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Beitrag vom 06.10.2014

FAZ

Textilhersteller Rösch wirbt mit fairer Arbeit in Afrika

Afrikanische Baumwolle wird teilweise vor Ort verarbeitet

csc. KÖLN, 5. Oktober. Andreas Söffker geht gerne unkonventionelle Wege. In einem großen Kölner Warenhaus hat der Geschäftsführer der Gerhard Rösch GmbH am Vormittag die Verkäuferinnen der Wäscheabteilung geschult - und ihnen zum Schluss seine Handynummer hinterlassen. Für den Fall, dass sie oder Kunden Fragen haben sollten zu den neuen Nachthemden und Pyjamas der Marke Rösch, an denen das Schildchen mit dem dunkelroten "Cotton made in Africa"-Logo hängt. Seit ein paar Wochen schon geht er so freizügig mit seiner Nummer um, die Anrufe hielten sich bisher in Grenzen. "Ich will den Verkäufern ihre Ängste nehmen, die Produkte zu erklären", sagt der 54 Jahre alte Söffker. Schließlich sollen sie den Kundinnen die Geschichte vom jüngsten Nachhaltigkeitsprojekt des schwäbischen Mittelständlers erzählen, der seine hochpreisige Nacht- und Bademode im KaDeWe, bei Harrods, in den Galeries Lafayette und dem Kaufhof-Konzern verkauft. "Wir setzen das gezielt als Marketinginstrument ein", räumt der Vertriebsgeschäftsführer unumwunden ein.

Seit einem Jahr arbeitet der 1949 gegründete Wäschespezialist Gerhard Rösch aus Tübingen mit "Cotton made in Africa" zusammen. Die Initiative der vom Hamburger Unternehmer Michael Otto ins Leben gerufenen Aid by Trade Foundation will die Lebensbedingungen von 450 000 Baumwollbauern in sieben afrikanischen Ländern verbessern. Die Bauern im Sub-Sahara-Afrika - laut dem Südwind-Institut sind dort die sozialen und ökologischen Bedingungen in der konventionellen Baumwollindustrie oftmals schlecht - werden in effizienteren Anbaumethoden geschult und sollen dadurch ein höheres Einkommen erzielen. Dem Projekt angeschlossen haben sich bisher 23 Unternehmen, darunter die Otto Group, C&A, S.Oliver, Tom Tailor, Puma, Ernsting's Family, Tchibo und Rewe. Rund 25 Millionen Textilien mit dem "Cotton made in Africa"-Siegel wurden 2013 auf den Markt gebracht, die Lizenzeinnahmen überstiegen erstmals die Millionenschwelle.

"Textilien zu kaufen ist nicht mehr sexy", stellt der zuvor für Falke und die Triaz-Gruppe (Waschbär-Versand) tätige Söffker fest. Der Kleidungskauf diene in den meisten Fällen dazu, sich und anderen zu gefallen. Sobald aber Fragen nach den Produktionsbedingungen aufkämen, falle die Stimmung in den Keller. "Die Verbraucher wollen wissen, unter welchen Umständen ihre Textilien hergestellt werden", glaubt der passionierte Marathonläufer zu wissen. Im Frühjahr wurden die ersten "Cotton made in Africa" an die Handelspartner ausgeliefert. Die Resonanz sei sehr positiv ausgefallen, berichtet Söffker. Auch spreche die neue Kollektion stärker jüngere Kundinnen an als die Marke Rösch, deren typische Käuferin 50 Jahre und älter ist. Etwa ein Zehntel des Nachtwäschesortiments machen die zertifizierten Artikel momentan aus, der Anteil soll aber rasch und deutlich ausgebaut werden.

Einen Teil der in Afrika bezogenen Baumwolle lässt Gerhard Rösch dort auch verarbeiten - und entspricht damit einer Forderung, die Kameruns Finanzminister Alamine Ousmane jüngst auf der "Cotton made in Africa"-Jahreskonferenz in Köln aufstellte. Von der Spinnerei in Lesotho geht es weiter zur Produktion bei einem Partner auf Mauritius und demnächst nach Äthiopien. Die restliche Baumwolle wird in der Nähe von Bochum gesponnen, im sächsischen Limbach-Oberfrohna weiterverarbeitet und im eigenen Werk in Ungarn vernäht.

Die afrikanische Baumwolle ist nicht das erste Nachhaltigkeitsengagement des in dritter Generation von Arnd-Gerrit und Anna Evita Rösch geführten Unternehmens. Der Faden für die Seidennachthemden kommt seit einiger Zeit von einer biologisch-dynamischen Seidenraupen-Farm in China. Die Bioseide ist mit dem "Global Organic Textile Standard" zertifiziert, vernäht wird sie in einer chinesischen "Fairwear"-Fabrik. Auch dank dieser Initiativen hat sich die Rösch-Gruppe (600 Mitarbeiter) einen deutlichen Anstieg des Umsatzes von zuletzt 55 Millionen Euro vorgenommen. Neben der Nacht- und Bademode werden am Stammsitz in Tübingen unter dem Namen Rökona technische Textilien für die Automobilindustrie und Medizintechnik gefertigt. Mit seinen Nachhaltigkeitsprojekten will das Unternehmen Rösch, das sich auf diesem Feld als einer der Vorreiter in der Nachtwäsche-Branche sieht, auch Druck auf andere Anbieter ausüben: "Wenn wir als kleiner Mittelständler das können, warum könnt Ihr das dann nicht?"