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Beitrag vom 02.02.2021

Afrika-ABC in Zitaten: Postkoloniale Ideologie / Rassismus (23)

von Volker Seitz

Postkoloniale Ideologie

Der kamerunische Philosoph Jean Godefroy Bidima (Tulane University of New Orleans) publizierte in dem österreichischen Magazine Eurozine (Übernahme von dem französischen Literatur-Magazin Esprit) am 30.10.2020 eine sehr lesenswerte Kritik der postkolonialen Ideologie aus afrikanischer Sicht. Statt einer Externalisierung aller afrikanischen Probleme plädiert er für eine neue Selbstreflexion und Selbstkritik afrikanischer Eliten – auch gegen die Erwartungen der Intellektuellen an westlichen Universitäten: Der „Postkolonialismus“ ist zu einer Ware geworden, die vermarktet und verkauft werden muss. In der nordamerikanischen Hochschulmaschinerie dient er als Alibi, manchmal verwischt er die Grenzen zwischen Kritik und Ressentiment und drängt die Versäumnisse eines ungerechten Sozialsystems in den Hintergrund.

(„Every African, in this game of global recognition, feels this fear of contempt.The would-be intellectual fears he will faint under the force of the world’s cultivated zeal, telling him what to think and how to express it, in a magnanimous desire to help him know himself. ‚Postcolonialism‘ has become a commodity to be marketed and sold. In the North American higher education machine, it serves as an alibi, sometimes blurring the boundaries between critique and resentment, and absolving the failures of an unjust social system.“

Rassismus

Der ivorische Schriftsteller Ahmadou Kourouma schreibt in seinem Roman „Die Nächte des großen Jägers“ (Unionsverlag 2002; S.149): „[....] er entschuldigte sich, dass er das Wort ‚Sklave‘ für die Schwarzen gebrauchte, und erklärte, dass in der Sprache der Tuareg nur ein einziges Wort für ‚Neger‘ und für ‚Sklave‘ gebe.“

Der Gastronom Andrew Onuegbu (der aus Nigeria/Biafra stammt) ist zwar kein Schriftsteller, aber die Geschichte ist so entlarvend und witzig, dass sie gut in diese Reihe passt. Herr Onuegbu hat 2005 in Kiel sein Restaurant „Zum Mohrenkopf“ genannt, weil der Begriff „Mohrenkopf“ im Mittelalter positiv konnotiert gewesen sei und als Auszeichnung für gute Küche galt. Das ist ein gezielter Verstoß gegen die political correctness als Marketing-Idee. Im Gegensatz zu einem weißen Geschäftsinhaber kann man ihm keinen Rassismus vorwerfen. Er wehrt sich dagegen, dass die Weißen den Schwarzen vorschreiben möchten, wann diese sich betroffen zu fühlen haben. „Wir brauchen keine Weißen, die uns erzählen, wer uns kränkt.“ Er verkörpert unverfälscht das Naturell vieler mir bekannter Afrikaner. Der witzige Unternehmer hat gesundes Selbstvertrauen und nimmt von deutschen empörten Menschen keine Ratschläge zum Thema Rassismus an.

Onuegbu erläuterte, was für ihn Rassismus ist und berichtete daraufhin von einer skurrilen Situation in seinem Lokal, in der sich zwei Gäste bei ihm wegen des Restaurant-Namens beschwerten. Ein schwarzer Mann und seine weiße Frau bestanden darauf, den Chef zu sprechen. Als sich Onuegbu vorstellte, glaubten sie ihm nicht und verlangten abermals nach dem Boss. (Er sagte dies in der Talkshow „Hart aber Fair“ am 5.10.2020)