Beitrag vom 09.03.2018
FAZ
Ernährung in Afrika: Soja gegen den Proteinmangel
Von Eva Konzett
Bisher importiert Afrika den Großteil seines Sojas. Das soll sich nun ändern und die eigenen Erträge durch wirtschaftlichen Fortschritt gesteigert werden. Doch das bringt auch Kosten.
Die Hochhausfassaden in Nairobi, Lagos und Kigali zeugen von der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung Afrikas. Doch der Fortschritt kommt nicht bei allen an. In 20 afrikanischen Ländern sind immer noch mehr als 40 Prozent der Kinder chronisch unterernährt, insgesamt sind es 58 Millionen.
Durch Mangelernährung verlieren die Länder der Subsahara der Afrikanischen Entwicklungsbank zufolge jährlich 25 Milliarden Dollar an Wirtschaftsleistung. „Verkümmerte Kinder führen zu verkümmerten Volkswirtschaften“, sagt Akinwumi Adesina, Präsident der Entwicklungsbank. Viele Afrikaner nehmen zwar genügend Kalorien, aber nicht genügend Protein zu sich, weil sie sich kein Fleisch leisten können.
Auch deshalb hat die Sojabohne Hochkonjunktur auf dem Kontinent. Vor allem in Ruanda, Tansania, Ghana und Nigeria wächst die Hülsenfrucht. Nigeria ist mit rund 500.000 Tonnen der größte Sojaproduzent der Subsahara. Es waren Hilfsprogramme aus dem Ausland, die den Anbau der Sojabohne in der Subsahara ab den 2000er Jahren förderten. Doch noch immer müssen diese Länder jährlich 1,4 Millionen Tonnen Sojaerzeugnisse importieren.
„Ein faustischer Pakt“
„Das Potenzial ist da, aber es fehlt uns an den Mitteln. Die Bauern schaffen nur Erträge von einer halben Tonne pro Hektar“, sagt James Mutegi, Sojaexperte des International Plant Nutrition Institute in Nairobi. Mit besserem Know-how und Gerätschaften wären Erträge von bis zu zwei Tonnen pro Hektar möglich, Kleinbauern müssten sich zudem zu Genossenschaften zusammenschließen.
Peter Goldsmith von der University of Illinois, die ein Afrika-Programm für den Anbau von Soja aufgelegt hat, glaubt ebenfalls an die Möglichkeit besserer Ernten. Diese hätten allerdings Folgen: „Soja als kommerzielle Nutzpflanze anzubauen bedeutet, dass man Dünger und Herbizide einsetzen muss. Und zwar in eine Umfeld, das bisher hauptsächlich mit menschlicher Arbeitskraft bearbeitet wurde“, sagt er. Die Verdrängung traditioneller Arbeitsweisen, Ernährung und die Belastung der Böden seien die Kosten, die der wirtschaftlichen Erfolg mit sich bringe: „Ein faustischer Pakt“, urteilt der Wissenschaftler.