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Für eine andere Entwicklungspolitik!

Beitrag vom 29.10.2013

Go Ahead! Blog

Interview mit dem Buchautor Volker Seitz: "In Bildung investieren ist immer positiv."

Volker Seitz ist davon überzeugt, dass sowohl die traditionelle Entwicklungshilfe als auch die ‚neue‘ Entwicklungszusammenarbeit in Subsahara-Afrika vielerorts zur Etablierung von schädlichen Abhängigkeitsverhältnissen geführt hat. Eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen blieb dagegen auf der Strecke oder hinter den Erwartungen zurück. Go Ahead! befragte den Buchautor und Botschafter a.D. zu seinen Eindrücken, die er im Rahmen seiner Tätigkeit im diplomatischen Dienst in afrikanischen Ländern sammeln konnte.

GA!: In der Entwicklungszusammenarbeit (EZ) mit Afrika und auch im allgemeinen sind viele verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Strategien aktiv - in Ihrem Buch "Afrika wird armregiert” fordern Sie ein radikales Umdenken in der EZ. "Kleine” Nichtregierungsorganisationen (NROs) und zivilgesellschaftliche Initiativen wie Go Ahead! fördern beispielsweise in überschaubarem Umfang Bildungsprojekte, die von und für Menschen in verschiedenen afrikanischen Ländern lokal initiiert wurden. Was ist Ihre Sicht auf diese Art des Engagements für und mit Afrika?

Seitz: NROs sind meist erfolgreicher als die gut geölte Hilfsmaschinerie, die nach Afrika Hunderte von Milliarden Euro hat fließen lassen. Als Ergebnis hat sich ein gewisses Phlegma breitgemacht, auf beiden Seiten. Der Norden beruhigt sein latent schlechtes Gewissen, der Süden hat sich an die Versorgungskultur gewöhnt, ohne selbst größere Anstrengungen zu unternehmen. Jede Aktion, die der bedürftigen Bevölkerung in Afrika ohne Umwege zugutekommt ist richtig. In Bildung investieren ist immer positiv.
Ich bin überzeugt, dass die Überwindung der Bildungsarmut besonders den Mädchen Selbstvertrauen bringt. Sie bekommen eine Chance und ihre Situation kann sich dauerhaft ändern. Aber auch eine Schule wird auf Dauer nicht lebensfähig sein ohne die tatkräftige Unterstützung der Bevölkerung. Menschen wertschätzen Dinge danach, welche Opfer sie für sie bringen müssen. Es muss nach meinen Erfahrungen sichergestellt werden, dass ein - auch nicht zu geringer finanzieller - Beitrag von den Eltern geleistet wird. Damit geht man sicher, dass angemessene Selbsthilfe-Maßstäbe nach Lebensstandard, Wohlstand und Gesundheit gesetzt werden. So manches gut gemeinte Hilfsprojekt habe ich scheitern sehen. Sie alle verfolgten den Anspruch, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, und haben diesen Anspruch verfehlt. Getroffene Vereinbarungen können noch so vielversprechend sein - wenn sie nicht überprüft werden, sind sie womöglich wertlos. Projekte müssen deshalb von Anbeginn kontrolliert und gemeinsam bewertet werden.

GA!: Go Ahead! fördert beispielsweise Vorschulen, die nicht oder unzureichend von den jeweiligen Staaten gefördert werden (Südafrika, Uganda, Namibia). Wie bewerten Sie die Gefahr, dass Hilfsorganisationen und andere ausländische Geber Aufgaben übernehmen oder finanzieren, die eigentlich von den betroffenen Staaten wahrgenommen werden müssten, wozu sie theoretisch auch in der Lage wären? Führt ein solches Engagement dazu, dass sich die Regierungen von Entwicklungsländern aus der Verantwortung stehlen können oder keine ausreichende Motivation verspüren, Probleme mit den eigenen Mitteln anzugehen?

Seitz: Das ist leider so wie Sie es beschreiben. Der Bildungsehrgeiz und das Bildungsstreben vieler Afrikaner werden nicht ausreichend gefördert. Die Bildungsmisere ist die Ursache der Probleme vieler afrikanischer Staaten, weil die Regierungen mit wenigen Ausnahmen wie z.B. Ruanda, Botswana, Mauritius oder mit Einschränkungen Ghana nicht in die menschlichen Fähigkeiten investieren. Dafür braucht es vor allem das Bewusstsein dafür, dass der Wohlstand eines Landes von der Bildung abhängt. Wenn eine Regierung sich über Generationen immer darauf verlassen konnte, dass letztlich externe Hilfe auftauchte und gewissermaßen eine Lebensfürsorge ausübte, verfestigt dies Unselbständigkeit. In der Bildungswirklichkeit müssen wir feststellen, dass seit der Unabhängigkeit in vielen Ländern noch nie vom Staat Schulen gebaut wurden. Entweder sind es Schulen aus der Kolonialzeit, kirchliche Bildungseinrichtungen oder durch ausländische Entwicklungshilfe und Privatinitiativen errichtete Schulen. Entsprechend wurde auch kaum in die Lehrerausbildung investiert. Schon Mark Twain wusste, "Bildung ist das, was übrig bleibt, wenn der letzte Dollar weg ist”. Dennoch haben Menschen, die mit dem Bildungsangebot der Schulen nicht zufrieden sind, in den meisten Ländern gegenüber dem an Bildungspolitik oft desinteressierten Präsidenten wenig zu melden. So wurden in kaum einem Land Diskussionen über die entscheidenden Probleme der Bildung geführt. Bildungspolitik muss aber auch praxisrelevante Fähigkeiten vermitteln und mit der Schaffung von Arbeitsplätzen einhergehen. Lehrpläne müssen an die Anforderungen des Arbeitsmarktes angepasst werden. Sonst gibt es viele gebildete Menschen und keine Lebensperspektive. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit in weiten Teilen Afrikas birgt ein enormes Gefahrenpotential. Der südafrikanische Unternehmer Hlumelo Biko - Sohn des berühmten Steve Biko - empfiehlt den Firmen eigene Schulen zu betreiben, die die benachteiligte arme Bevölkerung direkt nutzen kann.

GA!: Sie haben sehr lange in verschiedenen afrikanischen Ländern gearbeitet und die Arbeit vieler internationaler NROs kennengelernt. Haben Sie bei diesen Beobachtungen einen "Schlüssel” für eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen ausländischen und einheimischen Initiativen erkennen können?

Seitz: Die ortsansässige Bevölkerung, die selbst am besten um ihre Probleme weiß, muss sowohl in die Planung als auch in die Umsetzung der Projekte auf allen Ebenen eng eingebunden werden. Die größte nicht staatliche afrikanische Hilfsorganisation African Medical and Research Foundation (AMREF) entwickelt in enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen Gesundheitsprojekte. Allein die Tatsache, dass von den 900 Mitarbeitern 95 Prozent von AMREF ausgebildete Afrikaner sind, zeigt, dass richtige Lösungen gefunden wurden: Afrikaner helfen Afrikanern. Die "Flying Doctors”, wie sie auch genannt werden, betreuen über 240 Krankenstationen. Rund 20.000 Krankenschwestern wurden von ihnen ausgebildet. Die Organisation hat eine schlanke und damit effiziente Struktur, die die Hilfe nicht versanden lässt, bis sie den Empfänger erreicht. Sie arbeiten zielgerichteter und sind in ihrer Berichterstattung transparent, weil nah an den Menschen dran und das bei einer hohen Spendeneffizienz.
Bei uns noch recht jung ist das aus den USA und Großbritannien stammende Modell "Venture Philantrophy". Auf Deutsch kann man es am besten als "Hilfe nach unternehmerischen Grundsätzen" wiedergeben. Es geht darum, mit aus der Wirtschaft bekannten Methoden soziale, ökologische sowie gesellschaftliche Organisationen über einen längeren Zeitraum zu fördern. Die Mittel dazu sind Darlehen und tatkräftige Unterstützung durch erfahrene Manager, bis z.B. in betriebswirtschaftlichen Fragen das Projekt langfristig profitabel arbeitet oder sich zumindest selbst trägt. Wichtig ist, dass das verliehene Geld oder der Gewinn später in eine andere Organisation erneut investiert werden kann. Die geförderten Projekte weisen großen Erfolg auf, wie z.B. Schulen in Südafrika, Tansania oder Lehrerausbildung in Ghana. All dies ist immer mit einer ständigen Überprüfung der geförderten und gemeinsam gesetzten Ziele verbunden. Dies unterstreicht die grundsätzliche Idee eines partnerschaftlichen Miteinanders. Sollten Ziele vorzeitig erfüllt werden können oder sich herausstellen, dass die gesetzten Ziele nicht erfüllt werden können, dann gibt es ein Ausstiegszenario, das zu Beginn der Kooperation festgelegt wurde.

GA!: Von welchem Gedanken sollten sich zivilgesellschaftliche Akteure in Deutschland am schnellsten verabschieden, wenn sie einen sinnvollen und nachhaltigen Beitrag zu Entwicklungserfolgen auf dem afrikanischen Kontinent leisten möchten?

Seitz: Grundsätzlich können regierungsferne Projekte positive Beispiele sein, wie man ohne großen administrativen Aufwand den Armen helfen kann. Aber die Helfer sollten sich nicht mehr allein für das vorgeblich "Gute” zuständig fühlen. Haben denn alle die besondere Kompetenz, um den Afrikanern zu helfen, sich aus der dauerhaften Abhängigkeit von ausländischem Beistand zu befreien? Der ugandische Journalist Henry Lubega, der in Afrika nicht alleine mit seiner Meinung dasteht, sagt: "Die Leute in Europa fühlten sich wohl besser, wenn sie etwas vermeintlich Gutes tun und propagieren könnten". Es geht nicht darum, dass "wir" für afrikanische Entwicklungsprobleme europäische Lösungen anbieten. Ich gestehe, dass ich bis in die 80er Jahre auch immer ungeduldig darauf drängte, dass wir die Probleme anpacken. Inzwischen habe ich dazu gelernt. Afrika besteht aus 54 einzelnen Staaten, jeder mit seiner individuellen Konstellation und Struktur. Jedes Land muss eigene Lösungswege für seine Probleme finden, die zu seiner Kultur passen. Es darf nicht immer, wenn es Probleme gibt, zuerst nach den Gebern gerufen werden.

GA!: Kann es so etwas wie Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe - wie es beispielsweise vom BMZ dargestellt wird - überhaupt geben oder liegt der Kooperation zwischen Akteuren aus den Industrie- und Schwellenländern einerseits sowie den Entwicklungsländern andererseits nicht immer eine Art Hierarchie zugrunde, in der Geber und Nehmer unterschiedlichen Einfluss auf die Art der "Zusammenarbeit” haben?

Seitz: Die immer wieder apostrophierte Augenhöhe zwischen Afrika und uns kennen die meisten Entwicklungshelfer nur aus den einschlägigen Fachgazetten. Unsere Entwicklungspolitik hat in vielen Ländern die Qualität der Regierungsführung eher verschlechtert und interne Reformen verhindert. Der Mittelaufwand steigt, aber die Empfänger werden jedoch nicht viel besser ausgewählt. Zu den schärfsten Kritikern gehören Afrikaner wie der nigerianische Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka, der ugandische Journalist Andrew Mwenda, die Publizistin Akua Djanie aus Ghana sowie die Wirtschaftswissenschaftler George Ayittey (Ghana) und Themba Sono (Südafrika). Sie wenden sich gegen eine abhängige Opfer- und Bittstellerrolle. Andrea Böhm schrieb im Mai 2013 in der Zeit: "Warum ist es für die Bonos und Madonnas - und damit auch für die westliche Öffentlichkeit - immer noch so verdammt schwer, selbständig handelnde Menschen in afrikanischen Ländern zur Kenntnis zu nehmen? Es geht ja nicht darum, deren oft existenzielle Probleme zu leugnen. Es geht darum, dass dortige Akteure sehr wohl in der Lage sind, diese Probleme selbst darzulegen.” Im Großen und Ganzen muss der Westen sich Afrika entspannter nähern, den Afrikanern etwas zutrauen. Eine Partnerschaft "auf Augenhöhe” hat es nie gegeben. Es geht nie um die Bevölkerung, die Strategie wird von oben herab konzipiert und dient vorrangig den Interessen der Betreuungsindustrie und den dortigen Regierungen. Die Geber denken sich etwas aus, nicht die Leute, denen vorgeblich geholfen werden soll. Mit symbolischen Handlungen "eben mal die Welt retten”. Die Helfer haben eine überaus irrige Auffassung ihrer Stellung in Afrika, und dieser Irrtum ist unausrottbar. Geholfen wird nur dann, wenn die Menschen mittels Unterstützung eigener Projekte, ihre Lebensverhältnisse dauerhaft verbessern. Nkosazama Dlamini-Zuma, Präsidentin der Kommission der Afrikanischen Union, hatte sich kürzlich mit mir bislang nicht bekannter Offenheit geäußert, dass 97 Prozent der Entwicklungsprogramme innerhalb der afrikanischen Staatengemeinschaft von ausländischen Gebern finanziert werden. Der Kontinent müsse seine eigenen Ressourcen nutzen, um seine Entwicklungsagenda zu finanzieren. Sie unterscheidet sich damit wohltuend von der sonst vorherrschenden Propaganda, dass zu wenig Entwicklungshilfe geleistet werde.

GA!: Inwieweit sollten Aspekte der guten Regierungsführung und die Einhaltung der Menschenrechte Grundlage für jegliche EZ sein? Sollten Kooperationen beendet werden, um Regierungen unter Druck zu setzen, oder gehen solche Sanktionen in der Regel nur zulasten der Ärmsten statt der verantwortlichen Eliten? Welche (unterschiedliche) Verantwortung haben hier staatliche und zivilgesellschaftliche Akteure der EZ?

Seitz: Ich halte es für verfehlt, bei Menschenrechten Beschwichtigungspolitik zu betreiben und Verständnis für angebliche afrikanische Besonderheiten und Empfindlichkeiten aufzubringen. Allerdings sollten wir wissen, dass Kritik an den gegenwärtigen Zuständen nur langsam zu Veränderungen führen wird; sie müsste ohnehin aus der afrikanischen Gesellschaft kommen. Es wäre zynisch, einem Volk aufgrund seiner "Eigenarten” das Recht auf universelle Menschenrechte abzusprechen. Wir sollten auch künftig konsequent für die Menschenrechte eintreten, obwohl es oft einfacher und vor allem profitabler wäre, wie die Chinesen bei vielen Konflikten wegzuschauen. Es wird immer wieder behauptet, dass Sanktionen zulasten der Ärmsten gehen würden. Das kann ich nach vielen Gesprächen mit den Betroffenen nicht bestätigen. Im Gegenteil sie waren sehr dankbar, wenn ich die mangelnde gute Regierungsführung, Korruption und Menschenrechte - z.B. wenn Menschen, die schon seit langem ohne Verfahren im Gefängnis sitzen - in den Gefängnissen öffentlich angesprochen hatte. Wenn wir es nicht tun, müssen wir uns eines Tages fragen lassen, warum wir wider besseren Wissens die korrupten alten Männer - es gibt nur zwei Präsidentinnen in Liberia und Malawi -, die teils jahrzehntelang Macht und Kontrolle über die Bevölkerungen hatten, so lange unterstützt haben. Die Förderung sich schamlos bereichernder Eliten hängt den internationalen Entwicklungshilfeorganisationen wie ein Mühlstein um den Hals. Eine Investition in autoritäre Führer ist kein Rezept für langfristige Stabilität.

GA!: In welcher Rolle sehen Sie die lokalen Akteure in den Entwicklungsländern - also staatliche Institutionen, Zivilgesellschaft und Wirtschaft - selbst, wenn es um die Frage einer erfolgreichen sozio-ökonomischen und politischen Entwicklung geht?

Seitz: Die wirtschaftliche und soziale Lage der meisten Menschen in Subsahara-Afrika hat sich in den letzten Jahrzehnten kaum verbessert, trotz massiver Entwicklungshilfe. Deren überwiegendes Versagen geht vor allem auf Verstöße gegen das Subsidiaritätsprinzip zurück. Es bedeutet, dass man denen, die sich selbst nicht helfen können, zu Hilfe eilt - aber nur im notwendigen Maße und nur so lange wie nötig, weil sonst das Gegenteil dessen bewirkt wird, was beabsichtigt ist: Abhängigkeit von Hilfe statt Unabhängigkeit. Die heutige Jugend ist gebildeter als die vorhergehenden Generationen und weiß dank westlichem Fernsehen, Internet und Mobiltelefonen, was auf der Welt los ist. Die jungen Leute brauchen Arbeit, sonst kommt es zu Unruhen, und in bestimmten Ländern könnte die Lage explosiv werden. Das Schlimmste, was die Autokraten mit ihrer erbärmlichen Politik ihnen antun können, ist, ihnen die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu nehmen. Es gibt genügend afrikanische Ökonomen - viele mit Lehrstühlen an hochangesehenen Universitäten in Europa und den USA -, die den Zustand ihrer Heimatländer und die Qualität der dortigen Institutionen klar erkennen. Die Jugend hat eine kritische Beziehung zur Politik und zu den Mächtigen. Sie trauen den Führungsetagen keinen Veränderungswillen mehr zu. Sie sind des Anblicks der unveränderlichen Führer der Nation überdrüssig - siehe auch eienigeria.org, "Enough is Enough”, eine NGO, die sich für Transparenz und besseres Regierungshandeln einsetzt). Die immer besser ausgebildete Jugend ist sich ihrer Rechte bewusst. Die Unzufriedenen, Frustrierten und diejenigen, die reale Veränderungen wollen, werden sich in nicht allzu großer Ferne kraftvoll zu Wort melden. Sie haben endgültig genug von Staatschefs und Regierungen, die den Ausverkauf der Landwirtschaft sowie den Niedergang des Gesundheits- und Bildungssystems zu verantworten haben. Sie werden erstmals einen echten Wettbewerb in der Politik und eine starke Kontrolle der Machthaber notfalls mit Gewalt erzwingen. Ich fürchte, dass eine Lösung der grundlegenden Probleme in Afrika wie Korruption, Intransparenz oder fehlende Rechtssicherheit erst nach einem Generationswechsel zu erwarten ist. Heute hat die Jugend gelernt, auf sich selbst zu vertrauen und ohne staatliche Regeln auszukommen. Ein sehr schlechtes Zeichen war, dass zum 50-jährigen Jubiläumsgipfel der Afrikanischen Union in Addis Abeba afrikanische zivilgesellschaftliche Gruppen ausgeladen wurden. Die Begründung, vorgetragen von Kommissionspräsidentin Dlamini-Zuma: Sie hätten nichts zu sagen, also sei ihre Anwesenheit nicht erforderlich. Wenn sich da mal Frau Dlamini-Zuma nicht irrt. Auch in Afrika wächst eine lebendige Zivilgesellschaft heran, die sich nichts von oben diktieren lässt.

Die Fragen stellten die Go Ahead!-Mitarbeiter Rico Bergemann, Tilman Rodenhäuser und Benjamin Werner.

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Volker Seitz, Jahrgang 1943, war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das Auswärtige Amt tätig, unter anderem bei der EU in Brüssel und in mehreren Ländern Afrikas, und von 2004 bis zu seinem Ruhestand 2008 Leiter der Botschaft in Jaunde/Kamerun.

In 2012 erschien von ihm das Buch "Afrika wird armregiert oder Wie man Afrika wirklich helfen kann".