Beitrag vom 23.11.2022
FAZ
Aussichtslos
Von Nikolas Busse
Eineinhalb Jahre sind eine lange Zeit, um einen gescheiterten Militäreinsatz abzuwickeln. Selbst wenn man die schwierigen logistischen Anforderungen berücksichtigt, die bei einem Abzug aus Westafrika entstehen, leuchtet nicht ein, was die Bundeswehr bis Mai 2024 noch in Mali ausrichten soll. Sie wird es weiter mit der Putschregierung zu tun haben, die ihr die operationelle Arbeit immer wieder schwer gemacht hat. Offenbar ist auch kein Ersatz für die abgezogenen französischen Hubschrauber in Sicht, auf die das deutsche Kontingent angewiesen war.
Nicht nur in Paris, auch in anderen westlichen Hauptstädten hat man sich schon vor Monaten eingestanden, dass dieser Einsatz keinen Sinn mehr hat. Unter den Ländern, die abziehen, finden sich weitere enge deutsche Partner wie Großbritannien, die Niederlande oder Schweden. Dass in Deutschland die Außenministerin bei dieser letztlich unvermeidlichen Entscheidung immer noch bremst, zeigt, wie wenig die Grünen aus Afghanistan gelernt haben. Die Bilanz des Einsatzes ist ernüchternd, die Anwesenheit der UN-Friedenstruppe hat die Destabilisierung Malis nicht aufhalten können. Das neue Argument, dass man russischem Einfluss in der Sahelzone begegnen müsse, rechtfertigt viele politische und wirtschaftliche Initiativen, aber nicht die Fortführung einer aussichtslosen Mission.