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Für eine andere Entwicklungspolitik!

Beitrag vom 02.07.2013

Frankfurter Neue Presse

Obama mahnt die Afrikaner

Von Peer Meinert und Laszlo Trankovits (dpa)

US-Präsident spricht bei seiner Reise Missstände an - Kontinent soll sich selbst helfen

Eine Woche lang war Obama den Querelen in Washington, dem Wirbel um die Aktivitäten der US-Geheimdienste entkommen. Mit seiner Afrikareise wollte er vor allem Türen für amerikanische Unternehmen öffnen. Ganz nebenbei las er den Eliten die Leviten.

Kapstadt. Es ist noch nicht lange her, da waren westliche Staatsmänner auf Besuch in Schwarzafrika höchst vorsichtig. Bestenfalls durch die Blume wurden Probleme wie Korruption angesprochen. Über die echten Probleme des Kontinents wurde geschwiegen. Barack Obama machte das anders.

In einer Rede an der Universität in Kapstadt legte er ohne Wenn und Aber die Finger in die Wunde. Ja, der Kontinent erlebt derzeit einen beispiellosen Wirtschaftsboom. Ja, es gehe in vielen Ländern auch in Sachen Demokratie in die richtige Richtung. Doch im selben Atemzug mahnte er auch: "Wir wissen, dass der Fortschritt auf einer fragilen Basis steht."

Den größten Applaus der jungen Studenten erntete Obama stets dann, wenn er die politischen und wirtschaftlichen Eliten direkt ins Visier nahm. Wenn er Korruption ansprach oder die schlechte Behandlung von Frauen auf dem Kontinent. "Man kann ein Land daran messen, wie gut es seine Frauen behandelt." Die jungen Leute waren geradezu aus dem Häuschen. Welcher afrikanische Führer hatte so etwas schon einmal gesagt?

"Krieg und Chaos"

Obama fügte hinzu, solange Afrika "von Krieg und Chaos verwüstet wird", könnten Fortschritt und Demokratie nicht Fuß fassen. An zu vielen Orten von Mali bis Somalia regierten Furcht und "sinnloser Terrorismus". Die USA könnten all diese "Tragödien" nicht allein stoppen und das werde auch nicht erwartet. "Das ist ein Job für Afrikaner", bei denen die USA aber helfen würden.

Die Botschaft Obamas an den Kontinent war klar: Afrika muss eigenständiger werden, kann sich nicht auf Hilfe von außen verlassen. Wie schon bei seinen vorigen Reisestationen verwies er immer wieder auf das Vorbild Nelson Mandela. Die Lobpreisungen für den schwer kranken Ex-Präsidenten und Ex-Freiheitskämpfer zogen sich wie ein roter Faden durch Obamas Reden. Möglicherweise hatte der US-Präsident auch einen Hintergedanken dabei.

In Obamas Lobliedern schien zuweilen unterschwellige Kritik an den Plagen des Kontinents verpackt, an der wuchernden Korruption und Vetternwirtschaft. Nicht zufällig betonte Obama immer wieder, dass die "Botschaft" Mandelas auch heute noch eine wichtige "Inspiration für Afrika und die Welt" sei.

Der US-Präsident erinnerte an die Bedeutung von Rechtsstaatlichkeit und Freiheit, dem Respekt vor Minderheiten und vor allem vor Frauen - wohlwissend, dass in Südafrika Misshandlungen und Vergewaltigungen von Frauen fast verheerende Ausmaße haben.

Für afrikanische Ohren waren Obamas Würdigungen Mandelas denn auch mahnende Worte an die Eliten des Kontinents. Denn selbst in Ländern mit demokratischen Strukturen und wirtschaftlichen Fortschritten gibt es gewaltige Probleme. Mandela stehe für die Einsicht, dass es Politiker "mehr um das Interesse für das Land gehe, als um die Interessen einer Person", sagte Obama - das heikle Wort der Korruption vermeidend.

Auch sein Gastgeber, Südafrikas Präsident Jacob Zuma, könnte sich angesprochen gefühlt haben: Seine Familie ist inzwischen der Wochenzeitung "Mail & Guardian" zufolge an über 80 Unternehmen beteiligt - viele profitieren vor allem von Staatsaufträgen. Nicht untypisch für die gefährliche Verquickung von Politik und Wirtschaft - und das nicht nur in Südafrika.

Letzte Station von Obama Reise war Tansania. Zehntausende Menschen in Daressalam säumten die Straßen, als er gemeinsam mit seiner Ehefrau Michelle und seinen beiden Töchtern vom Flughafen in die Stadt fuhr. "Ich fühle eine spezielle Beziehung zu diesem Land", so Obama.

Mit Material von afp