Beitrag vom 20.07.2021
Stiftung Wissenschaft und Politik
Migration
Städte und ihre Netzwerke in der europäisch-afrikanischen Migrationspolitik
Steffen Angenendt, Nadine Biehler, David Kipp
https://www.swp-berlin.org/swp-newsletter-17062021?mid=55&aC=bf645b…
Überschätzte Hoffnungsträger?
In der internationalen migrationspolitischen Debatte werden Städte
zunehmend als Hoffnungsträgerinnen betrachtet, weil sie schnelle,
wirksame und nachhaltige Lösungen für flucht- und migrationsbezogene
Probleme finden müssen – diese Einschätzung ist allerdings nach wie
vor strittig.
- Aus europäischer Sicht ist die Zusammenarbeit mit afrikanischen
Städten relevant, weil zu erwarten steht, dass die Zuwanderung aus
Afrika mittel- und langfristig zunehmen wird. Aus afrikanischer
Sicht besteht Interesse an einer Ausweitung der legalen
Migrationsmöglichkeiten und an inter­kontinentaler Mobilität.
- Die bestehende Zusammenarbeit von afrikanischen und europäischen Städten
zeigt, dass die beteiligten Akteure dabei höchst unterschiedlichen
Interessen folgen. Die Möglichkeiten ihres Engagements sind beschränkt,
zugleich aber stark von ihrem politischen Willen und vom jeweiligen
Kontext abhängig.
- Sollen die Potentiale der Zusammenarbeit von Städten insbesondere
bei der Gestaltung der legalen Migration genutzt werden, sind
die Koopera­tionsinstrumente so anzulegen, dass die Städte über
genügend Finanz­mittel und hinreichende Zuständigkeiten verfügen.
Spaltungen zwischen Stadt und Land sollten nicht vertieft,
gesellschaftliche Konflikte nicht verschärft werden.
- Aus öffentlichen Mitteln sollten vornehmlich bestehende Netzwerke
insbesondere von kleineren und mittelgroßen Städten gefördert werden,
wobei die Städte vor allem in die Gestaltung der Arbeitsmobilität und
?migration und in die Aufnahme von Flüchtlingen einbezogen werden sollten.
Zusätzlich kann eine philanthropische Finanzierung von Städten und
Städtenetzwerken etwa durch große Stiftungen hilfreich sein, um die
Potentiale kommunaler Akteure zu nutzen.
-----------------------------------------
Dr. Steffen Angenendt ist Leiter der Forschungsgruppe Globale Fragen.
Nadine Biehler ist Wissenschaftlerin, David Kipp ist Wissenschaftler
dieser Forschungsgruppe.