Direkt zum Inhalt
Für eine andere Entwicklungspolitik!

Beitrag vom 13.04.2022

FAZ

Mehr Geld für ärmere Länder

dc. BERLIN Deutschland hat seine Ausgaben für Entwicklungshilfe auch 2021 deutlich gesteigert und nun zum dritten Mal die internationale Zielmarke von 0,7% der Wirtschaftsleistung übertroffen, wie das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit am Dienstag mitteilte gaben Bund Länder und Kommunen 27, 3 Milliarden Euro für ärmere Länder und deren Bürger aus. Das waren 0,74 Prozent des Bruttonationaleinkommens. Damit gelang es trotz des Wirtschaftswachstums im vergangenen Jahr die Quote gegenüber 2020 um 0,1 Prozentpunkte zu steigern.

Erhebliche Bedeutung hatten dabei Corona-Impfstoffspenden für arme Länder. Laut einer vorläufigen Auswertung der Industrieländerorganisation OECD, die auch den Ministeriumszahlen zugrunde liegt, entfiel ein Zehntel der deutschen Ausgaben auf Impfstoffspenden und Hilfen zur Pandemiebekämpfung. 2020 hatte Deutschland insgesamt 23,9 Milliarden Euro in Klammern (28,4 Milliarden Dollar) für Entwicklungshilfe ausgegeben.

Neben Projekten der Entwicklungszusammenarbeit enthält der Gesamtbetrag auch Studienplatzkosten für junge Menschen aus Entwicklungsländern, die hierzulande studieren, sowie einen Teil der Leistungen für Flüchtlinge in Deutschland. Ohne diese Angaben für Flüchtlinge hätte die Quote im vergangenen Jahr 0,68 Prozent der Wirtschaftsleistung betragen.

Spitzenwerte von fast einem Prozent erreichen Luxemburg, Norwegen und Schweden. Deutschland liegt im Vergleich knapp vor Dänemark. Dahinter folgt eine Gruppe von Ländern, die auf rund 0,5 Prozent kommen, darunter Frankreich und Großbritannien. Gemessen an der absoluten Höhe der Ausgaben für ärmere Länder bleibt Deutschland auf dem zweiten Platz hinter den Vereinigten Staaten. Sie gaben gut 42 Milliarden Dollar aus, was knapp 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung sind.

Die Hilfen aller Geber zusammen stiegen der OECD-Auswertung zufolge auf den Höchststand von 179 Milliarden Euro, preisbereinigt 4,4 Prozent mehr als 2020. Ohne Impfstoffspenden wäre es ein Plus von 0,6 Prozent gewesen. Nun steht aber schon die nächste große Aufgabe bevor, wie OECD-Generalsekretär Mathias Cormann deutlich machte. Denn hohe Lebensmittel- und Rohstoffpreise infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine träfen Entwicklungsländer absehbar am härtesten.