Ein Leser kritisiert die Angriffe gegen den Afrika-Beauftragten der
Bundeskanzlerin, Günter Nooke.
Der Brief, mit dem Afrikanisten der Kölner Universität – im Verein mit ihrem deutschen Fachverband – von der Bundeskanzlerin fordern, ihren Afrikabeauftragten Günter Nooke zu entlassen, schadet vor allem den Schreibern. Sie werfen Nooke vor, populistischen und rassistischen Positionen entgegenzukommen, und kritisieren unter anderem, er rede von Afrika als etwas „Anderem“ und von „Clan-Strukturen“ dort. Ein solcher Vorwurf legt die Vermutung nahe, die Kritiker kennten wesentliche Charakteristika des afrikanischen Kontinents nicht.
Sollte ihnen unbekannt sein, dass das gesellschaftliche Leben weiter Teile Afrikas wesentlich durch Großfamilien (Clans) bestimmt wird und insofern „anders“ ist als bei uns? Und dass zum
Beispiel diese Familienzusammenhänge unternehmerisches Handeln Einzelner oft erheblich behindern? Ganz irrational wird es, wenn Nooke von Afrikanisten dafür kritisiert wird, dass er auf extrem hohe Geburtenhäufigkeit im Staat Niger hinweist, und zwar mit korrekten Zahlen. Den Kritikern ist offenbar nicht vertraut, dass Afrika – im guten wie im schlechten Sinne – vielfach „anders“ ist als zum Beispiel Europa. Stichworte: Tribalismus, schlechtes Regieren, Korruption bis zur Kleptokratie. Andererseits ist es gerade die Andersartigkeit der afrikanischen
Kultur, die weltweit fasziniert.
Wenn den Kritikern solche Grundkenntnisse fehlen, wie sieht dann ihre wissenschaftliche Beschäftigung mit Afrika aus, was bringen sie dann ihren Studierenden bei? Gilt bei ihnen ein anderer wissenschaftlicher Standard als in der übrigen deutschen Wissenschaft? Das Schreiben der Afrikanisten stellt die Kritiker bloß, nicht den Kritisierten.
Kurt Gerhardt, Köln
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ven, 15 Mar 2019 - 18:48
Leserbrief im Bonner General-Anzeiger, 14.3.19
Kritikern fehlen Grundkenntnisse über Afrika
Ein Leser kritisiert die Angriffe gegen den Afrika-Beauftragten der
Bundeskanzlerin, Günter Nooke.
Der Brief, mit dem Afrikanisten der Kölner Universität – im Verein mit ihrem deutschen Fachverband – von der Bundeskanzlerin fordern, ihren Afrikabeauftragten Günter Nooke zu entlassen, schadet vor allem den Schreibern. Sie werfen Nooke vor, populistischen und rassistischen Positionen entgegenzukommen, und kritisieren unter anderem, er rede von Afrika als etwas „Anderem“ und von „Clan-Strukturen“ dort. Ein solcher Vorwurf legt die Vermutung nahe, die Kritiker kennten wesentliche Charakteristika des afrikanischen Kontinents nicht.
Sollte ihnen unbekannt sein, dass das gesellschaftliche Leben weiter Teile Afrikas wesentlich durch Großfamilien (Clans) bestimmt wird und insofern „anders“ ist als bei uns? Und dass zum
Beispiel diese Familienzusammenhänge unternehmerisches Handeln Einzelner oft erheblich behindern? Ganz irrational wird es, wenn Nooke von Afrikanisten dafür kritisiert wird, dass er auf extrem hohe Geburtenhäufigkeit im Staat Niger hinweist, und zwar mit korrekten Zahlen. Den Kritikern ist offenbar nicht vertraut, dass Afrika – im guten wie im schlechten Sinne – vielfach „anders“ ist als zum Beispiel Europa. Stichworte: Tribalismus, schlechtes Regieren, Korruption bis zur Kleptokratie. Andererseits ist es gerade die Andersartigkeit der afrikanischen
Kultur, die weltweit fasziniert.
Wenn den Kritikern solche Grundkenntnisse fehlen, wie sieht dann ihre wissenschaftliche Beschäftigung mit Afrika aus, was bringen sie dann ihren Studierenden bei? Gilt bei ihnen ein anderer wissenschaftlicher Standard als in der übrigen deutschen Wissenschaft? Das Schreiben der Afrikanisten stellt die Kritiker bloß, nicht den Kritisierten.
Kurt Gerhardt, Köln