Beitrag vom 17.08.2017
GIGA Focus Afrika Nummer 04 | August 2017
Matthias Basedau
Religiöse Konflikte auf dem Vormarsch in Subsahara-Afrika: Keine einfachen Erklärungen und Lösungen
Im Juni 2017 erklärte die EU, Länder im Sahel stärker im Kampf gegen religiöse Extremisten zu unterstützen. Tatsächlich stellen religiöse Konflikte ein großes Problem dar: Mitte des Jahres 2017 zeigen acht von zehn aktiven bewaffneten Konflikten eine religiöse Dimension. Die Konflikte lassen sich in „interreligiöse Konflikte“ aufgrund der religiösen Zugehörigkeit und in „theologische Konflikte“ mit unvereinbaren Ideen über die Rolle von Religion im Staat unterscheiden. Die Zahl theologischer Konflikte ist zuletzt stark gestiegen.
Die geografischen Schwerpunkte von theologischen Konflikten sind der Sahel, Nigeria und Somalia. Alle diese Konflikte haben auf Nachbarländer übergegriffen. Die Folgen sind dramatisch. Tausende Menschen starben, Millionen sind auf der Flucht. Die Gewalt untergräbt die politische, soziale und wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Länder.
Die Mehrzahl der theologischen Konflikte sind mit dem Islamismus verknüpft. Es gibt oder gab in Ländern wie der Republik Kongo, der Demokratischen Republik Kongo und Uganda aber auch christlich motivierte Rebellen. Länder mit gemischter religiöser Bevölkerung sind anfällig für interreligiöse Konflikte, die in Ländern wie der Elfenbeinküste, Nigeria oder der Zentralafrikanischen Republik ausbrachen.
Die Ursachen dieser Konflikte sind nicht eindeutig. Offenbar mischen sich religiöse mit anderen Faktoren. Wenn religiöse und ethnische Gruppengrenzen überlappen, steigt das Risiko interreligiöser Konflikte. Schwache Staatlichkeit erleichtert religiös motivierten Rebellen ihre Operationen; schlechte Regierungsführung macht ihre Ideologie für die Bevölkerung attraktiver. Externe Unterstützung religiöser Extremisten aus Nordafrika und dem Nahen Osten stellt ein gesondertes Problem dar.
Fazit
Es gibt keine einfachen Lösungen. Gegenmaßnahmen müssen religiöse und nichtreligiöse Ursachen bekämpfen und sowohl Sicherheit als auch Entwicklung berücksichtigen. Entwicklung verhindert religiöse Gewalt langfristig, aber Sicherheitsoperationen sind gegen aktuelle Bedrohungen unerlässlich. Internationale Akteure sollten afrikanische Regierungen unterstützen, aber alle Maßnahmen werden nur nachhaltig sein, wenn sie auf afrikanischen Interessen und Fähigkeiten beruhen.