Beitrag vom 31.05.2023
NZZ
Statt um die grossen Schätze kämpfen die Menschen um Abfall
Afrikas Böden sind voller Rohstoffe, trotzdem bleibt das gemeine Volk arm. Wieso ist das so? Eine Suche nach Antworten am Fusse einer riesigen Abraumhalde in Sambia
Fabian Urech, Kitwe
Die schmale Strasse zum Berg wirkt wie eine letzte Warnung. Knietiefe Schlaglöcher, ärmliche Häuser voller Russ, davor verfallene Holzunterstände. Überall stehen junge Männer herum, manche sind fast noch Kinder. Unter ihren Helmen stecken grimmige Gesichter, Blicke voller Argwohn. Geh weg, scheint hier alles zu sagen.
In Kitwe, der mit 700 000 Einwohnern zweitgrössten Stadt Sambias, warnen viele davor, zum Berg zu gehen. Mafiagebiet sei das, ein Ort ohne Gesetze. Manche sprechen gar von einem Grab: Wegen der vielen Männer, die hier von Gerölllawinen begraben werden, und der Hoffnung auf ein besseres Leben, die hier sterbe.
Der Mann, der vor dem Berg steht, sieht das anders. «Das hier ist eine grosse Chance», sagt Lawrence Mwanza und lächelt. In der einen Hand hält er zwei Mobiltelefone, die abwechselnd ins Leere klingeln. Mit der anderen zeigt er auf den dunkel schimmernden Berg, der hinter ihm 100 Meter in den Himmel ragt. «Sehen Sie», erklärt er dann, im Stil eines geübten Verkäufers, «die Bagger oben, die Lastwagen unten, die Arbeiter mit den Helmen – Probleme gibt es hier keine mehr.»
Black Mountain nennen die Menschen in Kitwe den Koloss – schwarzen Berg. Er ist seit Jahrzehnten das Wahrzeichen der Stadt, von weitem sichtbar, höher als jedes Gebäude. Ein Vulkan über einem Häusermeer. Mwanza ist neben diesem Vulkan aufgewachsen. «Damals war das einfach eine Abraumhalde, nutzlos und harmlos», sagt er. Als Kind habe er hier manchmal gespielt, niemand habe sich für den Ort interessiert. Heute ist das anders. Aus der Abraumhalde ist eine Mine geworden – und ein Streitobjekt. «Alle wollen einen Anteil am Black Mountain», sagt Mwanza.
Dies ist die Geschichte dieses schwarzen Bergs. Es ist die Geschichte eines 20 Millionen Tonnen schweren Ungetüms, das für die einen Verheissung, für die anderen Mahnmal ist. Und es ist ein Ort, an dem sich die chronische Krankheit Afrikas zeigt: Der an Bodenschätzen reichste Kontinent ist der ärmste geblieben.
Der Berg
Die Geschichte des schwarzen Bergs beginnt in den 1930er Jahren, als Sambia noch eine britische Kolonie und Kitwe ein verschlafenes Provinznest war. Damals stiessen britische Ingenieure unter den Hügeln um Kitwe auf das grösste Kupfervorkommen Afrikas. Das Metall war weltweit gefragt: ohne Kupfer keine Münzen, keine Kabel, keine Waffen. Die abgelegene Provinz im damaligen Nordrhodesien wurde über Nacht zu einem Rohstoff-Eldorado.
Um das Städtchen herum gruben internationale Konzerne bald riesige Löcher in den Boden. Jedes Jahr wurden sie breiter und tiefer. Später bauten sie neben den Minen haushohe Schmelzöfen, in denen das Kupfer vom Gestein getrennt wurde. Das Abfallprodukt dieses Prozesses, eine lavaähnliche Schlacke, deponierten sie auf einer Halde, die damals noch am Rand Kitwes lag. So entstand zuerst ein schwarzer Erdhaufen, dann ein Hügel, schliesslich ein kleiner und dann immer grösserer Berg: der Black Mountain.
Jahrzehntelang schien es, als bliebe dieser Berg vor allem ein Ärgernis: eine hässliche, nutzlose Megahalde – die nun mitten in der deutlich gewachsenen Stadt stand. Vor rund fünfzehn Jahren änderte sich das. Kupfer ist ein Schlüsselrohstoff der Energiewende. Ob beim Bau von Elektroautos, Solarpanels oder Windkraftwerken, überall wird das rote Metall benötigt. Weil die Industriestaaten nun plötzlich vorwärtsmachten in der Klimapolitik, schnellte die Nachfrage nach Kupfer in die Höhe – und mit ihr sein Preis.
In Kitwe veränderte das den Blick auf den schwarzen Berg. Manche erinnerten sich daran, dass in der Abraumhalde Reste von Kupfer liegen. Es sind zwar nur einige Prozent, jahrzehntelang viel zu wenig für einen profitablen Abbau. Doch mit dem gestiegenen Kupferpreis war das nun anders – zumal im Berg auch Kobalt lagert, ein weiterer Energiewenderohstoff.
Bald begannen die ersten Anwohner, auf dem Berg Steine einzusammeln und sie sackweise an Kleinschmelzereien zu verkaufen. Damit liessen sich pro Tag zwar höchstens ein paar Dollar verdienen. Aber in einem Land, in dem über die Hälfte der 20 Millionen Einwohner unter der Armutsgrenze lebt, ist das Grund genug, loszuziehen. Bald standen Dutzende, manchmal Hunderte zumeist junge Männer an den Flanken des Bergs. Aus der unnützen Abraumhalde war eine informelle Kleinmine geworden – und eine Verheissung: Wer Schaufel, Pickel, Mut und Ausdauer mitbrachte, konnte zumindest etwas abbekommen von dem Reichtum, der hier im Boden steckt.
Die Mafia
Raymond und Ephraim sind zwei der Männer, die dieser Verheissung gefolgt sind. Sie leben in Wusakili, einer armen Township am südlichen Ende des Black Mountain. Häuschen aus zusammengenagelten Spanplatten stehen hier an ausgefransten Strassen mit offener Kanalisation. Im Hintergrund ragt die schwarze Wand in den Himmel. Gleich dahinter ist der lange Kamin einer Grossmine zu sehen.
Beim Treffen sitzen die beiden Mittzwanziger auf farbigen Plastikstühlen neben einem Hühnerstall. Der Berg sei früher ihr Reichtum gewesen, sagen sie und zeigen auf das bewachte Eisentor, den Eingang zum Black Mountain. Doch nun sei das anders. Ihre Miene ist ernst, fast abweisend. Erst bei der Frage nach ihrer Vergangenheit weicht sie einem Lächeln. «Es war gut damals, vor vier, fünf Jahren», sagt Ephraim. «Wir waren am Berg, haben Steine gesammelt, sie verkauft und endlich Geld verdient.»
«Alle haben profitiert», ergänzt Raymond. Dem Quartier sei es damals gut gegangen. «Neue Schulen, eine neue Klinik, genug Geld. Wir Jerabos haben dafür gesorgt, dass hier alle etwas hatten vom Black Mountain.»
Jerabos, so nennen sich jene, die als Erste mit dem Pickel am Berg standen. Der Name leitet sich ab von «jail boys», «Knastbrüdern». Für Raymond und Ephraim steht der Begriff für den Preis, den viele von ihnen bezahlt haben, um ihren Anteil am Reichtum Sambias zu holen. Für die meisten Bewohner Kitwes steht er für etwas anderes: Mafia.
Als vor fünfzehn Jahren die ersten Männer am Berg auftauchten, schaute der Staat weg. Der Black Mountain war Sambias wilder Westen, ein Ort, an dem nur das Recht des Stärkeren galt. So entstanden rund um den dunklen Koloss bald kleine Kartelle, angeführt von Big Jerabos, die sich zu gefürchteten Königen aufschwangen.
In Quartieren wie Wusakili hatten diese Kartellbosse bald mehr zu sagen als die Regierung. Wer mit ihnen kooperierte, wurde belohnt. Wer sich ihnen in den Weg stellte, wurde gekauft, bekämpft oder eliminiert.
Von der Politik wurde das lange hingenommen, nicht zuletzt aus Eigeninteresse. Der Kupfergürtel, in dem Kitwe liegt, ist die bevölkerungsreichste Region Sambias. Wer hier bei Wahlen die meisten Stimmen holt, zieht meist in den Regierungssitz in der Hauptstadt ein. Im Jahr 2015 führte das so weit, dass der damalige Präsident, Edgar Lungu, einen Deal mit den Jerabos machte: Ihre Wählerstimmen gegen die Legalisierung ihrer Geschäfte am schwarzen Berg. Lungu gewann die Wahl, die Jerabos gründeten eine lukrative Kooperative.
Doch dann kam der 20. Juni 2018.
Der Unfall
Ein Warnruf. Ein Knall. Dann stürzt die dunkle Lawine herunter. Geröll, Staub, panische Schreie.
Das Video vom Unglück am Black Mountain erschütterte vor fünf Jahren ganz Sambia. Die Tragödie zeigte, wie katastrophal die Sicherheitsvorkehrungen am Berg waren. Und sie rief in Erinnerung, wie wenig die Menschen hier von den Rohstoffschätzen in ihren Böden profitieren, wie gross die Verzweiflung jener ist, die am Berg für einige Dollar ihr Leben riskieren.
Zehn Personen starben an jenem Tag, Dutzende wurden verletzt. Dennoch blieb der Unfall vorerst ohne Konsequenzen: Eine von der Regierung angekündigte Untersuchung lief ins Leere, innert Tagen kehrten die ersten Mineure an den Berg zurück, bald auch die Bagger und Lastwagen.
Eine Wendung nahm die Geschichte des schwarzen Bergs erst mit den Wahlen im August 2021. Trotz massiver Repression blieb Präsident Lungu gegen seinen Herausforderer Hakainde Hichilema chancenlos. Auch die Quartiere um den schwarzen Berg stimmten mehrheitlich für den Oppositionellen, der für einen Neuanfang stand.
Im Frühjahr 2022 stellte Hichilema seine Pläne für den Black Mountain vor. «Ich will diesen durch Gier, Korruption und skrupellose Praktiken gekennzeichneten Ort zur Vernunft bringen», sagte der neue Präsident. Er versprach bessere Sicherheitsstandards, strenge Zutrittsbeschränkungen und ein neues Unternehmen, das die Halde abtragen würde. Zudem sollte künftig ein Teil der Erträge den umliegenden Quartieren zufliessen.
Der Reformer
Der Mann, der diese Verbesserungen umsetzen soll, ist Lawrence Mwanza – der Reformer mit den zwei Handys. Mwanza ist Bezirkskommissar und damit direkter politischer Gesandter des Präsidenten in Kitwe. Bevor er die Besucher zum schwarzen Berg mitnimmt, empfängt er zu einem kurzen Gespräch in seinem Büro im Stadtzentrum.
Mwanza sitzt hinter einem mächtigen Bürotisch, hinter ihm stapeln sich die Akten, an der Wand hängt ein Bild des Präsidenten in Postergrösse. Es sei ein anspruchsvoller Job, sagt Mwanza. «Die Menschen wollen endlich profitieren von diesem Berg.» Dann will er los.
Er fahre jede Woche zum Black Mountain, manchmal mehrmals, erzählt der Politiker, während er zu seinem Pick-up eilt. Die Distanz zum Berg ist kurz, aber es geht nur langsam voran. Auf der Transitstrasse unweit des Stadtzentrums stauen sich mächtige Lastwagen, die die Kupferplatten aus den sambischen und kongolesischen Grossminen an den Hafen in Südafrika bringen.
Mwanza nutzt die Zeit im Auto für Telefongespräche. Es klingelt unentwegt, er spricht im Telegrammstil, zwei, drei kurze Sätze, kein Hallo – «next one».
Der Bezirkskommissar ist kein Zauderer. Man nimmt ihm gern ab, dass er hart dafür arbeitet, dass die Dinge am Berg besser werden. Vergebens scheint das nicht. Der neue Zaun, die Unterstützung für Kleinprojekte in den umliegenden Quartieren, verbesserte Sicherheitsstandards und Zugangskontrollen – all das sind wichtige Fortschritte am Berg.
Aber gilt das auch, wenn der Bezirkskommissar nicht vor Ort ist? Werden die neuen Regeln auch nach Betriebsschluss um 18 Uhr durchgesetzt, nach der Dämmerung?
Die Nacht
Die Nacht kommt schnell in Kitwe. Innert Minuten liegen die Quartiere um den Berg im Dunkeln. Strassenlampen gibt es hier keine. Einzig von nebenan, von der Grossmine mit dem langen Kamin, strahlt etwas Licht hinüber. Die Gestalten beim Eingangstor zum Black Mountain sind nur schemenhaft zu erkennen. Sind es Männer mit Helm, die von der Arbeit kommen? Manche scheinen nicht nach Hause gehen zu wollen, sie warten. Und manche, so wird mit der Zeit klar, sind gerade erst gekommen.
In Kitwe ist es ein offenes Geheimnis, dass der Betrieb am Berg in der Nacht nicht stillsteht. Mehrere Anwohner bestätigen das. Auch Raymond und Ephraim, die beiden Jerabos, nicken auf die Frage, ob hier auch bei Dunkelheit gearbeitet werde. Hundert Kwacha koste es, einen Polizisten am Eingang zu schmieren, meint Ephraim. Das sind knapp fünf Franken. «Die meisten gehen später hin, nach Mitternacht.»
Seit das neue Unternehmen am Berg das Sagen habe, hätten viele Jerabos keinen regulären Zugang mehr zum Black Mountain. «Wir müssen aus der Ferne zuschauen, wie sich andere am Berg bereichern», sagt Ephraim. «Viele akzeptieren das nicht.»
Dann erzählt Raymond von dem Unglück, das sich wenige Tage zuvor ereignete: Ein junger Mann hatte versucht, Kupfersteine von einem der Lastwagen zu stehlen, die sich vor dem Berg stauen. Als dieser losfuhr, fiel er herunter, geriet unter ein Rad und verlor beide Beine. «Der Mann war verzweifelt – genau wie wir», sagt Raymond. Natürlich sei das Pickeln am Berg früher gefährlich gewesen. «Aber heute müssen wir Steine stehlen oder in der Nacht auf den Berg. Das ist viel gefährlicher.»
Der Zweifler
So notwendig die jüngsten Reformen am schwarzen Berg waren, sie haben auch neue Probleme geschaffen. Und sie haben Männer wie Ephraim und Raymond zu Verlierern gemacht. Was also wäre zu tun, damit alle vom Black Mountain profitieren? In Kitwe scheint es darauf fast so viele Antworten zu geben wie Einwohner.
Doch vielleicht wäre die wichtigere Frage ohnehin eine andere: Wieso kämpfen die Menschen in einem Land, dessen Böden so viele Schätze bergen, um eine Abraumhalde? Kämpfen sie um das Falsche?
Ein Mann, der sich dies seit Jahren fragt, ist Brian Chirambo. Das Treffen mit dem Ökonomen der lokalen Universität findet in einem ruhigen Café statt. Hier, etwas nördlich von den maroden Bauten im Stadtzentrum, lässt sich der Reichtum Kitwes zumindest im Ansatz erahnen: Neben dem neuen Einkaufszentrum steht ein Luxushotel, gegenüber ein Kasino.
Chirambo sagt, dass sich im Kern nichts verändert habe im Umgang mit dem Berg, auch unter der neuen Regierung nicht. «Noch immer sterben dort Menschen, noch immer ist der Berg ein Ort, der die Verzweifelten anzieht, und davon gibt es hier viele.»
Die Regierung habe keinen Anlass, an diesen Missständen etwas zu ändern. Der ewige Kampf um kleine Verbesserungen auf der Halde komme ihr zugute. Er lenke von ihrem Versagen ab, die grossen Probleme des Landes zu beheben: Armut, Korruption, Misswirtschaft.
«Sie wollen, dass wir um nichts kämpfen», sagt Chirambo. Er zitiert den sambischen Minenminister, der in einem Fernsehinterview voriges Jahr sagte, die Menschen in Kitwe sollten die grossen Minen anderen überlassen, der schwarze Berg sei gut genug für sie.
Der Schatz
Der lange Kamin neben dem schwarzen Berg ist noch höher als die Halde selbst. Das Gelände, auf dem er steht, ist abgesperrt. Am Eingang stehen private Sicherheitskräfte. Die Strassen in diesem Quartier haben keine Schlaglöcher, in der Nacht sind sie gut beleuchtet. Weiter hinten befinden sich ein Golfplatz, das Firmenspital, ein Rugby-Klub. Fussgänger sind wenige unterwegs, an der grossen Zufahrtsstrasse stehen kleine Wohnhäuser mit grünen Gärten.
Mopani heisst die Firma, die hier ihren Sitz hat. Sie gehörte bis vor zwei Jahren Glencore, dem Schweizer Rohstoffriesen. Dem Unternehmen aus Zug brachte sie wenig Glück: In Sambia kam es zu Verurteilungen wegen zu hoher Schwefeldioxidemissionen sowie illegaler Steuerpraktiken. Auch in der Schweiz gab es immer wieder Negativschlagzeilen. Nun gehört die Firma der sambischen Regierung. Glencore bleibt aber ihr alleiniger Handelspartner.
Mopani holt in zwei Minen ausserhalb der Stadt Kupfer aus dem Boden. Auf dem Gelände hinter dem schwarzen Berg wird er angereichert und exportfähig gemacht. Rund 90 000 Tonnen sind es jährlich, ihr Marktwert beträgt etwa eine Milliarde Dollar. Insgesamt exportiert Sambia pro Jahr Kupfer im Wert von rund neun Milliarden Dollar.
Vom schwarzen Berg, der Abraumhalde, sind es zu Fuss nur wenige Minuten zum Gelände mit dem langen Kamin, wo ein grosser Teil ebendieses Abfalls produziert wurde. Trotzdem wirkt der Ort seltsam entrückt. Wieso stehen hier keine jungen Männer, die Zugang fordern? Wieso keine Politiker, die Reformen verkünden? Wieso kämpfen die Menschen um das Kleine, wo das Grosse doch gleich nebenan liegt?
Der Lokalpolitiker Mwanza sagt: «Das liegt nicht in meiner Verantwortung.» Die Jerabos Raymond und Ephraim sagen: «Wir kämpfen um unseren Berg. Wieso sollten wir um etwas anderes kämpfen?» Für Brian Chirambo ist klar, dass genau diese Sichtweise das Problem ist. Und dass der Kampf um den schwarzen Berg der falsche Kampf ist.
Die Million
In Sambia würden seit Jahrzehnten Rohstoffe in Milliardenhöhe gefördert. Das Land habe alles, um ein afrikanischer Wirtschafts-Champion zu sein, sagt der Ökonom. Trotzdem seien die meisten Menschen in dem Land mausarm. Dieser Fluch habe sich in den Köpfen festgesetzt, ist Chirambo überzeugt. «Wer seit Jahrzehnten nur Misswirtschaft erlebt hat, kann sich oft gar nicht vorstellen, wie es anders sein könnte.» Das lange wirtschaftliche Malaise habe die Anspruchshaltung der Menschen abgeschliffen. Und dazu geführt, dass sie all ihre Energie ins Kleine und Greifbare steckten, obwohl ihnen das Grössere zustünde.
Chirambo sieht im Black Mountain deshalb nicht primär ein Symbol des Rohstoff-Fluchs und der Armut. Für ihn sind der Berg und der ewige Kampf um ihn vor allem Ausdruck des fehlenden Bewusstseins, dass die Dinge grundlegend besser werden können.
«Niemand sollte sich zufriedengeben mit dieser Abraumhalde für die Armen», sagt Chirambo. Es gebe ein Sprichwort in der Lokalsprache Bemba: Besser etwas Kleines in der Hand als eine Million in der Luft. Doch genau das, fügt Chirambo hinzu, müsse sich ändern. «Wir sollten wieder lernen, um die Million zu kämpfen.»