Beitrag vom 20.09.2021
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Weltbank manipuliert Unternehmens-Index, China profitiert
von Volker Seitz
Seit 2002 erstellte die Weltbank jährlich in 190 Ländern einen Index über die Unternehmerfreundlichkeit eines Landes. So wurde bewertet, welche Schwierigkeiten es bei folgenden Faktoren gibt: Firma gründen, Grundstück registrieren, Kredit bekommen, Steuern zahlen, Schutz von Minderheitsinvestoren, Baugenehmigung erhalten, Energieversorgung, Rechtssicherheit.
Die „Doing Business“-Rangliste beeinflusste die Entscheidungen von Investoren und Politikern. Nun zeigt ein Untersuchungsbericht, wie das Ranking systematisch von der damaligen Vorstandschefin der Weltbank und heutigen IWF-Chefin Kristalina Georgiewa eine ideologische Färbung erhielt. Im Mittelpunkt stehen vier Länder: China, Saudi-Arabien, Aserbaidschan und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Chinesische Offizielle hatten z.B. Druck auf die Weltbank-Führung ausgeübt und kritisierten, dass Fortschritte nicht angemessen gewürdigt worden seien. Die Weltbank hat ein Ranking der Wirtschaftsfreundlichkeit von Volkswirtschaften geschönt, um China ruhigzustellen und China bessere Plätze im Länderranking zu verschaffen. Neben Georgiewa machten die Anwälte den damaligen Weltbank-Präsidenten Jim Yong Kim als Strippenzieher der Manipulation aus. Kim und seine Mitarbeiter wollten das Land in besserem Licht dastehen lassen, unter anderem durch die Einbeziehung Hongkongs oder Taiwans. Später übernahm laut Bericht Georgiewa die Aufgabe, das Ranking zu schönen. Sie fand mit den Autoren eine Lösung, die China wenigstens wieder auf den alten Rang 78 vorrücken ließ. Die Weltbank hat so vor der aufstrebenden Weltmacht ihren Kotau gemacht.
Im Jahr 2016 wurde Paul Romer Chefvolkswirt der Weltbank. Er hatte Änderungen an den Formeln zur Berechnung der Ranglisten für den Bericht 2017 verboten, da sie Möglichkeiten zur Manipulation boten. Daraufhin entzog ihm Georgiewa alle Verwaltungsbefugnisse, die er als Senior Vice President hatte. Nachdem sie Paul Romer aus dem Informationsfluss und dem Entscheidungsprozess ausgeschlossen hatte, legte er sein Amt nieder.
Paul Romer zählt zu den führenden Wirtschaftswachstums-Erforschern der Welt. Er studierte zunächst Physik und Mathematik, danach Volkswirtschaftslehre, hatte Professuren inne unter anderem in Rochester, Chicago und Stanford und forscht und lehrt inzwischen an der New York University. Im Jahr 2018 wurde er mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet für seine Beiträge zur Wachstumstheorie (vgl. Achse 9.10.2018 "Nobelpreis für politisch nicht korrekten Armutsbekämpfer").
Nach der weltweiten Kritik stellt die Weltbank den Report nun endgültig ein, nachdem sie ihn schon im Juni 2020 auf Eis gelegt hatte.
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Volker Seitz war von 1965 bis 2008 in verschiedenen Funktionen für das deutsche Auswärtige Amt tätig, zuletzt als Botschafter in Kamerun, der Zentralafrikanischen Republik und Äquatorialguinea mit Sitz in Jaunde. Er gehört zum Initiativ-Kreis des Bonner Aufrufs zur Reform der Entwicklungshilfe und ist Autor des Bestsellers „Afrika wird armregiert“. Die aktualisierte und erweiterte 11. Auflage erschien am 18. März 2021. Volker Seitz publiziert regelmäßig zu afrikanischen Themen und hält Vorträge (z.B. „Was sagen eigentlich die Afrikaner“, ein Afrika-ABC in Zitaten).