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Beitrag vom 12.03.2010

FAZ

Hälfte der Somalia-Hilfe unterschlagen
Interner UN-Bericht beklagt korruptes Kartell / Tote bei Gefechten in Mogadischu

tos. JOHANNESBURG, 11. März. Fast die Hälfte der Lebensmittellieferungen der Vereinten Nationen für Somalia wird nach einem internen UN-Bericht gestohlen. Das melden die Zeitung "New York Times" und Nachrichtenagenturen. Der Bericht soll kommende Woche dem Sicherheitsrat vorgelegt werden. Die Recherchen der "Somalia Monitoring Group" der UN hätten ergeben, dass ein "regelrechtes Kartell" die Lieferungen unter sich aufteile, wobei 30 Prozent von lokalen Verteilern und UN-Mitarbeitern unterschlagen würden, zehn Prozent von den Spediteuren und bis zu zehn Prozent von bewaffneten Gruppen, die entweder die Verteilungsstellen kontrollieren oder die Straßen, auf denen die Lastwagen verkehren.

Allein im Jahr 2009 belief sich der Wert der Lieferungen des Welternährungsprogramms (WFP) nach Somalia auf rund 485 Millionen Dollar. Mit der Auslieferung von 80 Prozent der Lebensmittel, die theoretisch 2,5 Millionen Flüchtlingen innerhalb Somalias zugutekommen sollen, seien nur drei Unternehmen beauftragt, die sich alle in somalischer Hand befinden. In den meisten Fällen seien Transporteur und Verteiler dieselbe Person. Die Autoren des UN-Berichtes sollen Todesdrohungen erhalten haben und von Kenia nach New York zurückbeordert worden sein. Angeblich fordern sie UN-Generalsekretär Ban Ki-moon in dem Bericht auf, die Hilfe für Somalia neu zu organisieren. Alle Hilfsorganisationen setzen in Somalia aus Sicherheitsgründen nur somalisches Personal ein. Das WFP in Nairobi forderte eine unabhängige Untersuchung.
Nach den Untersuchungen sollen überdies Mitglieder der international anerkannten Übergangsregierung in Mogadischu ihre Kontakte zu westlichen Botschaften in Kenia nutzen, um Visa sowohl für Amerika als auch die Europäische Union zu beantragen, die dann meistbietend verkauft werden. Die Preise dafür schwanken angeblich zwischen 10 000 und 15 000 Dollar. Einmal in der EU eingereist, tauchen die Mehrzahl der Somalier unter. Dass es angesichts des Zusammenbruchs der somalischen Wirtschaft einen Markt für solch teure Reisedokumenten geben, hänge mit den Einnahmen aus der Piraterie zusammen. Auf diesem Weg sollen allerdings nicht nur Piraten und ihre Familien, sondern auch Mitglieder der radikal-islamischen Miliz Al Shabaad nach Europa gelangt sein. Dem Präsidenten der autonomen Region Puntland wird in dem Bericht unterstellt, den Piraten halbstaatliche Einrichtungen zur Geldwäsche zur Verfügung zu stellen. Der Repräsentant der somalischen Übergangsregierung in Kenia, Mohammed Osman Aden, bestreitet alle Vorwürfe.
Die von den radikalen Islamisten bedrängte Übergangsregierung kündigt seit Wochen eine Großoffensive gegen die Milizen an. Alleine am Donnerstag kamen mehr als 20 Personen bei Gefechten in Mogadischu ums Leben. Dass die Truppen der Übergangsregierung auf absehbare Zeit die Oberhand über die Milizen gewinnen könnten, ist nach Meinung der "Somalia Monitoring Group" ausgeschlossen. Die Soldaten verbinde nichts mit der Übergangsregierung; ihre Loyalität gelte nur einzelnen Mitgliedern.