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Beitrag vom 14.04.2025

Der Standard

Gabuns neuer Präsident ist einer nach Macrons Geschmack

In Westafrika reagierte Paris zutiefst empört auf die Staatsstreiche der letzten Jahre. In Gabun hielt man sich zurück, wohl wissend, dass der Putschist Nguema Frankreichs Einfluss bewahren will

Christian Putsch

Eigentlich, ja eigentlich wollte General Brice Oligui Nguema die Macht in Gabun schnell wieder "an Zivilisten" übergeben. So versprach er es im September 2023, kurz nach dem von ihm angeführten Putsch, mit dem er die knapp 60-jährige Herrschaft der Bongo-Dynastie beendet hatte. Sobald die Würde des Volkes wiederhergestellt sei, werde er sich zurückziehen.

Nun, 19 Monate später, hat seine Transformation zum Zivilisten offenbar bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Nguema, der zum Übergangspräsidenten aufgestiegene Soldat, darf sich künftig gewählter Präsident nennen. Er hat wählen lassen, und vorläufigen Ergebnissen zufolge kam der 50-Jährige auf über 90 Prozent der Stimmen. Stattliche sieben Jahre lang, also für eine der längsten Legislaturperioden der Welt, wird er nun auch einigermaßen legitimiert an der Spitze des zentralafrikanischen Landes stehen.

Gewiefter Wahlkämpfer

Als demokratischer Hoffnungsträger in der von Putschen erschütterten Region taugt der Vorgang also eher nicht, zumal die Opposition kritisiert, dass die neue Verfassung und das Wahlrecht auf Nguema zugeschnitten wurden. Er hat eine neue Partei gegründet, doch der Einfluss der alten Eliten des Landes lebt dort unverändert fort. Wirklicher Aufbruch sieht anders aus.

Allerdings muss man dem Präsidenten zugestehen, dass er die Klaviatur des Wahlkampfs bestens bediente. Schon nahezu hektisch startete er ein Großprojekt nach dem anderen, wie die Wiederbelebung der nationalen Fluggesellschaft, den Bau eines Flughafens, neuer Eisenbahnstrecken und eines Tiefseehafens. Dazu setzte er auf Symbolpolitik, reduzierte das Präsidentensalär, ließ sich immer wieder in den historisch benachteiligten ländlichen Regionen des Landes blicken. Mal tanzte er dabei, mal diskutierte er mit Dorfbewohnern über Elefanten, die Felder zertrampelt hatten.

Demokratisches Antlitz

Täuschen die Vorzeichen nicht, werden die deutlich instabileren Putsch-Staaten in Westafrika dem Beispiel folgen und ihren Militärherrschern eines Tages ein demokratisches Antlitz verpassen. Eilig haben sie es damit freilich nicht. Mali wird nunmehr seit fünf Jahren von Generälen angeführt, Burkina Faso seit drei, der Niger seit zwei. Im Niger wurde General Abdourahmane Tchiani gerade für fünf weitere Jahre im Präsidentenamt vereidigt.

Die drei Länder haben mit ihrer ehemaligen Kolonialmacht unversöhnlich gebrochen. Frankreich hat über Jahrzehnte auf EU-Ebene den Ton europäischer Politik in Westafrika vorgegeben. Auch jetzt fordert Paris von den anderen EU-Mitgliedern die Reduzierung der Kontakte mit den Militärjuntas auf ein Minimum – ein Kurs, für den es zunehmend Gegenwind gibt, die Stimmen nach mehr Pragmatismus häufen sich.

Dafür gibt es gute Argumente, darunter Frankreichs heuchlerischer Umgang mit Gabun. Der Staatsstreich wurde eher halbherzig verurteilt, Sanktionen gab es keine. Als sich herauskristallisierte, dass sich Nguema als ähnlich Paris-freundlich erweisen könnte wie der Bongo-Clan, war es auch mit den Moralpredigten vorbei. Gabun ist neben Dschibuti das letzte afrikanische Land, in dem Frankreichs militärische Präsenz nicht gefährdet zu sein scheint. Zwar wird auch dort das Militärkontingent reduziert. Ganz abziehen möchte Präsident Emmanuel Macron die verbliebenen 300 Soldaten allerdings unter keinen Umständen. Vor einem Jahr empfing er Nguema fünf Tage lang in Paris, samt militärischen Ehren.