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Für eine andere Entwicklungspolitik!

Beitrag vom 15.03.2017

Handelsblatt

Entwicklungshelfer Industrie

Der BDI kooperiert mit dem Entwicklungsminister, um afrikanische Firmen auf Wachstumskurs zu bringen.

Donata Riedel

Die Industrie macht Ernst mit ihrer Ankündigung, sich in der Entwicklungshilfe zu engagieren. BDI-Präsident Dieter Kempf und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) haben am Dienstag ein Partnerschaftsabkommen unterzeichnet mit dem Ziel, in Ostafrika wirtschaftliche Perspektiven für Unternehmen zu schaffen. „Mit mehr Engagement der deutschen Wirtschaft in Afrika kann es gelingen, dringend benötigte Arbeitsplätze für die Jugend vor Ort zu schaffen“, sagte Müller dem Handelsblatt. Der Minister und Kempf betonten den „Signalcharakter“ dieser ersten Partnerschaft zwischen BDI und Entwicklungshelfern.

Konkret will der Industrieverband gemeinsam mit dem Entwicklungsministerium Kleinstunternehmen in Ostafrika dabei unterstützen, zu wachsen und sich neue Märkte zu erschließen. Der BDI will deutsche Firmen dafür gewinnen, Betriebe in Kenia, Tansania und Uganda mit betriebswirtschaftlichem Wissen, Kontakten und Innovationskraft zu versorgen. In den drei Ländern werden gemeinsam mit Entwicklungshelfern und dem ostafrikanischen Wirtschaftsverband EABC Unternehmen gesucht, die eine solide Bilanz aufweisen, bisher aber nicht wachsen können. Die deutschen Unternehmen sollen als Mentoren für Partnerfirmen auftreten. „Wir werden spannende un-ternehmerische Projekte in Ostafrika fördern“, sagte Kempf.

Nach und nach soll aus dem Projekt „Perspektiven schaffen“ ein deutsch-afrikanisches Unternehmensnetzwerk entstehen. Wenn dies gelingt, will der BDI die Initiative auf weitere Regionen Afrikas ausweiten. Für das Projekt werden anderthalb Stellen beim BDI geschaffen; das Entwicklungsministerium entsendet eine Ansprechpartnerin in die tansanische Stadt Arusha, den Sitz des ostafrikanischen Wirtschaftsverbandes.

Im Mai 2016 hatte der BDI erstmals Interesse an einem verstärkten Engagement in Afrika und einer Kooperation mit Entwicklungshelfern bekundet. Die Flüchtlingskrise hatte im BDI wie ein Weckruf gewirkt. „Die Exportnation Deutschland ist mehr denn je von Entwicklungen betroffen, die sich Tausende Kilometer entfernt ereignen“, hatte der damalige BDI-Präsident Ulrich Grillo das neue Interesse am Nachbarkontinent begründet. Mit dem gerade aufgestockten Entwicklungsetat, so der BDI, sollten nicht nur Brunnen gebaut, sondern auch Firmen gefördert werden. „Das Projekt des BDI entspricht unserem Marshallplan mit Afrika“, sagte Müller. Dieser Plan sieht vor, Privatunternehmen zu stärken.

Den Start in Ostafrika begründet Kempf mit bestehenden Kontakten in die Region. Die drei Länder seien hinreichend stabil für Investitionen. Die Bevölkerung wächst allerdings rasant. Für die vielen jungen Menschen werden dringend Jobs gebraucht. Im Mai soll das Projekt die Arbeit aufnehmen; interessierte deutsche Firmen können sich ab sofort beim BDI melden.