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Beitrag vom 23.10.2024

Frankfurter Rundschau

Ukraine hilft Russlands Gegnern in Mali

Von: Stefan Brändle

Der russische Einfluss auf afrikanische Staaten wächst, so auch in Mali. Dort kämpfen Tuareg-Rebellen gegen russische Wagner-Truppen – mit Unterstützung der Ukraine.

Der russische Aggressionskrieg in der Ukraine zieht seine Kreise, und das neuerdings bis in die Sahara. Ukrainische Militärberater – die vielleicht nicht nur beratend tätig sind – und Drohnen greifen im Wüstennorden Malis gezielt Einheiten der russischen Armee an. Aufs Korn nehmen sie vor allem das „Africa-Korps“ aus ehemaligen Söldnern der Privatarmee Wagner, die heute in die russische Armee eingegliedert ist.

Im Juli fügten Tuareg-Rebell:innen mit Hilfe ukrainischer Waffen ihren Gegner:innen bei Tin Zaouatine an der malisch-algerischen Grenze schwere Verluste zu. 84 Russen und 47 Soldaten der malischen Armee sollen ums Leben gekommen sein. Französische Geheimdienstler zogen einen Vergleich zur bisher schwersten Niederlage Wagners nahe der syrischen Stadt Khasham durch US-Hubschrauber im Jahr 2018.

Im September griffen Tuareg-Einheiten mit Drohnen ein russisches Söldnerlager in Léré an, Anfang Oktober ein weiteres in Goundam. Dort, unweit der Wüstenstadt Timbuktu, kamen neun Russen ums Leben, wie französische Medien berichten.

Das Wüstenvolk der Tuareg kämpft in Mali seit Jahren für einen eigenen Staat namens Azawad. Neu ist, dass ihre Organisation „Dauernder Strategischer Rahmen“ (CSP) Unterstützung aus dem fernen Kiew erhält. Andry Jusow, der Sprecher des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, bestätigte, dass seine Organisation den Tuareg „die nötigen Informationen“ zukommen lasse, um „erfolgreich militärische Operationen gegen die russischen Kriegsverbrecher zu lancieren“. Gegenüber der Pariser Zeitung „Le Monde“ präzisierte ein ukrainischer Militärexperte anonym, dass sich eine „bedeutende Gruppe unserer Instruktoren“ in den Sahel begeben habe und „sich dort immer noch befindet“.

Ukraine will zehn neue Botschaften eröffnen

Damit kämpfen russische und ukrainische Einheiten in Afrika indirekt gegeneinander. Diese Konstellation ergab sich schon 2023 im Bürgerkrieg im Sudan, wo ukrainische Soldaten versuchten, den zunehmenden russischen Einfluss zu kontern.

Die Ukraine agiert auf dem afrikanischen Kontinent nicht nur auf militärischem Gebiet. Der russische Präsident Wladimir Putin verfolgt dort eine sehr aktive und effiziente Diplomatie, Kiew will seinerseits zehn zusätzliche Botschaften eröffnen. In Côte d’Ivoire, einem westlich orientierten Nachbarland Malis, ist dies bereits geschehen. Außerdem hilft Kiew acht armen Sahelstaaten mit dem Nahrungsmittelprogramm „Korn der Ukraine“.

Russland kooperiert seinerseits mit Sahelländern wie Burkina Faso oder Niger. In Mali haben 2000 russische Ex-Söldner zahlreiche Feldlager – so beim internationalen Flughafen in der Hauptstadt Bamako – errichtet, die langsam zu Garnisonen werden. Die ursprünglich 5000 französischen Soldaten und Fremdenlegionäre mussten das Land dagegen 2023 verlassen.