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Beitrag vom 23.11.2020

FAZ

Äthiopien plant Großangriff in Tigray

Regierung stellt Ultimatum zur Kapitulation/AUVermittlung abgelehnt
Die äthiopische Regierung hat ihre Militäroperation in der Region Tigray fortgesetzt und droht nun mit einem Großangriff auf die Regionalhauptstadt Mekele. Sie stellte der in Mekele
regierenden „Volksbefreiungsfront“ (TPLF) ein 72-StundenUltimatum zur Kapitulation. Das Büro von Ministerpräsident Abiy Ahmed teilte am Sonntag mit, die Streitkräfte rückten auf die Regionalhauptstadt Mekele vor, damit beginne die „finale Phase“ der Offensive. Ein Armeesprecher hatte am Wochenende im staatlichen Rundfunk angekündigt, die Armee werde Mekele mit Panzern einschließen. Er rief die Bevölkerung der 500000-Einwohner-Stadt dazu auf, sich in Sicherheit zu bringen, denn auch ein Beschuss sei möglich, um eine Kapitulation zu erzwingen. Der Armeesprecher drohte, wer sich nicht von der Regionalregierung lossage, werde „keine Gnade“ erfahren.

Seit fast drei Wochen geht die Regierung in Addis Abeba militärisch gegen die TPLF vor. Den Anstoß bildete laut Angaben der Regierung ein Überfall von TPLF-Kräften auf eine äthiopische Militärbasis Anfang November, doch hatten sich schon zuvor die Spannungen zwischen der Partei und der Regierung verschärft. Die TPLF und Ministerpräsident Ahmed haben einander die Legimität abgesprochen.

Der TPLF-Vorsitzende und Präsident der Regionalregierung von Tigray, Debretsion Gebremichael, sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Sonntag, bislang sei Mekele noch nicht eingekreist. An der Südfront hätten die Regierungstruppen sich mehr als eine Woche lang „keinen Zentimeter bewegen“ können. Da die TPLF als militärisch stark gilt, wird kein schneller Erfolg der Regierungstruppen in der gebirgigen nördlichen Region erwartet. In den vergangenen Tagen hat die
nationale Armee nach eigenen Angaben aber die zweitgrößte Stadt in Tigray, Adigrat, eingenommen sowie weitere Städte, unter ihnen die historisch bedeutsame Stadt Aksum und das hundert Kilometer nördlich von Mekele gelegene Edaga Hamus. Die TPLF warf der Regierung vor, sie habe bei ihrem
Vormarsch Zivilisten getötet.

Laut Angaben der Vereinten Nationen sind bis zum Wochenende etwa 33000 Menschen aus Tigray nach Sudan geflohen; die Zahl könne auf 200000 steigen. Die Afrikanische Union (AU) ernannte mehrere ehemalige Präsidenten afrikanischer Länder zu Sondergesandten, um eine Waffenruhe zu vermitteln. Abiy wies das Angebot zurück, er lehnt bislang Verhandlungen mit der TPLF ab. cmei.