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Beitrag vom 19.06.2010

FAZ

Holbrooke fürchtet "Rohstoff-Fluch"

löw. BERLIN, 18. Juni. Das Thema der afghanischen Bodenschätze beschäftigt die amerikanische Regierung schon seit Monaten. Das machte der Beauftragte Washingtons für Afghanistan und Pakistan, Richard Holbrooke, am Freitag in Berlin deutlich. Holbrooke wies in einem Gespräch mit mehreren deutschen Medien, darunter dieser Zeitung, auf die Bedeutung dieses Themas für Afghanistan hin. Er sei darüber mit Außenministerin Clinton seit Monaten im Gespräch, ebenso mit dem zuständigen Beamten im Pentagon.
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Holbrooke sagte, zwar sei der Rohstoffreichtum am Hindukusch, der kürzlich durch eine Veröffentlichung der Zeitung "New York Times" in den Blickpunkt gerückt ist, grundsätzlich seit Jahrzehnten bekannt. Allenfalls neu - aber auch kein Geheimnis - sei das Vorkommen seltener Erden wie Lithium. Die Bodenschätze seien bislang nie abgebaut worden, weil das Land so unzugänglich und ohne Straßen sei - und weil bislang die Nachfrage danach nicht derart hoch gewesen sei. "Das große Thema ist: Können diese Ressourcen so abgebaut werden, dass das dem afghanischen Volk zugutekommt, oder wird Afghanistan das jüngste Opfer des berühmten Fluchs der Rohstoffe?" Es komme darauf an, die Vorkommen korruptionsfrei zu verwerten. Ein weiteres Thema auch hierbei sei Sicherheit. Holbrooke verwies auf eine Kupfermine, die von chinesischen Investoren für eine halbe Milliarde Dollar gekauft worden, aber aus Sicherheitsgründen bislang kaum genutzt worden sei.
Unterdessen kündigte der afghanische Präsident Hamid Karzai an, die großen Geberstaaten bei der Ausbeutung der am Hindukusch vermuteten Bodenschätze zu bevorzugen. "Afghanistan sollte zuerst den Ländern Zugriff gewähren, die uns in den vergangenen Jahren massiv unterstützt haben", sagte Karzai laut Agenturberichten in Tokio. Japan als zweitgrößter Geldgeber sei ein willkommener Investitionspartner. Karzai mahnte, die Bodenschätze müssten auf umweltfreundliche und verantwortliche Art erschlossen werden, um Korruption zu verhindern. Der Erlös müsse Afghanistan zugutekommen. "Es wird Rivalität über die Bodenschätze geben, besonders nun, da die Welt von ihrer Bedeutung weiß." Am kommenden Freitag will Afghanistan in London um Investoren für seinen Eisenerz-Bergbau werben.
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