Beitrag vom 15.11.2018
FAZ
Internet als Entwicklungsmotor
Müller spendiert 140 Millionen Euro für digitales Afrika
mas. BERLIN, 14. November. Vom abgehängten Winkel in Afrika zügig in die Moderne? Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) hält das für möglich. Er baut auf die Schubkraft von Handy, Internet und digitale Verwaltung. Auf der zweitägigen Klausurtagung der Bundesregierung ist dazu ein eigener Beitrag des CSU-Politikers eingeplant gewesen. Tatsächlich erkundet sein Ministerium schon mit rund 130 Unternehmen die digitalen Chancen auf dem Kontinent.
Mit der „Strategischen Partnerschaft Digitales Afrika“ stehen dem Vernehmen nach rund 150 Millionen Euro für etwa vierzig Vorhaben zur Verfügung. Nach Einschätzung des Ministeriums reicht das jedoch „bei weitem“ nicht aus. Man will insbesondere mehr Kooperationen von deutschen Unternehmen und afrikanischen Start-ups. Tatsächlich eröffnet die digitale Transformation neue Geschäftsfelder. In Ruanda arbeiten die Deutschen an einem Carsharing-Projekt. Unterwegs sind dort VW, Siemens und SAP.
Erhebliche Chancen sehen Müllers Beamte in der digitalen Verwaltung. Damit lassen sich die Ausgaben des Staates kontrollieren. Auch denkt man an Kataster auf Grundlage der nicht manipulierbaren Blockchain-Technologie. Vermeidung von Korruption und sichere Eigentumsrechte gelten als Voraussetzungen für Wachstum und Investitionen.
Als wichtige Aufgabe hebt man in Berlin die Stärkung der digitalen Gesundheitssysteme in Afrika hervor. Man verweist auf 1,6 Millionen Todesfälle, die ein funktionierendes Gesundheitssystem verhindert hätte. Hoffnungen setzt man auf digitale Frühwarnsysteme, um Epidemien schneller eindämmen zu können. Zudem will man mit Drohnen dringend benötigte Medikamente und Blutkonserven in schwer zugängliche Regionen schaffen. Hierzu gibt es ein Projekt mit der DHL in Tansania.
Mit dem Luftfahrtkonzern Airbus will die Bundesregierung lokale Startups unterstützen, die an Lösungen für den Zugang zum Internet in abgelegenen Gebieten arbeiten. Ein Internet auf dem Niveau von Industriestaaten könnte bis zu 140 Millionen Jobs in Entwicklungsländern schaffen, heißt es erläuternd in Berlin. Dazu brauche man jedoch eine bessere Energieversorgung. Derzeit lebten 60 Prozent der Bevölkerung in Afrika ohne Stromversorgung.
(siehe Anmerkung dazu unter EZ-Forum, Allgemeines)