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Für eine andere Entwicklungspolitik!

Beitrag vom 22.01.2018

General-Anzeiger, Bonn

Menschenhandel und Arbeitslose

Leserbrief zum Artikel „EU-Afrika-Gipfel setzt auf Gemeinsamkeit“

Der in Abidjan zum Schwerpunkt gewordene Menschenhandel hat das geplante Thema Nr. 1 überschattet: die Massen arbeitsloser Jugendlicher in Afrika. Damit ist man offenbar nicht wirklich weitergekommen. Wie denn auch, wenn Europa es auf der anderen Seite mit Regierungspersonal zu tun hat, das in den letzten Jahrzehnten nichts getan hat, um diese Arbeitslosigkeit zu bekämpfen, anders als zum Beispiel ostasiatische Entwicklungsländer.

Um Arbeitsplätze zu schaffen, braucht man Bildung, Unternehmertum und günstige politische Rahmenbedingungen. In allen drei Punkten sieht es in Afrika mau aus, und das angesichts eines angeblichen Bedarfs von jährlich 20 Millionen neuen Stellen.

Man darf davon ausgehen, dass es den meisten der in Abidjan versammelten Potentaten vorrangig nicht um die Lösung dieses Problems ging, sondern schlicht um mehr Geld, wofür auch immer. Geradezu erfrischend machte das der in Deutschland gern gesehene nigrische Präsident Issoufou deutlich, der glatt 600 Milliarden Dollar pro Jahr für Afrika fordert.

Zu derlei Kühnheiten fühlen sich Issoufou und Kollegen animiert, wenn etwa von Entwicklungsminister Müller immer wieder suggeriert wird, Afrikas Heil liege in unserer Verantwortung, nicht zuletzt weil wir ihm unablässig schadeten durch „unfairen Handel“ und „Ausbeutung“. Solche Worte sind Musik in den Ohren der eigentlich Zuständigen, die sich aber lieber um ihr Bankkonto kümmern.

Wenn Außenminister Gabriel jährlich „ein paar Hunderttausend“ junge Afrikaner zur Ausbildung nach Europa holen will, wirkt das ähnlich. Um die müssen sich die primär Verantwortlichen schon mal nicht mehr kümmern. Diese Wechselwirkung zwischen unserer Mehr- und afrikanischer Minderleistung scheint vielen unserer Regierenden nicht bewusst zu sein.

Kurt Gerhardt, Köln