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Pour une autre politique de développement!

Beitrag vom 02.06.2020

General-Anzeiger, Bonn

"BMZ 2030" Reformkonzept

Leserbrief

Widerspruch zur Eigeninitiative

Sätze wie „Eigeninitiative ist der Schlüssel für Entwicklung“ und „Unsere Partnerländer müssen selbst mehr leisten“ sind die stärksten in Entwicklungsminister Müllers Reformpapier. Allerdings fehlt dann die logische Ergänzung, dass, wenn vor allem die Afrikaner mehr für ihre Entwicklung leisten, wir uns mit unserem Leistungsangebot zurückziehen müssen. Stattdessen entfaltet Müller ein kaum überschaubares Panoptikum von Plänen für Afrikas Rettung: von Menschenrechten, Lieferketten, Digitalisierung, Privatinvestitionen, Biodiversität bis zu Technologietransfer,
Abfallmanagement und mehr.
Natürlich findet sich noch Vernünftiges in seinem Katalog. Wenn Länder so regiert werden, dass Korruption ungehindert wuchert und überhaupt der Wille zur Entwicklung gar nicht zu
erkennen ist, dann ist es richtig, auf die Bremse zu treten. Auch unter früheren Regierungen hätte das längst mehr passieren müssen.
Im BMZ-Papier kommt der enorme und durchaus wohlmeinende Tatendrang des Ministers zum Ausdruck. Aber in der Entwicklungshilfe ist das eine gefährliche Tugend, weil sie zu oft die Partner in die
Tatenlosigkeit drängt. Die Retter-Attitüde ist in der Entwicklungszusammenarbeit grundfalsch und widerspricht dem Satz von der Eigeninitiative.

Kurt Gerhardt
Köln