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Beitrag vom 07.04.2012

Zeit Online

In Malawi regiert nun eine Frau

Die Stellvertreterin des gestorbenen malawischen Präsidenten Mutharika, Joyce Banda, hat das höchste Staatsamt inne. Der Machtkampf um Mutharikas Erbe scheint beendet.

Zwei Tage lang hatte es Gerüchte und Spekulationen gegeben. Nun hat der staatliche Rundfunk im afrikanischen Staat Malawi den Tod von Präsident Bingu wa Mutharika offiziell bestätigt. Die Vizepräsidentin Joyce Banda übernahm die Amtsgeschäfte und erklärte sich zum neuen Staatsoberhaupt. Während sie ihre Erklärung verlas, waren Minister, der Generalstaatsanwalt sowie die Spitzen des Militärs und der Polizei anwesend.

Mutharika war am Freitag im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines Herzinfarkts gestorben. Einen Tag vorher war Mutharika zur Behandlung seiner Herzprobleme nach Südafrika geflogen worden. Regierungsmitglieder hatten schon am Freitag von dem Tod gesprochen, eine offizielle Bestätigung hatte es aber noch nicht gegeben.

Mutharikas Nachfolgerin sei nicht geeignet

Der Grund für die verzögerte offizielle Bestätigung könnte ein Machtkampf um die Nachfolge gewesen sein. Gemäß der malawischen Verfassung ist Banda als Mutharikas Stellvertreterin automatisch die Nachfolgerin. Viele Zeichen deuteten aber darauf hin, dass die herrschende Demokratische Volkspartei (DDP) lieber den Außenminister und Bruder des toten Präsidenten, Peter Mutharika, zum neuen Staatsoberhaupt machen wollte.

Banda war einst Parteifreundin von Mutharika. Nach einem Zerwürfnis hatte der Präsident Banda 2010 aus der Regierungspartei ausgeschlossen. Die DDP berief am Freitag den Peter Mutharika zu ihrem neuen Vorsitzenden. Mehrere Mitglieder aus dem inneren Machtzirkel des Ex-Präsidenten erklärten zudem im staatlichen Fernsehen, dass Vizepräsidentin Banda nicht geeignet für das Präsidentenamt sei.

Banda sagte in der malawischen Hauptstadt Lilongwe: "Wie Sie sehen, hat die Verfassung gesiegt." Die Anwesenheit der ranghohen Vertreter von Regierung und Sicherheitskräften bei der Erklärung Bandas deutete darauf hin, dass der Streit ausgeräumt ist. Mit Banda ist erstmals eine Frau an der Spitze von Malawi.

Mutharika kam 2004 an die Spitze des südostafrikanischen Staats, fünf Jahre später wurde er mit großer Mehrheit wiedergewählt. Nach dem Ende seiner zweiten Amtszeit 2014 wollte Mutharika zurücktreten. Zuvor hatte er für verschiedene internationale Organisationen, darunter die Weltbank. Kritiker warfen Mutharika eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage und Rückschritte in Sachen Demokratie vor. Malawi grenzt an Tansania, Mosambik und Sambia. Das Land hat 14 Millionen Einwohner und ist eines der ärmsten der Welt.

Quelle: ZEIT ONLINE, AFP, dpa, Reuters