gelesene wissenschaftlich - politische Analysen und Diskussionen über den Zustand Afrikas hingeführt hatten, halte ich doch hier und jetzt als eine erstaunliche Beobachtung fest: Munter und unverdrossen wird weiter staatliche und private Entwicklungshilfe von hohem materiellem und ideellem Wert vereinbart und geleistet, mit bewundernswertem Einsatz einiger Staaten, auch der afrikanischen Empfängerländer, und engagierter Menschen.
Zu diesem bis heute oft - trotz objektiv gegebener Bedürfnisse - unverständigen oder manchmal auch unverständlichen Hilfseinsatz aus allen Himmelsrichtungen unseres Globus auf diesem großen Kontinent in der nahen Nachbarschaft Europas gesellen sich begründete Hilfsmotive aus sich regelmäßig wiederholenden Naturkatastrophen und anderen Ereignissen, denen national wie international großzügig begegnet wird und zu begegnen ist: Dürren, Regenfluten, Erdbeben und rapides Vordringen der Wüste. Hinzu kommen klimaschädliches, räuberisches Abholzen ganzer Wälder auf der Suche nach Edelhölzern und zur unkontrollierten Gewinnung von Ackerland, zusätzlich aber auch als ein nicht zu unterschätzender Faktor auf afrikanischer Volksebene das tägliche Bedürfnis nach qualitätvollem Brennholz für die eigene Küche.
Vielfältig aktiv, wenn auch mit variierendem Erfolg, sind in den Weiten des afrikanischen Kontinents die Akteure der Macht. Sie bestimmen über nationale Lagen und Gegebenheiten, die sich nicht selten auf Nachbarländer auswirken, manchmal weitergehend auf die eigene Region und die Gremien der beschlossenen und eingerichteten regionalen und kontinentalen Zusammenarbeit. Ambitionen dieser Akteure und der Einsatz ihrer Mittel scheinen nach den bisher gemachten Erfahrungen nicht unbedingt der politischen und wirtschaftlichen Beruhigung und Entwicklung des Kontinents und dem lokalen Respekt der Menschenrechte zu dienen.
So präsentieren sich heute ungebrochen und unvermindert frisch dem deutschen Bürger im afrikanischen Raum südlich der Sahara nach wie vor wechselnde Einflüsse aus unterschiedlichen Interessen und Interessen-lagen. Sie wirken sich folgenreich auf unseren eigenen Umgang mit dem wichtigen rund 30 Millionen Quadratkilometer großen afrikanischen Kontinent mit über einer Milliarde Menschen aus, der sich in politischer, wirtschaftlicher, sozialer und geographischer Sichtnähe Europas befindet.
Oft sind es diese Einflüsse und Lebensumstände wie der zusätzlich - zumindest in Westafrika - vorherrschende Glauben, dass das Leben in Europa das Paradies auf Erden sei. Sie drängen den afrikanischen Menschen zur wirtschaftlichen und politischen Emigration über den Atlantik und das Mittelmeer in Richtung Europa, intakte Familien zerreißend, den tödlichen Stürmen und anderen Meeresgefahren in brüchigen, von Menschenschleppern zu hohem Preis angebotenen Booten mit auswegsloser Verzweiflung trotzend. Es sind Emigranten mit Selbstaufgabe. Was unterscheidet sie denn eigentlich, der Gedanke kam mir eines Tages, von den Zugvögeln, die vor dem europäischen Winter nach Afrika emigrieren, um zum Frühjahr zum Brüten nach Europa zurückzukehren? Was für ein Zielunterschied zwischen Mensch und Tier! Und doch sind beide Gruppen jede auf ihre Art Emigranten - Migranten, die über eine eigene Lebenskraft vorgeschriebenen oder aus Not geborenen Zielen folgen.
Akteure im afrikanischen Geschehen sind vorrangig die afrikanischen Regierungen. Manchmal wurden und werden sie demokratisch gewählt, manchmal sind sie durch Staatsstreiche und massenpopuläre Demon-strationen an die Macht gekommen. Dennoch zeigt sich afrikaweit ungebrochen, wenn sich auch laufend modifizierend, der Einfluss ausländischer Regierungen, der Weltmächte, der früheren Kolonialmächte in nicht immer eindeutigen politischen Rollen und mit ihren nicht immer eindeutigen politischen Zielen, die unterschiedlichen Motiven und Ansätzen unterworfen sind. Hierzu könnten auch die puren Geberstaaten gerechnet werden, die über keine politisch motivierte Zugangspolitik zu Afrika verfügen.
Auch hier sollte aber die Frage erlaubt sein, ob die dem mehrheitlichen Willen der Mitgliedstaaten unterworfenen Vereinten Nationen mit dem Sicherheitsrat, ihren Organen, zahllosen Gremien und ihren einflussreichen Sonderorganisationen, ob die afrikanischen (regional, kontinental) wie sonstige internationale Organisationen in Afrika stets eine konstruktive, wegweisende Rolle gespielt und einen mitwirkenden Platz auf dem Kontinent gewonnen haben. Einflussreich sind sicherlich mächtige internationale Kapitalgesellschaften und die zunehmenden Einflüsse religiöser Tendenzen und Kulte jeglicher Art, letztere als Hoffnungsträger auf ein besseres Leben. Aber zu allem politischen Ungemach bilden im afrikanischen Kontext in bestimmten Regionen dieses gewaltigen Kontinents noch immer mächtige Kriegsherren, die sogenannten Warlords afrikanischer Definition und Couleur, Macht- und Einflusszentren, die sich auf die Weltpolitik im Zeitalter der Globalisierung auswirken und sich durch Resolutionen der Vereinten Nationen dokumentiertem internationalem Willen entziehen.
In Afrika sind unzählige, auch mächtige Kräfte am Werk, mit denen umzugehen ist. Dies empfiehlt das Eigeninteresse afrikanischer Staaten wie auch das Eigeninteresse Europas. Jeder bisher verstrichene Tag hat die Botschaft Afrikas, in eine konstruktive, internationale Entwicklung einbezogen zu sein, weltweit getragen. Jeder Tag ist ein Träger. Seit langem hat die Botschaft das so nahe liegende Europa erreicht. Sie erreicht unseren Kontinent sogar täglich. Aber sind wir darauf eingegangen? Haben wir zugehört, obwohl wir unter den Auswirkungen der weltweiten Globalisierungswellen mit Wechselwirkung die Auswirkungen eines mit sich hadernden afrikanischen Kontinents verspüren?
Jeder afrikanische Flüchtling, der in Europa an Land geht und dem es gelingt, sich legal oder illegal in die europäische Entwicklung einzugliedern, ist ein gewichtiger Träger dieser Botschaft. Er ist sogar ihr Sprachrohr. Wir sollten nur hinhören und alles tun, damit sie auch vernommen wird, auf sie aus unserem eigenen Interesse eingegangen und in unsere Interessenpolitik aufgenommen wird. Dies könnte zugleich für den afrikanischen Kontinent von konstruktivem Nutzen sein.
Hans-Albrecht Max Schraepler
Botschafter a. D."
Mo. 26 Jul 2010 - 11:28
zum Artikel "Eigene Eliten plündern Afrika" (siehe "Neues" vom 26.7.)
Die Kritik an den afrikanischen Herrschern ist richtig, die Bemerkungen zum Handel sind es nicht. Schwarzafrika - also die Kernzone der Entwicklungshilfe - ist von den in den letzten zehn Jahren ohnehin drastisch reduzierten europäischen Exportsubventionen so gut wie nicht betroffen.
Und wenn, nachdem europäische Staaten ganze Industrien (z.B. Textil, Leder) auch an Entwicklungsländer abgegeben haben, sie nun ihre Bauern durch interne Subventionen vor dem Aussterben bewahren - ist das verwerflich?
Was hindert im übrigen die Afrikaner, andere als agrarische Güter zu exportieren, etwa Industrieprodukte, so wie die erfolgreichen Entwicklungsländer Ostasiens es gemacht haben?
Die "Least Developed Countries" können alles - außer Waffen - völlig zollfrei in die EU exportieren. Warum machen sie davon kaum Gebrauch?
Die Welthandelsorganisation WTO drängt die EU seit Jahren, endlich ihre Handelsprivilegien (!) gegenüber der großen Gruppe der AKP-Staaten abzubauen.
Das Argument der Handelsbehinderung beruht größtenteils auf Märchen.
Mi. 4 Aug 2010 - 20:54
zur Kritik an Mikrokrediten (siehe "Neues", 20.7. und 3.8.):
Auch wenn sich eine Bank an Mittellose, Hilflose und leider oft auch Ahnungslose wendet, gilt leider auch dann immer noch Brecht: Was ist das Ausrauben einer Bank gegen das Gründen einer Bank. Die von der Inter American Development Bank (IADB) als beste Finanzintermediäre ausgezeichneten Vorzeigeinstitute wie Compartamos in Mexico oder Banco Sol in Bolivien sind stolz auf ihre Eigenkapitalrendite von 45% und 35%. Ein sehr lohnendes Thema könnte es sein, die vielen Selbstgerechten auf den harten Boden der Realität zu holen.
Do. 5 Aug 2010 - 20:13
zur Kritik an Mikrokrediten:
Es ist erschütternd - ich habe begriffen, dass M. Yunus nicht die Lösung des Armutproblems ist - sondern Teil seiner Ursachen.
Di. 17 Aug 2010 - 11:45
on "Why Development Aid for Africa Has Failed" SPIEGEL ONLINE
Mr. Kurt Gerhardt has clearly indicated "Why the Development Aid Has Failed in Africa.
I come from Ethiopia and live in Germany since 2002. I am ordained Pastor of the Ethiopian Evangelical Church Mekane Yesus, a protestant church that has been receiving development aid for almost 80 years. The development money rather could not develop the country, it did not develop the church after these long years. It rather created dependency syndrom in the minds of Ethiopian people. I remember the discussion about building a kinder garten in one town church. The elders and the members this church were not so poor. Some of them had shops and lived good life. Some had the capacity even to build school alone. However as a group they said "we are unable to build a kinder garten, we will write an application to the Mekane Yesus Church so that she asks donors from abroad to support."
The governments of Emperor Haile Selasse, President Mengistu and Prime Minister Melles Zenawi have "a begging institution" Relief and Rehabilitation Commission (Desaster prevention and Prepardness as they call it to day).
This begging institution calls the donars together to beg Money to stop hunger. All the three governments have gave reasons of hunger to be "no rain, or drought". They could sell their projects to the west donors showing the starving children. The international communities give the money looking at these pictures of starving children. Non of these Ethiopian governemts could manage to feed the Ethiopian people.
None of the donor agencies ask why the green part of Ethiopia (South and West part) that has enough water and even up to 8 monthes of rain per year starve. They just give the money because "the development help is international industry that should exist for ever. If the Ethiopian people could feed themselves the offices of Begging in Addis Ababa and the international organizations who help Ethiopia will be closed. I do agree when Mr. Kurt Gerhardt says about 100,000 people in Germany live from Development help. The question is are these people ready to close this development industry? The answer is clear no they do not want. Why did the three governments of Ethiopia did not stop this help? The answer is simple why should they close the industry that directly or indirectly support the wars they make.
Mr. Gerhardt argues in his article that the idea of developing some body from out side is wrong. I do agree with him too. I believe any person has the capacity to develop herself or himself if she or he is free from dictatorship. The development help that ignores human rights violations, that does not support democracy is the instrument that supress human development. The development that Ethiopia so far got paid no or littel attention to democracy and human rights.
Thank you Mr. Kurt Gerhardt for your clear message.
Mi. 18 Aug 2010 - 10:55
Commentaire sur "Why Development Aid for Africa Has Failed" in Spiegel Online
J'ai travaillé durant 17 années en Afrique (Tunisie, Sénégal, Niger) en tant que médecin pédiatre et spécialiste en Santé Publique.
L'article de K. Gerhardt est très pertinent. Dans le domaine de la Santé, l'aide internationale a augmenté ces dernières années, mais elle est incohérente: les priorités sont fixées au Nord et de manière indiscriminée, sans tenir compte des besoins spécifiques de chaque pays (beaucoup d'argent pour le Sida même dans les pays à faible prévalence, mais la santé maternelle a été délaissée et les femmes continuent de mourir en accouchant); pas de coordination entre bailleurs; aide aléatoire dans le temps. Les engagements comme la Déclaration de Paris restent théoriques jusqu'à présent.
Récemment, dans plusieurs pays comme au Niger, plusieurs grands bailleurs comme la Banque Mondiale ont instauré la gratuité des soins pour les femmes enceintes et les enfants: l'utilisation des services de santé a augmenté de façon importante, mais cette initiative reste très dépendante du financement extérieur, soumis aux turbulences liées à la crise économique mondiale. Cette initiative, visant le court terme, porte un coup aux efforts laborieux de plusieurs pays pour mettre en place un système d'assurance maladie ou mutuelles de santé, et ne va pas dans le sens de la restauration de la dignité des malades: celui-ci reste un assité, qui n'a droit à aucun égard de la part du personnel de santé puisqu'il ne paye pas, au lieu d'être un client qu'il faut satisfaire, car c'est lui qui paye grâce à son assurance.
Do. 19 Aug 2010 - 12:35
on "Why Development Aid for Africa Has Failed"
I commend you for attempting to introduce the subsidiarity principle into the debate on development aid. This common sensical principle requires that, first, providers of aid should not do for recipients what they can do for themselves and, second, an end or exit point should be envisaged for cessation of aid. But pushing through this principle will be a challenge because development aid has become a huge industry -- employing 100,000 people -- replete with its own lobbyists and activists. Rooted in the desire "to achieve something,†many are imbued with smothering paternalism or a mothering mentality that has transformed a once-noble idea into "crocodile compassion.â€
George B.N. Ayittey, a native of Ghana and president of the Free Africa Foundation in Washington, D.C., USA.
So. 22 Aug 2010 - 11:11
sur l'article "Why Development Aid for Africa Has Failed"
J'ai lu l'article, c'est vraiment la vérité.
Mais y a-t-il des oreilles pour l'entendre ?
Di. 24 Aug 2010 - 03:30
These proposals go to the heart of what development aid was intended to accomplish and what has been forgotten in the rush to build up, and spend, huge aid budgets. Misdirected "aid" not only destroys as much as it builds but also discourages brave men and women who are trying to change their countries for the better, from within. In leadership courses around the world, business school students are being urged to "speak truth to power"; those of us who have seen the perverse effects of aid in the wrong hands must also "speak truth to kindness."
Robert Calderisi, author of "The Trouble with Africa: Why Foreign Aid Isn't Working,"
Mi. 25 Aug 2010 - 21:13
zum Beitrag : 19.08.2010 IRIN Aiding aid workers
Der Bericht beschreibt sehr deutlich eine Entwicklung, die seit geraumer Zeit zu beobachten ist.
Da ist zum Einen die "Entwicklungshilfe-Industrie". Und darum herum hat sich nun zusätzlich noch eine "Psycho-Industrie" etabliert.
Offenbar ist es einer starken Psychotherapie-Lobby gelungen, in den Büros der Entwicklungshilfeorganisationen die Ansicht fest zu verankern, dass Entwicklungshelfer nahezu zwingend psychologische Begleitung/-unterstützung brauchen, um ihre Arbeit verrichten zu können.
Dies mag für Helfer, die zu Katastrophen-Einsätzen hinausgehen, nach Entführungen und in Einzelfällen ganz sicher seine Berechtigung haben.
Aber die Gesamtentwicklung geht dahin, dass heute (zumindest bei den großen Organisationen) kaum noch ein "Entwicklungshelfer" hinausgeht, ohne dass er schon vor der Ausreise einen Coach an die Hand bekommt, der ihn die ganze Zeit im Gastland kontinuierlich betreut (per skype-Telephone, mail etc).
Und wenn ein Helfer zurückkommt - besonders wenn der Einsatz nicht unproblematisch war -, dann wird man nahezu genötigt, psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen. So ist es zumindest mir selber ergangen nach meinem letzten Einsatz. Und ich musste wirklich sehr deutlich werden, bis akzeptiert wurde, dass ich solche Hilfe weder wünsche noch benötige.
Weiterhin gibt es viele Menschen, die mit einer adäquaten psychischen Alltagsstabilität und auch einer Prise gesunden Menschenverstandes gesegnet sind. Aber gerade das hat die "PsytherapieLobby" offensichtlich erfolgreich aus den Köpfen der Organisationen verdrängt und so einen vermeintlichen, allumfassenden Hilfsbedarf neu geschaffen.
Der Begriff/Diagnose Posttraumatische Belastungsstörung wird mehr und mehr inflationär gebraucht.
Aber mit diesem Begriff lässt sich seitens der Lobby natürlich gut Druck auf die Organisationen ausüben. Das instrumentalisierend eingesetzte Argument : Organisationen, die selbst Hilfe leisten, können doch ihren Helfern nicht Hilfe verweigern......
So entsteht eine ganz neue, Geld verschlingende Industrie, die sich auf der bereits fragwürdigen Entwicklungshilfe-Industrie aufbaut und daraus auch noch ihre Exstenzberechtigung zieht.
Entwicklungshilfe gibt es seit ca. 50 Jahren.
Ganze Generationen früherer Entwicklungshelfer in der Vor-Internet-Ära haben ihren Dienst in fernen Gastländern geleistet und waren auf Luftpostbriefe, die oft wochenlang unterwegs waren, als Kommunikation angewiesen.
Es wird kaum jemand behaupten, dass diese Helfer ohne Coach & Co schlechtere Arbeit geleistet haben. Und es ist auch nicht bekannt, dass von diesen früheren Helfern reihenweise morbide "Re-Integrations-Wracks" zurückgeblieben sind.
Wir erleben hier offensichtlich die erfolgreiche Umsetzung einer alten Wirtschaftsweisheit :
Märkte müssen kreiert werden !
Und diese kreierten Märkte werden finanziert durch Spendengelder und Steuern z.B. aus dem BMZ Budget, das eigentlich einer sinnvollen Entwicklungshilfe (was immer das sein mag) zugedacht sind.
Di. 31 Aug 2010 - 20:51
Keine Abschaffung von "weltwärts":
Wir als kleine Organisation hier in Leipzig haben lange zusammen mit VENRO
und der Politik um so ein Programm mit der Politik gerungen und haben schon
mehrere Durchgänge in die Ukraine begleitet und wissen um die Stärken
dieses Dienstes im Ausland.
Wenn jetzt Stimmen laut werden, die eine Abschaffung verlangen ist das sehr
gefährlich, da es im Ministerium genügend Leute gibt, die dies aus Kosten-
gründen genauso wollen.
Aber in der Diskussion mit Politikern waren sich doch die NGO´s einig, dass
wir Änderungen und Verbesserungen wollen, aber keine Abschaffung.
Damit wird uns, den Freiwilligen und diesem Dienst überhaupt willkürlich
an den Karren gefahren.
Unsere Forderungen waren ganz anderer Art:
1. Überlegungen, dieses Programm einem anderen Ministerium anzugliedern.
2. Es personell und finanziell auszubauen.
3. Ein Reversprogramm einzubinden.
Eine Abschaffung ist unserer Meinung idiotisch, gerade jetzt in der aktuellen
Diskussion über die Zukunft des Zivildienstes.
Wir fordern ein einheitliches Vorgehen der NGOs und keine Einzelaktionen
in dieser Frage.
MfG
Sebastian Hundt
Osteuropareferent
Eine Welt e.V.
Bornaische Straße 18
04277 Leipzig
0341/3010143
0341/3919106
www.einewelt-leipzig.de
Mi. 1 Sep 2010 - 11:03
Keine Abschaffung von weltwärts:
Entwicklungshilfe ist nicht nur eine Aufgabe der großen Politik, sondern immer mehr auch der individuellen Initiativen. Jede Förderung, die junge Menschen mit den Nöten bedürftiger Länder bekannt macht ist somit eine langfristige Ressourcenanlage für die Entwicklungshilfe.
Bei Freiwilligendiensten wie dem Programm "weltwärts" lernen junge Menschen eine Organisation der Entwicklungshilfe im Ausland persönlich kennen. Oft entstehen dadurch Förderkreise für eine solche Organisation.
Aus den Erfahrungen eines Freiwilligendienstes im Ausland entsteht aber oft auch der Wunsch nach Folgeprojekten oder sogar einer beruflichen Orientierung in der Entwicklungshilfe, wie die Bestrebungen der "undjetzt???-Konferenzen" zeigen (www.undjetzt-konferenz.de).
Mi. 1 Sep 2010 - 13:33
Dass Afrika "weltwärts"-Freiwillige braucht ist eine Erfindung von Frau Wieczorek-Zeul und von Hilfsorganisationen
"Ich möchte etwas Sinnvolles mit meinem Leben anfangen und deshalb in Afrika helfen." Diesen Satz habe ich schon oft gehört. Allerdings stellen viele junge Menschen rasch fest, dass Entwicklungshelfer zu sein kein so direkter Weg ist, wie sie sich dies erhofft haben. Grotesk wirken die vielen kulturellen und politischen Mißverständnisse. Sprösslinge unserer demokratischen Gesellschaft suchen sich autoritär geprägte Länder in Afrika (offenbar auch in der Ukraine, wie Herr Hundt schreibt), die sie zu Kulissen ihrer Selbstverwirklichung machen. Selbst wenn ihre Egotrips ins Elend nicht viel Schaden anrichten, sie dienen aber nicht den Menschen, denen sie doch helfen wollen. Jugendlichen mit dem "weltwärts"-Programm mit Steuergeldern einen Abenteuerurlaub zu finanzieren mag innenpolitisch gewünscht sein, aber es hat mit Entwicklungshilfe nichts zu tun. Zumal die meisten Entwicklungsländer - wie ich es erlebt habe - nicht gefragt wurden, ob sie diese Art "Hilfe" überhaupt wünschen.
Herr Werthmann wünscht sich, dass durch das Programm die Jugendlichen
eine berufliche Orientierung erhalten. Sollten wir uns nicht endlich fragen, ob Entwicklungshelfer ein Beruf sein sollte? Aus meiner Sicht kann Entwicklungshilfe k e i n e lebenslange Aufgabe sein, wenn noch irgendetwas dran sein sollte, dass die Hilfe sich in wenigen Jahren überflüsssig machen muß.
Das sagen wir aber schon seit 50 Jahren. Also machen wir etwas falsch.
Mit den Millionen, die jetzt für "weltwärts" eingesetzt werden, könnten wir in diesen Ländern tausende von einheimischen Lehrern finanzieren ...
Das wäre in Ländern, in denen es verlässliche staatliche Strukturen gibt, eine sinnvolle Hilfe. Jugendliche als "Lehrer" braucht Afrika jedenfalls nicht. Ich war lange genug in Afrika, um zu wissen, dass "weltwärts" in Afrika wieder als eine "Sache der Weissen" empfunden wird. Das Problem ist, dass wir Afrika (ich spreche nur von Afrika, weil ich es am besten kenne) entwickeln wollen und alles in die Hand nehmen. Wir sollten nur dort unterstützen, wo afrikanischen Führer die Entwicklungs ihres Landes klar als eigene Verpflichtung erkennen und dann die Verantwortung dafür übernehmen. Dann aber mit Fachleuten und nicht mit Jugendlichen, die noch keine Beruferfahrung haben.
Do. 2 Sep 2010 - 01:49
Keine Abschaffung von "weltwärts"
Der eigentliche Sinn des Programmes "weltwärts" besteht meiner Meinung nach nicht in eigentlicher Entwicklungshilfe in den Entwicklungsländern. Die Hilfe, die vor Ort geleistet wird, ist in vielen Fällen ein Nebeneffekt, der je nach Engagement und Persönlichkeit des Freiwilligen mehr oder weniger stark ausfällt.
Viel wertvoller, und damit Kerninhalt des Programmes "weltwärts", sind die Erkenntnisse und Eindrücke, die die jungen Menschen wieder mit nach Deutschland nehmen. Ob der Freiwillige seinen Aufenthalt als "Egotrip" (wie es einige gerne hier bezeichnen) oder in anderer Form verstanden hat, in jedem Fall haben die Bilder und Erfahrungen ihre Spuren hinterlassen. Von den gut 100 Freiwilligen, die ich kenne, engagagieren sich gut 70% in Deutschland weiter in entwicklungspolitischen Vereinen.
Aufgrund ihrer offensichtlichen "erlebten" Erfahrungen und ihrer persönlichen Nähe zu anderen Menschen, sind sie in der Lage, das Thema Entwicklungspolitik/Entwicklungshilfe auch in Bereiche zu tragen, in denen sonst kaum Berührungspunkte zu finden sind. So erschließt sich auch jenen Menschen, die sich eben nicht durch Nachrichten wie "Verein xy unterstützt Bildungsarbeit in Afrika" ansprechen lassen.
Auch ich sehe viele Kritik- und Verbesserungspunkte am Programm "weltwärts" für gerechtfertigt, jedoch sind diese meiner Ansicht nach nicht ausreichend, um das Programm an sich in Frage zu stellen.
Insbesondere Argumente wie "mit dem Geld könnte man vor Ort xy bezahlen/unterstützen" gehen völlig an dem Kern des Programmes und seiner Absicht vorbei.
Hier geht es darum, einen Weg zu suchen, wie man das persönliche Bewusstsein der Menschen in den sogenannten Industrieländern für die Entwicklungshilfe stärken kann, wie man dieses Thema ein Stück weit, durch kleine Initiativen, in Ihren Alltag einführen kann.
Meiner Meinung nach trägt das Programm "weltwärts" einen (wenn auch kleinen) Teil dazu bei und ist somit seine Investitionen wert.
Di. 7 Sep 2010 - 20:24
Die Kritik von Rupert Neudeck an "Weltwärts" trifft einen wunden Punkt des Programms: Es werden junge Menschen verschickt, die gerade in Deutschland die Schule beendet und noch keinerlei Berufserfahrung haben. Diese Freiwilligen sollen durch nützliche Arbeit helfen und dabei eigene Erfahrungen machen: Die entsprechenden Arbeitsfelder bieten sich fast nur im Sozialbereich an, bei der Arbeit mit und für Menschen. Die allermeisten Jugendlichen werden aber leider dort eingesetzt, wo sie nichts oder nur sehr wenig einbringen können. Sie langweilen sich schnell, weil sie keine sinnvolle Aufgabe haben und werden dann zu den von Neudeck beschriebenen Touristen.
Do. 9 Sep 2010 - 10:06
Rechtswidrig im Land
Ich möchte Herrn Geruls Kommentar ergänzen. In vielen Ländern, z.B. in Tansania und Kamerun, sind sie - wie ich aus dem BMZ erfahre - unerwünscht und bekommen keine Arbeitsgenehmigung. Die Weltwärtsler sind also rechtswidrig im Land, weil sie trotzdem auf Touristenvisum kommen. In Einzelfällen mögen sie hilfreich sein, vom systematischen Ansatz bringen sie aber kaum etwas.
Di. 14 Sep 2010 - 11:57
Sicherlich interessiert Sie das jüngste Husarenstück der GTZ. Siehe unter anderem bei www.africanewsnetwork.de
Di. 14 Sep 2010 - 13:44
zur "weltwärts"-Diskussion
Wenn überhaupt, profitiert nur eine Seite von "Weltwärtsâ€
Wenn Entwicklungsminister Dirk Niebel die Kritik Rupert Neudecks und Winfried Pingers an Weltwärts (Zitat: Ein durch Steuermittel finanziertes Tourismusprogramm) als "unverschämt†abtut, dann muss er an das ursprüngliche Personalentsendungskonzept des Mitte der 1960er Jahre gegründeten Deutschen Entwicklungsdienstes (DED) erinnert werden.
Als vor 50 Jahren das von John F. Kennedy gegründete US-Peace Corps die Arbeit aufnahm, wollte der DED einige Jahre später der Personalphilosophie dieses Volunteerdienstes aus nachvollziehbaren Gründen nicht folgen, sondern entsandte lebens- wie auch berufserfahrene Helfer. Interessant wäre zu hören, welche Art von Erfahrungen nun den DED veranlasst haben, bei Weltwärts - neben vielen anderen Entsenderorganisationen - mitzumachen. Erwähnt werden muss leider, dass in den zurückliegenden Dekaden auch gestandene Entwicklungshelfer und -experten das Scheitern unzähliger Projekte und Landesprogramme nicht verhindern konnten.
Junge Freiwillige, oft Schulabgänger, die sich für Weltwärts - meistens für ein Jahr - bewerben, werden sicherlich bemüht sein, etwas Gutes für die Völkerverständigung zu tun, können aber naturgemäß keine nennenswerte Lebens- noch Berufserfahrung einbringen. Ähnlich verhält es sich mit der unabdingbaren Sensibilität für Menschen und Situationen in einem für sie völlig fremden Kulturumfeld. Da es darüber hinaus nicht selten an Selbständigkeit mangelt, ist insgesamt ein unverhältnismäßig hoher Betreuungsaufwand nötig, was insbesondere von lokalen Partnerorganisationen schwer zu leisten ist.
Der nachvollziehbare Wunsch junger Menschen - ohne zu pauschalisieren - auf die Verwirklichung eines bezahlten Auslandsaufenthalts, so wie es Neudeck und Pinger sehen, ist nicht von der Hand zu weisen, wird doch der Einsatz insgesamt solide abgesichert..
"Lernen durch tatkräftiges Helfenâ€, so lautet das Motto des vom Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzierten Programms. Frage: Auch für Jugendliche aus sogenannten Entwicklungsländern ? Sicherlich würden auch sie gerne Erfahrungen in unserer Arbeits- und Lebenswelt sammeln.
"Lerneffekte sollen in unsere Gesellschaft zurückgetragen werdenâ€, so Niebel. Wer profitiert also in weitesten Sinn von dem Programm ? Mit großer Wahrscheinlichkeit eine Seite, nämlich unsere. Abgesehen von den oben genannten Vorbehalten, spricht die vorgegebene, von Partnerschaft getragene Entwicklungszusammenarbeit Hohn, ja, beweist erneut die nicht endende Fortsetzung eurozentrischer Entwicklungsvorstellungen.
Di. 21 Sep 2010 - 15:18
Zur epo-Meldung vom 7.9. (siehe "Neues")
Mit Polemik, persönlichen Angriffen und politischer Hetze versucht nun Wilhelm in derselben Machart wie seine politischen Freunde im SPD-Vorstand politisch Andersdenkende zu diffamieren und dann auch noch mit Hilfe der Medien mundtot zu machen. Immerhin haben über 100 hervorragende Persönlichkeiten mit langjähriger beruflicher Erfahrung als Diplomaten, Entwicklungsexperten und Journalisten den "Bonner Aufruf" unterschrieben. In der miesen Art eines Wilhelm hat jedenfalls in den letzten Jahrzehnten niemand, schon gar nicht als hoher Funktionär einer bedeutenden staatlichen Entwicklungsorganisation eine entwicklungspolitische Diskussion geführt.
Do. 23 Sep 2010 - 21:15
on Obama's speech at MDG summit (see "News", Sept. 22)
Is Obama right when he says "democracy and economic growth go hand in hand"?
Whether we like it or not - the developing countries, especially in East Asia, that made the biggest economic leaps were not exactly model democracies.
And how about Ruanda's President Kagame, apart from his dubious human rights record? I hear a lot of praise for what he does to develop his country. Democracy doesn't seem be his special concern.
Di. 28 Sep 2010 - 16:40
A Convenient Truth for Tourism
(27.9.2010)
"Cluster" and "Cross-Promotion" have become buzzwords of modern cooperation. Why not make cross-promotion of renewable energy and sustainable tourism the example of a strategic benchmark, bottom-up and top-down?
Cherished as a veritable lifestyle industry, Travel and Tourism has been more and more identified as a highly versatile cross-communication tool among cultures, often referred to as The Peace Industry. Why not take this job-producing Peace Industry and make it the leading industry in renewable energy conversions under the sign of The Sun? Sustainable/Responsible Tourism and Renewable Energy together could form the strategic cross-promotional linkage jointly promoting a new lifestyle.
This is the quintessence of an essay written by Max Haberstroh, an international tourism consultant, member of EUROSOLAR (www.eurosolar.org), who has been working for different government and non-government organizations on development projects in Eastern Europe, Central and Southeast Asia, Africa, Middle East and Latin America.
He is an ardent combatant for renewable energy, particularly solar energy: "Using and boosting renewable energy instead of fossil fuels would not demand ceding one slice from our usual comfortâ€, he says. "Tourism, professing sustainability, ecology and responsibility, actually should - and could - create new synergies and give inspiration to new lifestyle trends."
The Hotel Energy Solutions (HES) project recently launched by the UN-World Tourism Organization is an inspiring initiative. "But where are all the other tourism destination marketing organizations, including more than 25,000 worldwide, that claim to be ecological protagonists and who will promote sustainable/responsible tourism by making renewable energy the pivot of their social and ecological solidarity?" -- Where are the renewable energy promoting organizations who will address both energy entrepreneurs and the tourism sector, in a joint effort to making "renewable energy" an element of "sustainable tourism" -- inherent and self-evident on a global scale?
Read the whole article: www.maxhaberstroh.de/#convenient
Do. 9 Dez 2010 - 17:51
Afrikas verpasste Exportchancen
Afrika südlich der Sahara produziert so gut wie keine industriellen Güter, die auf dem Weltmarkt verkäuflich sind, nicht einmal einfachste technische Geräte - also Artikel, durch deren Export ostasiatische "Tiger" große Sprünge nach vorn gemacht haben. Oft heißt es dazu: Was sollen sie sich denn auch einfallen lassen? Der Markt ist so dicht besetzt, dass er kaum Lücken bietet, in die afrikanische Staaten hineinstoßen könnten.
Die FAZ vom 7.12.10 meldet unter der Überschrift "Kleidung wird deutlich teurer", der deutschen Modebranche machten chinesische Lohnerhöhungen von 20 bis 30 Prozent zu schaffen. "Hersteller von Unterhaltungselektronik werben mit deutlich höheren Löhnen Mitarbeiter aus den Nähereien ab."
Wenn in China die Löhne steigen, müssten die niedrigeren Löhne vor allem in Afrikas ärmsten Staaten für Produzenten und Exporteure noch interessanter werden, zumal die dort hergestellten Waren völlig zollfrei in die Europäische Union ausgeführt werden könnten ("Everything but arms").
Warum investieren europäische Unternehmer nicht in diesen Ländern - weil sie etwas gegen Afrika haben? Solcher Unsinn wird gelegentlich kolportiert. Dabei ist der wirkliche Grund, dass diese Staaten es in einem halben Jahrhundert nicht geschafft haben, eine zumindest minimal qualifizierte Arbeiterschaft heranzubilden, die ein europäischer Investor gern in seiner Fabrik beschäftigte. Außerdem fehlt es natürlich an Infrastruktur und rechtlichen Regelungen, die auswärtige Unternehmer anziehen. Wo ist erkennbar, dass sich daran Wesentliches ändert?
Der Weltmarkt ist nicht der große Verhinderer wirtschaftlichen Fortschritts in Afrika. Das sind die Afrikaner mit ihren verpassten Chancen selbst.
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