Beitrag vom 18.01.2017

FAZ

Kommentar

Verdorrte Konzepte

Gerd Müller präsentiert unter dem Schlagwort „Marshallplan“ ein breites Paket an Maßnahmen. Die bisherige Bilanz der Afrika-Politik mahnt allerdings zur Bescheidenheit.

von Manfred Schäfers

Marshallplan klingt bedeutend, und das soll es natürlich auch. Man denkt unwillkürlich an den Wiederaufstieg Europas aus den Trümmern des Zweiten Weltkriegs. Der Entwicklungsminister verspricht tatsächlich viel. Gerd Müller breitet unter dem ehrwürdigen Namen ein Potpourri an Maßnahmen aus.

Darunter sind alte Bekannte, wie die Konzentration der Hilfe auf Länder, in denen die Mittel nicht sofort versickern. Gute Regierungsführung hieß das früher. Die Rahmenbedingungen für privates Unternehmertum wollte schon Müllers Vorgänger Dirk Niebel verbessern. Das Ergebnis von all dem ist mehr als dürftig. Lange schon wird Afrika als Kontinent der Chancen gepriesen.

Doch zu oft bleiben diese ungenutzt, weil unfähige und kleptokratische Regierungen die Entwicklung ihrer Länder blockieren. Immer mehr Menschen sehen daher eine bessere Zukunft für sich nicht in ihrer Heimat, sondern in Europa. Um dahin zu kommen, riskieren sie ihr Leben. Die dürftige Bilanz heißt nicht, dass man nichts tun sollte. Aber sie gemahnt zur Bescheidenheit. Unter der gleißenden Sonne Afrikas verdorrte schon so manches schöne Konzept, das man sich in Berlin ausgedacht hat.