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Pour une autre politique de développement!

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mar, 1 Déc 2009 - 12:08

Dr. Hartmut Brie, Müllheim
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Es ist ein grundlegender Unterschied, ob man nach einem Kurzaufenthalt über Entwicklungspolitik schreibt oder nach langjährigem Arbeitsaufenthalt mit ländlichen Zielgruppen und Entscheidungsträgern.

Damit sei festgestellt, dass die Afrikaner vor Ort sich ihrer unbefriedigenden Situation durchaus bewusst sind, dass aber traditionelle Muster und Autoritätskennzeichen sowie konkurrierende Ethnien häufig einen großflächigen systemischen Entwicklungsansatz verhindern.

Die Korruption ist sicher einer der Faktoren, der bei der kleptokratischen Elite ins Auge springt, sei sie in Form von geldlichen Zuwendungen oder den (sinnlosen) Infrastrukturverbesserungen in einem bestimmten Dorf (z. B. Geburtsort des Ministers).

Schlimmer ist, dass die Eliten nichts, weder ideell noch finanziell, zur Entwicklung ihres Staates beitragen, sondern sich dessen bedienen und die öffentlichen Gelder (deniers publics) mit ihnen auf Grund des Amtes zustehenden Geldern verwechseln.

Die meisten der in Deutschland ausgebildeten Eliten sind demokratisch aufgeschlossen, erstreben nach ihrer Rückkehr aber auch nur Posten in der Hauptstadt. Nach Jahren europäischen Modellverhaltens erliegen sie den sozialen Zwängen und verhalten sich wie die kritisierten Eliten.

Viele kehren nach dem Studium nicht zurück, sondern suchen sich einen Arbeitsplatz in den westlichen Ländern wegen der Chancenlosigkeit, im eigenen Land adäquat eingesetzt zu werden. Dieses Potenzial sollte (durch materielle Unterstützung) dazu bewogen werden zurückzukehren.

Es ist unverständlich, dass über Regierungsverhandlungen ein Prioritätenkatalog besprochen wird mit denen, die als Eliten nur an ihrer persönlichen Bereicherung interessiert sind.

Die Kirchen und andere NGOs haben es leichter, da sie vor Verhandlungen konkret nachhaltige Projekte identifizieren können, manchmal an der Gier der Eliten vorbei.
Es wäre wünschenswert, dass über die nicht existierende Koordination der EU über den FED hinaus auch die UNDP und andere UNO-Projektplanungen koordiniert werden, vielleicht in Form von Pilot-Regionen oder -Ländern.

Dafür müsste auf nationaler und internationaler Ebene eine Datenbank mit Expertenjahresberichten und deren Auswertung errichtet werden analog zu den Berichten der jeweiligen Botschaften.

Die 10 Vorschläge für eine bessere Entwicklungspolitik basieren auf der Bilanz der bisherigen Entwicklungspolitik und sind zum Teil in dieser Form nicht durchsetzbar (Maximalforderungen).

Punkt 4 ist sicher der wichtigste, denn die Alphabetisierung, die Grundbildung und die Ausbildung sind die Säulen jeder Entwicklungschance für die unterprivilegierten Populationen (auf dem Land). Hier wäre auch in Betracht zu ziehen, materielle Hindernisse wie den Kauf von Schuluniformen, Schulgeld, Lehrlingsgeld aus dem Weg zu räumen und Arbeitsstellen im Öffentlichen Dienst (als größtem Arbeitgeber), im Privatsektor und im Landwirtschaftssektor bereitzustellen.
Punkt 5 ist problematisch, da viele Großprojekte der GTZ zur Instandhaltung ein Budget erfordern, das größer ist als das Gesamtbudget des jeweiligen Ministeriums.

Punkt 8 Vielleicht kann über die Exporte und Luftaufnahmen den unwilligen Ländern nachgewiesen werden, wie groß ihre Bodenschätze sind. Welche Institution könnte Sanktionen verhängen, falls die Daten nicht offen gelegt werden?

Punkt 9 ist utopisch, da die meisten afrikanischen Länder diese Voraussetzungen nicht erfüllen. Das Gemeinwohl, wenn vorhanden, hört hinter dem Dorf bzw. der Ethnie auf.

Das afrikanische Verständnis von Demokratie muss nicht unserem entsprechen, es muss aber die Präsidialherrschaft in Frage stellen (s.Zimbabwe, D.R.Kongo,Togo).

Um auf den Anfang meiner Ausführungen zurückzukommen:
Berater mit einer langjährigen beruflichen Tätigkeit im Land und Kontakt zur Bevölkerung mit ihren sozioökonomischen und soziopolitischen Problemen, mit Einsicht in den religiösen Kontext können Teile der Vorschläge partnerschaftlich im Dialog langfristig auf eine Praktikabilität hin überprüfen und zur Anwendung bringen. GTZ Experten, UNO- Personal und Botschaftspersonal scheinen für diese Aufgabenstellung weniger in Frage zu kommen.

Die Medien werden unaufgefordert einen (noch) größeren Beitrag leisten.