Was Gerli Lantzberg anführt, wäre zynisch, wenn es nicht auch wahr wäre.
Dennoch deckt sich das von ihr gezeichnete Bild nicht mit meiner persönlichen Erfahrung, zumindest nicht zum großen Teil. Wenn mit beträchtlichem finanziellem Engagement der (ägyptischen) Regierung im ganzen Land Erwachsenenbildungsstätten zur lokalen Entwick-lung errichtet werden, das Personal entsprechend geschult und die Bevölkerung zunehmend in örtliche Entwicklung einbezogen wird, dann ist das ein Beitrag zur Demokratisierung des Landes. Wenn etwa in Kenya ein engagierter, politisch kritischer Partner unterstützt wird, politische Bildungsarbeit zu leisten - ohne dass der Partner lediglich einen monatlichen Scheck für seine Arbeit erhalten würde, sondern die Zusammenarbeit im Dialog geschieht -, dann ist das politische Aufklärungsarbeit, die ansatzweise mithilft, das politische Engagement der Bevölkerung zu stärken. Wenn zum Beispiel im DR Kongo großflächige Siedlungs- und Aufforstungs-Projekte vielfältige Einkommensmöglichkeiten für eine große Zahl von Bauernfamilien bieten, dann werden Modelle zur Förderung der Landwirtschaft geschaffen.
Gleichzeitig muss ich kritisch zugeben, dass den jeweiligen Ländern und deren Bevölkerung nur dann wirklich geholfen wird, wenn die Regierung Demokratie tatsächlich zulässt, wenn vor den Wahlen die Bevölkerung nicht doch von den Kandidaten bestochen und tribalistisch aufgehetzt wird und wenn die politische Gesamtsituation des Landes eine Übertragung von Landwirtschaftsmodellen überhaupt zulässt.
Mit anderen Worten: eine positive Veränderung von Gesellschaft und Politik ist nur möglich, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist - ‘positive Veränderung' soll heißen, dass es der gesamten Bevölkerung insgesamt am Ende besser geht. Das erfordert, dass die Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit nicht punktuell bleiben, sondern strukturelle Auswirkung haben. Fehlender politischer Wille verweist letztlich wieder auf die politische Elite, die selbstbezogen und zynisch uninteressiert am Wohl der Bevölkerung ist. Das ist hinlänglich bekannt und wird nicht nur vom Norden, sondern auch von Afrikanern massiv kritisiert.
Vor allen technokratischen Überlegungen, wie Entwicklungszusammenarbeit verändert oder verbessert oder aufgegeben werden soll, lauten meines Erachtens die Kernfragen:
Wie kann diese politische Elite verändert oder von Politikern mit nationalem Interesse abgelöst werden?
Was läuft in Afrika und in den einzelnen Ländern hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen und politischen Entwicklung falsch?
Was läuft im Norden hinsichtlich von Entwicklungshilfe, Entwicklungspolitik und Entwicklungszusammenarbeit falsch?
Was läuft in Afrika und im Norden falsch hinsichtlich ihrer gegenseitigen Wahrnehmung?
Ce site utilise des cookies. Les données personnelles ne seront pas enregistrées. En poursuivant votre visite sur notre site, vous acceptez l'utilisation de cookies.
lun, 18 Mai 2009 - 20:43
Zu: Gerli Lantzberg
Was Gerli Lantzberg anführt, wäre zynisch, wenn es nicht auch wahr wäre.
Dennoch deckt sich das von ihr gezeichnete Bild nicht mit meiner persönlichen Erfahrung, zumindest nicht zum großen Teil. Wenn mit beträchtlichem finanziellem Engagement der (ägyptischen) Regierung im ganzen Land Erwachsenenbildungsstätten zur lokalen Entwick-lung errichtet werden, das Personal entsprechend geschult und die Bevölkerung zunehmend in örtliche Entwicklung einbezogen wird, dann ist das ein Beitrag zur Demokratisierung des Landes. Wenn etwa in Kenya ein engagierter, politisch kritischer Partner unterstützt wird, politische Bildungsarbeit zu leisten - ohne dass der Partner lediglich einen monatlichen Scheck für seine Arbeit erhalten würde, sondern die Zusammenarbeit im Dialog geschieht -, dann ist das politische Aufklärungsarbeit, die ansatzweise mithilft, das politische Engagement der Bevölkerung zu stärken. Wenn zum Beispiel im DR Kongo großflächige Siedlungs- und Aufforstungs-Projekte vielfältige Einkommensmöglichkeiten für eine große Zahl von Bauernfamilien bieten, dann werden Modelle zur Förderung der Landwirtschaft geschaffen.
Gleichzeitig muss ich kritisch zugeben, dass den jeweiligen Ländern und deren Bevölkerung nur dann wirklich geholfen wird, wenn die Regierung Demokratie tatsächlich zulässt, wenn vor den Wahlen die Bevölkerung nicht doch von den Kandidaten bestochen und tribalistisch aufgehetzt wird und wenn die politische Gesamtsituation des Landes eine Übertragung von Landwirtschaftsmodellen überhaupt zulässt.
Mit anderen Worten: eine positive Veränderung von Gesellschaft und Politik ist nur möglich, wenn der politische Wille dazu vorhanden ist - ‘positive Veränderung' soll heißen, dass es der gesamten Bevölkerung insgesamt am Ende besser geht. Das erfordert, dass die Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit nicht punktuell bleiben, sondern strukturelle Auswirkung haben. Fehlender politischer Wille verweist letztlich wieder auf die politische Elite, die selbstbezogen und zynisch uninteressiert am Wohl der Bevölkerung ist. Das ist hinlänglich bekannt und wird nicht nur vom Norden, sondern auch von Afrikanern massiv kritisiert.
Vor allen technokratischen Überlegungen, wie Entwicklungszusammenarbeit verändert oder verbessert oder aufgegeben werden soll, lauten meines Erachtens die Kernfragen:
Wie kann diese politische Elite verändert oder von Politikern mit nationalem Interesse abgelöst werden?
Was läuft in Afrika und in den einzelnen Ländern hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen und politischen Entwicklung falsch?
Was läuft im Norden hinsichtlich von Entwicklungshilfe, Entwicklungspolitik und Entwicklungszusammenarbeit falsch?
Was läuft in Afrika und im Norden falsch hinsichtlich ihrer gegenseitigen Wahrnehmung?