Beitrag vom 20.02.2025
FAZ
Afrikanische Union
Ein Diplomat für Afrika
Von Claudia Bröll
20. Februar 2025 · Der erfahrene Diplomat Mahmoud Ali Youssouf soll die Afrikanische Union aus der Rolle des zahnlosen Tigers befreien. Wer ist der langjährige Außenminister des kleinen, aber strategisch wichtigen Landes Dschibuti?
Mahmoud Ali Youssouf gehörte zu den Favoriten für den Posten des Kommissionspräsidenten der Afrikanischen Union (AU). Trotzdem war die Überraschung auf dem Gipfeltreffen der Organisation in Addis Abeba groß, als Dschibutis Außenminister nach einem spannenden Kopf-an-Kopf-Rennen in der siebten Runde siegte. Dschibuti ist ein kleines Land, nur etwas größer als Hessen mit gut einer Million Einwohnern. Und Youssouf ist verglichen mit seinem Hauptkontrahenten Raila Odinga, einem Urgestein der kenianischen Politik, eine eher blasse, wenig bekannte Persönlichkeit. Doch 33 von 49 afrikanischen Staats- und Regierungschefs hielten ihn am Ende für den richtigen Mann für die Herkulesaufgabe.
Die 2002 gegründete AU ist mit hehren Zielen gestartet. Sie soll die Mitgliedstaaten einen, stärken und ihre Souveränität verteidigen. Außerdem soll sie für Frieden, Sicherheit und Stabilität sorgen. Wie weit man von diesen Zielen entfernt ist, zeigt sich dieser Tage besonders deutlich. Über den Kontinent hinweg toben Konflikte, besonders verheerende Bürgerkriege aktuell in Sudan und Ostkongo. Die Kritik an der AU ist daher groß. Sie sei ein „zahnloser Tiger“, ineffizient und vor allem mit sich selbst beschäftigt, lauten die Vorwürfe. Gleichzeitig wünschen sich viele Afrikaner, dass sich ihre Länder international mehr Gehör verschaffen. Die einzige Organisation, die den gesamten Kontinent repräsentiert, ist die AU. Für die Aufgabe gerüstet ist der 60 Jahre alte Politiker. Seit 20 Jahren ist er Außenminister. Sein Land mag klein sein, aber es hat große strategische Bedeutung am konfliktgebeutelten Horn von Afrika. Youssouf hat dazu beigetragen, dass etliche Länder – von den Vereinigten Staaten über Frankreich bis China – dort Militärstützpunkte aufgebaut haben. Von Militärbasen-Diplomatie ist die Rede.
Härtere Sanktionen bei Putschen
Der neue AU-Kommissionschef hat eine stetige Diplomatenkarriere hinter sich. Er hat Sprachen, Betriebswirtschaft und Management in Frankreich, Großbritannien und Kanada studiert, spricht fließend Englisch, Französisch und Arabisch. Vier Jahre lang war er Botschafter in Ägypten, zwischenzeitlich hatte er den Vorsitz des Außenministerrats der Arabischen Liga inne.
Klar ist, dass er sich nicht nur als Manager in seiner neuen Rolle sieht. In seiner Bewerbung forderte er, die AU müsse mit härteren Sanktionen auf Putsche reagieren, Entscheidungen müssten transparent und demokratisch fallen. Außerdem machte er sich für regionale schnelle Eingreiftruppen stark. Aufmerken ließ, dass er sich auch nicht mit Kritik an Afrikas Staatslenkern zurückhielt. Trotzdem wählten sie ihn. Vier Jahre hat Mahmoud Ali Youssouf nun Zeit, Schwung in die AU zu bringen und ihre Kritiker eines Besseren zu belehren.