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Beitrag vom 16.07.2019

FAZ

Verschwörungstheorien, Spione und gute Freunde

Südafrikas früherer Staatspräsident Jacob Zuma weist alle Vorwürfe gegen ihn zurück

clb. KAPSTADT, 15. Juli. Auf diesen Moment haben viele Südafrikaner seit dem Rücktritt von Jacob Zuma vor knapp eineinhalb Jahren gewartet: Am Montagmorgen ist der frühere Staatspräsident vor der sogenannten Zondo-Untersuchungskommission zur Aufklärung der zahlreichen Korruptionsaffären während seiner neun Jahre langen Amtszeit erschienen.

Im schwarzen Anzug mit roter Krawatte gab sich der 77 Jahre alte frühere Staatschef wie erwartet kämpferisch. In einer mit markigen Worten gespickten Stellungnahme wies er die Vorwürfe gegen ihn zurück und bezeichnete sich als Opfer einer politischen Schmähkampagne. „Seit mehr als einem Jahrzehnt wird über mich in diesem Land hergezogen, ich sei der König unter den korrupten Menschen“, sagte er der Kommission unter der Leitung des Verfassungsrichters Raymond Zondo. Er habe darauf nie geantwortet, weil „wir uns respektieren müssen und nicht Dinge übereinander sagen dürfen, die man nicht beweisen kann.“

Während der Zuma-Ära wurde Südafrika von dem wohl größten Korruptionsskandal in der Geschichte erschüttert. In den Affären, die als „State Capture“ bezeichnet werden, wurden Schätzungen zufolge Milliarden veruntreut. Als einer der Hauptprofiteure gilt die mit Zuma befreundete indische Unternehmerfamilie Gupta. Sie hatte nicht nur auf fragwürdige Weise Bergwerke übernommen und eine Fülle von Staatsaufträgen ergattert. Überdies soll sie aus dem Hintergrund Ministerien, Staatskonzerne und Behörden gelenkt haben. Zuma und die Guptas haben die Anschuldigungen bisher zurückgewiesen.

Vor der Untersuchungskommission bestritt Zuma abermals, die Familie habe politische Entscheidungen beeinflusst. Sie seien lediglich Freunde gewesen, er habe nie mit ihnen gegen Gesetze verstoßen. „Ich frage mich, warum ich angeklagt bin, wenn die Guptas auch mit anderen befreundet waren“, fügte er hinzu. Zu ihren Freunden hätten auch die früheren Staatspräsidenten Nelson Mandela und Thabo Mbeki gehört. Er gestand lediglich ein, die Familie zur Gründung der Zeitung „New Age“ motiviert zu haben, da die südafrikanischen Medien ein zu negatives Bild der Lage im Land zeichneten. Den Namen habe er selbst vorgeschlagen.

Mehr als eine Stunde lang sprach Zuma über die angeblichen Versuche, ihn zu diskreditieren. Dazu gehörten „haltlose Anschuldigungen“, er habe Bestechungsgelder im Zusammenhang mit Waffengeschäften in den neunziger Jahren erhalten oder seine Privatresidenz auf Staatskosten verschönert. Auch sei ein Film mit Bezug auf Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn gedreht worden. „Ich bin immer wieder provoziert worden, dabei wollte ich lediglich den ANC und dieses Land retten.“ Auf die Frage, was er falsch gemacht habe, habe er nach seinem erzwungenen Rücktritt nie eine Antwort erhalten. „Es ist eine Verschwörung gegen Jacob Zuma.“

Heftig griff er dabei Zeugen an, die zuvor gegen ihn vor der Kommission ausgesagt hatten. So bezeichnete er den früheren Bergbauminister Ngoako Ramatlhodi als „Apartheid-Spion“. Der angesehene ehemalige Minister war einst von Zuma durch einen Gefolgsmann mit engen Beziehungen zu den Guptas ersetzt worden. Darüber hinaus habe er eine Liste mit den Namen weiterer ranghoher ANC-Mitglieder, die als Spione des einstigen Apartheid-Regimes oder Amerikas agierten, sagte Zuma weiter. Es habe Pläne gegeben, einen Anschlag auf ihn in Durban zu verüben. Einen Versuch, ihn zu vergiften, habe er überlebt.

Die Anhörung, die unter hohen Sicherheitsvorkehrungen in Johannesburg stattfindet, soll fünf Tage dauern. Auf den Straßen hatten sich schon am Morgen viele Anhänger Zumas versammelt, die Lieder sangen und T-Shirts mit seinem Porträt trugen. Auch in der Wirtschaft wird der Auftritt mit Interesse verfolgt. Allerdings sind die Hoffnungen auf neue Erkenntnisse über die Korruptionsaffären und mögliche Konsequenzen für den früheren Präsidenten gedämpft.