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Beitrag vom 26.07.2016

FAZ

Mali

Training für die Niederlage

Islamisten überrennen gut ausgebildete malische Truppen - auch die Bundeswehr hat sie geschult /

Von Thomas Scheen

NAIROBI, 25. Juli. Die Sicherheitslage in Mali hat sich in den vergangenen zehn Tagen derart drastisch verschlechtert, dass inzwischen Rufe nach einem Rücktritt von Verteidigungsminister Tiéman Hubert Coulibaly laut werden. Vor allem die kurzzeitige Eroberung der Garnison von Nampala durch radikale Islamisten Mitte vergangener Woche wirft ein schlechtes Licht auf die malische Armee und damit auch auf die Ausbildungsmission der Europäischen Union, an der die Bundeswehr beteiligt ist. 300 deutsche Soldaten sind im Norden des Landes stationiert. 17 malische Soldaten waren bei dem blitzartigen Überfall in der vergangenen Woche getötet worden. 35 Menschen wurden verletzt. Dabei waren die Islamisten mit rund 20 Fahrzeugen und rund 30 Motorrädern angerückt, die allerdings weder der malischen Armee noch der UN-Mission Minusma aufgefallen waren. Nampala liegt in der Nähe der Stadt Ségou im relativ dicht besiedelten Zentrum Malis. Zu dem Überfall hat sich die Terrorgruppe Ansar Dine bekannt, die von dem Tuareg Iyad Ag Ghaly befehligt wird.

Rund 8000 Soldaten, das sind rund zwei Drittel der malischen Armee, haben das Ausbildungsprogramm der EU inzwischen durchlaufen. Ziel dieser Ausbildung soll sein, die malische Armee in den Zustand zu versetzen, das Territorium ihres Staates selbst zu sichern und notfalls auch zu verteidigen. Nach der Blamage von Nampala aber stellt sich die Frage, ob diese Soldaten bei den Kursen der Europäer wirklich etwas gelernt haben und wenn ja, warum sie es nicht umsetzen.

Auch im hohen Norden Malis, in der Tuareg-Hochburg Kidal, brodelt es wieder. Dort kamen im Verlaufe einer Woche mehr als 30 Personen bei Kämpfen rivalisierender Tuareg-Clans ums Leben. Auf der einen Seite steht der Clan der Imghads, dessen Jugendliche sich vor allem in der regierungsnahen Miliz Gatia organisieren, auf der anderen Seite die Ifoghas, die sich den radikalen Islamisten näher fühlen. Kidal gehört zwar nicht zum direkten Einsatzgebiet der bei der Minusma in der Stadt Gao eingesetzten Bundeswehrsoldaten. Gleichwohl reicht das Patrouillengebiet der Deutschen bis in den Einflussbereich der Tuaregs aus Kidal. Der Norden des westafrikanischen Landes war 2012 zeitweise unter die Herrschaft islamistischer Milizen geraten. Erst das Eingreifen französischer Truppen ermöglichte die Rückeroberung der großen Territorien. Es kommt immer wieder zu Anschlägen und Angriffen.