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Beitrag vom 24.06.2011

afrika.info

Afrika: Enormes Bevölkerungswachstum
Hilfe für demographischen Übergang gefordert

Von Thalif Deen

New York. Afrika darf sich nach Ansicht von Experten im nächsten Jahrzehnt auf ein hohes Wirtschaftswachstum gefasst machen. Doch auch die Bevölkerung auf dem schwarzen Kontinent legt zu und schmälert die Aussicht auf eine Verbesserung der Lebenssituation der Menschen.

Einer vom ' Globalist Research Center' in Washington in Auftrag gegebenen Studie zufolge hat sich die Zahl der Afrikaner in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts von 230 Millionen auf 811 Millionen Menschen mehr als verdreifacht. Somit ist der schwarze Kontinent inzwischen bevölkerungsreicher als Europa.

Die Untersuchung 'Africa's Demographic Multiplication' ('Afrikas demographische Vermehrung') prognostiziert Nigeria - das derzeit einzige afrikanische Land mit mehr als 100 Millionen Einwohnern - bis Ende des 21. Jahrhunderts eine Bevölkerung von 830 Millionen Menschen. Bisher leben 158 Millionen Menschen in dem westafrikanischen Staat.

Der Autor der Studie, Joseph Chamie vom New Yorker 'Center for Migration Studies', geht davon aus, dass zehn weitere afrikanische Länder die 100-Millionen-Einwohner-Grenze im Verlauf der nächsten 90 Jahre überschreiten werden. Ägypten, Äthiopien, die Demokratische Republik Kongo (DRC), Kenia, Malawi, Niger, Sambia, Sudan, Tansania und Uganda werden demnach bis 2100 2,4 Milliarden Menschen oder ein Viertel zur Weltbevölkerung beisteuern.

Die fünf bevölkerungsreichsten Länder der Welt sind derzeit China mit 1,3 Milliarden, Indien mit 1,2 Milliarden, die USA mit 310,2 Millionen, Indonesien mit 242, 9 Millionen und Brasilien mit 201,1 Millionen Menschen. Afrika ist derzeit zu knapp15 Prozent an der Weltbevölkerung beteiligt.

Das rapide Bevölkerungswachstum in der Region ist die Folge einer hohen Geburtenrate - Afrikanerinnen bringen im Schnitt um die fünf Kinder zur Welt - und einer niedrigeren Todesrate. Afrikas demographisches Durchschnittswachstum liegt bei 2,3 Prozent, in einigen Ländern der Region sogar bei über drei Prozent. In Staaten wie Mali, Niger und Uganda, wo Frauen im Durchschnitt mehr als sechs Kinder gebären, könnte sich die Bevölkerung innerhalb einer Generation sogar verdoppeln.

Hilfe für Afrikas demographischen Übergang gefordert

"Das rasche Bevölkerungswachstum wird sich für viele afrikanische Länder, vor allem für die ärmsten, als eine ernste Herausforderung für ihre Gesamtentwicklung herausstellen", warnte der Autor der Studie Chamie und appellierte an die internationale Gemeinschaft, Afrika beim Übergang zu einer niedrigeren Sterbe- und Geburtenrate stärker zu unterstützen. Die Kosten seien vergleichsweise gering, der Nutzen für Afrikas Familien und Staaten umso größer.

In einem gemeinsamen Bericht stellen die UN-Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) und die Kommission der Afrikanischen Union dem schwarzen Kontinent für das laufende Jahr hohe Wirtschaftswachstumsraten in Aussicht. Gleichzeitig empfehlen sie den Staaten, dafür zu sorgen, dass sich das Wirtschaftwachstum auch in neuen Arbeitsplätzen und einer Bekämpfung der Armut niederschlägt. Wie dem 130-seitigen Report zu entnehmen ist, belief sich das Wachstum 2010 auf 4,7 Prozent und wird 2011 fünf Prozent betragen.

Die Zuwächse erklären sich aus einer Wiederbelebung der Nachfrage nach afrikanischen Exporten, dem Anstieg der Rohstoffpreise in den letzten 18 Monaten, dem erhöhten Zufluss ausländischer Direktinvestitionen in den Bergbausektor und auch aus der Entwicklungszusammenarbeit. "Das sind zwar gute Nachrichten für Afrika, doch sind sie für Millionen Menschen, bei denen der Wohlstand noch nicht angekommen ist, nicht gut genug", heißt es in der Untersuchung.

In seinem Bericht warnt Joseph Chamie, dass bei gleichbleibender Fertilität die afrikanische Bevölkerung bis 2050 in Windeseile auf drei Milliarden und bis 2100 auf 15 Milliarden Menschen anwachsen dürfte. Das wäre das 15-Fache der derzeitigen afrikanischen Bevölkerung. "Ziel sollte sein, Afrika so schnell wie möglich durch den demographischen Übergang zu lotsen." (afrika.info/IPS)

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Zusätzliche Informationen im Internet: http://www.theglobalist.com/