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Der korrupte Präsidentensohn

Äquatorialguinea
NZZ Prozess gegen einen afrikanischen Playboy von David Signer, Dakar Teodorin Obiang, Vizepräsident des afrikanischen Kleinstaates Äquatorialguinea, wird in Frankreich der Prozess gemacht. Es geht um die Frage, ob er mit seinem Dolce Vita die Staatskasse verprasst. Am Montag hat in Paris der Prozess gegen Teodorin Obiang begonnen. Der älteste Sohn von Teodoro Obiang, Diktator von Äquatorialguinea, wird angeklagt wegen Geldwäscherei, Korruption, Veruntreuung öffentlicher Gelder und widerrechtlichen Erwerbs von Gütern. Auch in den USA und in der Schweiz laufen Verfahren gegen den 48-jährigen Multimillionär. In Frankreich wurden bereits Designerkleider, Schmuckstücke, Kunstwerke, Immobilien und Luxusautos im Wert von 200 Millionen Franken beschlagnahmt. Auch die Behörden in Genf konfiszierten im letzten Jahr elf Edelboliden des Präsidentensohns, unter anderem einen Bugatti im Wert von 2 Millionen Franken und einen Koenigsegg One mit 1330 PS, der weltweit in lediglich sieben Exemplaren existiert. Genf ist, neben Paris, Rio und Malibu, die Wahlheimat des Playboys Obiang. Palast in Paris Seit letztem Sommer ist der Angeklagte auch Vizepräsident in seinem ölreichen Heimatland. Mit seinem Posten in der Hauptstadt Malabo verdient er umgerechnet 60 000 Euro pro Jahr. Offenbar hoffte er, dank seinem Amt diplomatische Immunität zu geniessen und einem Prozess zu entkommen. Das funktionierte jedoch nicht. Am Freitag liess die Regierung des afrikanischen Kleinstaates verkünden, der Prozess stelle eine Einmischung in innere Angelegenheiten dar. Dahinter stehe ein inakzeptables Komplott. Obiang wird nicht vor Gericht erscheinen. Der kleine Prinz von Malabo ist offenbar erstaunt, dass nicht die ganze Welt funktioniert wie seine Heimat, wo er tun und lassen kann, was er will. Er riskiert eine Höchststrafe von zehn Jahren Gefängnis und eine Busse über 50 Millionen Euro. Statt in Marokko findet der Afrikacup in Äquatorialguinea statt. Und der dortige Diktator spielt den gütigen Landesvater. Teodorin Obiang besitzt in Paris an bester Lage, nämlich an der Avenue Foch, wo ein Quadratmeter über 10 000 Euro kostet, ein Anwesen mit 4000 Quadratmetern Fläche und über hundert Zimmern. Äquatorialguinea weist mit 14 000 Franken pro Jahr zwar eines der höchsten Durchschnittseinkommen des Kontinents aus, aber ein grosser Teil der Bevölkerung lebt unter der Armutsschwelle, muss also mit weniger als 2 Dollar pro Tag auskommen. Obiangs mehrere hundert Millionen sollen vor allem aus «Kommissionen», die er von Erdölfirmen als Dank für Aufträge erhielt, stammen. Seltsame Wahlen 1979 stürzte sein Vater Obiang dessen Onkel Macias Nguema, einen der übelsten Despoten Afrikas, der während seiner Regierungszeit sämtliche Schulen schliessen und zehn Minister umbringen liess. Weil wegen seiner angeblichen Hexenkräfte niemand wagte, ihn hinzurichten, engagierte man marokkanische Soldaten, um ihn zu erschiessen. Seither regiert Teodoro Obiang die ehemalige spanische Kolonie zwischen Kamerun und Gabon; er gilt als dienstältester Präsident der Welt. Angesichts seiner gesundheitlichen Probleme ist es wahrscheinlich, dass er seinen Sohn schon einmal in Position als Nachfolger bringen will. Der besuchte in Frankreich einst die renommierte Ecole des Roches und war noch keine dreissig, als er zum Forstminister ernannt wurde. Neben Öl ist Holz die zweite Einnahmequelle des Landes. Der Junggeselle führt ein internationales Jetset-Leben und wurde berühmt für seinen Wagenpark mit Rolls-Royce, Lamborghini, Ferrari, Bentley, seine Jachten und seine Privatjets, von denen letztes Jahr einer konfisziert wurde. In Malabo nannte man ihn auch «Père Noël», wegen seiner Angewohnheit, Ende Jahr Geschenke an seine Mitbürger zu verteilen. In Paris laufen wegen des Vorwurfs der «biens mal acquis» (widerrechtlich erworbene Güter) ähnliche Prozesse gegen den Staatschef von Kongo-Brazzaville, Denis Sassou Nguesso, gegen den Präsidenten von Gabon, Ali Bongo, sowie gegen Teodorin Obiangs Vater, der letztes Jahr erneut zum Präsidenten von Äquatorialguinea gewählt wurde, und zwar mit 93,7 Prozent, exakt dem gleichen Stimmenanteil wie bei den Wahlen davor.