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Für eine andere Entwicklungspolitik!

Beitrag vom 01.06.2017

Netzwerk Afrika

Afrikas Ressourcen-Fluch

Afrika ist der rohstoffreichste Kontinent. Ein Drittel der weltweiten Rohstoff-vorkommen liegt unter der Erdoberfläche von Afrika. Dennoch profitiert die Bevölkerung von ihrem Reichtum kaum. Ressourcenreichtum ist oft Ursache von Konflikten. Ökonome sprechem von „Ressourcen-Fluch“.

FAKTEN

Die Ressourcenreichsten Länder Afrika sind oft auch Staaten, in denen die Mehrheit der Bevölkerung in bitterer Armut lebt und die von internen Konflikten erschüttert werden. Zwei Beispiele:

Nigeria besitzt die größten Erdölvorkommen Afrikas und ist der sechstgrößte Erdölexporteur der Welt. Aber über die Hälfte der Bevölkerung hat ein Einkommen von weniger als 2 Dollar am Tag. Die Erdölproduzierende Delta-Region leidet seit Jahrzehnten unter gewaltsamen Konflikten. Der unterentwickelte Norden wird von der islamistischen Rebellenbewegung Boko Haram heimgesucht.
Auch in Angola und Äquatorial Guinea kommt der Erdölreichtum nur ein paar Familien zugute, während die Bevölkerung weiterhin im Elend lebt.

DR Kongo ist reich an Mineralien wie Gold und Diamanten, Kupfer und Koltan, die die Begehrlichkeit von Nachbarn und internationalen Konzernen auf sich ziehen. Dutzende Rebellengruppen finanzieren sich durch illegale Ressourcenausbeutung und stürzen das Land in ein immer größeres Chaos. Der Reichtum wird meist aus dem Land geschmuggelt.

Botswana ist eine bewundernswerte Ausnahme. Die Regierung hat die Einnahmen aus der Diamanten-produktion gut investiert und kann damit Bildungs- und Sozialprogramme finanzieren.

URSACHEN UND FOLGEN

Warum führt Ressourcenreichtum oft zu Problemen?

The „Dutch Disease“
Mit der „holländischen Krankheit“ wird ein Phänomen bezeichnet, das die Entdeckung von natürlichen Ressourcen oft zu einem Rückgang der Wirtschaft in anderen Sektoren führt, wie es in den Niederlanden nach der Entdeckung von Erdgas geschah. Rohstoffreiche Länder werden abhängig von Exporteinnahmen und können gut leben, ohne die einheimische Wirtschaft zu entwickeln. Wenn dann Rohstoffpreise auf den Weltmärkten sinken, wie es in den letzten Jahren der Fall war, geraten solche Länder in eine Wirtschaftskrise und müssen sich verschulden, um weiter zu funktionieren.

Steuervermeidung und Korruption

Die zahllosen Steueroasen weltweit erleichtern illegale Finanzflüsse. Durch Steuervermeidung steigern die internationalen Konzerne ihre Profite bei der Ressourcenausbeutung und berauben die Länder der nötigen Mittel zur eigenen Entwicklung. Die Renditen aus Rohstoffexporten verteilen die regierenden Eliten unter sich auf. Die massive Veruntreuung öffentlicher Gelder ist weit verbreitet. Rohstoffreichtum heizt so die Korruption an.

Autoritäre Regime

Korrupte Eliten müssen ihre Privilegien durch Unterdrückung jeder Opposition schützen. Ein teurer Sicherheitsapparat verschlingt einen großen Teil des nationalen Einkommens.

Konflikte

Wo Erdöl gewonnen oder Mineralien abgebaut werden, verliert die lokale Bevölkerung ihr Land und damit ihre Lebensgrundlagen. Dafür werden sie fast nie adäquat kompensiert. Versprechen der Unter-nehmen, Schulen und Gesundheitszentren für die Bevölkerung zu bauen, werden selten eingehalten. Die vielen Verlierer sind versucht, zu den Waffen zu greifen, um ihre Interessen durchzusetzen

TRANSPARENZINITIATIVEN

Ressourcenreichtum muss kein Fluch sein, wie Länder wie Botswana oder Norwegen beweisen. Voraussetzung sind ein gemeinwohlorientierter Umgang mit den Renditen und Transparenz seitens der Regierungen und der Unternehmen. Dazu wollen zwei Initiativen beitragen:

EITI

Länder, die der Extractive Industries Transparency Initiative (EITI) beitreten, verpflichten sich, ihre Einnahmen von Rohstoffunternehmen zu veröffentlichen und die Unternehmen in ihrem Land machen öffentlich, was sie an die Regierungen zahlen.

PWYP - Publish what you Pay

Diese Initiative der Zivilgesellschaft nutzt die Informationen der EITI Berichte, um ihre Regierungen über die Verwendung der Einnahmen durch die Rohstoffindustrie zur Rechenschaft zu ziehen. 700 Organisationen haben sich in 41 nationalen Koalitionen dazu zusammengeschlossen.