Beitrag vom 20.12.2023
FAZ
BUNDESEWEHR IN NIGER
Geiseln oder Gäste?
Die Bundeswehr ist aus Afrika abgezogen – nur ein kleiner Trupp harrt noch an einem Flugfeld in Niger aus. Doch von dort wird derzeit nicht geflogen. Was tun?
Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) ist am Dienstag nach Niger gereist, um mit der dortigen Militärregierung über die Zukunft des deutschen Stützpunktes in Niamey zu sprechen. Zudem will Pistorius die rund 120 Soldaten besuchen, die dort noch stationiert sind und möglicherweise festsitzen. Der Lufttransportstützpunkt unterliegt seit Wochen einem Start- und Landeverbot des Putschisten-Regimes, was auch den Abzug aus Mali erheblich verkompliziert hat.
Nach dem Ende des Einsatzes im Auftrag der Vereinten Nationen waren die meisten Soldaten aus Gao nach Deutschland zurückgekehrt. Der ehemalige Stützpunkt „Camp Castor“ wurde den malischen Autoritäten übergeben. Sie mussten allerdings über Dakar fliegen, weil Niamey gesperrt war. Die Zukunft des Flugfelds ist ungeklärt. Die Bundeswehr betreibt dort einen größeren Lufttransportstützpunkt, über den Personal, Ausrüstung und Waren für die Mali-Mission verteilt wurden. Der Stützpunkt war in den vergangenen Jahren für mehrere Millionen Euro modernisiert worden. Zudem hatte die nigrische Armee Hunderte Fahrzeuge und andere Militärhilfe aus Deutschland und anderen Ländern erhalten. Pro Jahr landeten bis zu 400 Transportmaschinen in Niamey. Pistorius, der unmittelbar nach der Landung von einer Einsatzreise nach Litauen in ein bereitstehendes Flugzeug der Flugbereitschaft gestiegen war, erhofft sich von seiner Reise eine Klärung der Verhältnisse und Bedingungen für einen eventuellen Verbleib. Zudem steckt an der Grenze Nigers zu Mali ein Konvoi mit deutschen Militärgütern des beendeten UN-Einsatzes MINUSMA in der Zollabfertigung fest, wie die Deutsche Presse-Agentur berichtet.
Frankreich, das am Flugfeld zahlreiche Fallschirmjäger und Fremdenlegionäre stationiert hatte und dort unter anderem auch ein Feldlazarett betrieb, war nach heftigem Streit mit der Junta bereits abgezogen. Die Putschisten haben sich inzwischen stark Russland angenähert, ebenso wie die Militärs im benachbarten Mali. Gleichwohl hält sich die Bundesregierung derzeit noch die Möglichkeit offen, länger in Niamey zu bleiben, worüber Pistorius mit seinem nigrischen Gegenüber, dem General Salifou Mody, ebenfalls sprechen wollte. Die Soldaten in Niamey gehören formell zum MINUSMA-Mandat des Bundestages, und das läuft bis Ende Mai 2024. Neben deutschen Soldaten befinden sich in Niger auch noch etwa 1000 amerikanische Soldaten.