Auch wenn bekanntermaßen und unbestritten Entwicklungshilfe ein wichtiges Instrument in den internationalen Beziehungen ist, und in Not geratenen Menschen um unserer gemeinsamen Zukunft willen geholfen werden muss, so habe ich mit zunehmendem Erstaunen die in dieser Rubrik veröffentlichten Beiträge gelesen.
Nach über 40 Jahren deutscher Hilfe an Afrika unter dem Titel "Hilfe zur Selbsthilfe" kann doch nur eines festgestellt werden, dass heute der afrikanische Kontinent südlich der Sahara brennt, nein, er lodert sogar, dass die afrikanische Völkergemeinschaft in Not ist und Flüchtlinge nach Europa strömen, jeden Tag, und ihr Leben riskieren um ein angeblich besseres Leben in der Fremde, bei uns in Europa. Die afrikanischen Vorzeigestaaten sind zu Problemstaaten geworden: Südafrika, Kenia, Côte d'Ivoire.
Trotz jahrzehntelanger Hilfe in Milliardenhöhe, des Einsatzes tüchtiger Entwicklungshelfer aus aller Herren Länder in Afrika und trotz heftig arbeitender internationaler und nationaler Gremien mit Sitzungen, einmal hier, einmal dort, bietet sich dem Bürger dieser triste und zugleich deprimierende Eindruck an.
Wollen wir dies? Genügt dies uns? Doch wohl nicht, denn sonst gäbe es ja nicht den Bonner Aufruf.
Eigentlich wird in keinem, von mir gelesenen Beitrag die deutliche Frage erhoben, welche Gründe für dieses schlechte Ergebnis ausschlaggebend sein könnten. Kann es wirklich nur die jetzige Struktur unserer Entwicklungshilfe sein? Liegt es etwa an der politischen Lage in Afrika, in seinen Staaten? Allein doch wohl kaum. Liegt es vielleicht an der derzeitigen Konzeption der deutschen Entwicklungshilfe, der europäischen? Allein doch wohl kaum. Hilft uns hier die in Deutschland immer wieder aus der Tasche gezogene, griffige, eigentlich nach jahrelanger Nutzung doch recht verbrauchte deutsche Oberthese "Hilfe zur Selbsthilfe"? Allein doch wohl kaum.
Ist dies aber wirklich die Konzeption, die wir benötigen, um Afrika, seine Regionen, die afrikanischen Staaten, also der uns geographisch nächstgelegene Kontinent mit all seinem natürlichen Reichtum zu unserem geschätzten politischen und wirtschaftlichen Partner zu machen?
Was haben wir denn seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa getan, dass unser Kontinent blüht und gedeiht, Krisen überwinden kann und international angesehen ist?
Wir haben politisch und wirtschaftlich miteinander kommuniziert und Programme, Politiken und Ziele entwickelt.
Haben wir das je mit Afrika, seinen Regionen, seinen Staaten in geeigneter Weise getan, versucht sie als politische gleichwertige Partner anzusehen?
Haben wir wirklich versucht, sie anders als Nur-Hilfsempfänger und Stimmpotential bei Abstimmungen in internationalen Gremien anzusehen?
Haben wir mit ihnen politische, politisch-wirtschaftliche Konzepte auf regionaler Ebene (regionale Staaten plus regionale internationale OrganisationenÙ), auf panafrikanischer Ebene besprochen und entwickelt, wie miteinander politisch, wirtschaftlich und kulturell in Zeiten einer möglicherweise doch irgendwie kontrollierbaren Globalisierung umgegangen werden soll, werden kann, werden muss?
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ven, 1 Mai 2009 - 21:37
Hans-Albrecht Max Schraepler
Botschafter a.D.
Fragen, die man sich eigentlich stellen sollte!
Auch wenn bekanntermaßen und unbestritten Entwicklungshilfe ein wichtiges Instrument in den internationalen Beziehungen ist, und in Not geratenen Menschen um unserer gemeinsamen Zukunft willen geholfen werden muss, so habe ich mit zunehmendem Erstaunen die in dieser Rubrik veröffentlichten Beiträge gelesen.
Nach über 40 Jahren deutscher Hilfe an Afrika unter dem Titel "Hilfe zur Selbsthilfe" kann doch nur eines festgestellt werden, dass heute der afrikanische Kontinent südlich der Sahara brennt, nein, er lodert sogar, dass die afrikanische Völkergemeinschaft in Not ist und Flüchtlinge nach Europa strömen, jeden Tag, und ihr Leben riskieren um ein angeblich besseres Leben in der Fremde, bei uns in Europa. Die afrikanischen Vorzeigestaaten sind zu Problemstaaten geworden: Südafrika, Kenia, Côte d'Ivoire.
Trotz jahrzehntelanger Hilfe in Milliardenhöhe, des Einsatzes tüchtiger Entwicklungshelfer aus aller Herren Länder in Afrika und trotz heftig arbeitender internationaler und nationaler Gremien mit Sitzungen, einmal hier, einmal dort, bietet sich dem Bürger dieser triste und zugleich deprimierende Eindruck an.
Wollen wir dies? Genügt dies uns? Doch wohl nicht, denn sonst gäbe es ja nicht den Bonner Aufruf.
Eigentlich wird in keinem, von mir gelesenen Beitrag die deutliche Frage erhoben, welche Gründe für dieses schlechte Ergebnis ausschlaggebend sein könnten. Kann es wirklich nur die jetzige Struktur unserer Entwicklungshilfe sein? Liegt es etwa an der politischen Lage in Afrika, in seinen Staaten? Allein doch wohl kaum. Liegt es vielleicht an der derzeitigen Konzeption der deutschen Entwicklungshilfe, der europäischen? Allein doch wohl kaum. Hilft uns hier die in Deutschland immer wieder aus der Tasche gezogene, griffige, eigentlich nach jahrelanger Nutzung doch recht verbrauchte deutsche Oberthese "Hilfe zur Selbsthilfe"? Allein doch wohl kaum.
Ist dies aber wirklich die Konzeption, die wir benötigen, um Afrika, seine Regionen, die afrikanischen Staaten, also der uns geographisch nächstgelegene Kontinent mit all seinem natürlichen Reichtum zu unserem geschätzten politischen und wirtschaftlichen Partner zu machen?
Was haben wir denn seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa getan, dass unser Kontinent blüht und gedeiht, Krisen überwinden kann und international angesehen ist?
Wir haben politisch und wirtschaftlich miteinander kommuniziert und Programme, Politiken und Ziele entwickelt.
Haben wir das je mit Afrika, seinen Regionen, seinen Staaten in geeigneter Weise getan, versucht sie als politische gleichwertige Partner anzusehen?
Haben wir wirklich versucht, sie anders als Nur-Hilfsempfänger und Stimmpotential bei Abstimmungen in internationalen Gremien anzusehen?
Haben wir mit ihnen politische, politisch-wirtschaftliche Konzepte auf regionaler Ebene (regionale Staaten plus regionale internationale OrganisationenÙ), auf panafrikanischer Ebene besprochen und entwickelt, wie miteinander politisch, wirtschaftlich und kulturell in Zeiten einer möglicherweise doch irgendwie kontrollierbaren Globalisierung umgegangen werden soll, werden kann, werden muss?
Aber: fragen Sie sich einfach selbst!
Hans-Albrecht Max Schraepler
Botschafter a. D.
Ù Literatur: Paul Yao-N'Dré, Hans-Albrecht Schraepler: "Les Organisations Internationales Africaines", erschienen 1999, Nouvelles Editions Africaines, Abidjan, Côte d'Ivoire (ISBN 2-911725-68-9)