Beitrag vom 27.03.2013
FAZ
Jacob Zuma
Der Weltpolitiker
Südafrika will außenpolitisch überall mitmischen, ein wahrhaftiges Konzept aber hat Präsident Zuma nirgendwo. Das zeigt sich auch auf dem Gipfel der Brics-Staaten. Den Ton gibt dort China an.
Von Thomas Scheen, Johannesburg Artikel
Den Auftakt für das erste Gipfeltreffen der Brics-Staaten auf südafrikanischem Boden hatte sich Jacob Zuma anders vorgestellt. Geplant war eine große Show, der Zulu Seit' an Seit' mit Staatenlenkern vom Schlag eines Xi Jingping und Wladimir Putin - Weltpolitik eben. Und dann das: Einen Tag vor Beginn des Treffens musste Zuma mitteilen, dass 13 südafrikanische Soldaten bei Kämpfen mit Rebellen in der Zentralafrikanischen Republik getötet worden sind.
Die erstaunte Öffentlichkeit fragte, was die Soldaten dort eigentlich machten, außer einem abgehalftertem Potentaten Feuerschutz zu gewähren. Zuma sagte dazu nichts, denn eine ehrliche Antwort wäre dem Geständnis gleichgekommen, dass Südafrika außenpolitisch zwar überall mitmischen will, die Umsetzung dieses Anspruchs aber fast immer an einer beinahe grandios zu nennenden Konzeptlosigkeit scheitert.
Im Fall der Mitgliedschaft in der Brics-Runde ist das nicht anders. Auf Südafrika fallen nur 2,5 Prozent des kumulierten Bruttosozialproduktes der Brics-Staaten; im weltweiten Wirtschaftsvergleich rangiert es hinter Österreich. Ob Zuma selbst glaubt, dass Südafrika in dieser Elefantenrunde ernsthaft Einfluss hat? Doch erstens ist der Mann empfänglich für die antikoloniale Rhetorik, die vor allem Peking wie eine Monstranz vor sich herträgt, und zweitens konnte er der Versuchung nicht widerstehen, die Bühne der ganz großen Politik zu erklimmen.
Schoßhund Pekings
Seinen neuen Freunden aus Peking blieb Zuma bisher keinen Gefallen schuldig. Zwei Mal wurde dem Dalai Lama die Einreise nach Südafrika verweigert, weil Peking es so wollte. Das ist eine Schande für eine Nation, die vor nicht einmal zwei Jahrzehnten ein barbarisches politisches System überwunden hat und die vier Friedensnobelpreisträger in ihren Reihen hat.
Dieser Kotau ist umso unverständlicher, als die Beziehungen zu China aus südafrikanischer Sicht einer Einbahnstraße ähneln. Das Handelsdefizit mit dem Reich der Mitte ist riesig. Die heimische Industrie leidet dramatisch unter den Billigimporten aus Fernost und würde die Chinesen lieber heute als morgen gegen die alten Handelspartner aus Europa eintauschen. Aber das kümmert Zuma offenbar so wenig wie die ausufernde Korruption in Südafrika, die blutigen Sozialkonflikte, die horrende Arbeitslosigkeit, das bankrotte staatliche Schulwesen oder die wachsende Skepsis von Investoren gegenüber einer Wirtschaftspolitik, die im Monatsrhythmus zwischen Liberalisierung und Verstaatlichung hin- und herpendelt.
Peter Bruce, der ebenso einflussreiche wie bissige Chefredakteur der Wirtschaftszeitung "Business Day", beglückwünschte deshalb den chinesischen Präsidenten Xi Jingping Anfang der Woche nur halb ironisch zum Antrittsbesuch in der "chinesischen Provinz namens Südafrika". Als Wirtschaftsmann gab Bruce dem Chinesen den gutgemeinten Rat, bald das Führungspersonal der neuen Provinz auszuwechseln, denn Zuma, so Bruce, sei "bloody useless".