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Beitrag vom 20.05.2017

FAZ

Ende des afrikanischen Traums für General Motors

Der amerikanische Autohersteller verkauft sein Werk in Südafrika / Viele Marken ziehen sich zurück

clb. KAPSTADT, 19. Mai. General Motors zieht sich nach fast einem Jahrhundert aus Südafrika zurück. Der amerikanische Autohersteller werde seine Fertigungsstätte in Port Elizabeth an den japanischen Nutzfahrzeughersteller Isuzu Motors verkaufen, teilte er mit. Über den Preis und die Auswirkungen für die Mitarbeiter wurde nichts bekannt. Arbeitsplatzabbau ist ein heißes Thema in Südafrika, wo etwa jeder zweite jüngere Bürger keine Arbeit hat.

Die Metallarbeiter-Gewerkschaft Numsa zeigte sich schockiert über die Nachricht. Man werde sich rechtlichen Rat holen. Nicht nur habe GM die Gewerkschaft vorher nicht konsultiert. Es seien auch Entlassungen zu befürchten. GM beschäftigt 1800 Mitarbeiter in Südafrika, davon 1500 in dem Werk. Dort liefen bisher zwei Chevrolet-Typen und Isuzu-Pick-ups vom Band. Künftig werden es nur Isuzus sein. Die Amerikaner wollen auch die Lieferung von Chevrolets stoppen. Opel, die wichtigste GM-Marke in Südafrika, hatten sie unlängst für 2,3 Milliarden Dollar an die PSA-Gruppe verkauft. Auch aus dem restlichen Afrika südlich der Sahara zieht sich der Konzern zurück.

GM ist seit 1926 in Südafrika vertreten, nur während der Apartheid verabschiedete sich der Konzern vorübergehend. Ein lokaler Partner hatte damals zwar unter dem Namen Delta Motor Corp. die Produktion fortgesetzt. Nach der Rückkehr aber konnte GM nicht mehr zu alter Stärke zurückfinden. Als Fehler erwies sich etwa die Konzentration auf Personenwagen statt auf die beliebten „Bakkies“ genannten Pick-ups. Für Isuzu bietet der Kauf nun die Chance, in dem Markt vorzupreschen. Bis jetzt wird er von Toyota und Ford bestimmt. Das GM-Werk hat eine Kapazität von 100000 Fahrzeugen im Jahr, zuletzt wurden dort nur 34000 gebaut.

Das GM-Management betonte, der Rückzug habe nichts mit der angespannten politischen und wirtschaftlichen Lage in Südafrika zu tun. Der Konzern baue sein Geschäft international um. Industrieminister Rob Davies nannte die Entscheidung bedauerlich, aber wenig überraschend. GM hatte zuletzt zu wenige Fahrzeuge produziert, um die Anforderungen eines Subventionsprogramms zu erfüllen. Es verlangt eine Mindestproduktion von 50000 Fahrzeugen im Jahr. Subventionen sind der Hauptgrund, weshalb sich an der Südspitze Afrikas überhaupt eine Autoindustrie entwickelt hat. Sieben namhafte Hersteller sind dort vertreten. Die deutschen Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz fertigen vorrangig für den Export. Jüngst kündigte der chinesische Autohersteller BAIC sein Debüt mit dem Bau eines Werkes für umgerechnet 800 Millionen Euro an. Es ist die größte Neuinvestition in Südafrikas Autobranche seit Jahrzehnten. Die Marke ist dort bisher weitgehend unbekannt. Die chinesischen Autos sollen auch im restlichen Afrika, im Nahen Osten und in Südamerika verkauft werden. Der Automarkt in Südafrika, der mit Abstand größte auf dem Kontinent, kommt derweil nicht aus der Krise. Im April sanken die Neuwagenverkäufe abermals rasant. Der Nationale Automobilverband macht politische und soziale Spannungen sowie das schwache Wirtschaftswachstum verantwortlich. In den vergangenen Jahren hatten sich auch Citroën, Daihatsu und MG verabschiedet.