Beitrag vom 08.05.2012
Frankfurter Rundschau
Bericht von Save the children
Wo man besser nicht Mutter wird
Von Nadja Erb
Hunger und Armut bedrohen das Leben junger Mütter im westafrikanischen Niger. Deshalb schneidet er im Jahresbericht der Organisation Save the children am schlechtesten ab. Deutschland wird von einigen europäischen Nachbarn abgehängt.
In 165 Ländern hat Save the children die Lage von Müttern untersucht. Dabei flossen verschiedene Faktoren wie Gesundheit, Ernährung, Bildung und Einkommen in die Bewertung ein. Das Ergebnis, das am heutigen Dienstag veröffentlicht wurde, birgt einige Überraschungen.
Der westafrikanische Staat Niger löst Afghanistan auf dem letzten Platz der Statistik ab. Das Land wird von einer Hungersnot heimgesucht, unter der vor allem Frauen und Kinder leiden. Die Organisation Save the children spricht von einem Teufelskreis. Weil die jungen Frauen unterernährt seien, würden ihre Babys bereits im Mutterleib zu wenig versorgt. "Wenn eine Mutter arm, überarbeitet, wenig gebildet und krank ist, kann sie ihr Kind nicht adäquat versorgen", heißt es in dem Bericht. Das Leben von Millionen Kindern sei deshalb bedroht.
Unter den zehn Ländern, die am schlechtesten abschneiden, sind sieben, in denen Hungersnot herrscht. Unterernährung sei weltweit für ein Fünftel der Müttersterblichkeit verantwortlich, ein Drittel der Kinder kämen um, weil sie zu wenig zu essen hätten, warnen die Kinderschützer. Sie fordern von den Industrienationen, der Ernährungskrise oberste Priorität einzuräumen. Entsprechende Programme sollten sich vor allem auf die ersten 1000 Tage im Leben eines Kindes konzentrieren, von Beginn der Schwangerschaft an gerechnet.
USA liegen weit hinten
Doch auch unter den ärmsten afrikanischen Staaten gibt es durchaus Unterschiede. So lässt das bitterarme Malawi fast 40 Staaten hinter sich. Der Grund aus Sicht der Organisation: In Malawi werden die Frauen dazu angehalten, ihre Kinder vom ersten Atemzug bis zur Vollendung des zweiten Lebensjahres zu stillen. Damit könnten viele Krankheiten vermieden und Unterernährung eingedämmt werden. Save the children fordert deshalb die Politik auch in anderen Ländern auf, das Stillen zu fördern.
Deutschland landet in der Statistik auf Platz 12, hinter Nachbarn wie Belgien und den Niederlanden sowie den skandinavischen Ländern. Hintergrund ist, dass das deutsche Gesundheitssystem zwar relativ gut abschneidet. So ist das Risiko für einen Tod im Kindsbett relativ gering, die Lebenserwartung für Frauen mit 83 Jahren recht hoch. Was die Bildungsrate und den gesetzlichen Mutterschutz angeht, fällt Deutschland jedoch hinter andere EU-Staaten zurück. Negativ ins Gewicht fällt auch die große Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen.
Die USA finden sich gar nur auf Platz 25, weit hinter den meisten Industriestaaten. "Das Risiko, dass eine Schwangerschaft tödlich endet, ist bei US-Amerikanerinnen sieben mal höher als in Irland oder Italien", kritisiert Carolyn Miles, die Geschäftsführerin der Organisation. Wenn es um die Rolle der Frauen in der Politik gehe oder im frühkindliche Betreuung nähmen die USA gar die Position des Schlusslichts unter den meist entwickelten Ländern ein.
Save the children ist nach eigenen Angaben die weltweit größte unabhängige Kinderschutz-Organisation. Sie arbeitet weltweit, auch in Deutschland gibt es eine Niederlassung. Der jährliche "State of the world's mothers 2012" wurde bereits 13mal veröffentlicht.