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Beitrag vom 14.07.2017

FAZ

BASF vor Erfolg im Kampf gegen Malaria

Weltgesundheitsorganisation empfiehlt chemisch behandeltes Moskitonetz

tag. LUDWIGSHAFEN, 13. Juli. Nichts Geringeres als den Durchbruch im Kampf gegen Malaria erhofft sich der Chemiekonzern BASF. Nach Angaben des Unternehmens hat die Weltgesundheitsorganisation WHO jetzt erstmals seit mehr als 30 Jahren eine Empfehlung für ein Produkt ausgesprochen, das auf einer neuen Klasse von Insektiziden basiert. Chlorfenapyr heißt der Stoff, den der Konzern in einem ersten Schritt in Form eines damit behandelten Moskitonetzes auf den Markt bringen will. Auch ein Spray zur Anwendung auf Decken und Wänden in Innenräumen befinde sich in der Endphase der WHO-Prüfung. Ohne eine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation hat ein Produkt für die Malaria-Prophylaxe kaum Chancen auf eine Vermarktung.

Malaria ist nach wie vor ein großes Problem. Alle zwei Minuten stirbt ein Kind an dieser Krankheit, jährlich infizieren sich mehr als 200 Millionen Menschen. Speziell behandelte Moskitonetze und Sprays für Innenräume sind nach Darstellung der BASF insbesondere in den betroffenen Ländern südlich der Sahara der Eckpfeiler zur Malariavorbeugung. Allerdings berichteten 60 Länder bereits von Resistenzen gegen mindestens eine Klasse der bisher eingesetzten Insektizide. Von den vier von der WHO empfohlenen Wirkstoffklassen sei nur eine für Moskitonetze vorgesehen. Durch deren dauernde Anwendung hätten die „äußert anpassungsfähigen Moskitos“ starke Resistenzen entwickelt.

BASF hat die neue Anwendung in Zusammenarbeit mit dem „Innovative Vector Control Consortium“ entwickelt, einer Forschungsgemeinschaft, die vor allem von der Bill- und Melinda-Gates-Stiftung finanziert wird. Der Wirkstoff selbst wird seit mehr als zehn Jahren in der Schädlingsbekämpfung eingesetzt, sowohl in der Landwirtschaft als auch in lebensmittelnahen Bereichen. Chlorfenapyr stört nach Konzernangaben die Fähigkeit des Insekts, Energie zu produzieren.

Dass es dennoch so lange dauerte, bis der Wirkstoff für die erhoffte Malaria-Protektion auf Moskitonetzen angepasst werden konnte, begründete eine Sprecherin mit durchaus komplexen Herausforderungen. So hätten die Forscher sicherstellen müssen, dass die richtige Menge über den richtigen Zeitraum abgegeben wird. Neben der Forschungskooperation der Gates-Stiftung war die London School of Hygiene and Tropical Medicine an der Entwicklung beteiligt. Studien in Benin, Burkina Faso, Tansania und der Elfenbeinküste hätten die Wirkung des Netzes, das unter dem Namen „Interceptor G2“ vermarktet werden soll, belegt. Voraussichtlich Ende 2017 werde das Netz für Behörden und Hilfsorganisationen verfügbar sein.

Zu wirtschaftlichen Erwartungen äußerte sich BASF nicht. Bei Produkten für den Bereich öffentliche Gesundheit sei es jedoch das Ziel, große kommerzielle Gewinne zu erzielen. „Wir sind überzeugt, dass wir auf lange Sicht einen nachhaltigeren und positiveren Beitrag zur öffentlichen Gesundheit leisten können, wenn unsere Produktentwicklung auf einem realistischen Geschäftsmodell basiert.“ Die Geschäftseinheit öffentliche Gesundheit gehört zur Pflanzenschutzsparte der BASF, mit der der Konzern im Vorjahr 5,6 Milliarden Euro umsetzte.