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Für eine andere Entwicklungspolitik!

Beitrag vom 01.09.2008

Bonn (dpa) - Experten und Praktiker der Entwicklungshilfe haben eine andere Entwicklungspolitik für Afrika gefordert: Von staatlicher Zusammenarbeit und bloßen Geldgaben solle Deutschland wegkommen. Die seit einem halben Jahrhundert betriebene Politik habe versagt, heißt es in einer am Montag in Bonn veröffentlichten Erklärung. Deutschland solle in Afrika weniger mit staatlichen Partnern und mehr mit gesellschaftlichen Gruppen zusammenarbeiten. Die Entscheidungsbefugnis über bilaterale Zusammenarbeit müsse auf die Botschaften in den jeweiligen Ländern übertragen werden.
Afrika könne vom «Norden» nicht entwickelt werden. Dies könnten nur die Afrikaner selbst leisten. Ausländische Helfer hätten zu viel Verantwortung an sich gezogen und damit Eigenverantwortung zerstört. Auch die die Entwicklungspolitik bestimmende Gleichung «Mehr Geld = mehr Entwicklung» gehe nicht auf. «Geld hat der Entwicklung häufig sogar geschadet, weil Eigeninitiative gelähmt wurde.» Deshalb seien auch Beschlüsse, die Entwicklungshilfe für Afrika zu verdoppeln «unvernünftig und gefährlich». Die Hilfe müsse auf Grund- und Berufsbildung, Kleinkredite und arbeitsintensive Infrastrukturmaßnahmen konzentriert werden.
Zu den Unterzeichnern des Aufrufs gehören rund 40 Persönlichkeiten, darunter der Vorsitzende der Organisation Grünhelme, Rupert Neudeck, der langjährige Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Winfried Pinger, und der FDP-Bundestagsabgeordnete und Ex-Staatsminister im Außenamt, Werner Hoyer. Der Aufruf erfolgte mit Blick auf die Konferenz zur Reform der Entwicklungshilfe in der ghanaischen Hauptstadt Accra.