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Beitrag vom 26.01.2021

Achgut.com

Afrika-ABC in Zitaten: Inkompetenz, Internetkriminalität und Islamismus (16)

von Volker Seitz

Inkompetenz

Der senegalesische Schriftsteller Abasse Ndione („Die Piroge“) sagte bei den Nibelungen-Festspielen in Worms 2015 in einer Rede:

„Die führenden Politiker in Afrika haben die Rückschrittlichkeit des afrikanischen Kontinents durch fehlende Visionen, ihre Unfähigkeit, die Probleme der jeweiligen Bevölkerung, von der sie ja gewählt worden sind, in Angriff zu nehmen und zu lösen, durch die Misswirtschaft ihrer Regime, die auf Veruntreuung öffentlicher Gelder, Korruption, Vetternwirtschaft und Verschwendung aufgebaut sind, zu verantworten. Alle afrikanischen Staatschefs, die nicht bei einem Putsch getötet werden, sterben in europäischen oder amerikanischen Krankenhäusern. Kein einziger hat in seinem Land eine Universität gebaut, in die er seine eigenen Kinder zum Studium schicken würde. Sie haben die Möglichkeiten, nach Europa zu gehen und nützen diese auch ausgiebig.“

Auch Chimamanda Ngozi Adichie klagt: „ Afrika? Krank durch die Inkompetenz seiner Führer“ … Die Korruption ist eine Plage, aber die Inkompetenz und die Kultur der Mittelmäßigkeit sind viel schlimmer. Das trifft für Nigeria zu, und für beinahe den gesamten Kontinent.“ im Interview mit Jeune Afrique Nr. 3082 vom 2.–8. Februar 2020 („L’Afrique? Malade de l’incompétence de ses dirigeants.“„ La corruption est un fléau, mais l’incompétence et la culture de la médiocrité sont bien pires. C’est vrai pour le Nigeria et pour la quasi-totalité du continent“)

Petina Gappah in „Im Herzen des Goldenen Dreiecks“, Arche 2020:

„Eigentlich müsste man ihn mit seinem mittelmäßigen Schulabschluss für gescheitert erklären, aber er zählt just zu der Sorte, die in diesem System die Nase vorn hat, vorausgesetzt, man nimmt an jeder Parteiversammlung teil und skandiert jede ihrer Parolen. Doch trotz der vielen Fürsprecher, die ihm den Weg zum Erfolg ebnen sollen, hat Rwauya bereits zwei Metzgereien und einen Spirituosenladen heruntergewirtschaftet, und von sechs Autobussen ist ihm nur einer geblieben. Er steckt voller Pläne und Ideen, aus denen nie etwas wird.“ Später „...flog er in die Demokratische Republik Kongo, um dort Kunstwerke zu rauben. Und als im Kongo die Masken mit Sehschlitzen, die alten Holzschalen und Fruchtbarkeitsidole mit Riesenphallus ausgingen, wandte er sich der hiesigen Steinbildhauerei zu… exportierte fortan minderwertige Artefakte aus Speckstein, die Namen trugen wie Adler, Geist, Medium oder Leere. ,Ich brauche nur zwei Schiffsladungen zu verkaufen, dann bin ich fein raus.'“ (Seiten 21/22)

Afrikanische Politiker bleiben oft bei großen Ankündigungen, die selten verwirklicht werden. „Sie [die Eliten] haben keinerlei Verantwortungsgefühl für ihre Länder und sind nicht an deren Entwicklung interessiert“, schreibt Moeletsi Mbeki, einer der führenden Intellektuellen Südafrikas in seinem Buch „The Architects of Poverty“ (Die Architekten der Armut), 2009, Papermac.

Internetkriminalität

419er (Four-One-Niner) werden in Nigeria Betrüger genannt, die Menschen mit falschen Versprechen per E-Mail Geld aus der Tasche ziehen wollen. (Grundmuster: Auf einem gesperrten Konto in Nigeria liegt das Erbe eines Millionenvermögens von einem verwandten Politiker/Geschäftsmann. Für die Bearbeitung wird Hilfe gebraucht. Erbeten wird die Überweisung von ein paar Tausend Euro für Gebühren, Steuern oder Schmiergelder. Als Gegenleistung wird Teilhabe an dem Vermögen angeboten.) Die Zahl 419 bezieht sich auf den entsprechenden Paragraphen des nigerianischen Strafgesetzbuches.

Die nigerianische Schriftstellerin Adaobi Tricia Nwaubani thematisiert mit pfiffigem Witz den Vorschussbetrug durch die Nigeria Connection in ihrem Roman „Die meerblauen Schuhe meines Onkels Cash Daddy“, dtv 2011. Der Onkel des Erzählers verkörpert das Klischee des afrikanischen Neureichen, der durch schmutzige Geschäfte und Korruption mächtig geworden ist und zur Krönung seiner Gier in die Politik strebt. „Anfangs tat ich mich schwer damit – mir Räuberpistolen aus den Fingern zu saugen, in denen jedes Wort gelogen war, ‚ist‘ und ‚war‘ eingeschlossen, oder SOS-E-Mails um die Welt zu schicken und zu hoffen, dass jemand anbiss und antwortete. Aber meine Bedenken waren vermutlich gegenstandslos. Hinter den Massen von E-Mail-Adressen konnten doch gar keine wirklichen Menschen stehen. Und wenn, wer auf der Welt war denn schon so dämlich, dass er auf die E-Mail eines wildfremden Menschen aus Nigeria hereinfiel?“ (S. 221) .... „Über einen Zeitraum von zwei Monaten ließ sich Mirabelle ohne Müh und Mäh um ungefähr $ 23.000 melken. Für die Ausstellung eines Totenscheins, einer Nächstverwandtschaftsurkunde, einer Anerkennungsbestätigung der Bank und eines Erbberechtigungsscheins. Dann schickte ich eine weitere E-Mail, in der ich erklärte, dass $ 7000 für die Transferrepatriierung benötigt würden. Dies, versprach ich, wäre die allerletzte Zahlung, bevor sie die $ 19 Millionen erhielt.“ (S. 228)

Internetbetrüger werden in Nigeria auch „Yahoo Yahoo Boys“ genannt. Sefi Atta beschreibt in ihrem Buch „Hagel auf Zamfara“ die Methoden: „Ich sollte den Text [der Bettelbriefe] so einfach wie möglich halten. Ich könne zum Beispiel schreiben, dass ich Waise sei oder ein alter Mann. Es funktioniert ebenfalls gut, sich als Frau auszugeben oder eine tödliche Krankheit zu erfinden. Die erfolgreichste Variante sei, um Geld zu bitten, damit ich oder mein Kind die Ausbildung beenden könnte. Darauf würde ich sicher mitfühlende Antworten bekommen.“ (S. 313)

Islamismus

Der bereits zitierte Schriftsteller Nuruddin Farah, 1945 in Baidoa/Somalia geboren, musste 1974 Somalia verlassen, wo er aus politischen Gründen in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde.

In seinem Roman „Gekapert“, Suhrkamp 2013, schreibt er: „Dajaal lässt den Motor an, fährt aber nicht los, besteht darauf, dass sich alle anschnallen. Gumaad murrt, Anschnallen sei unislamisch, Unfälle passierten und Leute stürben, wenn es Allahs Wille sei.“ (S. 29)

„Die Al-Schabaab bevorzugt Mitglieder, die viel jünger sind als ich, Grünschnäbel, die noch keine eigene Weltanschauung haben. Sie konzentrieren sich auf die Anwerbung von Jugendlichen, die aus zerrütteten Verhältnissen stammen, Jungen und Mädchen, denen sie nach der Ausbildung ein Sicherheitsnetz anbieten, ein Auskommen. Sie unterziehen sie einer Gehirnwäsche und jedem Neuling wird dann ein zuverlässiges Mitglied der Gruppe zur Seite gestellt.“ (S. 161)

„Der Bakaaraha-Markt [in Mogadischu] ist 1972 während der letzten Tyrannenherrschaft entstanden; er fungierte als Alternative zum staatlichen Wirtschaftsgefüge und bot jenen Zuflucht, die gegen den Status quo opponierten. Jene, die diese Institution leiten, sind sich bewusst, dass derzeitig der Krieg den höchsten Marktwert hat, selbst wenn an Frieden großer Bedarf herrscht. Hier auf dem Markt werden beide Waren zu exorbitanten Preisen gehandelt. Wenn du unter Bürgerkriegsbedingungen lebst und Frieden nie erlebt hast, verändert sich deine Persönlichkeit, du entfremdest dich deinem wahren Ich, wie so viele von uns“, sagt Qasir. (S. 191)