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Beitrag vom 07.08.2020

NZZ

In Afrika geht mittlerweile mehr Wald verloren als in Südamerika

Forscher der Uno haben die Entwicklung des globalen Waldbestands der vergangenen 30 Jahre untersucht. In dieser Zeit ist weltweit eine Fläche etwa der Hälfte von Deutschland verschwunden.

Vanessa Möller

Knapp ein Drittel der Landfläche der Erde ist mit Wäldern bedeckt, und mehr als die Hälfte von ihnen wächst lediglich in fünf Ländern: Russland, Brasilien, Kanada, den USA und China. Die Wälder Afrikas nehmen gerade einmal 16 Prozent ein. Trotzdem hat der Kontinent in den vergangenen zehn Jahren am meisten Wald verloren. Das geht aus einer Sonderauswertung des Waldzustandsberichts 2020 der Uno-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hervor.

Von 2010 bis 2020 schrumpfte der Wald in Afrika jedes Jahr durchschnittlich um 3,9 Millionen Hektaren. Das entspricht einer Fläche, die fast so gross ist wie die Schweiz. Der Verlust betrifft vor allem die Regenwälder in Kongo-Kinshasa, Tansania, Angola und Moçambique. Diese Länder zählen zudem zu den zehn Staaten, deren Waldfläche sich im vergangenen Jahrzehnt am meisten verringert hat.

In Brasilien wurde viel weniger gerodet als zuvor

Dass in Afrika mittlerweile mehr Waldfläche verloren geht als in Südamerika (zuletzt 1,3 Millionen Hektaren jährlich mehr), hängt laut den Uno-Forschern zum einen mit dem hohen Bevölkerungswachstum sowie mit ausländischen Investitionen zusammen. Zum anderen – und das ist der Hauptgrund – wurde von 2010 bis 2020 in Brasilien massiv weniger gerodet als in den beiden Jahrzehnten davor. So hat sich die jährliche Waldverlustrate in dem südamerikanischen Land von knapp 4 Millionen Hektaren in den Neunzigern auf 1,5 Millionen Hektaren im vergangenen Jahrzehnt reduziert.

Auf Länderebene wird in Brasilien trotzdem immer noch am meisten Wald abgeholzt, durch Brände zerstört und nicht wieder aufgeforstet. Dass sich die Verlustrate hier noch einmal so stark verringert, ist unwahrscheinlich. Zumal seit ein paar Monaten trotz einem Verbot wieder sehr viel Regenwald im Amazonasgebiet abgebrannt wird.

Den meisten Waldzuwachs dagegen gab es mit 1,2 Millionen Hektaren pro Jahr in Asien. Das liegt vor allem daran, dass in China sehr viel Wald wieder aufgeforstet wird. Im Vergleich zum vorherigen Jahrzehnt von 2000 bis 2010 ist der Zuwachs jedoch um die Hälfte geschrumpft. Trotzdem hat China im Ländervergleich netto immer noch am meisten Waldfläche hinzugewonnen. In Australien, das auf dem zweiten Platz liegt, ist gerade einmal ein Viertel der Fläche Chinas neu gewachsen.

Global hat sich die jährliche Verlustrate verringert

Insgesamt ist die bewaldete Fläche der Erde in den vergangenen 30 Jahren um etwa 178 Millionen Hektaren geschrumpft, etwa um die Hälfte der Grösse von Deutschland. Die jährliche Verlustrate hat sich jedoch in diesem Zeitraum verringert. So verlor die Erde von 1990 bis 2000 jährlich noch 7,8 Millionen Hektaren Wald, von 2010 bis 2020 waren es nur noch 4,7 Millionen Hektaren pro Jahr.

Aus Sicht vieler Experten ist dieser Rückgang allerdings noch nicht genug – vor allem in Bezug auf den Klimawandel und den Erhalt der Biodiversität. Laut einer Analyse des WWF wurde in 18 Ländern zudem im Zuge der Corona-Pandemie wieder stark gerodet: Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Entwaldung dort im März 2020 durchschnittlich um 150 Prozent gestiegen.