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Pour une autre politique de développement!

Beitrag vom 30.07.2015

Südwest Presse, Ulm

AFRIKA: Rettung nur von innen

von Wolfgang Drechsler, Kapstadt ·

Groß war der Jubel, als US-Präsident Barack Obama sich vor sechs Jahren auf einer ersten Stippvisite in Ghana zu seinen afrikanischen Wurzeln bekannte.

Für den wirtschaftlich zurückgefallenen Kontinent schien der Sohn eines Kenianers und einer Amerikanerin bereits kraft seiner Herkunft eine politische wie wirtschaftliche Zeitenwende einzuläuten. Dabei erinnerte die Verklärung Obamas zum Afrika-Retter mehr an das Verhalten eines Waisenkinds, das plötzlich einen reichen Onkel entdeckt - und sogleich Trost wie materiellen Beistand bei ihm sucht.

Dass alles ganz anders kam, hat viele Afrikaner tief enttäuscht: Die schwere Finanzkrise gleich zu Beginn seiner Präsidentschaft ließ Afrika für Obama schnell aus dem Fokus verschwinden. Mit seiner Visite in Kenia und Äthiopien wollte er nun zumindest zum Ende seiner Amtszeit ein Zeichen setzen.

Schließlich haben sich seine beiden Vorgänger weit mehr für Afrika engagiert: Bill Clinton gewährte Afrika den Growth and Opportunity Act (Agoa), ein großzügiges Freihandelsabkommen, das bis Ende 2015 den zollfreien Export von mehr als 6000 afrikanischen Produkten in die USA erlaubt. Und der oft geschmähte George W. Bush ist für viele Afrikaner bis heute ein Held, weil er mehr als jeder andere Politiker gegen die Aids-Epidemie in Afrika unternahm.

In der Folge hat sich ausgerechnet unter dem ersten schwarzen US-Präsidenten China als größter Handelspartner Afrikas etabliert. Dass dies gelang, lag aber auch daran, dass sich Afrika zumindest bis vor kurzem China völlig unkritisch in die Arme warf - und darüber die alten Bande zu Amerika derart vernachlässigte, dass der Handel mit den USA in den vergangenen zehn Jahren auf 60 Milliarden Dollar schrumpfte. Im Gegenzug hat sich der Warenaustausch Afrikas mit China seit 2000 von einst zehn auf nun fast 200 Milliarden Dollar erhöht.

Auf Zustimmung stößt bei den afrikanischen Machthabern dabei, dass die Regierung in Peking keine Moralpredigten zu mehr Demokratie und Transparenz hält, sondern bis heute selbst mit den schlimmsten Diktatoren in Simbabwe oder dem Sudan kooperiert. Obama hatte hingegen schon auf seiner ghanaischen Stippvisite die Genesung Afrikas in der Ablösung seiner oft korrupten Eliten geortet. Die Heimat seines Vaters hatte er deshalb trotz der hohen symbolischen Bedeutung des Landes für ihn bis jetzt ausgespart.

Neben mehr Handel und Demokratie stand der immer schlimmere islamistische Terror in Afrika auf dem Programm. Insbesondere das christliche Äthiopien gilt seit langem als der wichtigste afrikanische Partner der USA im Kampf gegen die Dschihadisten auf dem Kontinent. Aber auch Kenia und sein Tourismus leiden unter immer neuen Anschlägen der Al-Shabaab-Miliz aus dem benachbarten Somalia.

Gegenwärtig sind mehr als ein Dutzend Staaten südlich der Sahara vom radikalen Islam bedroht. Sie liegen fast alle am Sahel, dem Südrand der Sahara, und erstrecken sich vom Bauch des Kontinents im Westen bis zu seinem Horn im Osten.

Inzwischen wird immer deutlicher, dass sich der Islamismus zu einer neuen Protestideologie vieler junger und arbeitsloser Menschen gegen die überalterten Eliten auswächst, die sich mit Macht an die Pfründe des Amtes klammern.

Die Afrikaner wären gut beraten, sich der einstigen Mahnung Obamas zu erinnern, dass nicht der Westen mit seinen Hilfsgeldern, sondern sie selbst die Zukunft ihres Kontinents in den Händen halten.