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Beitrag vom 06.10.2015

Badische Zeitung

Flüchtlinge aus Afrika: Zu große Erwartungen

"Angry young men" nennen Soziologen die frustrierten, schlecht ausgebildeten Afrikaner, von denen nun viele nach Deutschland flüchten. Ihre Integration ist eine Herausforderung, wie Frauke Wolter einordnet.

von Frauke Wolter

Sie sind männlich, jung, und viele kommen aus afrikanischen Staaten. Die Mehrzahl der Flüchtlinge, die derzeit Deutschland erreichen, sind mitnichten Syrer. Über diese wird gerne und viel Positives berichtet, weil sie uns Deutschen – trotz muslimischen Glaubens – ähnlicher zu sein scheinen als andere Nationalitäten. Die tatsächliche Herausforderung aber wird sein, eben jene zu integrieren, die bislang wenig Zugang zu unserer Gesellschaft hatten.

Es ist die Frage, ob wir das schaffen. Denn es geht nicht nur um Wohnraum, Essen und Jobs. Mittlerweile geht es auch um ein verträgliches und verständnisvolles Miteinander, wenn die verschiedenen Kulturen aufeinanderprallen. Und da ist es ratsam, ehrlich zu sein, die Probleme sofort anzusprechen.

So ist es eine Straftat, wenn Flüchtlinge aus Afrika nahe einer Grundschule dealen, um schnell Geld zu machen. Es ist ein Horror für Eltern, die fürchten, dass dabei auch Minderjährige angesprochen werden könnten. Und es ist ein großes Problem, wenn junge Männer sich in einer Unterkunft Waffen basteln und gewalttätig werden. Darüber offen zu sprechen ist nicht rassistisch; es soll auch nicht verallgemeinern und alle Flüchtlinge über einen Kamm scheren. Aber es ist gut, genau hinzuschauen.

Und von der Vergangenheit zu lernen. Als in den 90er Jahren vermehrt Spätaussiedler auch nach Südbaden kamen, klagten Sozialarbeiter und Polizei über deren niedrige Hemmschwelle gegenüber Gewalt. Doch in der Heimat der russischen Jugendlichen gehörte Gewalt zum Alltag. Das deutsche Regelwerk, das zuallererst auf Kommunikation und Konsens setzt, wurde nicht ernst genommen. Inzwischen gelten die Aussiedler als "sehr integrationsfreudig". Beide Seiten haben gelernt, dass das Verständnis füreinander viel tiefer sein muss, als man es sich zunächst vorgestellt hat. Es reicht nicht, von den Fremden zu fordern, sich an unsere Gesetze zu halten. Man muss diese auch immer und immer wieder erklären.

Denn die Fremden bringen ihre Werte und ihr Staatsverständnis mit. In ihrer Heimat geht es oft wesentlich rauer zu als bei uns. Zwar kommen nicht alle afrikanischen Flüchtlinge aus einem Land, in dem Krieg herrscht und wo die Regeln der Menschlichkeit längst aufgekündigt worden sind. Doch auch Armut und Zukunftslosigkeit können aggressiv machen. "Angry young men" (zornige junge Männer) nennen Soziologen das Phänomen, das besonders in der Subsahara-Region beobachtet wird. Viele junge Männer in Nigeria, dem Sudan oder Gambia sind schlecht ausgebildet, haben kaum Jobchancen, sind frustriert ob ihrer unfähigen und korrupten Regierungen. Sie sind gierig auf das Leben, gierig auf Wohlstand – und eine Zukunft im Westen. Diejenigen, die es schaffen zu fliehen, haben zudem ihre Familien im Nacken, die das Geld für die Schleuser zurückhaben wollen und zudem regelmäßig finanzielle Hilfe erwarten.

Das ist ein gewaltiger Druck von Erwartungen, der auf den Männern lastet. Hierzulande werden sie rasch mit der Realität konfrontiert: mit dem Alltag in den Übergangslagern, unserer Bürokratie und mit dem Gefühl, wieder nur ein Almosenempfänger zu sein. Manch einer denkt sich da: wozu warten? Und taucht unter. Es ist zu vermuten, dass die Zahl der Illegalen steigen wird – und wohl auch die Kriminalität. Was aber heißt das für Deutschland? Wir brauchen mehr Polizisten, auch wenn das personell so schnell nicht bewerkstelligt werden kann. Es ist aber nötig, um Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten. Und die Flüchtlinge müssen intensiv betreut werden. Nicht jeder braucht dabei psychologische Hilfe, nicht jeder ist traumatisiert. Es geht vielmehr um aufklärende Gespräche, um den Fremden unser Werte- und Rechtssystem zu erläutern. Denn diese sind die Bedingungen für eine gelungene Aufnahme in unsere Gesellschaft.