Beitrag vom 26.07.2010
Salzburger Nachrichten (Kommentar dazu auf www.bonner-aufruf.eu "Ihre Meinung")
Eigene Eliten plündern Afrika
Von Helmut L. Müller
Die Oberschicht lebt in Saus und Braus, das Volk aber darbt. Die Afrikanische Union hat bisher nur eine erbärmliche Bilanz.
Ja, es stimmt: Äußere Faktoren hindern Afrika noch immer massiv am Fortkommen. Das Welthandelssystem benachteiligt diesen Kontinent systematisch. Die enormen Agrarsubventionen der EU und der USA etwa führen häufig dazu, dass Kleinbauern in Afrika ruiniert werden. Sie können mit der Konkurrenz billiger Agrargüter aus Europa oder Amerika einfach nicht mithalten.
Aber auch das stimmt: Die politischen Eliten in Afrika sind mittlerweile selbst zu einem Haupthindernis für eine gedeihliche Entwicklung auf dem Kontinent geworden. Der Bericht, den Bürgergruppen zum Gipfeltreffen der Afrikanischen Union (AU) in Kampala vorgelegt haben, stellt Afrikas Führern überwiegend ein miserables Zeugnis aus.
Von gutem Regieren, Gemeinwohlorientierung und ernst genommener Demokratie kann meist keine Rede sein. Statt dessen dominiert oft maßlose Selbstbereicherung der Herrschenden, die ihre Völker ausplündern. In vielen Ländern gibt es kaum Verteilungsgerechtigkeit. Und vielerorts bleibt es, trotz des mutigen Kampfs der Zivilgesellschaft, bei "Fassadendemokratien".