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Beitrag vom 04.01.2022

Main-Post

„Ich fühle mich in Bamberg geborgen“

Pater Roberto Turyamureeba ist einer von sechs Priestern aus Afrika, die im Erzbistum Bamberg arbeiten. Anlässlich des Afrikatages der katholischen Kirche spricht er über seine Erfahrungen.

Bearbeitet von Marion Krüger-Hundrup

Zum Afrikatag 2022 der katholischen Kirche am 6. Januar beleuchtet Pater Roberto Turyamureeba kritisch das vorherrschende Bild über den afrikanischen Kontinent. Der gebürtige Ugander arbeitet im Erzbistum Bamberg. Der temperamentvolle und rührige Comboni-Missionar lässt heftige Emotionen zu: „Ich will als Mensch gesehen werden, unabhängig von meiner Hautfarbe“, bricht es aus Pater Roberto Turyamureeba hervor. Er mache zwar an den Universitäten, Schulen, in den Pfarrgemeinden ausschließlich „prima Erfahrungen“, wie er sagt. Und in Bamberg „fühle ich mich geborgen“.

Doch generell gäbe es „doch auch Vorurteile in der Gesellschaft, die bewusst oder unbewusst umgesetzt werden“, beklagt er. Als Vizeprovinzial der deutschsprachigen Provinz der Comboni-Missionare reise er öfter mit dem ICE nach Österreich und Südtirol. „Und wer wird an der Grenze von der Polizei kontrolliert und erst einmal auf Englisch angesprochen? Nur ich als einziger Afrikaner im Zug!“ Dabei fühle er sich nicht als gleichbehandelter Mensch. „Ist die Polizei rassistisch?“ fragt Pater Roberto leise.

Der 47-Jährige stammt aus der Pfarrei St. Daniel Comboni Bitooma in der Erzdiözese Mbarara im Südwesten Ugandas. In seiner Heimatgemeinde lernte er die internationale Ordensgemeinschaft der Comboni-Missionare kennen. Er wurde dort 2011 zum Priester geweiht, nachdem er zuvor in Innsbruck Theologie und Religionspädagogik studiert hatte.

Den Menschen die Weltkirche nahebringen

Inzwischen ist der Priester Referent für Bildungsarbeit im Referat Weltkirche des Erzbischöflichen Ordinariates Bamberg. Eine seiner Hauptaufgaben ist es, den Menschen landauf, landab im Erzbistum die Weltkirche in Wort und Bild nahezubringen. Roberto Turyamureeba ist ein vielgefragter Referent zu Themen wie „Interkulturelle Lernerfahrungen zwischen Afrika und Europa“, „Faszination Senegal – Entwicklung in der Diözesanpartnerschaft“, „Landgrabbing in Afrika: Was hat unser Konsum mit den Bauernfamilien in Afrika zu tun?“ oder „Die Spuren meines Smart- und i-Phones: Brennpunkt Demokratische Republik Kongo“ und „Impulse aus der Glaubenspraxis der kleinen christlichen Gemeinschaften in Afrika und Asien“.

Bewusstseinsbildung hat sich Pater Roberto auf die Fahne geschrieben. So möchte er auch anlässlich des Afrikatages 2022, der in der katholischen Kirche weltweit um den 6. Januar begangen wird, Gedankenanstöße geben. Denn die negative Berichterstattung über den Kontinent Afrika übersteige die positive: „Afrika wird in erster Linie als Krisenkontinent wahrgenommen, mit Katastrophen, Hunger, Korruption, Misswirtschaft, Klimawandel.“ Es sei noch viel Luft nach oben, etwa über Innovationen aus afrikanischen Ländern zu berichten.

Pater Roberto Turyamureeba:"Geld allein macht abhängig"

Der Ugander bestreitet nicht, dass „Afrika dringend Hilfe braucht“. Für einen langfristigen Erfolg einer grundlegenden Hilfe müssten aber Projekte Schritt für Schritt mit den Einheimischen entwickelt werden. Und zwar „auf Augenhöhe. Wir sind Brüder und Schwestern und lernen voneinander“, so der Pater. Er halte es für einen Fehler, Projekte in Deutschland zu entwickeln, ohne Partner vor Ort einzubinden: „Das ist keine Hilfe zur Selbsthilfe!“ Und: „Afrikaner erwarten Mitmenschlichkeit, so wichtig Geld und Projekte auch sind. Geld allein macht abhängig.“

Er wisse sehr wohl, dass es in vielen der 54 afrikanischen Länder an einer „Kultur des guten Regierens“ fehle, wenn man auch ehrlicherweise sagen müsse, dass Demokratie schlecht vorangebracht werden könne, wo Menschen hungern. Gebraucht werden nach seiner Auffassung „fundierte Sozialsysteme, in denen gerade die Frauen unterstützt werden“ und eine konsequente Förderung der Schulbildung von Mädchen, „um sie unabhängig und selbständig von patriarchalen Strukturen zu machen“.

Dazu passt das Motto des Afrikatages 2022. „Damit sie das Leben haben!“ (Johannesevangelium 10,10) ist die Kampagne des internationalen katholischen Missionswerks Missio in den bayerischen Bistümern und im Bistum Speyer, das zur Bamberger Kirchenprovinz gehört, überschrieben. Die Kollekte in den Gottesdiensten am 6. Januar soll für eine lebenswürdige Zukunft im afrikanischen Alltag eingesetzt werden, beispielsweise für die Arbeit einheimischer Ordensfrauen für vertriebene Opfer von Bürgerkriegen. „Unser Netzwerk mit den kirchlichen Partnerinnen vor Ort ist ein Garant für bessere Lebensbedingungen“, erklärt Monsignore Wolfgang Huber, Präsident von Missio München.

Sechs Priester aus Afrika arbeiten fürs Erzbistum Bamberg

Der Afrikatag wurde 1891 von Papst Leo XIII. eingeführt und ist die älteste gesamtkirchliche Kollekte der Welt. Sie wurde ins Leben gerufen, um Spenden für den Kampf gegen die Sklaverei zu sammeln. Heute steht die Kollekte für Hilfe zur Selbsthilfe. Der Afrikatag wird traditionell rund um den 6. Januar gefeiert, da der Besuch der Heiligen Drei Könige im Stall von Bethlehem auch mit dem afrikanischen Kontinent in Verbindung gebracht wird.

Apropos Besuch aus Afrika: Im Erzbistum Bamberg leisten derzeit sechs Priester aus diesem Kontinent Dienst als Pfarrvikare, Pfarradministratoren oder in anderer Funktion: vier Weltpriester und zwei Ordensmänner. Roberto Turyamureeba ist einer davon.