Beitrag vom 18.10.2012
AfrikaEcho
Afrika: Mo Ibrahim findet keine würdigen Politiker
Von Peter Dörrie.
Zum dritÂten Mal innerÂhalb von sechs JahÂren finÂdet der Preis der Mo IbraÂhim StifÂtung für herÂausÂraÂgende afriÂkaÂniÂsche PoliÂtiÂker keiÂnen AbnehÂmer. Da sei nicht verÂwunÂderÂlich, so die StifÂtung, denn die KriÂteÂrien sind streng. GleichÂzeiÂtig entÂwiÂckelt sich aber auch der von der StifÂtung ehrÂausÂgeÂgeÂbene Index für afriÂkaÂniÂsche RegieÂrungsÂfühÂrung negativ.
Mo IbraÂhim ist ein sudanesisch-britischer MilÂliÂarÂdär, der sein Geld als PioÂnier des MobilÂfunkÂsekÂtors in Afrika gemacht hat. Heute ist seine priÂvatÂwirtÂschaftÂliÂche KarÂriere beenÂdet und er konÂzenÂtriert sich auf die FörÂdeÂrung guter RegieÂrungsÂfühÂrung auf dem afriÂkaÂniÂschen KonÂtiÂnent. Seine bekannÂteste InitiaÂtive ist der "IbraÂhim Preisâ€, mit dem eheÂmaÂlige Staats- und RegieÂrungsÂchefs afriÂkaÂniÂscher LänÂder ausÂgeÂzeichÂnet werÂden, die HerÂausÂraÂgenÂdes geleisÂtet haben.
AufÂmerkÂsamÂkeit erregt die AusÂzeichÂnung allÂjährÂlich vor allem wegen ihres PreisÂgelds: der GewinÂner bekommt fünf MilÂlioÂnen DolÂlar über zehn Jahre ausÂgeÂzahlt, danach eine lebensÂlange Rente von 200.000 DolÂlar im Jahr und außerÂdem stellt ihm die StifÂtung jährÂlich 200.000 DolÂlar für öffentÂliÂche ProÂjekte zur Verfügung.
Um in den Genuss dieÂses GeldÂseÂgens zu komÂmen, müsÂsen die KanÂdiÂdaÂten innerÂhalb der letzÂten drei Jahre ihr Amt verÂlasÂsen haben. Sie müsÂsen demoÂkraÂtisch gewählt worÂden sein und sich an die verÂfasÂsungsÂmäÂßige BegrenÂzung ihrer AmtsÂzeit gehalÂten haben. AußerÂdem forÂdert die StifÂtung, dass sie ihr Land auf "herÂausÂraÂgende Weise†geführt haben.
In dieÂsem Jahr wahÂren unter andeÂrem die eheÂmaÂliÂgen PräÂsiÂdenÂten des SeneÂgal und SamÂbia mögÂliÂche KanÂdiÂdaÂten. Aber anscheiÂnend konnte keiÂner die strenÂgen KriÂteÂrien des PreisÂkoÂmiÂtees erfülÂlen. Obwohl dies nun schon zum dritÂten Mal innerÂhalb von sechs JahÂren vorÂkommt, sei dies kein grundÂsätzÂlich schlechÂtes ZeiÂchen für den Zustand der afriÂkaÂniÂschen PoliÂtik, so Mo IbraÂhim selbst. SchließÂlich wäre es auch in Europa oder AmeÂrika schwer geweÂsen, jedes Jahr einen würÂdiÂgen PreisÂträÂger unter den SpitÂzenÂpoÂliÂtiÂkern des KonÂtiÂnents ausÂfinÂdig zu machen.
Index zeichÂnet difÂfeÂrenÂzierÂtes Bild von Afrika
GleichÂzeiÂtig zur BekanntÂgabe der NichtÂverÂgabe des PreiÂses, verÂöfÂfentÂlichte die StifÂtung auch die neuste AusÂgabe ihres Index zur afriÂkaÂniÂschen RegieÂrungsÂfühÂrung. Mit dieÂsem InstruÂment misst die OrgaÂniÂsaÂtion seit 2006 die EntÂwickÂlung verÂschieÂdeÂner IndiÂkaÂtoÂren aus den BereiÂchen SicherÂheit und RechtsÂstaat, poliÂtiÂsche TeilÂhabe und MenÂschenÂrechte, nachÂhalÂtiÂges WirtÂschafÂten und menschÂliÂche EntÂwickÂlung. Der Index gilt als einer der besÂten seiÂner Art zum afriÂkaÂniÂschen Kontinent.
InsÂgeÂsamt hat sich die RegieÂrungsÂfühÂrung afriÂkaÂniÂscher LänÂder seit 2006 verÂbesÂsert, geht aus dem Index herÂvor. BesorgÂnisÂerÂreÂgend ist allerÂdings, dass besonÂders die wirtÂschaftÂliÂchen und poliÂtiÂschen SchwerÂgeÂwichte des KonÂtiÂnents - zum BeiÂspiel NigeÂria, ÄgypÂten, ÄthioÂpien und SüdÂafrika - zunehÂmend poliÂtisch restrikÂtiÂver werÂden und die Rechte ihrer BevölÂkeÂrung immer mehr hinÂter der wirtÂschaftÂliÂchen EntÂwickÂlung des LanÂdes zurückÂstelÂlen. Diese UnausÂgeÂwoÂgenÂheit zwiÂschen wirtÂschaftÂliÂchem WachsÂtum, dass oft nur einer Élite zum VorÂteil gereicht und schrumpÂfenÂder poliÂtiÂscher TeilÂhabe, könnte sich in den nächsÂten JahÂren für viele LänÂder als gefährÂlich erweiÂsen, so die Mo IbraÂhim Stiftung.
InsÂgeÂsamt zeichÂnet aber sowohl der Index, als auch die PreisÂentÂscheiÂdung ein difÂfeÂrenÂzierÂtes Bild des KonÂtiÂnents: es gibt HerÂausÂforÂdeÂrunÂgen, diese sind aber zu meisÂtern und insÂgeÂsamt sind FortÂschritte erkennÂbar. Eine nähere BetrachÂtung der Daten der einÂzelÂnen LänÂder lohnt sich in jedem Fall!