Beitrag vom 10.10.2019
General-Anzeiger, Bonn
Demografie
Leserbrief zum Artikel „Geburtenrate behindert Wachstum“ im GA v. 3./4.10.2019, Seite 6 Nord-Süd
von Volker Franzen
Unter der Überschrift „Geburtenrate behindert Wachstum“ berichtet der GA über eine Meldung der „Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)“ in Hannover. Die DSW weist dankenswerterweise immer wieder auf das extrem hohe Bevölkerungswachstum in Afrika hin. Vor allem in Ländern wie Niger und Mali, aber auch in Uganda und Nigeria bekommt eine Frau „durchschnittlich fünf bis sieben Kinder“. Diese Entwicklung vor allem südlich der Sahara kann man nur noch als ‚Bevölkerungsexplosion‘ bezeichnen. Die Schätzungen der UN für die Zunahme der Bevölkerung dort in den nächsten Jahrzehnte sind so, dass die Bezeichnung ‚dramatisch‘ deutlich untertrieben wäre.
Die Geschäftsführerin der DSW beschreibt, dass Frauen und Mädchen in der Region deshalb nicht verhüten können, weil es an Aufklärung, bezahlbaren Verhütungsmitteln und an guter Gesundheitsversorgung mangelt und weil sie „sehr geringe Mitspracherechte bei der Familienplanung haben“. Einiges davon lässt sich mit mehr finanziellen Mitteln verbessern, Mitspracherechte in der Familie aber sind eine gesamtgesellschaftliche und auch eine politische Aufgabe in diesen Ländern selbst. Solange allerdings sogar Präsidenten einiger afrikanischer Staaten die Frauen in ihren Ländern dazu auffordern, noch mehr Kinder zu bekommen, ist alles vergebens.
Und die Politik bei uns? Sie verdrängt das Thema Bevölkerungsexplosion in Afrika gerne. Dabei ist es eine existenzielle Frage für Afrika. Insoweit ist auch die GA-Überschrift „Geburtenrate behindert Wachstum“ eher verharmlosend. Die Bevölkerungsexplosion dort verhindert in vielen Fällen Wachstum oder macht Ansätze dazu wieder zunichte, führt zu immer mehr Armut, Unterentwicklung und Unzufriedenheit sowie zu starker Migration innerhalb von Afrika und in Richtung Europa und auch Amerika. Deutsche Politik sollte deshalb finanzielle Unterstützung nur dann geben, wenn die afrikanischen Staaten selbst dieses Thema ernst nehmen und gegensteuern. Das wäre wirklich ein Beitrag im Sinne der ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘.