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Beitrag vom 18.07.2017

FAZ

Pekings kostbare Perlenkette

Mit seinem ersten Militärstützpunkt im Ausland will China seine globalen Wirtschaftsinteressen schützen, aber auch seinen Einfluss in Afrika vergrößern. Von Petra Kolonko und Thomas Scheen

PEKING/NAIROBI, 17. Juli
Seit Jahren wächst Chinas Präsenz in Afrika. Chinesische Unternehmen bauen Infrastrukturprojekte, exportieren Rohstoffe, treiben Handel und investieren in afrikanischen Staaten, alles unterstützt von großzügigen Krediten der chinesischen Regierung. Chinesisches Militär war in Afrika allerdings bislang nur in Form von Kontingenten von Friedenssoldaten bei Einsätzen der Vereinten Nationen vertreten.

Das ändert sich jetzt. Chinas Volksbefreiungsarmee leistet sich nun auch einen Marinestützpunkt in Afrika. In dem kleinen afrikanischen Staat Djibouti am Horn von Afrika wird die chinesische Marine künftig nach eigenen Angaben einen Logistikstützpunkt unterhalten. Djibouti ist wegen seiner günstigen Lage an der Mündung des Roten Meeres und an der Zufahrt zum Suezkanal von großer strategischer Bedeutung.

Es ist der erste Auslandsstützpunkt der Volksbefreiungsarmee überhaupt. In den kommenden Tagen werden dort zwei Kriegsschiffe, das amphibische Landungsschiff „Jinggangshan“ und das Unterstützungsschiff „Donghaidao“, mitsamt Soldaten erwartet. Das chinesische Außenministerium und die Sprecher der Volksbefreiungsarmee zeigten sich bei der Verabschiedung der beiden Schiffe in China in der vergangenen Woche darauf bedacht, klarzustellen, dass der Stützpunkt nicht einer militärischen Expansion Chinas dienen soll. Von der Basis in Djibouti aus sollen chinesische Einsätze bei Begleitmissionen, Friedenseinsätze, Einsätze gegen Piraten und humanitäre Missionen in Afrika und Westasien geleitet werden, ließ das Militär wissen. Der Stützpunkt werde China dabei helfen, besser international zu kooperieren, weil auch in gemeinsamen Übungen mit anderen Staaten Notevakuierungen und Rettungsmissionen trainiert werden können. Außerdem könne China von Djibouti aus die Sicherheit von internationalen Seewegen zusammen mit anderen Staaten schützen.

Das chinesische Außenministerium legte zudem Wert auf die Feststellung, dass der Stützpunkt nicht nur China dabei helfen werde, seinen internationalen Verpflichtungen nachzukommen, sondern auch der wirtschaftlichen Entwicklung Djiboutis helfen werde. Die Einrichtung des Stützpunktes sei das Ergebnis freundschaftlicher Verhandlungen zwischen den Regierungen von Djibouti und China und liege im Interesse beider Staaten.

Allerdings hat sich die Regierung in Peking diese Charmeoffensive einiges kosten lassen. Mehr als 14 Millionen Dollar hat die Volksrepublik seit 2015 in die djiboutische Infrastruktur investiert, hat davon Straßen, Schulen und Krankenstationen gebaut. Diese Investitionen wurden in Djibouti wohlwollend zur Kenntnis genommen und haben längst Nachahmer gefunden. Auch Saudi-Arabien will in dem Zwergstaat eine Militärbasis errichten und sorgt durch Investitionen in neue Moscheen und Koranschulen für eine positive Grundstimmung.

Es sei aber falsch, wenn westliche Kommentatoren von einer Ausdehnung chinesischer Militärmacht schreiben, schreibt ein Kommentator der einflussreichen, der chinesischen Regierung nahestehenden Hongkonger Website Ifeng. Der Stützpunkt sei dafür zu klein, er diene der materiellen und medizinischen Versorgung der chinesischen Soldaten. Richtig sei aber, dass chinesische Wirtschaftsinteressen geschützt werden müssten. Und die greifen im Zuge der Globalisierung immer weiter aus. 20 Prozent der globalen Erdöltransporte und die Hälfte der chinesischen Erdölimporte passieren den Golf von Aden. Zudem passieren täglich chinesische Waren im Wert von einer Milliarde Dollar den Suezkanal.

Daneben geht es China auch um die Sicherung der sogenannten „Perlenkette“, mit der ein weltumspannendes Netz von Seehäfen gemeint ist, in die China hohe Summen investiert hat beziehungsweise investieren will. Dazu zählt am Roten Meer der Hafen Port Sudan, über den Rohöl aus Südsudan exportiert wird, dessen einziger Abnehmer China ist. Dazu gehört aber auch Djibouti selbst, das als maritimes Nadelöhr für Äthiopien gilt, wo chinesische Unternehmer stark investiert haben. Entlang der afrikanischen Ostküste gehören zu dieser Perlenkette Mombasa in Kenia und Daressalam in Tansania. In Lamu in Kenia wollen chinesische Investoren einen großen Container- und Erdölhafen bauen und damit das Hinterland bis nach Ostkongo bedienen.

Auf einem ganz anderen Blatt hingegen steht der politische Nutzen des chinesischen Militärstützpunktes in Djibouti. Frankreich unterhält dort seit vielen Jahren einen permanenten Stützpunkt, seit 2002 sind auch die Amerikaner präsent. Vor allem der amerikanische Stützpunkt Camp Lemonnier dürfte bei den chinesischen Überlegungen eine Rolle gespielt haben. Camp Lemonnier ist das Nervenzentrum für nahezu alle amerikanischen Militäraktionen auf dem afrikanischen Kontinent sowie der arabischen Halbinsel und beherbergt 4500 militärische und zivile Mitarbeiter. Darunter ist mit der Task Force 48-4 eine auf Antiterrorbekämpfung spezialisierte Einheit. Die Amerikaner koordinieren in Camp Lemonnier die Überwachung von Regionen, in der islamistische Gruppen ihr Unwesen treiben: Somalia, Nordnigeria und die gesamte Sahelzone in Westafrika, in der Frankreich mit der Operation Barkhane wiederum 3000 Soldaten stationiert hat. Die Drohnenangriffe auf Stützpunkte der Terroristen von al Shabaab in Somalia und die von Al Qaida im Jemen werden von Camp Lemonnier aus kommandiert. Zudem spielt die vom amerikanischen Stützpunkt in Djibouti betriebene Aufklärung im Jemen eine entscheidende Rolle im Krieg Saudi-Arabiens gegen die Houthi-Rebellen im Jemen – ein Konflikt, den China als unnötig erachtet.

Insofern muss der erste chinesische Marinestützpunkt außerhalb Chinas auch als politisches Instrument verstanden werden. Peking will in dieser für China wirtschaftlich so bedeutsamen Region nicht länger eine Politik hinnehmen, die vom Westen diktiert wird.