Beitrag vom 06.03.2019
FAZ
Schwere Vorwürfe gegen WWF in Afrika und Asien
FRANKFURT, 5.März. Das amerikanische Online-Magazin „Buzzfeed“ wirft dem World Wide Fund For Nature (WWF) vor, kriminelle Wildhüter finanziell und logistisch zu unterstützen und Menschenrechtsverletzungen zu decken. In mehreren mit der Naturschutzorganisation kooperierenden Nationalparks hätten Parkschützer immer wieder Gewalttaten an mutmaßlichen Wilderern und unbeteiligten Zivilisten begangen, heißt es in dem Artikel vom Montag. Demnach ereigneten sich die Vorfälle in Nepal, Indien und Kamerun.
Wildhüter und mit dem WWF kooperierende Paramilitärs hätten Aufgegriffene etwa mit Bambusstangen geschlagen, mit Macheten traktiert, ihnen Chilipulver in die Augen gerieben oder sie durch eine Art von Waterboarding gefoltert, um Informationen oder Geständnisse zu erlangen. Es habe mehrere Todesfälle gegeben. Lokale WWF-Mitarbeiter sollen wiederholt über Fehlverhalten hinweggesehen haben. In Kamerun haben sie dem Bericht zufolge aktiv die Kooperation mit der berüchtigten Militäreinheit Bataillon d’intervention rapide gesucht und mit der Regierung eine Zusammenarbeit bei sogenannten Faustschlag-Operationen („coups-de-poing“) vereinbart, meist nächtlichen gewalttätigen Razzien in Dörfern, in denen Wilderer vermutet werden.
Während der WWF beteuert, Wildhüter zwar mit Ausrüstung oder Gehaltszuschüssen zu unterstützen, nicht aber Waffen zu liefern, sollen tatsächlich auch Schlagstöcke und Messer beschafft worden sein. In der Zentralafrikanischen Republik sollen WWF-Mitarbeiter an einem Waffengeschäft mit der Armee beteiligt gewesen sein, wobei offenbleibt, ob es tatsächlich stattgefunden hat oder nur eingefädelt werden sollte. Auch soll die Organisation ein Netz von teils bezahlten Informanten unterhalten haben, um unter anderem indigene Gemeinschaften auszuspionieren.
Der WWF teilte am Dienstag mit, er nehme die Anschuldigungen sehr ernst und habe eine unabhängige Untersuchung in Auftrag gegeben. Die Organisation setzt sich seit ihrer Gründung 1961 auf der ganzen Welt für Naturschutzprojekte ein, etwa zur Rettung bedrohter Tierarten. Auch die Wildhüter sind großen Gefahren ausgesetzt. Immer wieder werden Ranger bei ihrer Arbeit von Wilderern getötet.
„Die Naturschutzarbeit in Ländern mit undemokratischen Regierungen stellt den WWF vor ein ständiges Dilemma“, schreibt Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz des WWF Deutschland, auf der Website der Organisation. Eine Arbeit sei in vielen Staaten nur möglich, „wenn wir bereit sind, mit staatlichen Stellen, wie etwa Nationalparkverwaltungen, Naturschutzbehörden, Justiz und Polizei oder gar der Armee, zusammenzuarbeiten. Ein Ausweg aus diesem Konflikt wäre, sich aus Regionen mit undemokratischen Regierungen und mit Menschenrechtsverletzungen komplett zurückzuziehen und die Arbeit vor Ort einzustellen. Die Folgen wären jedoch nicht nur für die Natur verheerend.“
Stefan Tomik